Ist das alles? Teil 7

Autor: Dani
veröffentlicht am: 14.01.2008




Es war mir plötzlich einfach zu warm und stickig mit den ganzen Leuten in einem Raum, also beschloss ich, mich ein paar Minuten an einen Tisch nach draußen zu setzen. Christian wollte mich begleiten, aber dann wurde er zum Glück von seinen Kumpels auf ein Bier eingeladen, so konnte ich allein sein und in Ruhe etwas nachdenken.
Ich suchte mir einen schönen Platz unter einer der vielen Linden, die auch hier standen. Die Nacht war relativ warm und klar, so dass man die Sterne am Himmel sehen konnte. Das erinnerte mich an den ersten Abend der Klassenfahrt, an dem ich abends mit Stefan an Deck gelegen hatte. Ich konnte kaum glauben, dass das erst zwei Tage her war. Es war soviel passiert in der Zwischenzeit…
Meine Gedanken wanderten hier hin und dort hin, doch ich wurde jäh aus ihnen heraus gerissen, als eine Gruppe gröhlender junger Männer an meinem Platz vorbei spazierten.Ich dachte, sie würden einfach vorüber gehen, und dann hätte ich wieder meine Ruhe, doch dem war nicht so. Als sie mich entdeckt hatten, steuerten sie direkt auf mich zu und rückten ihre Stühle dich um den Tisch herum. Sie sprachen mit einem starken holländischem Akzent und das Lallen konnten sie auch nicht verbergen, was darauf schließen ließ, dass sie schon eine Menge Alkohol intus hatten.
Ich verstand kaum ein Wort von dem, was sie sagten und lächelte nur unsicher. Als die vier dann allesamt noch näher rutschten, wurde mir die Situation langsam unangenehm. Ich schob meinen Stuhl ein Stück zurück und wollte aufstehen um wieder in die Diskothek hinein zu gehen. Doch soweit kam ich gar nicht. Einer der vier, ein blonder Typ mit stahlgrauen Augen hielt mich fest und zog mich auf seinen Schoß. Er roch widerlich nach Alkohol und ich strampelte um von seinem Schoß hinunter zu kommen. Es half auch nichts, als ich ihn bat, mich doch los zu lassen. Sie lachten alle einfach nur.
Der Unbekannte streichelte meinen Rücken entlang und die Tränen begannen über mein Gesicht zu laufen. Was sollte ich nur machen? Hier draußen war keine Menschenseele und die Musik in der Disco war zu laut, als das mich irgendwer hätte hören können.
Verzweifelt ergab ich mich meinem Schicksal und schloss die Augen. Was hätte ich auch anderes tun sollen? Sie waren schließlich zu viert und ich allein…
Doch binnen Sekunden riss mich jemand von dem Schoß des unbekannten Holländers und ich flog rücklings gegen die Linde. Dort kauerte ich geschockt und wagte es gar nicht aufzusehen.Das brauchte ich auch gar nicht, denn ich erkannte Stefans Stimme. Mit einem bitterbösen Ton, machte er den vier besoffenen Typen klar, dass sie lieber ganz schnell das Weite suchen sollten.
Sie verschwanden auch relativ schnell und Stefan wandte sich um, um wieder hinein zu gehen.
'Stefan warte!', rief ich ihm hinterher und rappelte mich auf. Er drehte sich um und ich erschrak über den kalten Ausdruck in seinen doch sonst so warmen braunen Augen. 'Ich… ähh… nun… Danke!' ' Kein Problem. Du solltest dir deine neuen Lover das nächste Mal nur etwas sorgfältiger auswählen, oder du musst wirklich mal die Konsequenzen tragen!'Mit offenem Mund starrte ich ihn an. Ich begriff erst ein paar Sekunden später, was er da gerade gesagt hatte und wurde wütend: ' Sag mal bist du bekloppt? Was soll das denn heißen? Denkst du etwa ICH hätte diese schleimigen Typen angemacht?'
'Warum nicht? Das scheint doch deine Masche zu sein… erst einen auf schüchtern machen, und dann einfach fallen lassen!', meinte Stefan immer noch mit eiskaltem Blick.
So dachte er also über mich… Ich spürte die Tränen aufsteigen, sah ihn noch einen Moment mit unendlicher Enttäuschung an und wandte mich dann ab, um so schnell wie möglich zurück zum Schiff zu kommen. Fast blind vor Tränen rannte ich durch die Gassen, die in dieser Nacht wie ausgestorben waren. Es grenzte an ein Wunder, dass ich auf Anhieb den richtigen Weg zurück gefunden hatte. Wie eine Olympiasprinterin hetzte ich den Steg entlang, sprang mit einem Satz auf das Boot hinunter, strauchelte kurz, lief dann aber weiter. Mit aller Kraft zerrte ich die Luke zu den Kajüten auf, stolperte die Treppe hinunter und stürzte in mein Zimmer. Dort riss ich mir die Klamotten vom Leib schlüpfte einfach in eine ausgeleiertes XXL-T-Shirt und schmiss mich immer noch heulend auf mein Bett.
Ich stöpselte mir die Kopfhörer meines Mp3-Players in die Ohren, drehte die Lautstärke voll auf und weinte mich in den Schlaf.
Ich bekam nichts mehr mit, auch nicht, wie die anderen um ca. 4 Uhr nachts zurück kamen.Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich wie ausgebrannt. Mir graute es vor diesem Tag. Ich würde Christian wohl oder übel erklären müssen, warum ich so plötzlich weg war. Und noch viel schlimmer, ich würde zwangsläufig Stefan sehen müssen.
Aber mir würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich aus dem Bett zu quälen und mich den nahenden Situationen zu stellen. Ich schwang also die Beine aus dem Bett zog mir das T-Shirt über den Kopf, kramte das erstbeste aus meinem Koffer zusammen, dass ich fand und zog es an.
Dann öffnete ich leise die Tür, was nie gelang, da die Scharniere quietschten, als seien sie schon 100 Jahre alt. Als ich auf den Flur hinaus trat, war es noch sehr ruhig. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass er schon viertel vor acht war, aber da wohl alle gestern ziemlich tief ins Glas geschaut hatten, kamen sie heute nicht aus dem Bett. Ich hatte auch leichte Kopfschmerzen, aber die waren auszuhalten. Am Ende des Flures verschwand ich auf die Toilette, wusch mich und ging anschließend in den Gemeinschaftsraum. Auch da war noch niemand. In der Hoffnung Stefan nicht zu begegnen, kletterte ich die Treppe hinauf, zog die Luke zur Seite und setzte mich ein wenig an Deck. Heute würde wohl nicht so ein schöner Tag werden, wie die letzte es gewesen waren. Der Himmel war wolkenverhangen und ein Hauch von Regen lag in der Luft. Trotzdem war es ziemlich warm, so dass es immer noch angenehm war, sich draußen aufzuhalten.
Ich saß bestimmt eine halbe Stunde lang draußen, und noch immer gab es kein Lebenszeichen von den anderen. Also beschloss ich schon mal den Frühstückstisch zu decken.
Doch auch als ich damit fertig war, war noch niemand wach. Langsam ging ich den Gang entlang, bis ganz zum Ende. Hier war das Zimmer von Stefan… Vorsichtig legte ich ein Ohr an die Tür und lauschte. Ich hörte nur gleichmäßiges Atmen, woraus ich schloss, dass er noch schlief.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und drückte die Türklinke hinunter. Die Tür öffnete sich einen Spalt und offenbarte mir einen Blick auf den schlafenden Stefan. Die Decke war verrutscht, so dass ich seinen nackten Oberkörper sehen konnte. Seine ohnehin wuscheligen Haare standen in alle Richtungen ab, womit er einfach zum anbeißen aussah. Ich betrachtete ihn noch einige Sekunden lang, bis ich die Tür hinter mir wieder schloss und mich umdrehte.Ich erschrak heftig, als ich sah, wer da vor mir stand…

-Fortsetzung folgt-







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