Ist das alles? Teil 19

Autor: Dani
veröffentlicht am: 04.04.2009




Lang, lang ists her, seit ihr das letzte Mal etwas von mir gehört habe, aber ich habe das Schreiben nicht vergesen! Ein paar Sachen haben mir in letzter Zeit allerdings die Lust daran genommen, aber ich hoffe, dass diese Zeit nun vorbei ist! Jetzt viel Spaß beim Lesen!

********************

Kurze Zeit später erfüllte der fröhliche Klingelton meines Handys das Zimmer, was angesichts des harten Aufpralls an der Wand und auf dem Boden schon fast an ein Wunder grenzte. Ich ließ es klingeln, denn es war sicherlich nur Stefan, der mir mit Sprüchen wie: 'Es ist nicht so, wie es scheint…' oder 'Es tut mir ja sooo Leid!' kommen würde und davon hatte ich weiß Gott genug.
Warum passierte immer nur mir so etwas? Ich hatte mich zum ersten Mal richtig verliebt, über beide Ohren und mit Schmetterlingen im Bauch und für eine kurze Zeit hatte ich geglaubt, dass es Stefan genauso ging, aber da hatte ich mich wohl getäuscht.Meine Menschenkenntnis ließ wirklich zu wünschen übrig! Ich kann mir nicht erklären warum, aber so langsam glaube ich, dass wir Menschen überhaupt nicht in der Lage sind, miteinander umzugehen, ohne einander zu verletzen.
Mit einer Hand zog ich die Decke um meinen Körper, rollte mich zusammen und versank noch weiter in meine Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen.
So wurde es Abend, dann Nacht und schließlich brach ein neuer Tag an, der nur quälend langsam vorüber ging. So verhielt es sich auch mit den kommenden Tagen und Wochen. Mein Abitur, dem ich solange entgegen gefiebert hatte, hatte ich nun in der Tasche, aber es schien mir so nichtig und unwichtig angesichts des Verlustes des einzigen Menschen, dem ich je vertraut hatte.
Ich würde nur noch wenige Tage in dem verhassten Haus meiner Eltern verbringen, bevor ich mein eigenes Leben in einer anderen Stadt beginnen würde, weit weg von ihren Vorschriften und ihrer Bevormundung. Vor ein paar Wochen wäre ich dieses Umstands wegen ganz aus dem Häuschen gewesen, jetzt schien mir dieser Schritt in eine eigenständige Zukunft als Jura-Studentin gar nicht mehr so verlockend. Im Grunde genommen würde ich gar nicht 'frei' und 'eigenständig' sein, da ich mit dem Jura-Studium den Wunsch, der eher einem Befehl glich, meines Vaters erfüllte und er es auch war, der meine Wohnung in München, am anderen Ende Deutschlands, bezahlte. Trotzdem war ich froh, endlich von zu Hause weg zu kommen und einen Neuanfang zu machen.
Meine Wohnung lag in einem der schönsten Stadtteile Münchens, nicht zu weit von der Uni entfernt. Dennoch fühlte ich mich von Anfang an nicht so richtig wohl, da ich einfach kein Stadtmensch war und mir irgendetwas fehlte.
Ich kniete mich in mein Studium und hatte viel zu tun, so dass ich gelegentliche Einladungen von Kommilitonen immer ausschlug. So ging mein erstes Semester zu Ende, Freunde hatte ich nicht wirklich gefunden, aber ich hatte mir auch keine Mühe gegeben, das zu ändern.In den Semesterferien fuhr ich nicht nach Hause, sondern arbeitete wichtigen Stoff aus dem letzten Semester nach und es kam mir vor, als hätte sich mein Leben, trotz dieses großen Schrittes und all den Neuigkeiten gar nicht verändert. Noch immer lebte ich in meinem Schneckenhaus, noch immer war ich dem Druck meiner Eltern ausgeliefert, auch wenn sie hunderte von Kilometern entfernt in Norddeutschland wohnten und noch immer konnte ich nicht aufhören an Stefan zu denken, auch wenn ich mir jegliche Erinnerung an ihn verbot. Ich hatte sogar meine Sachen, die ich während der Abschlussfahrt getragen hatte in die Altkleidersammlung gegeben, aber ich habe es nie geschafft, die kurze kritzlige Nachricht mit seiner Nummer in den Müll zu werfen. Wie ein Schatz klemmt der kleine Zettel zwischen den Seiten meines Tagebuches und wartet darauf eines Tages noch einmal Verwendung zu finden.An einem verregneten Montagmorgen machte ich mich missgelaunt auf den Weg zur Uni um eine Vorlesung des absolut schrecklichsten Professors den es auf der großen weiten Welt geben mag zu besuchen. Meine Tasche war bis zum Rand vollgestopft mit Büchern, Collegeblöcken, einem Federmäppchen sowie einer Wasserflasche und zwei Äpfeln, aber zum Essen oder Trinken würde ich während der Vorlesung wahrscheinlich ohnehin keine Zeit haben. Weil ich spät dran war, nahm ich mein Frühstücksbrot in die eine und einen Regenschirm in die andere Hand und verließ die Wohnung. Die Fußgängerampel ein paar Meter weiter war gerade grün, doch wie ich mein Glück kannte, würde sie im nächsten Moment umspringen, also rannte ich die letzten Schritte, doch bevor ich auf die Straße treten konnte, platze meine Stofftasche mit einem lauten 'Ratsch' auf und der Inhalt verteilte sich quer über den Gehweg. Ein Apfel rollte auf de Straße und wurde von einem Auto dem Erdboden gleich gemacht.
Frustriert kniete ich mich hin und machte mich daran, meine Sachen wieder einzusammeln, wobei mir der Schirm aus der Hand glitt. Im nächsten Moment zog ich erschrocken meine Hand zurück, da ein Fahrradreifen gefährlich nahe zum Stehen kam.
'Wie wärs, wenn Du mir sagst, wie ich zur Uni komme, statt da aufm Boden rum zu hocken?', sprach der Besitzer des Fußes, der gerade wenige Zentimeter von meinem Gesicht auf dem Boden wippte.
Mit empört hochgezogenen Augenbrauen blickte ich auf und sah in zwei merkwürdig grün-braun gesprenkelte Augen, die mich ihrerseits ansahen. Verärgert wie ich war, vergaß ich meine Schüchternheit für einen Moment und raffte die letzten Hefte zusammen, schnappte meinen Schirm und ließ den unverschämten Typen mit einem verächtlichen Schnauben an Ort und Stelle stehen.
'Ohh, Miss Stimmlos redet wohl nicht mit jedem…', erklang da schon wieder diese Stimme und ich beschleunigte meine Schritte, was natürlich nicht den gewünschten Effekt brachte, denn er war schließlich mit dem Fahrrad unterwegs.
Er folgte mir einfach, als wäre er sicher, dass ich ihn dahin führen würde, wo er hin wollte. War es so offensichtlich, dass ich eine Studentin war? Wahrscheinlich schon, denn ich sah wohl aus, wie die typische Jura-Streberin…
Als die lange aber breite Treppe in Sicht kam, die zum Vorplatz des Universitätsgebäudes führte in Sicht kam, stahl sich ein diebisches Lächeln in mein Gesicht, denn ab dort würde dieser unverschämte Kerl mir nicht mehr folgen können, aber da hatte ich mich wohl getäuscht.
Denn statt ihn einfach würdevoll abzuhängen, wurde ich von ihm ausgelacht, während meine Gesichtszüge mir wohl entglitten waren, als er ganz cool neben mir auf dem Fahrrad die Treppe hinunter ratterte.
'Ahh, da vorne ist es ja… vielen Dank für die nette Führung, vielleicht sieht man sich mal wieder.' Und schon wieder dieses fiese Lachen und dann war er weg, endlich!
Noch auf dem Weg durch das Unigebäude zum Hörsaal dachte ich über das merkwürdige Erlebnis nach, schob es aber beiseite, als ich einen schönen Platz ergattern konnte und packte die schmutzigen Hefte auf den Tisch vor mich.
'Tzz, so sehen aber keine ordentlich geführten Aufzeichnungen aus! Wie soll ich die denn noch lesen können?' Nein, das träume ich jetzt nur, oder? Ich schloss einmal fest die Augen, bevor ich sie vorsichtig wieder öffnete. Ich hatte nicht geträumt… Der unfreundliche Fahrradfahrer saß in der Reihe vor mir, hatte sich umgedreht und ließ eines meiner Hefte zwischen Daumen und Zeigefinger baumeln.
Sprachlos starrte ich ihn an, bevor ich ihm mein Heft aus der Hand riss. Gerade öffnete ich den Mund, um ihm die Meinung zu sagen, als ich den grauen Anzug meines Professors in den Augenwinkeln wahr nahm und dann doch lieber meinen Mund hielt.
'Ahh, Fräulein Kramer… vorbildlich wie immer haben sie sich schon unserem Gastdozenten angenommen, sehr schön, sehr schön.', ließ die, für einen Mann seiner Statur viel zu hoch klingende, Stimme verlauten.
Aber, dieser unverschämte Typ sollte ein Gastdozent sein??? In Jura?? Das konnte doch nur ein übler Scherz sein! Schließlich würde so jemand sicher bessere Manieren an den Tag legen und zudem nicht zwischen den Studenten sitzen, oder? Andererseits war der Professor nicht gerade bekannt dafür, Witze zu reißen.
Diese Gedanken beschäftigten mich die ganze Vorlesung über, so dass ich nicht besonders viel mitbekam. Das bedeutete, dass ich wohl eine Nachtschicht einlegen musste, um den Stoff nachzuarbeiten und alles nur weil meine Tasche kaputt gegangen war! Manchmal hatte man einfach kein Glück, nur schien das bei mir dauernd der Fall zu sein.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz