Alone in the living hell - Teil 3

Autor: live love rock
veröffentlicht am: 04.04.2012


Als ich am nächsten Morgen vor dem Spiegel stand, versuchte ich verzweifelt meine Haare irgendwie hinzukriegen. Meine Brüder klopften schon wütend an die Tür, aber das war mir egal. Solange ich noch keinen Spiegel im Zimmer hatte, mussten sie eben damit leben. Schließlich gab ich es auf und verließ das Bad so wie jeden Tag. Wozu machte ich mir überhaupt die Mühe? Für Dave? Er sah ja irgendwie schon ziemlich süß aus. Aber ich hatte wirklich keine Lust auf so ein arrogantes Arschloch. Oder war er gar nicht so arrogant?

In der Küche bereitete ich das Frühstück vor und wie schon gewohnt stürmten meine Brüder das Zimmer und stopften sich alles in den Mund was nicht niet- und nagelfest war. Ich verdrehte die Augen und nahm mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank. Mein Dad kam durch die Tür und gab mir einen Kuss aufs Haar. Danach verschwand er schon. Zusammen mit Dennis ging ich dann auch endlich aus dem Haus des Schreckens und fuhr zur Schule. Ich freute mich Mila zu sehen. Das war aber auch das Einzige was die Schule an positiven Dingen zu bieten hatte. Mila hatte erzählt, dass wir heute Sport hätten und mir das wohl echt Spaß machen könnte. Normal war Vanessa wirklich sportlich aber gegen mich hätte sie wohl keine Chance. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. Das klang doch gar nicht schlecht. Ich ging also mit meiner Tasche zur Sporthalle, wo mich Mila schon erwartete. „Komm wir können uns schon umziehen.“ In der Umkleide hatte ich wie gewohnt meine kurze Sporthose an. Naja es waren eher Shorts. Ich hasste es lange Sachen anzuziehen, wenn ich Sport machte. Also waren meine Hosen stets so lang, um gerade so das nötigste zu bedecken. Ich konnte es mir ja leisten. Dann zog ich mir mein Top über und meine Sportbandage. Ich hatte mit 12 Jahren einen Bänderriss und ich hatte es noch immer nicht geschafft, das Fußgelenk wieder zu stabilisieren. Beim Kickboxen hatte ich eine Bandage um und belastete den Fuß nur gering. Beim normalen Sport musste ich die Stützbandage tragen. Noch schnell die Schuhe übergezogen und auf ging es in die Halle. Dort hatte sich eine kleine Gruppe um Vanessa versammelt, die einen Handstand machte. Ich schmunzelte. „Wie süß“ murmelte ich und machte mich mit Mila etwas warm. Vanessa kam auf uns zu. „Süß? Machs nach!“ Ich sah sie kurz abwertend an und holte dann Schwung für einen Handstand. Das war die leichteste Übung für mich. Vanessa sah mich an. „Sieht ja ganz nett aus.“ – „Mehr hast du auch nicht gemacht“ erwiderte ich und ging auf den Händen auf sie zu. Dort blieb ich stehen und nahm eine in die Luft. Ich ließ mich wieder zurückfallen und hörte ein bisschen Applaus hinter mir. Vanessa rümpfte lediglich die Nase und drehte sich um. Ich konnte mir ein Lachen einfach nicht verkneifen. „Da hat sie wohl ne Konkurrentin bekommen.“ hörte ich eine Stimme hinter mir sagen. Erschrocken drehte ich mich um und sah in das Gesicht des Sportlehrers. „Ich…ähm…ja…“ Mila fiel mir ins Wort. „Sie ist Kickboxerin. Unzwar keine schlechte!“ Der Lehrer sah mich neugierig an. „Sehr interessant Alex. Dann werden sie in Punkto Sportlichkeit ja keine Probleme haben.“ Ich nickte lediglich und ging mit Mila zum Barren. Boden- und Geräteturnen war angesagt. Ich mochte es am Barren zu turnen. Durch meine Kraft in den Armen konnte ich mich gut und lange hoch stützen.

Der Lehrer Pfiff einmal, was bedeutete, dass wir loslegen sollten. Zuerst war Mila an der Reihe. Sie nahm allerdings den Stufenbarren. Doch was sie dort machte, sah wirklich gut aus. Sie beherrschte eine totale Körperspannung und führte die Figuren sauber aus – bis zum Schluss. Dann ging ich zum Barren. Ich wollte nichts Aufwendiges machen. So dauerte die ganze Show auch nicht sehr lange. Lediglich einen Handstand-Überschlag wollte ich noch machen, um mich aus dem Barren zu schwingen. Plötzlich durchzog mein Bein ein stechender Schmerz. Ich war beim Aufkommen umgeknickt mit meinem ‚kaputten’ Bein. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt ich mir mein Bein und kauerte auf dem Boden. „Aleex“, hörte ich Mila entsetzt rufen. Ich zog mich am Barren hoch und sah sie an. „Alles gut geht schon wieder.“ murmelte ich. Vanessa kam mit verschränkten Armen und einem Grinsen im Gesicht auf uns zu. „Na da hat sich die tolle Sportlerin wohl etwas übernommen.“ Ich überhörte diesen Kommentar und hüpfte auf einem Bein zu einer Bank. Der Lehrer kam schon mit einem Kühlpad. Ich zog mir vorsichtig den Schuh aus. Das war noch kein Problem, denn den konnte ich weit aufschnüren. Jetzt kam die Stützbandage. Ich zog etwas daran, aber es half nichts. „Kann mir einer mal eine Schere holen?!“ Mila lief los und kam mit einer großen Schere wieder. Sie schnitt die Bandage durch und ich begutachtete meinen Knöchel. „Du musst ins Krankenhaus Alex.“ Mila sah mich besorgt an. Ich schüttelte schnell den Kopf. „Quatsch ist bestimmt nur überdehnt!“ erwiderte ich doch auch der Lehrer stimmte Mila zu. „Sicher ist sicher Alex. Sie müssen das untersuchen lassen!“ Ich seufzte leise und stützte mich auf Mila ab. Der Lehrer holte Dennis aus dem Unterricht, damit er mich, bzw. Mila und mich, fahren konnte.

Während der Autofahrt herrschte bedrücktes Schweigen. Irgendwann räusperte Dennis sich und sah mich kurz an. „Wie ist das passiert?“ Ich sah zur Seite aus dem Fenster. „Barren.“ murmelte ich nur und Dennis nickte. Endlich waren wir am Krankenhaus angekommen. Jetzt hieß es erst einmal warten. Das konnte ja ewig dauern. Endlich kam eine Schwester in das Wartezimmer und holte mich. Das Bein wurde geröntgt.

Wenigstens musste ich jetzt nur eine halbe Stunde auf das Ergebnis warten. Die Zeit schien still zu stehen, doch dann konnte ich mir endlich das Ergebnis der Untersuchung anhören. Ich hatte einen Bänderriss – mal wieder. Klasse! Ich bekam einen Stützverband und eine Schiene. Außerdem bekam ich noch Krücken zum laufen. Ich konnte mich gerade selber verfluchen. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt konnte ich wieder mindestens 6 Wochen gar nicht trainieren. Meine ganze bisherige Arbeit war umsonst. Ich konnte wieder von vorne anfangen das Bein zu stärken.






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