Neues Ich? - Teil 20

Autor: Anny
veröffentlicht am: 12.06.2012


Ryan
Alle Hoffnung, alle Freude, allen Verstand. Sie sah ziemlich schlecht gelaunt aus, als Madame Toutou bekannt gab, dass wir jetzt Partner sind. Ich war eigentlich nur wegen ihr hier. Vielleicht konnte ich ihr so wieder näher kommen, das war zumindest der Plan. Ich wusste gar nicht was für eine Szene wir nun spielen sollten und Elina schien nicht sehr gesprächig, da sagte Madame Toutou „So Elina et Ryan, sie üben draußen jetzt an ihrer Szene, oui?“ es war aber mehr eine Ansage, als Frage. Wir gingen raus und setzten uns auf eine Bank die vor einem Baum stand, der Schatten spendete. „Okay, wir müssen eine Szene aus 10 Things I Hate About You spielen. Patrick hat es gerade so richtig bei Kat verschissen und will sich wieder vertragen. Aber Kat ist stur und schreibt in der Schule ein Gedicht, das muss ich dann vorlesen, dann vertragen die beiden sich wieder und gut ist. Verstanden?“ sagte sie mehr, als das sie fragte. Welche Ironie…Ich hatte ihr zwar zugehört, war aber viel zu auf sie fixiert. Sie endlich in meiner Nähe zu haben…
Elina
Dieser Idiot starrt mit die ganze Zeit nur an, ich wette der hat gar nichts verstanden! Aber er sah auch verdammt süß aus, wie er da saß mit seinen Nussbraunen Augen die so funkelten, wenn ich anfing zu sprechen… Nein Elina, vergiss ihn, schluck die Gefühle runter! Ich verdrängte diese Sehnsucht schnell, immerhin waren wir ja nicht zusammen, wir haben nur geknutscht und gekuschelt und… Mist wir hatten so schöne Momente, so schöne Momente die ich nicht missen möchte…aber diese Kim!
Am nächsten Tag mussten wir unsere Szene vor Madame Toutou spielen. Ich war immer noch sauer und verletzt weshalb mir diese Rolle als verletzte Kat nicht schwer viel…
Wir fingen an und stritten uns heftig, dann kam der Teil mit dem Gedicht…

„Ich hasse, wie du mit mir sprichst, und deine komische Frisur!

Ich hasse, wie du Auto fährst, und deine ganze Machotour!

Ich hasse deine Art mich anzuglotzen und dich ständig einzuschleimen.

Ich hasse es so sehr, ich muss fast kotzen, noch mehr als bei diesen Reimen.

Ich hasse es, wenn du Recht behältst, und deine Lügerei.

Ich hasse, wenn du mich zum Lachen bringst, noch mehr als meine Heulerei.

Ich hasse, wenn du nicht da bist und dass du mich nicht angerufen hast.

Doch am meisten hasse ich, dass ich dich nicht hassen kann.

Nicht mal ein wenig, nicht mal ein bisschen. Nicht einmal Fast.“
Mir stiegen die Tränen wieder in die Augen, dieses Gedicht hatte so viel Wahres. Ich hasste seine dämliche Machotour und er fuhr schrecklich Auto. Ich hasste, wenn er mich zum Weinen brachte.
Ich hasste wie er mich anglotzt, wenn ich sauer auf ihn war. Ich hasste es dieses Gedicht in sein Gesicht zu sagen, weil ich wusste, dass es wahr ist und eindeutig passt. Ich hasse es, wenn er Recht hatte, als er sagte, dass ich irgendwann mal mit ihm ausgehe. Ich hasste seine dummen Lügen und vor allem diese Kim-Lüge. Ich hasste, wenn ich mir mein Lachen verkneifen musste, die gesamte letzte Woche nur um ihn keine Chance zu geben, um sich wieder einzuschleimen. Ich hasste, dass er nicht da war, obwohl ich ihn weggestoßen habe und am meisten hasste ich, dass ich ihn nicht hassen konnte. „Nicht mal ein wenig, nicht mal ein bisschen, nicht mal ein Fast.“ Ich wiederholte diesen letzten Satz unbewusst nochmal und stand mit Tränen in den Augen und wie angewurzelte auf der Bühne. Ryan stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt und ich spürte, dass unsere Gesichter sich immer näher kamen. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wischte mir mit beiden Daumen die Tränen von der Wange, mein Gesicht hielt er immer noch fest. Er lächelte schief und sagte „Es tut mir Leid, einfach alles. Das mit Kim, war so nicht geplant, sie hat ein Austauschjahr gemacht und für mich war die Beziehung beendet. Es tut mir leid, dass sie so herein geplatzt ist und ich wollte dich niemals verarschen, hörst du? Niemals. Ich will dich nicht verlieren, ich habe mich geändert, du hast mich geändert! Die Gesamte letzte Woche ging es mir einfach nur so mies. Es ist als hättest du einen Teil von mir mitgenommen und nur eine Hülle, eine Hülle ohne Herz zurückgelassen. Den Schmerz und die Trauer hast du gelassen. Genommen die Hoffnung, Geborgenheit und meine Seele...“ Dann sah er mir tief in die Augen und legte seine Lippen vorsichtig auf meine… Wie ferngesteuert erwiderte ich seinen Kuss und schmiegte mich an ihn. „Super, Super!“ kreischte und klatschte es aus dem Publikum. Wir sahen uns immer noch in die Augen und ich merkte wie mein ein kleines Lächeln über die Lippen huschten. Als wir unsere Umwelt wieder realisiert hatten lösten wir uns hektisch voneinander und standen nervös und unfähig etwas zu sagen nebeneinander. Die ganze Theatergruppe konnte sich ihr Grinsen nicht mehr verkneifen und Madame Toutou war komplett entzückt und aufgeregt. Sie redete die ganze Zeit etwas auf Französisch und klatschte in ihre Hände. Aber war ich begeistert von der ganzen Sache? Ich meine, es war total süß, was er gesagt hat und vielleicht stimmt das ja mit Kim… aber sollte ich ihm noch eine Chance geben? Ihm vertrauen?
Ich bemerkte wie Ryan meine Hand nahm, ich sah ihn an und er lächelte zaghaft. Ich ließ seine Hand nicht los, obwohl ich mir überhaupt nicht im Klaren war, was ich da gerade tat. „Oui, Oui, Oui! Das ist Theater!“ sagte Mademe Toutou, die uns beide in ihre Arme schloss, sodass sich unsere Hände trennten. Danach lief ich hinter die Bühne um meine Klamotten zu holen. Ich packte gerade mein Zeug in die Tasche, als ich durch den Spiegel sah, wie Ryan an der Tür lehnte. Ich blieb wie eingefroren stehen und sah ihn durch den Spiegel an. Er kam auf mich zu und ich drehte mich um. „Ich meinte das vorhin ernst, Elina.“ Sagte er traurig. Ich hoffte es so sehr… War ich bereit ihm zu verzeihen? „Bitte, Elina. Wir gehen aus und ich erkläre dir alles bis ins letzte Detail.“ Sagte er nochmals. Ich ließ mich wie losgelöst in seine Arme fallen, es war als würde jemand die Stricke, die mich von ihm fernhielten durchschneiden und ich würde einfach fallen. Ich würde in die tiefe fallen, wenn er nicht da wäre und mich auffangen würde… „Du hast mir so gefehlt.“ Flüsterte ich und musste mir die angesammelten Tränen der letzten Woche verkneifen. Er umschloss mich mit seinen muskulösen Armen, wie ich die vermisst habe, und drückte mich an sich. Er legte sein Kinn auf meinen Kopf und strich mir mit einer Hand über den Kopf. „Und du mir erst.“ Erwiderte er. Dann richtete er meinen Kopf auf und sagte „Wein doch nicht immer, Süße.“ Er lächelte leicht. „Du Idiot.“ Sagte ich lachend und wollte mit einer Hand vorsichtig auf seine Brust schlagen, als er meine Hand stoppte und meine Finger mit seinen spreizte. Ich fühlte mich so geborgen und glücklich in seiner Nähe, auch nach dem ganzen Mist der letzten Zeit…
„Sag mal, wie geh es eigentlich Chris?“ fragte ich. Ich hatte ihn ja völlig vergessen, der Arme mit gebrochenem Knöchel sitzt ganz allein im Zimmer. „Oh stimmt…“ lachte Ryan. Ich holte meine Tasche und wir gingen zu Chris. Auf dem Gesamten Weg pikste mir Ryan in die Seite oder neckte mich. Wir klopften am Zimmer und ich machte vorsichtig die Tür auf. „Chris?“ fragte ich vorsichtig. Nicht das er gerade aus der Dusche kam und nackt war oder so. Da traf es mich wie ein Blitzschlag. Saß er nicht total relaxed auf der Couch und aß Chips? OHNE GIBSFUSS! „Warste bei einem Wunderheiler?“ fragte ich misstrauisch. „Oh Fuck… ähm der Arzt hatte noch mal angerufen und gemeint, dass es doch nicht so schlimm war.“ Druckste er herum. „Nicht dein Ernst Bruder. Aber geile Nummer.“ Lachte Ryan und setzt sich neben ihn. „Ihr seid so blöd!“ sagte ich gespielt böse und verschränkte die Arme. „Los, komm her, Süße.“ Grinste Ryan und öffnete die Arme. Ich blieb stur stehen und schmollte beide an. „Dann hol ich dich eben.“ Lachte er. Dann erhob er sich und kam zu mir, ich wollte mich noch wehren, aber er war einfach zu stark. Er hob mich hoch und setzt mich wie eine Puppe neben sich. „Und ihr zwei, da läuft nichts?“ hakte Chris lachend nach. Ich war immer noch total abgelenkt, weil Ryan mich wieder ärgerte, dass ich gar nicht mitbekomme, dass Chris etwas gesagt hatte. „Hm Schatz, läuft da was?“ fragte mich Ryan lachend. Wie Schatz? „Hä, wie jetzt?“ fragte ich verwirrt. Er konnte sich sein Lachen nicht mehr verkneifen und es platzte förmlich aus ihm heraus. Chris konnte sich auch nicht mehr halten vor Lachen. „Ihr seid doch doof, alle beide.“ Sagte ich und wollte stehen. Ryan stand auf und umarmte mich von hinten. „Sehen wir uns nachher?“ hauchte er mir ins Ohr und küsste meinen Hals. Ich drehte mich um und gab ihn einen Kuss auf die Wange, „Du hast mir schließlich einiges zu erklären.“ Grinste ich nachdenklich und ging.






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