Neues Ich? - Teil 19

Autor: Anny
veröffentlicht am: 11.06.2012


Kapitel 19
Liebe macht süchtig, betrunken und blind…
Die Tränen flossen mir über die Wange, bis zum Kinn herunter. Ich hatte einen Tunnelblick und fühlte nur noch Schmerz, Schmerz und verdammt viel Wut. Enttäuschung war sicherlich auch noch dabei… Ich öffne mich einmal für einen Typen und was kommt dabei heraus? Er verarscht mich komplett. Ich bereue es so, ich bereue es, dass ich mich auf ihn eingelassen habe. Warum war ich so dumm und naiv geworden? Nun, ich denke ich war verliebt…
Ryan
Sie wollte mich einfach nicht sehen, nun ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich denke, ich hätte genauso reagiert, aber ich konnte es ihr doch erklären! Ich war einfach so ein Vollidiot. Ich saß wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Zimmer von Elina. Irgendwann musste sie doch das Zimmer verlassen… hoffte ich. Dann bog Ray mit Fabi um die Ecke und warf mir einen bösen Blick zu. „Leute, ich kann…“ „Du kannst es erklären? Alles klar…“ unterbrach mich Rachel. Ich stand auf und gestikulierte wild herum. „Ich wusste doch auch nicht, dass Kim auf einmal hier auftaucht. Ich, ich Fuck.“ Sagte ich verzweifelt und stütze mich gegen die Wand. „Verschwinde Ryan. Ich lass dich nicht an sie heran. Du hast sie so verletzt und verarscht.“ Schrie Rachel entschlossen und drohte mir beinahe. „Hör ihm doch erst einmal zu.“ Sagte Fabi ruhig zu Ray. „Ach du unterstütz das Ganze auch? Schönen Dank.“ Schrie sie und ging ins Zimmer. Fabi und ich blieben einfach davor stehen und er sah mich böse und genervt an. Toll, jetzt hat er noch Stress mit Rachel. Ich bin so ein Vollidiot einfach nur. „Danke Alter.“ Sagte Fabi genervt. „Ach Fuck, es tut mir so verdammt leid. Alles tut mir Leid…“ erwiderte ich, wendete meinen Blick jedoch in Richtung Tür. Wie oft ich diesen Tag schon Fuck sagte… „Schon okay, dass mit Rachel bekomm ich wieder hin, aber Elina…“ sagte er und ich wurde hellhörig bei dem Namen von ihr. „Sie hasst mich… sie wird mich für immer hassen.“ Sagte ich vor mir her. „Komm erstmal, wir können nicht den ganzen Tag vor ihrer Tür stehen.“ Sagte Fabi und zog mich am Arm mit. „Aber, aber ich muss doch mit ihr reden.“ Stammelte ich. „Erst einmal musst du das mit Kim regeln und dich beruhigen. Gott Kim, ich verabscheue sie einfach nur so sehr. Früher dachte ich echt, wir wären ein super Paar. Sie im Cheerleader-Team und ich im Football-Team… klischeehaft, aber passend dachte ich mir. Sie war groß und schlank und hatte blondes Haar. Barbie eben. Heute fand ich sie einfach nur billig und leichtzuhaben. Nicht tiefsinnig, in keinster Weise attraktiv. Für mich zählte nur noch Elina…
Elina
„Hey Maus, komm erst einmal her.“ Sagte Ray traurig und schloss mich in ihre Arme. Ich ergriff sie sofort dankend und heulte nochmals los. „Er ist einfach ein Idiot, er ist es nicht wert zu weinen.“ Sagte sie und strich mir mit ihren Fingern die Tränen von der Wange. Ich nickte nur und sah sie traurig an. Idiot war da noch deutlich untertrieben. Ray schaffte es mich ein wenig zu beruhigen und wir setzten uns auf ihr Bett und schauten Fern. Wir blieben den ganzen Tag über im Zimmer. Abends aßen wir eine große Packung Eiscreme und bestellten uns vorher noch eine Pizza. Wir schauten Sex and the City und danach einen Horrorfilm. Das lenkte mich alles ein wenig ab. Ryan versuchte immer wieder mich anzurufen, aber mein Handy hatte ich nach einer Weile einfach ausgestellt. Männerfreier-Abend nannten wir das Ganze.
Die gesamte nächste Woche versuchte ich Ryan so gut es ging aus dem Weg zu gehen, was sich als nicht ganz einfach darstellte. Immerhin hatten wir die Selben Freunde und auch Unterricht zusammen. Ich merkte, wie er mich im Unterricht ansah und er nutzte jede noch so kleine Gelegenheit um mit mir zu sprechen. Ich antwortete ihm jedoch nie und gab ihm keine Chance sich zuerklären. Innerlich zerbrach ich immer mehr, egal was ich machte die Gefühle blieben. Die Gefühle, die Enttäuschung, die Wut… es blieb alles. Gestern sah ich wie Ryan und Kim sich heftig stritten, Krach im Liebesnest, dachte ich mir nur und ging in die andere Richtung. Ryan ließ mir natürlich hinterher, aber mittlerweile war ich geschickt genug um ihn gut aus dem Weg zu gehen.
Nun war schon wieder Montag und wir hatten Theaterprobe. Chris und ich haben mittlerweile ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut, Passte auch besser zu uns. Wir waren einfach nur für einander geschaffen. Er versuchte mich einmal auf Ryan anzusprechen, ich gab ihm aber keine großartigen Antworten. Gerade als wir alle im Halbkreis saßen und unsere Theaterlehrerin noch einige Tipps für unsere Szene geben wollte, klopfte es an der Tür. Wohl ein neues Mitglied, dachte ich mir und drehte mich nicht um. „Ahh Monsieur Ryan.“ Lachte unserer Lehrerin. Moment… Monsieur Ryan? Dummer Zufall, dachte ich mir und musste innerlich schmunzeln. Jetzt hörte ich schon seinen Namen. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“ Sagte dieser Kerl. Die Stimme war mir sehr bekannt, sie klang wirklich wie Ryan, aber ich wusste das er nichts mit Theater am Hut hatte, also konnte er es gar nicht sein. Dieser Kerl setzte sich neben mich und ich warf erstmals einen Blick zu ihm herüber… ein Fehler.
Ich war total perplex und mein Gesicht schien eingefroren. Neben mir saß allen Ernstes Ryan, Ryan Oclay. Er sah mich total unsicher an und wartete sicherlich auf eine Antwort. Ich gab ihm keine und meldete mich „Oui Madame Elina?“ sagte unsere Lehrerin. „Dürfte ich mal auf die Toilette, ich glaube ich muss kotzen. Oh, Je m’excuse, ich meine mir ist schlecht.“ Antwortete ich und warf Ryan einen bösen Blick zu. „Oui, bien sûr.“ Sagte sie und zeigte zur Tür. Natürlich war mir nicht wirklich schlecht, aber ich musste diese Aktion jetzt erst einmal verkraften. Was sollte das jetzt? Jetzt meldet dieser Arsch sich auch noch in MEINEM Theaterkurs an? Kann er nicht einfach verschwinden… aus meinem Leben verschwinden?
Ich hörte Schreie, die aus dem Theaterraum kamen und ich rannte schnell zurück. Ich konnte sehen wir Chris auf dem Boden lag und sich vor Schmerzen krümmte. Ryan saß daneben und entschuldigte sich ständig. „Chris, was ist passiert, geht’s dir gut?“ fragte ich nervös. „Nein Fuck, Ryan hat den Balken fallen lassen. Mein Fuß, ich glaube er ist gebrochen!“ schrie er beinahe. Ich sah Ryan strafend an und schrie in an „Was bist du nur für ein Idiot! Musst du eigentlich jeden, dem du wichtig bist, verletzen?“ „Es-es tut mir Leid…“ stammelte er unsicher vor sich her. Ich wendete mich von ihm ab und schaute wieder zu Chris. „Okay, okay… ich stütz dich und dann bring ich dich zum Schularzt?“ fragte ich Chris einfühlsam. „Du schaffst das nicht allein, ich helfe dir.“ Sagte Ryan plötzlich. Wenn ich nicht selbst gewusst hätte, dass ich Chris nicht alleine stützen kann hätte ich ihn einfach ignoriert. Noch dazu sah mich Chris vorwurfsvoll an und ich akzeptierte Ryans Hilfe. Wir stützen ihn beide mit einer Hand am Rücken und mit der anderen am Arm, dabei berührten sich unsere Hände ganz vorsichtig. Ich konnte aber nichts dagegen machen, da ich sonst Chris im wahrsten Sinne des Wortes hängen gelassen hätte. Wir trugen ihn bis zum Krankenzimmer, wo festgestellt wurde, dass er sich den Knöchel gebrochen hatte. „Toll, jetzt hab ich keinen Partner mehr für die Szene.“ Fluchte ich. „Unsere Lehrerin findet schon einen würdigen Ersatz.“ Grinste Chris. Wir brachten ihn noch in sein Zimmer und wollten dann zurück zum Theaterraum. Getrennt. „Hey Elina, lauf doch nicht schon wieder weg.“ Rief Ryan hinter mir, als ich einen anderen Weg gehen wollte, als er. Ich drehte mich um und stütze die Hand in die Hüfte. „Was?“ fragte ich genervt. „Können wir nicht mal ordentlich reden? Bitte.“ Bat er mich. „Wir müssen in den Unterricht.“ Sagte ich emotionslos. Verdammt, ich halte das nicht mehr lange durch. Ich halte es nicht mehr aus in seine Augen zu sehen und ihn jedes Mal wegzuschicken… Die Gefühle gingen einfach nicht vorbei.
Im Theaterraum angekommen fragte uns Madame Toutou „Und was ist mit Monsieur Chris?“ sie sah besorgt aus, aber sicherlich nicht wegen ihm sondern nur wegen ihrem Theaterstück… „Hat sich den Knöchel gebrochen…“ sagte ich leicht genervt. „Ah Oui? Dann ist eben Monsieur Ryan ihr neuer Partner.“ Schaute sie zufrieden. Ich war alles andere als zufrieden… Jetzt durfte ich diese Liebeschnulze auch noch mit Ryan spielen? Na Prost Mahlzeit! Ich verdrehte die Augen und schnaufte auf, dann sagte ich „Aber er kennt den Text doch gar nicht und …“ sie unterbrach mich „Non, non et non, dann bringen sie es ihm bei.“ Sagte sie etwas kräftiger. Was Ryan in dem Moment dachte wusste ich nicht. Sicherlich, dass er jetzt einen Weiberheld spielen durfte, der gerne Frauen verarscht… Ist ja zum richtigen Leben nicht weit entfernt, nicht wahr?
Ryan
Toll, sie hasst mich… Ich habe die letzte gesamte Woche versucht mit ihr zureden, nicht locker gelassen, doch sie hat immer einen Weg gefunden mir aus dem Weg zu gehen… Dann hat sie mich den einen Tag auch noch mit Kim gesehen, wer weiß was sie da schon wieder denkt? Kim habe ich eindeutig den Laufpass gegeben, für mich war die Beziehung sowieso nie zu retten, nachdem sie sich entschieden hatte ein Austauschjahr zu machen, aber sie sah dies anscheinend anders. Mit Kim ist auf jeden Fall endgültig Schluss. Ich wollte nur Elina…
Ich war total fertig, ich habe kaum geschlafen und war auch nicht beim Training. Mir ging es einfach komplett mies und ich verbreitet nur noch schlechte Laune. Sie fehlte mir, sie fehlte mir so sehr… Es war, als würde ein Teil von mir fehlen, als wäre ich nicht komplett. Nicht mehr der Mensch der ich früher war, nicht der Mensch den sie aus mir gemacht hatte, nein ich war ein Schatten meiner Selbst. Nur noch ein Schatten, dessen Herz, dessen Augenstern, dessen Liebe mitgenommen wurde. Alle Hoffnung, alle Freude, aller Verstand.






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