Neubeginn – Schmerzhaft oder Schön? - Teil 7

Autor: Laura
veröffentlicht am: 27.06.2012


Hallo ihr Lieben. Nach etwas längerer Zeit, sende ich mal wieder einen neuen Teil ein. Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat. Erst war ich auf Klassenfahrt und dann hatte ich keine Lust zu schreiben, was einzuschicken oder zu Lesen, da ich auch ein wenig Probleme im Moment habe..

Genug erzählt. Viel Spaß mit Teil 7 und ich würde mich sehr über Kommentare freuen. :)

Laura

7.
In den nächsten Wochen haben wir uns immer besser kennen gelernt. Wir sind jeden Morgen zusammen zur Schule gelaufen und haben häufig die Nachmittage zusammen verbracht. Manchmal, wenn das Wetter gut war, haben wir uns getroffen um zusammen joggen zu gehen. An anderen Tagen waren wir mit Niks Freunden, oder Juli und Tino, sowie den anderen unterwegs.
Wir sind sehr gute Freunde geworden, obwohl öfter eine knisternde Spannung zwischen uns lag. Wenn ich in seine Augen gesehen habe, sind mir nach wie vor die Knie weich geworden.

Wir liegen gerade zuhause auf meinem Bett und jeder hält einen Kakao, unser Standartgetränk, in den Händen. Mein Kopf liegt auf seinem, ich muss sagen ziemlich muskulösen Bauch. Wir haben zusammen Hausaufgaben gemacht und reden jetzt ein wenig über alles Mögliche.
Ich habe mir gestern Abend vorgenommen, ihm endlich die Geschichte meines Vaters zu erzählen.
Es beschäftigt mich nach wie vor sehr und gestern Abend habe ich wieder besonders doll an die alte Zeit gedacht. Ich merke wie mir, wieder einmal ungewollt, eine Träne über die Wange kullert. Nik streicht mir zärtlich mit dem Finger über die Wange und fängt die einsame Träne auf.
„Willst du mir endlich erzählen was dich immer so bedrückt? Das ist doch nicht nur einmal, ich sehe, dass du ziemlich oft traurig wegen etwas bist, was du mir noch nicht sagen wolltest. Ich möchte dich nicht drängen. Wenn du noch nicht bereit dazu bist, dann lass dir so viel Zeit wie du möchtest. Du weißt ich bin immer für dich da.“ Er streicht mir nochmals über die Wange. An der Stelle, an der mich seine Hand berührt hat, brennt mir die Haut. Warum eigentlich? Wir sind doch nur Freunde, gute Freunde, obwohl er so mitfühlend ist und liebevoll zu mir. Nik ist mir ziemlich wichtig geworden, stelle ich fest. Er kennt mich so gut, wie niemand anderes hier in dieser Gegend. Nicht einmal Juli, die mittlerweile meine beste Freundin geworden ist. Sie merkt zwar, dass mich etwas bedrückt und schafft es mich jedes Mal wieder aufzuheitern, aber es ist nicht dasselbe.
Ich drehe mich so, dass ich Niks Gesicht sehen kann. Er lächelt mich aufmunternd an.

„Vor ungefähr einem halben Jahr sind mein Vater, meine Mutter und ich mit dem Auto gefahren. Es war schon dunkel.“, beginne ich meine Erzählung. „Wir waren am Wochenende bei meiner Oma und waren gerade auf dem Weg nach Hause, zurück nach Berlin in unsere kleine, geliebte Wohnung. Mit einem Mal habe ich aufgeschrien. Auf der Fahrbahn, unmittelbar vor uns ist ein Auto gefahren. Aber in die falsche Richtung. Direkt auf uns zu. Ich wollte meine Eltern warnen, aber sie hatten es natürlich schon bemerkt. Mein Vater konnte nicht auf die andere Bahn, denn dort fuhr zu viele Autos.“, ich merkte wieder einmal eine Träne meine Wange hinunterlaufen. Nik streicht sie mir aus dem Gesicht.
„Also hatten wir keine Möglichkeit auszuweichen. Keine einzige. Das Auto kam immer näher und es kam mir so vor, als würde es immer schneller werden. Dann krachte es gegen das unsere. Wir wurden alle schwer verletzt und mit einem Rettungshubschrauber in das nächste Krankenhaus geflogen.
Später erzählten sie uns, der Fahrer sei betrunken gewesen. Ich hasse Alkohol, denn er kann die Leben derer zerstören, die uns am wichtigsten sind.
Mein Vater fiel ins Koma, während meine Mutter und ich uns relativ schnell wieder erholten. Wir wurden alle operiert. Mein Vater hatte schwere innere Verletzungen und meine Mutter und ich wurden am Kopf verletzt. Außerdem hatten wir alle mindestens einen gebrochenen Knochen.
Mein Vater lag zwei Monate im Koma, und in den letzten zwei Wochen versagte ein Organ nach dem anderen. Er konnte nicht gerettet werden. Und er hat so viele Menschen alleine gelassen, die ihn lieben. Wir haben es in Berlin einfach nicht mehr ausgehalten. Meine Mutter und ich wollten es verarbeiten können, deshalb sind wir hierher gezogen. Er liebte das Meer. Es kam uns immer so vor, als ob er sich mit ihm verbunden fühlt. Wenn wir an der Ostsee unseren Sommerurlaub gemacht haben, hat er jedem Abend mit dem Meer geredet. Ihm seine Gefühle und Gedanken mitgeteilt.
Es erschien uns der einzig richtige Ort um das Geschehene zu verarbeiten.“

Während ich das erzählt habe, nimmt mich Nik fest in seine Arme. „Ich bin immer für dich da. Immer.“, flüstert er mir ins Ohr. Er schließt mich noch fester in die Umarmung und ich kuschle mich an ihn. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und es fühlt sich so an, als ob ich nirgendwo anders hingehören würde als in genau hierher. Als in seine Arme.
Ich fühlte mich unglaublich wohl in dieser Umarmung. Er drückt mir einen Kuss auf mein Haar, der ein riesiges Gefühl der Befreiung in mir erzeugt. Dann beginne ich zu weinen.
Nik sagt nichts. Er drückt mich nur noch fester an sich und streicht mir liebevoll über den Rücken.
Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter und dann blicke ich auf in seine Augen. Sie fesseln mich wieder einmal und ich habe Glück, dass ich sitze. Ich fühle mich so, als ob ich gleich hyperventiliere, oder aus dem Bett falle. Aber er hält mich und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Er scheint zu verstehen, dass alle höflichen Floskeln jetzt nichts nutzen würden. Er versteht, dass ich jetzt nur seine Wärme brauche.






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