Neubeginn – Schmerzhaft oder Schön? - Teil 14

Autor: Laura
veröffentlicht am: 26.07.2012


14.
„Tino!“, sage ich etwas erschrocken und überrumpelt. „Ich hätte dich hier nicht erwartet.“
„Du bist also die Tochter der Frau, die meinem Vater den Kopf verdreht hat.“, er grinst. „Kann ich verstehen, ihr seht euch ein wenig ähnlich. Zwei wunderschöne Damen.“ Die letzten zwei Sätze hat er nur vor sich hin gesagt, aber ich habe gute Ohren. „Danke, du siehst auch gut aus.“, ich lächle ihm vorsichtig zu.
Ich stehe dennoch kurz auf, um ihn zur Begrüßung zu umarmen. Einfach, weil das mittlerweile eine Angewohnheit geworden ist. Wir haben ja auch häufig etwas miteinander zu tun.
Als ich mich dann in seinen Armen befinde, umgibt mich ein zarter, dennoch herber Geruch. Er riecht sehr gut, so dass ich einmal tief einatme und den Geruch in mir aufnehme. Dann lässt er mich los, obwohl ich gerne noch länger in seinen Armen geblieben wäre, denn aus mir unverständlichen Gründen, habe ich mich ausgesprochen wohl gefühlt.

„Kennt ihr euch?“, flüstert meine Mutter mir nach einer Weile ins Ohr. Ich sitze zwischen Tino und meiner Mutter und neben ihr sitzt ihr neuer Freund.
Ich habe mich scheinbar sehr angeregt mit Tino unterhalten, so dass wir beide nicht mitbekommen haben, dass unsere Eltern etwas verwirrt sind.
„Ja, wir kennen uns durch die Schule. Juliane hat ihn mir am ersten Tag vorgestellt. Wir sind eigentlich ganz gute Freunde.“, beantworte ich ihr dann die Frage.
„Das sieht mir aber gerade nicht ganz nach nur gute Freunde aus.“, sagt sie leise und zwinkert mir dann zu. Ich weiß nicht was ich sagen soll. Er ist doch wirklich nur ein guter Freund. Das sage ich ihr dann auch noch einmal.

Irgendwann befindet sich auch die Nachspeise, leckeres Tiramisu, in unseren Bäuchen. Wir machen uns langsam fertig und laufen zu unseren Autos. Mum und ihr neuer Freund verabschieden sich sehr ausführlich und Tino nimmt mich noch einmal in den Arm und wieder will ich ihn nicht gehen lassen. Ich kann mir meine Gefühle und Gedanken irgendwie nicht erklären. Gerade stelle ich mir vor, dass sein Geruch mich umschlingt und ich deswegen nicht von ihm loskomme, was ein wirklich merkwürdiger Gedanke ist. Mir schleicht sich ein Lächeln auf die Lippen. Irgendetwas ist anders, denn zwischen uns beiden liegt eine seltsame Spannung und wir sehen uns in die Augen. Zu lange, denn meine Gedanken sind schon längst benebelt. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen und dann kommen mir seine Lippen immer näher.
Ich unternehme nichts dagegen, denn seine Anziehung ist zu stark.
Als sich unsere Lippen treffen, durchläuft mich eine wohlige Hitze. Der Kuss dauert nur Sekunden, dennoch hat er sich für mich vollkommen richtig angefühlt. Wieder sehe ich seine Augen und sie leuchten ein wenig. Am liebsten würde ich ihn noch einmal küssen, aber ich traue mich nicht.
„Sehen wir uns morgen?“, seine Stimme klingt rau und ein wenig belegt. Er mustert mich mit seinen wunderschönen Augen und hat ein niedliches Strahlen auf den weichen, vollen Lippen.
„Gerne.“, sage ich. „Dann komme ich vorbei und hole dich zum Mittag ab. Gegen 13 Uhr.“, flüstert er mir in das Ohr.
Ich lächle und dann gebe ich ihm vorsichtig einen Kuss auf die Wange, der jedoch ziemlich nah an seinen Lippen landet. Wo der Mut plötzlich herkommt weiß ich nicht genau. Dann lässt er mich los.

Meine Mutter und Marcus scheinen von alledem nichts mitbekommen zu haben, denn sie sind selbst noch in eine Umarmung vertieft und küssen sich leidenschaftlich. Sie sehen niedlich zusammen aus.
Als sie sich dann endlich voneinander lösen, kommt Mum auf mich zu und wir setzen uns in das Auto.
Am nächsten Morgen, ein Samstag, wache ich gegen 9 Uhr auf.
Ich springe aus dem Bett und greife so schnell wie möglich nach dem Telefon.
„Ich bin´s. Ich glaube ich habe ein Date.“ „Alex? Mit wem?“, fragt Juli. Sie klingt noch etwas verschlafen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken.“, entschuldige ich mich. „Mit Tino.“
Erst kommt keine Antwort, dann sagt Juliane „Wow, das muss ich erst mal sacken lassen. Wie kommt es dazu?“ Schnell erzähle ich ihr von gestern und schildere ihr die Gefühle und Gedanken, die ich gestern hatte. „Und was ist mit Nik?“, fragt sie mich. Das ist eine gute Frage, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich in ihn verliebt bin, aber mit Tino gestern war es anders als mit Nik. Ich weiß nicht, was ich fühle. Ich hoffe einfach, dass sich meine Gefühle für Tino klären.
„Ich weiß es nicht, aber vielleicht ändert sich das heute Mittag.“, gestehe ich.
Kurz vor 13 Uhr stehe ich noch im Bad und verpasse meinem Aussehen den letzten Schliff. Ich ziehe den Lidstrich und bürste mir ein letztes Mal die Haare. Meine Hände sind etwas schwitzig und sie zittern leicht vor Aufregung. Das ist bei mir immer so wenn ich nervös bin.
Heute ist es schön warm draußen, um die 25 Grad, also habe ich ein schönes gelbes Sommerkleid an.
Ich ziehe mir meine Sandalen an und nehme noch meine Sommerjacke. Ich freue mich über das schöne Wetter. Heute ist der erste richtig warme Tag in diesem Jahr.
Dann klingelt es und ich gehe zur Tür und ich atme noch einmal tief ein.
Als ich sie öffne stockt mir der Atem, denn Tino sieht richtig gut aus. Er trägt eine blaue kurze Hose und ein weißes T-Shirt mit V- Ausschnitt. Man kann seine Muskeln erahnen und seine Haare sehen wieder so wunderschön verstrubelt aus.
„Hallo.“, flüstere ich, denn mir ist ein wenig die Stimme weggeblieben. Ich merke, wie durcheinander und aufgewühlt ich jetzt schon bin. Mein Bauch kribbelt.
Tino kommt auf mich zu und zieht mich in seine Arme. „Du siehst wunderschön aus.“, flüstert er mir mit seiner anziehenden Stimme ins Ohr. „D-danke. Du auch, sehr sogar.“, ich merke, wie ich rot werde. So nervös war ich noch nie in der Nähe eines Jungen, stelle ich fest.
Dann lässt er mich los und ergreift meine Hand. Sie brennt ein wenig seit er sie in seiner Hand fest hält. Ich sehe ihm lieber nicht in die Augen.
„Ich habe eine kleine Überraschung für dich.“, sagt er jetzt. „Mach mich nicht neugierig.“, nuschele ich vor mich hin, doch er scheint es gehört zu haben. Er lacht leise und es klingt wunderschön. Ich weiß nicht, was mit mir los ist, warum finde ich alles was er macht süß? „Du musst nachher die Augen zu machen.“, sagt Tino leise. Ich nicke nur.

Wir laufen eine ganze Weile und er hält noch immer meine Hand. Ich weiß nicht, wohin wir wollen. Vielleicht will er in den Park, denn diese Richtung steuern wir gerade an.
„So, Alex, jetzt ist es soweit, wehe du schummelst.“ Dann hält er mir seine Hand vor die Augen und läuft dicht hinter mir. Ich spüre seinen Körper an meinem und die Muskeln, die sie sich immer wieder ein wenig anspannen und dann wird mir plötzlich ziemlich warm, als ich erst richtig feststelle, wie nah er mir ist.
„Mach deine Augen nochmal kurz zu und bleibe hier stehen. Gleich darfst du sie aufmachen.“
Er nimmt seine Hand runter und entfernt sich ein Stück von mir. Dann höre ich es rascheln und kurz danach ergreift er wieder meine Hand. Das habe ich in der kurzen Zeit schon vermisst. „Du darfst die Augen jetzt öffnen.“
Als ich sie öffne, sehe ich vor mir das Meer und ich eine Picknick Decke. Auf der Decke befinden sich belegte Brötchen und Obst, außerdem zwei Gläser und eine Packung Apfelsaft.
„Es ist perfekt. Warum machst du so etwas Schönes für mich?“
Tino umgeht meine Frage und zieht mich mit sich auf die Decke. Wir sitzen sehr nah aneinander und er legt mir einen Arm um. Ich rutsche noch ein Stück näher, denn ich bin schon wieder nicht Herr, eher Frau, meiner Sinne.
Tino nimmt eine Erdbeere und hält sie mir hin. „Bitteschön. Sie sind sehr süß.“
Ich probiere sie und was er sagt, stimmt. Sie sind so süß, wie er es in dem Moment neben mir auf der Picknickdecke ist. Oh man, warum denke ich solchen Kitsch?

Wir essen Brötchen und Obst und trinken den Saft. Als er alles ein wenig bei Seite gelegt hat, lasse ich mich nach hinten fallen. Ich fühle mich sehr satt und bin glücklich. Seine Nähe fühlt sich wunderschön an. Er lässt sich neben mir nieder und kurze Zeit später schauen wir in den fast klaren blauen Himmel und beobachten die vereinzelten Wolken. Als er mir zärtlich über den Arm streicht, mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter, drehe ich mich zu ihm und schaue in seine Augen.
Er lächelt liebevoll. „Ich habe das für dich gemacht weil ich dich mag, sehr sogar.“, flüstert er. Ich rutsche ein wenig näher an ihn heran. „Ich mag dich auch.“, sage ich. Und ich merke, dass es auch stimmt was ich sage. Ich fühle mich wohl bei ihm. Ich habe mich in ihn verliebt. Vielleicht kann meine Liebe noch wachsen, aber muss das nicht immer so sein?
„Ich habe mich in dich verliebt.“, sage ich und es fällt mir nicht schwer es zu sagen.
Und dann berühren seine weichen Lippen das zweite Mal die meinen. Der Kuss ist komplett anders, als der erste. Aber er ist dennoch wunderschön und wieder einmal läuft mir ein Schauer den Rücken hinunter. Zärtlich bittet seine Zunge um Einlass und dann spielen unsere Zungen ein Spiel miteinander.
Als der Kuss nach einer Ewigkeit endet kuschele ich mich an ihn heran. Er legt seinen Arm um mich und wir liegen noch eine Weile so aneinander gekuschelt.






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