Neubeginn – Schmerzhaft oder Schön? - Teil 18

Autor: Laura
veröffentlicht am: 03.09.2012


Ich habe weitergeschrieben und hoffe, dass dieser Teil nicht allzu langweilig ist. So lange habe ich noch nie für einen einzigen Teil gebraucht. Jeder Satz ist mir schwer gefallen, jede Idee hat ewig gebraucht bis sie mir gekommen ist und dennoch war ich nicht sonderlich mit ihr zufrieden. ICh hoffe, euch gefällt der Teil dennoch und ich kommentiert wieder fleißig.

19.

Während unseres Gespräches liegt Melanies Katze Mila zusammengerollt auf meinem Schoß und schnurrt. Sie hat mich sofort wieder erkannt und da ich Katzen liebe und immer gerne eine haben wollte, freue ich mich umso mehr, sie wieder zu sehen.
Mein Eis ist mittlerweile aufgegessen und es ist immer später geworden. Mit einem Blick auf die Uhr an der Küchenwand stelle ich fest, dass es bereits auf elf zu geht und wir, ohne auf die Zeit zu achten, stundenlang ohne Unterbrechung geredet haben. Wir haben über Nik und Tino geredet, über meine alten Klassenkameraden, die mir vorher über den Weg gelaufen sind und über alle anderen Themen, die uns in den Sinn gekommen sind. Ich bemerke, wie ich immer wieder ein Gähnen unterdrücken muss, denn es ist Freitag und das bedeutet ich musste früh aufstehen. „Du schläfst mir hier noch am Tisch ein! Möchtest du duschen gehen und dann schlafen? Wenn ich es zugebe, so bin ich auch müde.“, fragt mich Melanie. Mit einem nicken stimme ich Mel zu und gehe dann langsam auf meine Tasche zu, die immer noch so im Flur steht, wie ich sie vor vier Stunden abgestellt hatte.
Ich nehme sie und mache mich mit ihr und Melanie im Schlepptau auf in Mel´s Zimmer. Dort angekommen greife ich alles was ich zum Duschen und Schlafen benötige und Melanie zeigt Richtung Bad.
Als ich aus dem Bad komme und wieder in ihr Zimmer trete, hat Melanie bereits die Matratze bezogen und Bettzeug aufgezogen. Ich brauche mich nur noch in mein Bett zu legen. Kurz nachdem Mel das Zimmer verlassen hat, um selber in das Badezimmer zu gehen, fallen mir auch schon die Augen zu und ich gleite in das Land der Träume hinein, trotz aller Versuche zu warten, bis Mel wieder hier ist.
Nachdem wir um halb zwölf gefrühstückt haben, machen Mel und ich uns fertig um ein wenig durch Berlin zu schlendern. Wir laufen an der Eisdiele vorbei, an der mich gestern die Jungs angesprochen haben und machen uns auf den Weg zum Alexanderplatz um dort das bunte Treiben zu beobachten.
Wir laufen an den unzählbaren Hochhäusern vorbei und unterhalten uns wieder einmal über alles Mögliche. Insgesamt vergeht der Tag viel zu schnell und ohne, dass etwas Nennbares passiert, ist der Samstag vorbei und der Sonntag steht vor der Tür. Unbarmherzig klopft er an der Tür und scheucht mich wieder zurück nach Hause. Der Abschied fällt schwer, sehr schwer, denn schon lange hatte ich kein schönes Wochenende mehr, an dem ich einfach nur faulenzen konnte und mit Melanie über alles und nichts zu reden. Fest drücke ich sie an mich, möchte sie nie wieder gehen lassen müssen und freue mich schon jetzt auf unser nächstes Wiedersehen in einem Monat. Dann stehen endlich die Sommerferien vor der Tür und somit kommt Mel für eine ganze Woche zu mir nach Hause.
Wir zwei stehen am Bahnhof, halten uns immer noch in den Armen und ich merke wie mir die Tränen kommen, als die Bahn einfährt. Warum muss ich sie hierlassen und mich verabschieden? Warum muss ich nach Hause zu meiner Mutter und Tino und Nik zurück, wo doch alles so kompliziert ist?
„Nicht weinen, wir sehen uns bald wieder.“, flüstert mir Melanie zu und mit einem Kuss auf die Wange mische ich mich in das Gedränge der Bahn. Schnell suche ich einen Platz am Fenster und habe Glück, einen Sitzplatz zu finden. Ich winke Mel hinterher, bis ich sie aus meinem Blickwinkel verschwunden ist. Nein, das ist nicht ganz richtig. Ich winke ihr noch hinterher, da ist sie schon längst verschwunden.
Die Zeit in der Bahn vergeht dieses Mal schneller, doch das liegt vielleicht daran, dass ich die Hälfte der Zugfahrt verschlafen habe. Als die Bahn sich endlich meinem Heimatsort nähert, bin ich doch froh wieder nach Hause zu kommen. Ich nehme meine Tasche und trete aus der Bahn. Ich schaue mich kurz auf dem Bahnhof um, ohne nach jemand bestimmten zu suchen. Doch als ich sehe, wer auf mich zukommt, stockt mir für kurze Zeit der Atem.
Zügig läuft Nik auf mich zu und schaut mich ernst an. Ich frage mich, was er von mir möchte und woher er überhaupt weiß, dass ich mit dieser Bahn ankomme. Ich habe außer meiner Mutter niemandem gesagt, wo ich hin fahre. Ich laufe ihm entgegen und kurze Zeit später bleibt er vor mir stehen. „Hallo.“, flüstert er mir mit brüchiger Stimme zu. „Ich muss mit dir reden.“, sagt er.
„Woher weißt du…?“, beginne ich doch er unterbricht mich. „Ich war bei deiner Mutter und habe nach dir gefragt.“, erklärt er mir schnell. „Darf ich dir deine Tasche abnehmen?“, bittet er und dann machen wir uns auf den Weg zu mir nach Hause.
Dort angekommen betreten wir das Haus und machen uns auf den Weg in mein Zimmer. Ich stelle meine Tasche in eine Ecke und nehme mir vor, sie später auszuräumen. Dann setzte ich mich auf die Couch und blicke erwartungsvoll zu Nik. Dieser steht vor mir und wirkt etwas nervös. Er tritt von einem Bein auf das andere und beißt sich auf der Unterlippe herum. „Setz dich bitte.“, sage ich ruhig zu ihm. „Was möchtest du mir sagen?“, frage ich und Nik setzt sich neben mich auf die Couch und schaut auf den Boden. Kurze Zeit später beginnt er zu reden.
„Also…“, er stockt kurz. „Hast du dich schon entschieden?“ „Ich denke schon.“, antworte ich ihm und versuche seine Mimik genauestens zu beobachten. „Okay. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll.“
Ich sitze schweigend neben ihm, weiß nicht, was ich sagen soll. Somit lasse ich ihn ruhig nachdenken und warte, bis er weiter spricht. „Ich möchte, dass du dir absolut sicher bist. Also, weißt du was ich meine?“, er ist sichtbar nervös, doch selbst wenn ich ihn nicht sehen würde, wüsste ich, dass dem so ist, denn ich kann es deutlich spüren. Die Stimmung ist so angespannt und mir fällt nichts ein um sie zu lockern. Ich überlege, was ich sagen kann, sagen soll. „Ich glaube schon und ich bin mir nicht absolut sicher. Ihr seid mir beide wichtig, wie soll ich zwischen euch entscheiden können?“ Ich merke, wie mir eine Träne die Wange hinunter läuft. Nicht schon wieder vor ihm weinen, denke ich und versuche weitere Tränen zu unterdrücken, doch schon hat mich Nik in eine Umarmung gezogen, die mir so gefehlt hat. „Alex? Du bist mir sehr wichtig, ich möchte dich nicht verlieren.“, gesteht er. „Ich dich doch auch nicht. Du bist mir genauso wichtig.“, weine ich. Ich fühle mich verzweifelt, wünsche mir, ich könnte beide für mich haben. „Ich glaube, du kannst gar nicht genauso viel für mich empfinde, wie ich für dich.“, gibt er zu. Kurz stocke ich, wieder einmal, dann schaue ich ihm in die Augen. Ich fixiere seinen Blick, versuche ihm standzuhalten. „Noch niemand war mir so wichtig, wie du es bist.“, ergänzt er. Dann beugt er sich ein Stück zu mir hinunter und unsere Lippen berühren sich. Nur ganz leicht, ganz zärtlich küsst er mich und wieder einmal merke ich, wie sicher, wie geborgen und wie wohl ich mich bei ihm fühle. Ich schließe die Augen und genieße den Kuss. Dann löse ich mich von ihm. „Ich kann das nicht, ich habe einen Freund. Wir reden Montag, ich muss alles klären, nicht nur mit dir. Ich muss euch beiden meine Entscheidung mitteilen. Geh! Bitte.“, sage ich. Ich bin verwirrt, fühle mich wie benebelt. All meine Überlegungen, wie ich mich entscheide sind zu Nichte gemacht. Ist meine Entscheidung falsch gewesen? Ich muss dringen alleine sein, zu viele Gedanken schießen mir wieder einmal durch den Kopf. Ohne noch einmal zurück zu schauen dreht sich Nik von mir weg und verlässt mein Zimmer und somit das Haus. Und plötzlich fühle ich mich alleine. Zu alleine, ich möchte ihm hinterher rennen, ihn bitten zurück zu kommen, bei mir zu bleiben. Doch ich kann mich nicht von der Stelle rühren. Dann sinke ich zusammen und sitze weinend auf dem Boden. Warum musste Tino mich zu solch einer Entscheidung zwingen? Ist er der Richtige, hat er es verdient meine fester Freund zu sein, wenn er mich zu solchen Entscheidungen zwingt? Ich könnte nicht wieder geben, was mir alles durch den Kopf geschossen ist. Ich weiß nur, dass ich mich in mein Bett gelegt und mich in den Schlaf geweint habe. Als ich am nächsten Morgen wach werde, hoffe ich, dass über Nacht die Entscheidung gefallen ist. Ich hoffe es und nachdem ich noch solange im Bett gelegen habe, bis ich festgestellt habe, dass ich wieder einmal fast zu spät bin, da ist mir irgendwann die Last von den Schultern gefallen und ich habe meine Entscheidung neu getroffen.
Ich springe aus dem Bett, mache mich für die Schule fertig und trete aus der Tür. Heute holt mich Nik nicht ab, er hat mir eine SMS geschrieben, dass er mir die Zeit zum Nachdenken lassen möchte. Warum muss er nur so verständnisvoll sein?
Auf dem Weg zur Schule versuche ich mich mit Musik abzulenken. Noch nie bin ich diesen Weg alleine gelaufen. Immer war er dabei, mein bester Freund. Und jetzt fehlt er an meiner Seite und das alles nur, weil ich mich nicht entscheiden konnte. Liebe ich ihn? Sind die Gefühle für Tino gar keine richtigen? Habe ich sie mir nur eingebildet? Schnell versuche ich meine Gedanken wieder abzulenken, so lausche ich also auf das Lied von Linkin Park, das gerade läuft. Alles ist zerbrechlich, die Liebe, die Freundschaft. Doch warum? Sollte eine Liebe nicht immer bleiben? Kann es richtige Liebe sein, wenn sie so schnell zerbricht? Und warum zerbricht Freundschaft? Normalerweise zerbricht eine Freundschaft nicht, doch jetzt? Ich werde von der Person, die ich glaube zu lieben unter Druck gesetzt. Ich soll meine Freundschaft aufgeben. Wenn ich mich also für Tino entscheide, zerbricht das, was eigentlich immer Standhaft bleibt. Gegen starke Freundschaft, darf sich niemand auflehnen.
Genau das sage ich dann auch zu Tino in der ersten Pause. „Du bist mir wichtig, aber wenn du so etwas von mir verlangst, wenn du verlangst, meinen besten Freund aufzugeben, dann kannst du nicht der Richtige sein. Du verstehst mich nicht, lässt mir meinen Freiraum nicht. Vielleicht tust du das nur aus Liebe, doch selbst wenn das so ist, kann ich einfach nicht mit dir zusammen bleiben. Mach es gut, vielleicht findest du irgendwann jemanden, den du nicht teilen musst.“, verabschiede ich mich von ihm.
„Ich habe mich entschieden.“, sage ich nur eine Stunde später vor Nik stehend. „Er schaut mich ängstlich an, zeigt mir deutlich, dass er denkt, ich würde ihn aufgeben, ihn meinen besten Freund, der vielleicht doch mehr als das für mich ist. Tino stand vor mir, dachte scheinbar, ich würde Nik auf der Stelle für ihn verlassen, doch dem ist nicht so. Nach meinem letzten Satz habe ich mich auf der Stelle umgedreht, um seine Reaktion nicht sehen zu müssen, denn davor hatte ich viel zu große Angst.
„Und wie?“, fragt er zögernd. „Nik! Du bist mein bester Freund. Freundschaft kann nie zerstört werden und jeder der versucht mich von dir zu trennen, der hat es nicht verdient mein Freund zu sein. Wer nicht damit leben kann, dass er mich mit dir teilen muss, der hat Pech.“, erläutere ich ihm alles. Viel zu sagen fällt mir nicht ein, doch die Botschaft kommt dennoch an. Erleichterung macht sich in Nik´s Gesichtszügen breit. Er geht einen Schritt auf mich zu und ergreift meine Hände. „Danke.“, flüstert er, als er mich an sich heran zieht.
Nichts und Niemand kann uns die darauf folgenden Wochen trennen. Zu sehr sind wir mit uns beschäftigt. Keiner möchte den anderen verlieren. Selbst Juli fällt es schwer, an mich ranzukommen. Zwischen mir und Nik ist wieder alles wie vor diesem Vorfall. Wir können uns alles erzählen, können unseren Frust ablassen. Wir wissen, dass dort draußen jemand ist, der uns immer zu hört, der für uns immer da ist. Nämlich der andere. Ich bin immer für ihn da und umgekehrt ist es dasselbe. Er ist für mich die wichtigste Person, die es gibt. Seine Augen, die mich fesseln. Seine Arme, die mich in seine liebevollen Umarmungen ziehen, wenn ich wieder einmal kurz vor den Tränen stehe. Er ist das größte für mich. Ich kann mir meine Gefühle nicht erklären kann nicht sagen, ob es Liebe ist, oder ich nur Freundschaft für ihn empfinde. Ich kann auch nicht sagen, ob er mich liebt. Dieser Satz, den er mir am Tag meiner Abreise aus Berlin gesagt hat, schwirrt immer wieder in meinen Gedanken herum, doch ich kann einfach nicht deuten, ob er als er sagte ich bedeute ihm mehr, als ich es für ihn je empfinden könnte, Liebe meinte.






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