Moonlight Shadow - Bei Vollmond bist du tot Teil 15

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 08.06.2008




Das Gratin hatte sich im Ofen verselbstständigt und kurzerhand dazu entschlossen zu explodieren. Durch die Wucht der Miniexplosion, was der Ofen aufgesprungen und das Gratin durch die halbe Küche gespritzt. Zum Glück war diese ja teilweise gefliest und die Tapete nicht ruiniert, aber es würde ganz schön viel Arbeit machen, das alles wieder sauber zukriegen.
Töpfe und Pfannen waren durch die Gegend geflogen, das Gratin gleichmäßig über den Boden und die Schränke verteilt und mitten in diesem Chaos stand Gwen und sah Ian groß an.Und plötzlich mussten sie beiden schallend los lachen.
'Naja, das war's dann wohl mit Gratin. Machen wir halt Spaghetti aus den restlichen Nudeln.' Meinte Ian noch immer feixend.
'Ja, aber wer räumt diese Unordnung hier weg?' fragte Gwen, der schon schreckliches schwante.
'Wozu gibt es Putzfrauen?' fragte Ian achselzuckend.
'Oh, die arme!' sagte Gwen bedauernd und schon kringelten sich die Beiden wieder vor Lachen.
'So, dann werden wir doch mal schauen, was wir aus den Überbleibseln der Katastrophe noch was schönes zu essen zaubern können.' meinte Ian einige Zeit später.
'Okay. Also, Nudeln haben wir ja noch, aber was machen wir denn da für eine Sauce zu?' fragte Gwen, die mit einem breiten Grinsen im Gesicht, aber ansonsten ziemlich ratlos in der Küche stand.
'Frag mich doch nicht so was schweres!' beschwerte sich Ian. 'Wir werden schön etwas finden, woraus man eine Sauce machen kann.'
'Dein Wort in Gottes Gehörgang!'
'Hey, was soll das denn nun schon wieder heißen?!' empörte sich Ian. 'Als ob ich nicht in der Lage wäre, eine vernünftige Sauce zuzubereiten! Ein Essen habe ich ja wohl auch zustande gebracht!'
'Ja, welches im Ofen explodiert ist!' lästerte Gwen.
'Na warte du kleine Ratte!' schrie Ian und stürzte sich auf Gwen. Diese quiekte erschrocken auf und lachte schließlich Tränen, als Ian anfing sie nach strich und Faden auf dem Küchenboden durchzukitzeln.

Währenddessen saß Loreen noch immer im fallenden Herbstlaub und weinte bittere Tränen und Robin rannte halb verrückt vor Sorge um sie durch den halben Wald.
‚Oh Gott Loreen, wo bist du nur? Was habe ich nur getan?'
'Loreen? Wo bist du?' rief er in die Dunkelheit hinaus. Seit Stunden suchte er nach ihr, doch bis jetzt blieb sie spurlos verschwunden. Ohrfeigen könnte er sich dafür, dass er sie einfach wieder gehen lassen hatte. Es war der größte Fehler, den er bisher in seinem Leben begangen hatte. Nun musste er aufpassen, dass es nicht gleichzeitig auch sein letzter wurde.
Mit Tränen in den Augen suchte er weiter nach Loreen, auch, als die Sonne schon tief am Horizont stand und die Landschaft in ein dunkles rot tauchte. Ian hatte ihm am Telefon gründlich den Kopf gewaschen und er hatte ja auch recht gehabt. Er hätte sie niemals einfach so gehen lassen dürfen. Aber hatte Angst gehabt. Angst vor dem, was noch kommen könnte, oder was ganz bestimmt kommen würde.

'Oh bitte Ian, hör auf, ich kann schon nicht mehr vor lachen!' bat Gwen Ian schließlich völlig außer Atem.
'So? Dafür, dass du so atemlos bist, kannst du aber noch sehr gute zusammenhängende Sätze sagen!' stellte dieser grinsend fest.
'Gnade! Hör auf! Ich werde auch nie wieder an deinen Kochkünsten zweifeln, nur bitte...
haha.. Ian! Huh, hör auf!' flehte sie.
'Hm... na gut, überzeugt. Aber dass muss ich mir unbedingt merken...'
'Was?'
'Na wenn du mal wieder ungezogen bist, dann muss ich dich wieder durchkillern!' lächelte Ian breit.
'Och nööö, muss das sein?' entsetzt sah Gwen ihn an.
'Naja, vielleicht lasse ich ja auch Gnade walten, aber nun komm, wir haben noch immer keinen Hauptgang. Und ist der Salat eigentlich schon fertig?' wechselte Ian das Thema.'Ja, der schon, aber das Dressing noch nicht.' meinte Gwen irritiert.
'Schön, dann such du doch mal nach Nudeln, Tomaten, Mehl, mediterranen Kräutern und Käse. Hm, und vielleicht findest du ja noch was anderes, was man so für Pasta verwenden kann und ich kümmere mich in der Zwischenzeit um das Dressing.'
'Okay. Äh, sag mal Ian. Wann kommt eigentlich deine Putzfrau?'
'Ich werde ihr nach dem Essen bescheid sagen. Obwohl, eigentlich sollte ich das besser jetzt schon tun. Gut dass du mich daran erinnerst. Aber jetzt solltest du wirklich gehen, ansonsten müssen wir mit Salat und Tiramisu auskommen.' scheuchte Ian sie aus der Küche.
'Jaja, ich geh ja schon!' Und schon entschwand Gwen in den Vorratskeller.
‚Du meine Güte, das ist ja riesig!' staunte sie, als sie in dem großen Gewölbe stand.
Durch die Tür direkt neben dem Gewürzschrank betrat man einen kleinen Raum mit einer Wendeltreppe, von welcher man aus in ein großes Kellergewölbe gelangte, in dem alle möglichen Lebensmittel gelagert waren. Hier unten war es stockduster und die einzigste Lichtquelle bildete doch tatsächlich eine mittelalterlich anmutende Fackel, die Gwen nun in den Händen hielt. Mit großen Augen sah sie sich um.
‚So etwas habe ich ja noch nie gesehen!' In meterhohen Regalen stapelte sich praktisch alles, was das kulinarische Herz begehrte. Langweilige Kartoffeln, komisch aussehende Kürbisse, Pitahayas, Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Tomaten und jede Menge exotische Obst- und Gemüsesorten. Bei den meisten kannte Gwen nicht einmal den Namen.
Daneben Nudeln, Reis und verschiedene Beilagen, eine exotischer als die andere. Brotsorten noch und nöcher und Fisch vom Feinsten. Dazu delikate und exquisite Brotaufstriche, zumeist italienische.
‚Du meine Güte, was für ein Feinschmecker!' dachte Gwen bei sich, als sie all die köstlichen Dinge sah. Doch als sie das letzte Regal am Ende des monströsen Raumes erblickte wurden ihre Augen tellergroß. Dort lagen feinsäuberlich sortiert die verschiedensten Teesorten aus aller Herren Länder. Es müssen über hundert Stück gewesen sein, wenn nicht sogar noch sehr viel mehr. Und das nicht in Teebeuteln, sondern in großen Schachteln und als Teeblätter, wie Gwen feststellte, nachdem sie vor lauter Neugier eine Dose aus dem Regal gezogen und hineingeschaut hatte.
‚Oh wow!' dachte Gwen. So viele köstliche und vor allem wahrscheinlich auch noch tierisch teure Sachen auf einmal hatte sie noch nie gesehen. Gwen war so fasziniert und vertieft in diesen seltenen Anblick, dass sie vollkommen die Zeit vergaß.
'Sag mal, Gwen, bist du hier vielleicht festgewachsen?' hörte sie plötzlich eine amüsierte Stimme hinter sich. Vor Schreck quiekte sie laut auf, wirbelte blitzschnell herum und ließ zu allem Überfluss auch noch die Fackel fallen. Zum Glück konnte Ian diese noch rechtzeitig auffangen.
'Du meine Güte, erschreck mich doch nicht so!' japste Gwen, die Hand über ihr wild pochendes Herz gedrückt.
'Na, kann ich denn wissen, dass du so schreckhaft wie ein junges Reh bist?' schoss Ian zurück. 'Und außerdem warte ich schon seit einer halben Stunde auf dich und die Zutaten, oder möchtest du diese durch intensives Anstarren nach oben transportieren?'
'Äh, bin ich echt schon so lange hier unten?' fragte Gwen verstört. Ihr war das gar nicht so lange vorgekommen.
'Ja, bist du. Die Küche ist mittlerweile schon wieder blitzblank und glänzt wie neu. Der Salat ist samt Dressing auf dem Tisch angerichtet und das Tiramisu so gut wie fertig im Kühlschrank, nur das Hauptgericht fehlt noch.'
'Oh...' beschämt sah Gwen zu Boden. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie schnell die Zeit vergehen konnte, wenn man sehr stark über etwas nachdachte.
'Naja, ist ja auch egal. Komm, suchen wir uns etwas schönes heraus. Was hältst du denn davon, wenn wir mal etwas ganz exotisches machen? Wie wäre es zum Beispiel mit Basmatireis in Tomaten mit Mozzarella und Lachsschinken überbacken, dazu Pitahaya und Charentais- Melone. Was meinst du?' fragte Ian an Gwen gerichtet.
'Ja, okay. Können wir machen.' Antwortete dieses geistesabwesend.
Tief seufzend suchte Ian alles, was er dafür brauchen würde zusammen und war schon auf dem Weg nach oben, als er sich noch einmal umdrehte. Gwen stand noch immer an genau dem selben Fleck wie vor wenigen Minuten. 'Kommst du, Gwen?'
'Äh... ja, ja ich komme.' Ein wenig durcheinander folgte sie ihm nach oben und schloss die Tür hinter sich. Ian hatte unterdessen schon angefangen die Tomaten auszuhöhlen und den Reis zu kochen. Verwundert sah Gwen sich in der Küche um. Dort war nichts mehr von der Schweinerei zusehen, welche die Nudeln verursacht hatten, als sie aus dem Ofen sprangen.‚Die Putzfrau scheint ja echt wahnsinnig flink gewesen zu sein. Hm, aber war ich tatsächlich so lange da unten und habe das Regal angebetet?' grübelte Gwen nach. So richtig konnte sie sich das nicht vorstellen, aber in diesem Haus folgte ja praktisch nichts den normalen Regeln. Warum sollte da nicht auch die Zeit ein wenig verrückt spielen?!
'Sag mal Gwen, starrst du etwa schon wieder Löcher in die Luft?' riss Ian sie zum wiederholten Mal aus ihren Überlegungen.
'Äh- wie bitte?' fragend sah sie ihn an.
'Da standest schon wieder wie in Trance da und schienst mit den Gedanken ganz weit weg von hier entfernt zu sein.' erläuterte Ian.
'Ups, schon wieder?' peinlich berührt sah Gwen ihn an.
'Ja. Gwen, ich mache mir langsam sorgen um dich. Was hast du denn nur?'
'Ich weiß es nicht. Es erscheint mir alles so unwirklich. Ich meine, ich erfahre von einem wildfremden Menschen, dass meine Eltern gar nicht meine Eltern sind, sondern meine richtigen Eltern eigentlich tot sind. Er behauptet Polizist zu sein und außerdem ist er mein Onkel. In unserer kleinen, unbescholtenen, weil stinklangweiligen, Stadt geschehen plötzlich seltsame Dinge. Menschen werden umgebracht, junge Frauen regelrecht zerfleischt. Loreen verliebt sich in unseren neuen Englischlehrer, welcher mir Hilfe für meine Sprachreise anbietet. Wilbur sperrt mich wieder ein. Komische Leute sind bei uns zu Gast. Ich gehe in ein Haus und werde dort fast umgebracht, man verbiete mir zum Geburtstag meiner besten Freundin zu gehen. Dann büxe ich aus und werde von einem Wolf angefallen und entführt und dann wache ich hier bei dir wieder auf und unser Lehrer ist auch hier. Ich verlaufe mich ständig in diesem Haus, werde von einem Monster angefallen, welches dein Bruder sein soll und schwer verletzt und ihr bringt mich auch noch zu dem zurück, der hätte mich glatt umbringen können! Dann verlaufe ich mich schon wieder, treffe auf einmal Geister und weiß eigentlich gar nicht mehr, wer ich bin und was ich hier soll.' Zum Ende hin wurde Gwen immer lauter und hysterischer und brach schließlich wieder in Tränen aus.
'Oh Gwen, das tut mir alles so leid! Glaube mir, ich würde nichts lieber tun, als dir die Wahrheit zu sagen, aber du musst dich noch ein kleines Weilchen gedulden. Nur noch so lange, bis Robin wieder da ist. Dann werde ich dir alles erzählen. Aber du musst mir glauben. Ich weiß, dass es schwer für dich wird, aber bitte versuche es dann wenigstens.' Eindringlich sah Ian sie an.
'Ähm... naja, versuchen kann ichs ja wohl mal, oder?' Mit einem schiefen Lächeln im Gesicht sah Gwen zu Ian auf und wischte sich fahrig die Tränen von den Wangen.'Wollen wir dann jetzt essen?' fragte Ian sie.
‚Meine Güte, diese Themenwechsel sind ja auch nervenaufreibend!'
'Ja, okay. Bist du denn schon fertig?'
'Ja, schon seit einem Weilchen. Komm mit, lass uns mal den Salat essen, bevor er noch braun wird!' scherzte Ian und geleitete Gwen zu ihrem Stuhl.

‚Oh mein Gott, wird das kalt hier!' bemerkte Loreen mit Schrecken. Seit Stunden saß sie nun schon in ‚ihrem' Laubhaufen und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Dabei hatte sie überhaupt nicht mit gekriegt, dass es langsam aber sicher dunkel wurde und mit dem Sonnenlicht verschwand auch die Wärme. So saß sie nun fröstelnd im Dreck, während der Wind langsam ihre Tränen trocknete und wieder versank sie in ihrer Gedankenwelt.‚Wieso nur, hat Robin mich weggeschickt? Ich hatte eigentlich den Eindruck, dass es ihm auch gefallen hat. Aber ja doch, der Ring! Bestimmt hat er gerade seine geliebte Frau mit mir betrogen und mich rausgeworfen, weil sie jeden Moment zurückkommen muss!' dachte Loreen bitter. ‚Aber warum hat er mich dann mit zu sich nach Hause genommen? Und was zum Teufel noch mal sollte das ganze?'
'Oh mein Gott, Loreen, da bist du ja! Ich habe dich schon so lange gesucht!' hörte sie plötzlich eine Stimme neben sich, wie durch Watte. Sie wollte ihren Kopf drehen, sich der Person zuwenden, die da gesprochen hatte. Es war ein Mann, das hatte sie mitbekommen, aber sie hatte den Sinn der Worte nicht verstanden.
'Loreen? Loreen, was ist denn? Hörst du mich? Was hast du denn?' Wieder sprach der Unbekannte zu ihr. ‚Woher kennt er denn meinen Namen?' befremdet runzelte sie die Stirn. Sie wollte sich jetzt umdrehen und den Fremden fragen, woher er sie kannte, aber sie konnte sich nicht bewegen. ‚Was hat der eigentlich noch gesagt?' fragte sie sich. Nur ihren Namen hatte sie verstehen können, und auch den nur sehr undeutlich.
'Loreen? Gott, was ist denn los mit dir? Hast du etwas? Geht es dir nicht gut?'
Verzweiflung schwang in dieser Stimme mit und auch Loreen wurde langsam panisch. Sie konnte sich nicht umdrehen, vor ihren Augen verschwamm alles. Sie wollte etwas sagen, wollte um Hilfe rufen, doch kein Laut kam über ihre Lippen. Es schien, als lege sich ein Schleier aus Watte über ihren Kopf und auf einmal wurde sie ohnmächtig. Kippte einfach seitlich ins Laub und blieb liegen.
'Loreen!' schrie Robin voll Schreck auf. Sie war vor seinen Augen umgekippt. Es schien, als hätte sie ihn gar nicht wahrgenommen. Wo sollte er sie nur hinbringen? Fieberhaft überlegte er, wo man ihr am besten würde helfen können, doch da fiel ihm nur Ians Haus ein. Doch der würde es wohl eher nicht gutheißen, wenn er eine Fremde in sein haus schleppte. Was also tun?
In seiner Verzweiflung schlug er alle Vorsicht in den Wind, hob Loreen auf und ging mit ihr im Sturmschritt nach ‚Wolva- Castle'.

'Also Ian, ich nehme alles zurück, was ich je über deine Kochkünste behauptet habe. Das Essen war einfach göttlich!' schwärmte Gwen, so satt und zufrieden, wie schon seit langem nicht mehr.
'Danke für die Blumen!' schmunzelte Ian.
'Ich mein das ernst, ja? Das war einfach fantastisch! Ich hab seit langem nicht mehr so gut gegessen. Eigentlich noch nie. Ich musste immer selber kochen, aber das hat mir nie einer beigebracht, also hab ichs aus Büchern und so gelernt, weil einen eigenen Fernseher durfte ich nicht haben. Und am Familienfernseher abends mitgucken durfte ich auch nie. Wilbur hat mich immer zum Lernen auf mein Zimmer geschickt.' erzählte Gwen.
'Das tut mir leid. Wenn du möchtest, dann kann ich es dir beibringen, oder du kannst mit mir üben um noch besser zu werden und mir dann Konkurrent machen!' grinste er sie an.'Jaaa, vielleicht machen wir das mal. Jetzt hab ich aber für die nächsten drei Tage genug vom Essen!' stöhnte Gwen.
'Wieso das?' fragte Ian nach.
'Ich bin so vollgefressen, das geht gar nicht mehr. Ehrlich, noch einen Happen und du musst mich auf mein Zimmer rollen!' Mit übertrieben gequältem Gesichtsausdruck hielt sich Gwen ihren leicht schmerzenden Bauch. Ian quittierte das mit einem Lächeln.
'Naja, ich kann dich ja tragen. So schwer wirst du schon nicht sein.'
'Hast du eine Ahnung!' behauptete Gwen keck.
'Wer weiß, viell-..' begann Ian, wurde aber abrupt von der Türglocke unterbrochen.
Überrascht sahen er und Gwen sich an.
'Gott, wer stört denn um diese Uhrzeit noch!' empörte sich Gwen. 'Wie spät ist es eigentlich?' schob sie noch nach, als ihr auffiel, dass sie nicht den Hauch einer Ahnung hatte, wie spät es eigentlich war.
'Kurz nach Mitternacht.' antwortete Ian geistesabwesend. Er fragte sich ebenfalls, wer das sein könnte, allerdings aus einem völlig anderen Grund als Gwenaell.
‚Könnte das Kamelia sein? Hat sie vielleicht einen Weg hier her gefunden? Hat sie Robin gesehen und ist ihm gefolgt? Oder ist das Robin? Nur was macht er hier? Ich denke er wollte Loreen suchen?'
'Willst du nicht aufmachen gehen? Ist doch bestimmt für dich.' Holte Gwens Stimme ihn wieder in die Gegenwart zurück.
'Äh, ja...'
'Na dann geh, ich räume in der Zeit den Tisch auf und mache den Abwasch.'
'Aber das kann doch die Putzfrau machen...' meinte Ian zerstreut.
'Ja, aber ich mache das gerne selber, weißt du? Du hast schon das Essen gemacht und die gute Frau hat das Chaos in der Küche beseitigt, welches das Gratin angestellt hatte. Da ist es doch nur gerecht, wenn ich jetzt aufräume, oder nicht? Und jetzt geh schon die Tür aufmachen! Es ist unhöflich, wenn man seine Gäste warten lässt!' rügte Gwen ihn. Und ohne seine Antwort abzuwarten, schob sie ihn auf den Gang hinaus und fing an, abzutafeln.Kopfschüttelnd ging Ian durch die Flure zu Haustür und öffnete selbige.

'Ian, na endlich, ich dachte schon, du wärst nicht da!' rief Robin erleichtert.
'Was machst du denn hier?' fragte Ian ihn überrascht. 'Und was ist mit Loreen passiert?'
'Ich weiß es nicht, aber lässt du mich erst mal rein?'
'Ist dir jemand gefolgt? Warst du vorsichtig?' hastig sah Ian sich um, konnte aber niemanden in der Nähe entdecken und hoffte, dass niemand Robin bemerkt hatte, wie er den Hügel erklommen hatte, auf dem Wolva- Castle thronte.
'Ich glaube nicht, dass mich jemand gesehen hat.' meine Robin.
'Du meinst, du hoffst, dass dir niemand gefolgt ist, denn was das für uns bedeuten würde weißt du ganz genau, aber komm doch erst einmal herein.' korrigierte ihn Ian.
'Danke...' murmelte Robin nur.
‚Er sieht erschöpft und müde aus' dachte Ian, als er seinen Freund ansah.
'Wo- wo soll ich sie hinbringen?' fragte er leise.
'Bring sie hoch. Ich schätze wir werden uns später erst näher mit ihr befassen können. Gwen darf nichts davon mitbekommen. Vielleicht kann ich sie ja irgendwie beschäftigen, oder Valeria.'
'Sie kennt Valeria?' überrascht sah Robin seinen alten Freund an. Das hatte er nun nicht erwartet.
'Ja. Und sie weiß noch eine ganze Menge mehr, aber darüber können wir jetzt nicht nachdenken. Erst müssen wir Loreen versorgen und zwar so, dass sie es nicht mitbekommt. Danach kannst du ihr die Wahrheit sagen und ich werde ein verdammt langes Gespräch mit Gwenaell führen müssen.' seufzte Ian.
'Ja, das wirst du wohl müssen...'
'Gut, bring sie hoch, nicht dass Gwen noch verdacht schöpft!'
Nachdenklich blickte Ian ihm hinterher, als Robin mit Loreen auf dem Arm noch oben verschwand.
‚Ein schönes Paar. Ich hoffe wirklich, dass sie es schaffen und dass Loreen stark genug ist.' In Gedanken den Kopf schüttelnd ging er zurück zum Salon und traf dort auf eine geschäftig herumwuselnde Gwen.Lächelnd beobachtete er sie, wie sie zwischen Tisch und Küche hin und her flitzte, abräumte und einräumte.
Plötzlich blieb sie stehen und sah sich verwirrt um, als hätte sie etwas übersehen oder so, als spürte sie genau, dass sie nicht allein war. Dann drehte sie sich um und sah Ian mit einem Lächeln auf den Lippen an.„Was machst du denn da? Statt mir zuzusehen, solltest du mir lieber ein wenig helfen!“ sagte sie gespielt vorwurfsvoll.
„Ich dachte du wolltest das alleine machen?“
„Ach, stimmt ja!“ mit einer übertriebenen Geste schlug sie sich die Hand vor den Kopf. „Ich vergessliches kleines Ding!“
Grinsend sah er sie an. So eine Frau hatte er sich all die einsamen Jahre hindurch gewünscht. Eine die Charme hatte und Humor. Beides hatte Gwen in großen Mengen, und obwohl ihr Humor bisweilen etwas seltsam, weil ebenso bissig und scharf wie sarkastisch und zynisch war, so mochte er doch genau das an ihr.„Wo ist eigentlich dein Besuch hin?“ fragte sie ihn dann aus heiterem Himmel.
„Na der steht doch vor mir!“ antwortet Ian ihr.
„Ich meinte eigentlich den Besuch, der vorhin an deiner Tür geklingelt hat, denn das habe ich ja nun nicht getan. Ich weiß ja nicht einmal, wie deine Tür aussieht.“„Was, hast du denn etwa noch nie in deinem Leben eine Tür gesehen?“ fragte Ian bestürzt.
„Doch und zwar die, die ich dir gleich vor der Nase zuschlagen werde!“
„Du wirst mir doch wohl nicht in meinem eigenen Haus die Türen vor der Nase zuschlagen wollen?!“ empörte sich Ian.
„Doch! Wenn du dich weiter so un- nett benimmst schon!“
„Also wirklich! Da gibt man sich Mühe und zaubert ein fantastisches Essen, und was ist der Dank?“ Als Antwort darauf warf Gwen ihm gespielt zornig den Putzlappen entgegen, dem er jedoch geschickt auswich und der stattdessen in Robins Gesicht landetet, welcher gerade hinter Ian den Raum hatte betreten wollen.„Was ist das denn für eine herzliche Begrüßung?“ fragte dieser verstört.
„Oh, hallo!“ sagte Gwen, während Ian den Lappen aufhob und ihr zuwarf. „Schön dich mal wieder zu sehen.“
„Jaja, Ian, kann ich dich dann mal entführen, oder brauchst du ihn noch?“ die letzten Worte hatte er an Gwen gerichtet und sah sie nun abwartend an.„Äh, eigentlich wollte ich gerade aufräumen und da steht ihr Männer ja eh nur immer im Weg herum.“
„Soso, im Weg also? Na dann gehen wir mal lieber, wenn wie dich hier gerade eh nur stören.“ meinte Ian augenzwinkernd und folgte Robin aus dem Raum.„Weiß sie etwas?“ fragte Robin sogleich, nachdem sie die Tür von außen geschlossen hatten.
„Nein, ich glaube nicht. Komm, lass uns das Gespräch auf später verschieben, jetzt müssen wir uns um deine kleine Freundin kümmern.“
„Ja, aber wie machen wir das? Hast du irgendeine Ahnung, was ihr helfen könnte?“
„Ich nicht, aber fragen wir doch mal William. Wenn Valeria recht hat, geht es ihm zur Zeit mal wieder etwas besser und er weiß immer noch am Besten über die Heilkünste bescheid.“„Ich weiß nicht so recht, ich habe dabei kein gutes Gefühl.“
„Vertrau ihm doch einfach mal. Das ist alles was er braucht, Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten. Ich habe ihn gestern besucht. Es wird immer schlimmer, aber er ist noch gut bei Verstand.“„Also gut, Ian, lass es uns versuchen.“







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