Moonlight Shadow - Bei Vollmond bist du tot Teil 4

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 19.01.2008




Gwen saß in ihrem Zimmer. Der letzte Abend hatte ihr einige verdammt große Schwierigkeiten eingebracht. Sie durfte das Haus für einen Monat nicht mehr verlassen und hatte nach Schulschluss pünktlich zu Hause zu sein. Von ihrem MP3-Player hatte sie sich auch verabschieden können, doch das Schlimmste war, sie würde diesen komischen Herrn aufsuchen müssen und sich bei ihm entschuldigen. Zu dem verlangten ihre Eltern., dass sie ihn noch einmal zum Essen einladen solle und dann zu bewirten hatte. Natürlich würden ihre Eltern auch mit essen und das Allerschlimmste war, sie musste Fleisch kochen. Wie sehr sie es doch hasste!
'Gwen? Herr Birkenstock erwartet dich morgen um Punkt 11.00 Uhr.'
'Aber Papa, da muss ich doch in der Schule sein!'
'Das ist dein Problem. Wärst du gestern nicht so ausfallend geworden, dann müsstest du dich auch nicht entschuldigen gehen.'
'Ja Papa.'
'Gut, und vergiss nicht, ihn für diesen Sonntag zum Essen einzuladen.'
‚Auch noch Sonntag, das Wochenende war gelaufen!'
'Ja, Papa.'
'Schön.'
Und schon war er wieder weg. Traurig wandte Gwen sich wieder dem Fenster zu. Zu allem Überfluss war heute auch noch strahlendschöner Sonnenschein zu sehen. Kaum Wolken zogen über den Himmel und kein Lüftchen regte sich. Wie gern wäre sie doch jetzt auch draußen gewesen! Resigniert seufzend wollte sie sich gerade vom Fenster wegdrehen, als sie draußen plötzlich eine Gestalt sah. Eine große Gestalt, schlank und dunkel gekleidet. Ein Mann, der sich direkt vom Wald aus, auf ihr Fenster zubewegte. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es dieser Ian war. Kein anderer, konnte so geschmeidig zwischen den Bäumen hindurch huschen, wie er. Was er wohl wollte?

Am nächsten Tag kam Gwen sehr übellaunig in die Schule gestapft, zudem auch noch 2 Minuten zu spät und das bei Herrn Falkner, erste Stunde Englisch.
'Darf ich fragen, was dich diese zwei Minuten lang verhindert hat?' fragte Herr Falkner sie leicht angesäuert.
'Nein, Sie dürfen nicht!' fauchte Gwen zurück. 'Und fragen Sie bloß nicht, warum ich heute schlecht gelaunt bin!'
Mit erhobener Augenbraue sah Robin Falkner sie ungläubig an.
'Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?' fragte Loreen ihre Freundin erstaunt. So hatte sie Gwen ja noch nie erlebt!
'Frag bloß nicht. Ich hasse dieses Scheiß-Leben!' antwortete diese nur.
'Herr Falkner?' wandte sie sich nach vorne an ihren Klassenlehrer.
'Ja, Gwen?'
'Ich müsste heute eher gehen, wäre das möglich?'
'Nun, das ist nicht nach den Vorschriften. Komm doch nach der Stunde noch einmal zu mir und erkläre mir, wo du so dringend hin musst.'
'Ja, Herr Falkner.'
Die Stunde verging quälend langsam. Gwen bekam vom Unterricht allerdings nichts mit, weil die fieberhaft überlegte, wie sie ihrem Lehrer die Sache mit dem Birkenstock erklären sollte. nur wollte ihr beim besten Willen nichts Vernünftiges einfallen.
Da klingelte es auch schon zur Pause und alle anderen stürmten hinaus und zum nächsten Raum. Nur Gwen blieb sitzen, noch immer in Gedanken, was sie nun sagen solle.
'Nun Gwen, was ist denn so wichtig, dass du am Unterricht nicht teilnehmen kannst?' fragte Herr Falkner.
'Ähm- naja, das ist eine lange Geschichte...' antwortete sie ausweichend.
'Also, ich habe Zeit...'

'Ja, aber ich nicht, nicht wirklich, jedenfalls.'
'Versuchs doch mal, mir davon zu erzählen. Ich bin sicher, dass es dir danach besser geht.''Naja... ach meine Eltern wieder...' Gwen seufzte tief und entschied sich schließlich dazu ihm die Wahrheit zu erzählen.
'Vorgestern hatten meine Eltern besuch von Mamas neuem Kollegen. Also, wenn ich mir Besuch einlade, dann sorge ich auch dafür, dass was zum essen da ist, aber das ist von denen ja zu viel verlangt. Jedenfalls kamen sie auf die glorreiche Idee, Gwen, mach doch mal Essen! Ein sieben Gänge Menü und das möglichst vor einer Stunde. Als ob ich zaubern könnte oder so was. Naja, ich stand dann in der Küche und musste mir überlegen, wie ich jetzt schnell ein Essen auf den Tisch kriege und meine Eltern saßen im Wohnzimmer und behandelten mich, als wäre ich ihr Dienstmädchen. Als das Essen fertig war musste ich natürlich auch noch alle zu Tisch bitten und da ich den Namen des Gastes nicht wusste, habe ich einfach Mister Unbekannt gesagt. Meine Eltern sind ausgeflippt und haben mich als geistig verrückt dargestellt und ich habe die Flucht auf mein Zimmer ergriffen und nun soll ich Punkt 11 bei diesem Herrn Birkenstock sein, mich bei ihm entschuldigen und ihn Sonntagabend zum Essen einladen und ich soll auch noch Fleisch kochen und das obwohl ich Vegetarierin bin!''Na du hast ja wirklich eine schreckliche Familie.'
'So kann man das auch ausdrücken. Jedenfalls konnte ich mich von meinem MP3-Player und meiner Freiheit für einen ganzen Monat verabschieden.'
'Du Arme, naja gut, das verstehe ich dann schon, aber ich kann das so nicht in das Klassenbuch schreiben.'
'Ja, ich weiß.' Seufzte Gwen.
'Wie wäre es, wenn dir plötzlich schlecht geworden ist und du zum Arzt musstest?' fragte Herr Falkner sie mit einem Zwinkern.
'Würden Sie das wirklich tun?' fragte Gwen überrascht.
'Nun ja, ich denke schon.'
'Oh, vielen Dank, Herr Falkner!' rief Gwen aus, sprang auf und fiel ihrem Lehrer um den Hals. Dann ließ sie den völlig verdutzten Robin einfach stehen und flitzte aus der Schule.Sie hatte noch ein Stückchen Weg vor sich und sollte ja pünktlich sein.
‚Was ist das denn bitte?!' fragte Gwen sich mit hochgezogenen Brauen, als sie endlich vor dem Haus dieses Herren stand. ‚Das ist doch kein Haus, das ist eine Bruchbude, da kann man doch nicht drin leben!'
Das ‚Haus' war windschief und halbverfallen und außerdem sah es stark angeschimmelt aus.‚Das soll wohl ein schlechter Scherz sein, oder was?' fragte Gwen sich wütend. Das konnte es ja nun wirklich nicht sein.
Vergeblich suchte sie nach einer Klingel, fand aber keine und klopfte dann einfach an. Als ihr keiner antwortete überlegte sie, ob sie jetzt wieder gehen, oder reingehen sollte.
schlussendlich entschied sie sich dafür mal einen kleinen Blick in dieses marode Bauwerk zu werfen und stieß die rostige Tür auf, die mit lautem Quietschen aus den Angeln glitt und mit viel Getöse zu Boden krachte. Erschrocken sprang Gwen zurück. ‚Das ist ja lebensgefährlich hier drinnen! Wollen die mich denn umbringen, oder was?!' erbost blickte sie auf die Tür und ging dann doch rein. Vorsichtig kletterte sie über den Überrest selbiger und schaute sich nach einem Lichtschalter um. Doch es gab keinen. ‚Was ist das denn, nicht mal Licht gibt es hier. Das wird ja immer suspekter hier!'
'Hallo?' rief sie laut in den Raum. 'Hallo, ist hier jemand? Herr Birkenstock? Sind Sie hier?'Niemand antwortete ihr. Langsam beschlich sie das Gefühl, dass man sie nur an der Nase herumführen wollte. Gefrustet wollte sie sich schon wieder umdrehen und raus gehen, als sie etwas in einer der Ecke blicken sah. Es blitzte und glitzerte und neugierig wie sie war ging Gwen einfach drauf zu. Komischweise gab es in dieser Ecke keine Spinnenweben, was sie sehr beunruhigte. Auf dem Boden lag ein zerbrochener Spiegel, als sie sich über ihn beugte, sah sie hinter sich plötzlich einen Schatten. Arglos, als hätte sie nichts gemerkt bückte sie sich und schaute sie den Spiegel näher an. Sie schien es, aber eigentlich huschten ihre Augen flink durch den Raum, auf der Suche nach einem möglichen Fluchtweg oder einer Waffe, aber außer den Scherben am Boden gab es hier nicht viel. ‚Die Scherben! Das ist es!' dachte sie. Vorsichtig nahm sie eine in die Hand und tat so, als würde sie sie betrachten, dann ließ sie sie unauffällig in ihrem Ärmel verschwinden und stand wieder auf. Als sie sich umdrehte, war da niemand mehr hinter ihr. Sie wusste aber genau, dass sie sich nicht geirrt hatte, egal wer da gewesen war, jetzt war er oder sie, wieder weg.
Gwen blickte sich suchend im Raum um, wohin ihr unbekannter Verfolger nur gegangen sein konnte, konnte aber nur noch eine alte Treppe ausmachen, die irgendwo nach oben führte und die Tür, durch die sie hinein gekommen war. Als sie auf den Boden schaute um nicht über die dort herumliegenden Gegenstände zu fallen sah sie im Staub noch ein zweites Paar Spuren, also hatte sie sich nicht geirrt, aber die Spuren führten wieder zur Tür hinaus. Vielleicht wartete der Mensch ja hinter dieser auf sie und wollte sie entführen, oder so etwas in der Art.‚Quatsch, jetzt wird ich schon paranoid!' schalt Gwen sich gedanklich. Aber sie fürchtete sich doch ein wenig davor jetzt hinaus zu gehen, also ging sie die Treppe rauf um sich da oben noch mal ein bisschen umzusehen. Oben schlug ihr ein bestialischer Gestank entgegen und sie musste sich erstmal ein Tuch vor die Nase binden, bevor sie überhaupt weiter ging. ‚Was ist das nur? Irgendwie riecht es so, als ob hier oben etwas verwest oder so.' dachte sie sich.Wieder einmal suchte Gwen vergeblich nach einem Lichtschalter, als ihr plötzlich einfiel, dass sie ja ein Feuerzeug mithatte. Dieses kramte sie aus ihrer Tasche und machte es an.Im matten Lichtschein konnte sie etwas weiter hinten eine Gestalt auf einer Art Bett liegen sehen. ‚Vielleicht ist der oder die jenige ja verletzt und braucht Hilfe' dacht Gwen und ging auf das Gestell zu. Als sie davor stand zuckte sie zusammen und ließ vor Schreck das Feuerzeug fallen. Dort lag kein Mensch mehr. In diesem einen entsetzliche Moment, in dem sie hingesehen hatte, hatte sie das grauenvollste gesehen, was ein Mensch auf Erden nur sehen kann. Ein schmerzverzerrtes Gesicht, ohne Haut, nur Knochen, die Augäpfel halb heraushängen und den Mund zu einer grässliche Fratze verzogen. Kaum etwas erinnerte noch an den netten Menschen, der vor einigen Tagen noch bei Gwen zu Hause in der Küche gesessen und mit ihren Eltern zu Abend gegessen hatte. Die Haut war zusammengeschrumpelt und die Finger verkrümmt und der ganze Körper lag grotesk verdreht auf der schmalen Pritsche, nur Blut hatte sie keines gesehen. Das war vielleicht auch ganz gut so, denn Gwen wurde beim Anblick von Blut immer ein wenig schwindelig.
Plötzlich von panischer Angst ergriffen stolperte sie rückwärts. ‚Raus, nur noch raus hier. Weg, so schnell wie möglich weg, von diesem grausigen Ort.' War das Einzigste, was sie jetzt noch denken konnte. Wie in Trance taumelte sie zur Treppe und diese stolperte sie mehr, als sie lief herunter. Als sie unten angekommen war, hörte sie auf einmal ein Rumpeln oben und nun raste sie los. Wie von Furien gehetzt jagte sie aus dem Haus und die Straßen entlang. Nach Hause mochte sie nicht, also wieder zur Schule. Die anderen sahen sie komisch an, als sie mit tränenverschmiertem Gesicht in die Klasse stürzte, doch sie kümmerte das nicht. Sie war immer noch wie im Traum. Halb schlafwandlerisch ging sie zu ihrem Platz und setzte sich. Die Blicke ihrer Klassenkameraden bekam sie gar nicht mit. Sie stand einfach noch viel zu sehr unter Schock.
'Gwen, was ist denn mit dir los? Hast du ein Gespenst gesehen?' fragte Loreen sie besorgt.'Nein, nur eine Leiche.' antwortete Gwen geistesabwesend.
'Ach so, na wenn's weiter nichts... WAS?!' schrie Loreen ungläubig.
'Loreen, ich muss doch sehr bitten! Schrei in meinem Unterricht nicht so herum!' wies der Lehrer sie zurecht.
'Ja, Herr Maus. Tut mir leid.' Sagte sie kleinlaut.
'Sag mal, was ist denn passiert? Du bist einfach gegangen, ohne mir was zu sagen und jetzt kommst du völlig verheult wieder hier an!' vorwurfsvoll sah sie Gwen an, die leicht zitterte.'Es war so schrecklich... grauenvoll... Ich hatte solche Angst.' sagte diese mit tränenerstickter Stimme.
'Was ist denn passiert?' Gwen und Angst? Das war ja mal ganz was neues.
'Dieser schreckliche Anblick, so unheimlich. Ich- ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll...' stotterte Gwen. 'Habe ich dir schon von dem Abendessen erzählt?'
'Ja, hast du...'
'Naja, ich sollte mich bei dem Mann entschuldigen und bin vorhin zu dem Haus, aber das war die reinste Bruchbude. Ich bin rein und habe nach ihm gerufen und dann sah ich etwas in einer Ecke glitzern und bin hin. Es war ein zerbrochener Spiegel und als ich mich drüber beugte, da sah ich einen Schatten über mir. Ich habe mich später umgedreht, aber da war niemand, nur Spuren auf dem Boden, die wieder zur Tür raus führten. Ich dachte vielleicht versteckt sich jemand dahinter und da bin ich hoch gegangen. Es war so dunkel, ich hab mein Feuerzeug an gemacht und dann sah ich ihn... dann bin ich nur noch gerannt, ich bin in Panik geraten. Ich wusste nicht wohin. Es war so schrecklich...' wieder liefen Gwen stumme Tränen über die Wangen.
'Warum hast du mir denn nichts davon erzählt, dann wäre ich doch mitgekommen.'
'Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen. Deine Ma würde es bestimmt nicht gerne sehen, wenn du den Unterricht schwänzt, nur um mit mir durch die Gegend zu pirschen.'
'Ja schon, aber du bist meine Freundin...'
'Ja, ich weiß...'
'Hey, vielleicht hätte meine Ma sich sogar über eine neue Leiche gefreut.'
'Naja, ich weiß nicht, es sah echt gruselig aus. Die Augen und....'
'Shht, denk nicht mehr daran.' beruhigend redete Loreen auf ihre Freundin ein und nahm sie in ihre Arme.
'Also, Mädchen, könnt ihr eure privaten Gespräche bitte nach meiner Stunde bereden?!'
verärgert blickte Herr Maus in ihre Richtung.
'Das ist ein Notfall, Herr Maus. Bitte, wir sind auch gleich wieder ruhig und passen auf.' sagte Loreen.
'Na gut. Alle anderen machen jetzt Aufgabe 9 im Buch und zwar schriftlich und von euch beiden will ich nach der Stunde wissen, was so wichtig ist, dass ihr mich ignoriert und Gwen zu spät in die Stunde kommt.'
'Ja, Herr Maus!' antworteten beide Mädchen im Chor.
'Ich glaube, wir sollten jetzt besser auch aufpassen und die Aufgabe machen, ansonsten kriegen wir noch großen Ärger.' meinte Gwen zu Loreen.
Viel zu schnell war die Stunde schon wieder vorbei und nun mussten die zwei Herrn Maus Rede und Antwort stehen.
'Also, meine Dame, ich höre?'
'Also, ich... ähm, naja. Ich musste noch mal schnell weg, ich hatte einen wichtigen Termin etwas außerhalb des Ortes. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich Punkt 11.00 Uhr bei dieser Adresse sein soll. Naja, aber da war niemand und dann habe ich gerufen, aber es hat keiner geantwortet und dann bin ich reingegangen und habe noch einmal gerufen, aber niemand hat mir geantwortet. Naja, dann war ich neugierig und bin die Treppe hinauf gegangen und dann... dann lag da oben der Herr, den ich besuchen sollte und... und er war,.... er war tot...' zuletzt hatte Gwen immer schneller gesprochen und nun standen ihr schon wieder die Tränen in den Augen.
'Eine Leiche? Meinst du nicht, dass du da ein wenig fantasierst?'
'Nein Herr Maus, da war wirklich eine Leiche. Die Augen, sie hingen aus den Höhlen und die Haut war so ... merkwürdig abgeschält, aber es war nirgends Blut zu sehen, trotz der vielen Verletzungen. Aber was ich niemals vergessen werde, das ist der Ausdruck der in diesen Augen stand. So voller Angst und... Schmerz.'
Zweifelnd sah Herr Maus Gwen an. Was sie erzählte klang aberwitzig, aber sie sprach so tonlos und in ihren Augen sah er die Furcht und den Schock über diesen Anblick und die Erinnerung daran. Also beschloss er ihr einstweilen Glauben zu schenken.
'Na gut, ihr könnt dann beide gehen, aber das mir so etwas in meiner Stunde nicht noch einmal vorkommt.'
'Ja, Herr Maus.'
Kopfschüttelnd blickte er den Beiden hinterher. Ein seltsames Gespann waren sie schon. Gwen, die ruhige und doch so kämpferische Schönheit und Loreen, die immer so Vorlaute und doch Schüchterne, die stets im Schatten von Gwens Ausstrahlung stand. Ein Wunder, dass die Beiden miteinander so gut harmonierten und sogar beste Freundinnen waren.

'Hey Gwen, was ist denn passiert?' vernahmen die zwei Mädchen plötzlich eine Stimme vor sich. Da stand David, der gutaussehende Junge, der ganz und gar nicht Gwens Typ war und erkundigte sich nach ihrem Befinden.
'Was hast du denn?' fragte er noch einmal, da sie ihm nach der ersten Frage nicht geantwortet hatte.
'Nichts, ich, ... e- es geht mir gut. Ich möchte jetzt gerne alleine sein. Loreen, bist du mir böse, wenn ich jetzt ein wenig raus gehe?'
'Nein, nein, ist schon in Ordnung Gwen, wenn was ist, dann klingel mich an und ich bin sofort bei dir.'
'Ja, ist gut, danke, du bist die beste Freundin, die man haben kann.'
'Was hat sie denn?' fragte David irritiert, als er Gwen nachblickte, die langsam die Treppe hinunter schlich.
'Das sollte sie dir besser selber sagen. Ich weiß nicht, ob sie will, dass so viele Menschen davon wissen.' antwortete Loreen wage.
'Ach so, naja dann, bye.'
'Ja, bye.' Gedankenverloren ging Gwen in den Klassenraum und setzte sich an ihren Platz.Sie war so in Gedanken versunken, dass sie das Klingelzeichen gar nicht bemerkt hatte.'Loreen? Wärst du vielleicht so freundlich mir meine Frage zu beantworten?'
Erschreckt blickte sie auf und sah mal wieder direkt in Herrn Falkners himmelblaue Augen, nein, eigentlich waren sie nicht himmelblau, eher Azurblau?, oder vielleicht graublau?'Loreen?'
'Äh- was?'
'Ich habe dich gefragt, ob du weißt, wo Gwenaell ist.'
'Äh- sie ist draußen.'
'Aha, na gut. Ich werde sie suchen gehen, sie muss schließlich am Unterricht teilnehmen. Ihr macht in der Zwischenzeit bitte Seite 56 die Aufgaben zu Ende.'
‚Na toll, das sind ja so viele. Wie soll ich die nur ohne Gwens Hilfe hinkriegen?' fragte Loreen sich verzweifelt. ‚Aber was Robin doch für schöne blaue Augen hat, einfach zum Dahinschmelzen...' verträumt schaute Loreen aus dem Fenster und vergaß so ganz und gar die Aufgaben, die sie eigentlich lösen sollte.

Gwen saß auf der Bank am Schulgarten und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Es war so schrecklich gewesen. Sie merkte gar nicht, wie Herr Falkner hinter sie trat.
'Gwenaell? Was hast du denn?'
Wie von einer Viper gebissen fuhr sie herum.
'Meine Güte, haben Sie mich vielleicht erschreckt.'
Herr Falkner war noch viel erschrockener über ihr tränenverschmiertes Gesicht. Diesmal hatte sie es wohl ein bisschen übertreiben. Verdammt, sie hatten ihr wohl eine heiden- Angst eingeflößt und damit vielleicht alles zunichte gemacht. Dabei war sie die Einzigste, die helfen würde können, bzw. die die Macht dazu hätte.
'Was wollen Sie denn?' fragte Gwen ihn und riss ihn damit aus seinen Gedanken, er würde mit Ian reden müssen, so viel war sicher.
'Ich habe dich gesucht. Der Unterricht hat vor 10 Minuten angefangen.'
'Ach so, naja, ich wollte ein wenig alleine sein, ich- wollte in Ruhe über alles nachdenken.''Möchtest du darüber reden?'
'Ich weiß nicht, alle wollen immer, dass ich darüber rede, aber ich habe für heute schon genug darüber geredet. Ich will nicht mehr daran denken. Ich will diese schreckliche Bilder nicht mehr in meinem Kopf haben... es war so grauenhaft...so...' schluchzend brach sie ab.'Ist gut, dann reden wir nicht darüber. Kommst du wieder mit rein?'
'Ja, ich komme mit.' noch ein wenig wackelig auf den Beinen stand sie auf und ging neben Herrn Falkner zurück zum Schulgebäude.
'Wissen Sie, es war alles so schrecklich, diese grauenvollen Verstümmelungen- der arme Herr Birkenstock.'
'Der ist tot?'
'Ja, ich sollte mich doch bei ihm entschuldigen. Naja, in dem Haus war erst niemand, aber oben habe ich dann seine Leiche gefunden. Diesen Anblick werde ich mein Lebtag nicht mehr vergessen können.'
'Hm, das ist komisch...'
'Was meinen Sie damit?'
'Ach, ist nicht so wichtig...'
'Okay.'
Gemeinsam gingen sie zurück in den Klassenraum, wo alle schon fleißig an ihren Aufgaben saßen, nur Loreen starrte verträumt aus dem Fenster und erschrak tierisch, als Gwen sie anstieß.
'Hey, Loreen, träumst du?'
'Was? Äh- oh, ja, muss ja so gewesen sein.'
'Und was hast du so schönes geträumt?'
'Ach naja, du weißt doch...' druckste Loreen verlegen herum.
'Ja, ich kann's mir denken.'

Nach der Stunde griff Herr Falkner zum Handy und kontaktierte seinen alten Freund Ian.'Ja?'
'Ian? Ich bin's Rob.'
'Ja, was hast du?'
'Ian, ich schätze wir haben es ein bisschen zu sehr übertrieben.'
'Übertrieben?'
'Wir haben das Mädchen zu Tode erschreckt. Es würde mich ehrlich gesagt wundern, wenn sie freiwillig noch mal einen Schritt vor die Haustür setzt.'
'Was ist denn los? Ich versteh gerade nur Bahnhof.'
'Na ich rede von der Leiche in dem Haus.'
'Welche Leiche und welches Haus?'
'Na das Haus wo du sie hingelotst hast, aber Himmel noch mal, du hättest ihn doch nicht umbringen brauchen!'
'Von wem redest du denn?!'
'Na von dem Birkenstock.'
'Wer zum Henker noch mal ist das?!'
'Na der Mann, den du umgebracht hast, um Gwenaell zu erschrecken.'
'Ich habe niemanden umgebracht und schon gar keinen Mann. Du weißt dass ich nur bei Vollmond töte und auch nur Mädchen.'
'Ja, aber was willst du damit jetzt sagen?'
'Das ich heute und auch gestern niemanden umgebracht habe und ich kenne keinen Birkenstock und weiß nichts von einem Haus.'
'Ja, aber wir wollten das Mädchen doch erschrecken.'
'Ja, habe ich doch auch.'
'Ja, aber warum hast du ihn umgebracht?'
'Ich habe niemanden umgebracht und ich war auch in keinem anderen Haus als dem meinen und ich habe bei dem Mädchen vorbei geschaut. Ich habe sie beobachtet, ich glaube sie hat es mitgekriegt, aber ich habe keinen Menschen getötet.'
'Aber wer war es denn dann?'
'Ich weiß nicht, aber wenn ich raten müsste, dann würde ich auf sie tippen.'
'Sie?!'
'Ja, sie. Sie ist die einzigste, die nur zum Spaß zu so etwas fähig wäre.'
'Oh verdammt, also weiß sie jetzt von dem Mädchen?'
'Ich denke mal schon.'
'Das heißt aber auch, dass Gwenaell jetzt in größter Gefahr schwebt.'
'Ja, ich weiß und insoweit ist es gut, wenn sie das Haus nicht mehr verlässt.'
'Und wie willst du sie dann..'
'Habe ich gesagt, dass ich will? Ich muss und ich bin sicher, dass sich eine Gelegenheit ergeben wird.'
'Gut, aber sei bitte vorsichtig.'
'Bin ich immer, aber ich werde dieses Mal besonders viel Acht geben.'
'Das ist gut.'
'Sag mal, Rob, was läuft da eigentlich zwischen dir und der Freundin des Mädchens?'
'Nichts, und das ist auch besser so, sie würde sonst auch sterben und das will ich nicht.'
'Aha, also empfindest du etwas für sie?'
'Ja, ich glaube schon, aber es darf nicht sein.'
'Sie ist aber genau wie ihre Freundin ein sehr ungewöhnliches junges Mädchen. Vielleicht ist sie ja diejenige welche.'
'Vielleicht, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen.'
'Hm, okay, das verstehe ich. Naja gut, ich muss jetzt Schluss machen und du musst sicherlich noch unterrichten.'
'Ja, du hast recht. Ciao.'
'Ciao.'
Sie hatte also von der Sache Wind bekommen. Nun, das hieß, dass jetzt ein Wettlauf gegen sie und die Zeit begann und er musste ihn um jeden Preis gewinnen. Fehler durfte er sich jetzt nicht mehr erlauben. Jetzt nicht mehr, ansonsten wäre alles gefährdet, aber er wusste auch, dass er sie womöglich töten würde, wenn er sich nicht richtig im Griff hätte.

Langsam schlich Gwen nach Schulschluss nach Hause. Irgendwie hatte sie Angst ihren Eltern gegenüber treten zu müssen. Als sie um die Straße bog sah sie vor dem Haus ihrer Eltern schon eine große Reportermeute stehen. ‚Mein Gott, wie kann ein kleines Kaff wie dieses nur so viele Journalisten haben?!' fragte sie sich. Da fiel ihr Blick auf Loreens Ma und Herrn Maus. Es war ein offenes Geheimnis, dass die beiden ein Liebespaar waren. ‚War ja klar, der Maus rennt zu ihr hin und erzählt ihr von allem, fehlt nur noch, dass die Polizei kommt und mich verhören will.' In diesem Moment vernahm sie den schnell näher kommenden Klang von Polizeisirenen. ‚Na super! Meine Eltern werden mich in der Luft zerreißen.'Schlecht gelaunt schritt Gwen auf die Meute zu, sofort streckte man ihr Mikrofone vor das Gesicht und bombardierte sie mit Fragen, aber sie antwortete nicht sondern ging zielstrebig auf die Haustür zu.
'Gwenaell LeThistle?' hörte sie plötzlich eine unbekannte Stimme hinter sich fragen. Überrascht drehte sie sich um, schon lange hatte niemand sie mehr so genannt. 'Ja?''Polizei. Kommen Sie bitte mit.' sagte der Mann zu ihr und zeigte ihr seinen Ausweis.'Ja, Sir.' antwortete sie und folgte ihm gehorsam. ‚Was die wohl von mir wollen?'
Nach einem kurzen Fußmarsch durch die dicht gedrängte Menge Schaulustiger erreichten sie den Wagen des Mannes und sie stieg hinten ein. 'Wohin fahren Sie mich?'
'Zum Revier. Wir haben einige Fragen an Sie.'
'Aha, aber sagen Sie doch bitte Gwen zu mir, bei dem Sie komme ich mir so alt vor.'
'Ist in Ordnung Gwen. Ich heiße übrigens Antoine Verbeaux.'
'Freut mich Sie kennen zu lernen, aber warum wollen Sie eigentlich mit mir sprechen?''Das werde ich dir auf dem Revier erklären.'
'Okay.' seufzte Gwen. Das manche Menschen aber auch immer so geheimnisvoll tun mussten! Manchmal war es echt zum verrückt werden!
Wenige Minuten später standen sie auf dem Parkplatz vor dem Revier.
'Steig bitte aus und folge mir.' forderte sie Monsieur Verbeaux auf. Er führte sie durch einen wahren Irrgarten aus tristen grauen Gängen und blieb schließlich vor einer Tür stehen, die genauso aussah, wie alle anderen Türen in diesem Gebäude auch. Leise öffnete er diese und bat sie hinein. An seinem Schreibtisch bot er ihr einen Stuhl und setzte sich dann ihr gegenüber.
'Nun Gwen,' fing er an. 'Kennst du mich noch?'
'Äh- nein, ich kenne Sie nicht.'
Tief seufzte der Mann, das hatte er schon befürchtet. Zu viele Jahre waren seit dem
vergangen. 'Gwenaell LeThistle, das ist irisch, oder?'
'Naja, eigentlich weniger. Aber man sagte mir früher mal, dass ich französisch-irischer Abstammung sei. Nur, das kann nicht sein, ich habe schließlich deutsche Eltern.'
'Das stimmt nicht.'
'Wie bitte?! Was soll das denn jetzt heißen? Natürlich stimmt es.'
'Nein, es stimmt nicht. Die Leute bei denen du wohnst sind nicht deine Eltern.'
'WAS?!' völlig entgeistert blickte Gwen diesen unbekannten Mann an. Ihre Eltern seien nicht ihre Eltern? Was für ein Unsinn. Natürlich waren sie es. Nur, warum sag sie ihnen dann so überhaupt nicht ähnlich? Argwöhnisch sah sie den Mann an. 'Und wer sind dann meine Eltern? Und wo sind sie?' fragte sie.
'Weißt du denn gar nichts? Kannst du dich denn wirklich an gar nichts mehr erinnern?''Nein. Und nun sagen Sie's schon endlich! Wo sind meine Eltern?'
'In Irland.'
'Und was machen sie dort? Wo genau sind sie?'
'Sie liegen unter der Erde.'
'Wie bitte? Was soll denn das jetzt heißen?'
'Das soll heißen, dass deine Eltern tot sind.'







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