Moonlight Shadow - Bei Vollmond bist du tot Teil 17

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 26.07.2008




'Aber... Was hat denn der Fluch jetzt mit der Familiengeschichte zu tun?' fragte Robin, der Ian noch immer verständnislos musterte.
'Na das ist doch ganz einfach. Ein Hohenzollern hat die junge Frau getötet, also hat Kamelia kurzerhand die ganze Familie verflucht!' rief Ian aufgebracht.
'Also Moment mal jetzt, ja. Das soll also heißen, dass wir nur wegen deiner Dummheit leiden müssen?!'
'Was soll das denn jetzt heißen? Euch allen war es doch nur recht, den Wolf endlich los zu sein, der uns nachts wachgehalten und unser Vieh gerissen hat! Außerdem, woher hätte ich denn das mit dem Mädchen wissen sollen? Es hat mir ja niemand was gesagt! Du und meine Frau, ihr habt dich ständig beisammen gesessen und euch über Legenden und den ganzen Kokolores ausgetauscht, warum habt ihr nicht mal mit mir darüber geredet? Ich hätte das verfluchte Biest nie angerührt, hätte ich geahnt, welche Folgen das gehabt hätte!' wütend tigerte Ian auf und ab. Er konnte es nicht fassen. Jahrelang hatte er selbst sich schlimme Vorwürfe gemacht und jetzt kam auch noch sein Cousin an und beschuldigte ihn. Das war das allerletzte was er in diesem Moment gebrauchen konnte.
'Aber es ist doch wahr! Du bist schuld daran!' Robin hatte sich so in Rage geredet, dass er für kein vernünftiges Argument mehr zugänglich war und Ian war es leid immer und immer wieder in Schuldgefühlen zu ertrinken.
'Du hast ja wohl kein Recht dazu, dich zu beklagen!' wetterte Ian los. 'Du hattest ein langes Leben und Millionen von Frauen lagen dir zu Füßen. An deinen Händen klebt kein Blut! Du hast nicht deine Familie ins Verderben gerissen! Meinst du nicht, ich hätte all die Jahre hindurch genug gelitten?! Mein Bruder ist meinetwegen ein Monster, meine Frau hab ich auf dem Gewissen und viele junge Frauen, die nichts dafür konnten. Sie alle sind tot, weil ich immer wieder töten muss! Denkst du etwa es macht mir Spaß mich jedes Mal bei Vollmond in eine Bestie zu verwandeln und junge Mädchen zu töten, die leben und lieben wollen?! Weder du, noch irgendwer anders hat das Recht mich zu verurteilen! Wenn du unbedingt jemanden verdammen willst, dann nimm gefälligst Kamelia! Und jetzt geh rein, William ist fertig und Loreen wird bald aufwachen!' Rasend vor Zorn und bebend vor unterdrückten Schuldgefühlen wandte Ian sich ab und verschwand im Dunkel der Flure und Treppen.Sprachlos sah Robin seinem besten Freund und nun auch Cousin nach. Ja, im Grunde hatte Ian Recht gehabt, er hatte kein Recht gehabt ihn zu verurteilen. Ian hatte all die Jahre hindurch am meisten zu leiden gehabt. Seine Frau war tot und sein Bruder seinetwegen eine tickende Zeitbombe. Es muss wahrlich der Horror für ihn gewesen sein, tag für Tag zu sehen, wie durch seine Schuld, die Menschen, die er liebte, zugrunde gingen. Doch auch er hatte gelitten, das wusste Robin nur zu genau und auch Ian wusste das.

Wütend, traurig und auch enttäuscht streifte Ian allein durch die dunklen Gänge seines Zuhauses. Mehrere Menschenleben hatte er hier zusammen mit seinem Bruder verbracht. Vertieft in düstere Gedanken und ohne jede Hoffnung auf Erlösung. Jetzt war diese Hoffnung so nahe und gerade jetzt fiel ihm sein bester Freund in den Rücken.
Ian hatte gewusst, dass es für sie beide nicht einfach werden würde, doch genau in diesem Moment brauchte er seinen langjährigen Freund mehr denn je und dieser ließ ihn schmählich im Stich. Betäubt von dieser großen Enttäuschung wandelte er einsam durch das Schloss, auf der Suche nach Trost, doch alles was er fand war Stille und kalter, rauer Stein.
Ziellos folgte er einfach seiner Nase und wusste schon bald nicht mehr, wie lange er eigentlich schon ging. Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte Ian keine Ahnung mehr, wo im Haus er sich befand. Erschöpft und nervlich ein Wrack, ließ er sich gegen die Felswand sinken und rutschte filmreif daran herab. Stumme Tränen rannen ihm über die Wangen als er am Boden aufkam. Viel Zeit war vergangen, seit er zuletzt so bitterlich geweint hatte.‚Ian, wo bleibst du nur?' fragte Gwen sich voller Sorge um den gutaussehenden Mann, der ihr das Herz gestohlen hatte. Seit über einer Stunde wartete sie nun schon auf seine Rückkehr. Seit mehr als einer halben Stunde schaute sie im Fünf- Minuten- Takt auf die große Standuhr im Salon. Was war nur passiert, seit er mit Robin im Bauch des Labyrinthes verschwunden war? ‚Oh Gott, hoffentlich ist ihm nichts geschehen!' betete sie, obwohl sie nicht wusste, ob es jemanden geben würde, der ihr Flehen erhören würde.

Als sie schließlich ein Geräusch hörte schreckte sie auf und rannte wie von der Tarantel gestochen zur Tür. Schwungvoll riss sie diese auf und blickte ganz enttäuscht, als nur Robin davor stand.
'Wo ist Ian?' fragte sie ihn und blickte ihn mit ihren schönen smaragdgrünen Augen an, die vor Angst tellergroß geweitet waren. 'Nun sag schon! Wo ist er?' herrschte sie Robin an, der sie wie ein achtes Weltwunder ansah und überhaupt nicht zu verstehen schien.
'Wer?' fragte er wie in Trance.
'Ian!' schrie Gwen, ganz krank vor Sorge.
'Ach so. Ich weiß es nicht und eigentlich ist es mir auch egal.'
'Ja bist du denn von Sinnen?! Ich denke ihr seid die besten Freunde! Was hast du mit ihm gemacht? Wo ist er hin? So red doch endlich!' kreischte Gwenaell panisch.
'Er ist nicht mehr mein Freund. Er hat mich all die Jahre lang angelogen. Das werde ich ihm niemals verzeihen.'
'Sag bloß, du hast ihm das auch so schonend beigebracht, wie mir jetzt eben?!' fragte Gwen sarkastisch. Daraufhin blickte Robin sie nur irritiert an.
'Mein Gott. Männer! Ihr seid manchmal echt so bescheuert!' meinte sie die Augen verdrehend. 'Die hast das Feingefühl eines Elefanten im Prozellanladen!' wetterte sie los.'Wieso denn? Es ist doch wahr! All die Jahre hat er mir verheimlicht, dass er mein Cousin ist und mich der Fluch nur deswegen getroffen hat!' fing nun auch Robin an zu schreien und bereute seinen Ausbruch schon Sekunden später.
'Welcher Fluch?' fragte Gwen misstrauisch.
'Ähm, keiner?' versuchte Robin sich heraus zu reden.
'Ganz schlecht. Du bist ein ganz miserabler Lügner! Also sprich schon. Um welchen Fluch geht es? Nicht zufällig um einen, der einen Mann über 200 Jahre alt werden lässt und in einen Werwolf verwandelt?' fragte sie nach.
'Du weißt davon?' überrascht vergaß Robin, dass er eigentlich gar nicht darüber reden durfte.'Bis jetzt eigentlich nicht mit Sicherheit, nun dank dir schon. Aber mal ehrlich, niemand kann 200 Jahre alt werden!'
'Komisch, dieser Niemand steht vor dir. Ian auch und William auch. Und Ian ist schuld an allem!'
'Ähm, wärst du so freundlich mir das zu erklären?'
'Darf ich nicht. Aber Ian hat etwas getan, was er nicht hätte tun dürfen. Daraufhin hat ihn Kamelia verflucht und seine ganze Familie gleich mit. Also mich auch!'
'Und wusste Ian, dass er etwas verbotenes tat, als er es tat, was auch immer er tat?'
'Nein. Aber das tut doch nichts zur Sache!'
'Wusstest du es etwa?' so langsam ahnte Gwen etwas.
'Ja, ich wusste es.'
'Und hast du es Ian gesagt?'
'Nein, habe ich nicht.'
'Und woher hätte er es dann wissen sollen? Schau mal, wenn man es richtig nimmt, dann hat Ian keine Schuld. Er wusste nicht, dass er etwas verbotenes tat, du schon, nur hast du ihn nicht vorgewarnt. Du hast also kein Recht ihn zu verurteilen und allein für dein Unglück verantwortlich zu machen und ich glaube, Ian leidet zur Zeit mehr unter deiner Ablehnung, als unter dem Fluch, was auch immer das für einer ist.' meinte Gwen, gänzlich verwirrt von dem, was sie gerade erfahren hatte. ‚Wie viele Geheimnisse versteckten sich wohl noch in diesem Haus? Oh man, man sollte dieses Haus den ‚Geheimnis-finder' nennen!' dachte sie bei sich und sah Robin weiterhin stumm an, bis dieser sich schließlich einen Ruck gab.'Okay, du hast recht. Ich geh Ian suchen.' seufzte er tief auf.
'Na endlich! Geht doch! Warum nicht gleich so!' sagte Gwen mehr zu sich selbst als zu ihm und Robin verstand von dem ganzen auch nicht mehr als ein leises Gemurmel.
Mitten in der Bewegung hielt er noch einmal kurz an und sah zu Gwen zurück, irritiert sah er sie an, doch sie zeigte keinerlei Reaktion auf seinen Blick, also drehte er sich wieder um und ging. Ging auf die Suche nach seinem ältesten und besten Freund und nun auch seinem Cousin.

In der Zwischenzeit war auch Loreen wieder aufgewacht und saß nun kerzengerade im Bett.‚Wo bin ich denn hier gelandet?!' fragte sie sich aufgebracht. Das letzte woran sie sich erinnern konnte war, dass sie nach Robins Abfuhr in den Wald gerannt war, sich gründlich verlaufen hatte und auf einem Blatthaufen eingeschlafen war, wobei ihr hundeelend zu Mute gewesen war. ‚Wie zum Henker noch mal bin ich denn hier hergekommen? Und was ist das eigentlich?'
Neugierig wie sie nun aber mal von Natur aus war, hielt sie es nicht lange im Bett aus, sondern schlüpfte unter der Decke hervor und ging auf Entdeckungsreise.
‚Meine Güte! Das Bett ist ja riesig! Und sind das dort etwa Kerzenhalter an den Wänden? Und ein Kronleuchter an der Decke?!' Leicht befremdet schüttelte sie den Kopf und schlich, warum eigentlich?, zum Fenster. zumindest vermutete sie das hinter den riesigen Samtvorhängen. Und sie hatte recht, als sie diese ein Stückchen zur Seite schob, konnte man in die tintenschwarze Nacht hinaus sehen. Am Firmament leuchteten millionen von Sterne und der Mond stand über all dieser Pracht als stummer Zeuge.

Zur selben Zeit bewunderte auch Gwen die kristallklare Nacht außerhalb des Schlosses und wünschte sich nichts mehr, als dass sie hinausgehen könnte in die tiefe dunkle Nacht hinein und für einen Moment vergessen könnte, dass sie ja eigentlich eingesperrt war.Komischerweise hatte ihr das in den letzten Tagen gar nicht mehr so viel ausgemacht. Sie hatte sie eher schon fast daran gewöhnt, das Leben durch eine Glasscheibe zu verfolgen, aber in dieser Nacht traf es sie ganz besonders schlimm. Sie musste nachdenken, sehr viel nachdenken und das hatte sie seit jeher immer nachts und immer unter freiem Himmel gemacht. Dort hatte sie sich immer frei gefühlt, so als würde ihr die ganze Welt gehören. In der Dunkelheit der Nacht lernen Träume zu fliegen und ihre flogen besonders hoch und besonders weit in sternenklaren Nächten.
Gwenaell liebte die Nacht. Dort verschwanden all ihre Sorgen und niemand sah ihre Tränen. Sie konnte dann ganz sie selbst sein, mit all ihren Ängsten, all ihren Sorgen und Befürchtungen und all ihrer Trauer darum, dass sie allein auf der Welt war. Sie hatte sie immer einen Menschen gewünscht, der sie verstehen würde. Jemanden, der sie in den Arm nahm und für sie da war. Natürlich hatte sie Loreen, die all das übernahm, aber das war nicht das selbe. Gwen hatte sich jemandem gewünscht, dem sie all ihre Liebe würde schenken können. Jetzt, so glaubte sie, hatte sie diesen Menschen in Ian gefunden, nur war der momentan mal wieder nicht auffindbar und es war auch erst einmal wichtiger, dass Ian und Robin sich aussprachen. Da konnte, nein musste, sie warten.
Noch einmal seufzte Gwen tief und aus vollem Herzen, dann riss sie sich von dem fantastischen Anblick, welchen der Himmel diese Nacht bot, los und ging zurück in den Salon. Doch so sehr sie sich auch bemühte ruhig zu bleiben. In dieser Nacht fand sie einfach keine Ruhe, zu viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Nachdenklich tigerte sie von einer Ecke in die andere, hob hier und da ein Staubkorn auf, wedelte dort ein bisschen, rückte hier eine Vase zurecht und drehte dort einen Stuhl ordentlich hin. Doch egal was sie tat, sie konnte sich einfach nicht ablenken. Besorgt blickte sie auf die Uhr. Robin war jetzt schon seit über zwei Stunden wieder weg. ‚Was wenn er Ian nicht gefunden hat? Was wenn die beiden sich wieder streiten? Was wenn irgendetwas schlimmes passiert ist?' all diese Fragen geisterten durch Gwenaells Kopf und mit der Zeit wurde sie immer hibbeliger. Bis sie es schließlich nicht mehr aushielt und sich selbst auf die Suche nach ihnen machte. Nur hatte sie keinen blassen Schimmer, wo sie anfangen sollte zu suchen. Zumal sie sich in dem riesigen Haus noch immer nicht wirklich auskannte. Im Mute der Verzweiflung rief sie schließlich nach Valeria.
'Ja Gwen? Du hast nach mir gerufen?' ertönte plötzlich wieder sie sanfte Stimme des kleinen Hausgeistes hinter hier. Erschrocken fuhr sie herum und blickte die winzige Gestalt verwundert an.
'Wenn ich gewusst hätte, dass du so schnell hier sein würdest, dann hätte ich nicht so laut gerufen. Bestimmt hat man mein Geschrei im ganzen Haus gehört!' murrte sie gespielt wütend.
'Aber nein, die Wände sind sehr gut isoliert. Wenn überhaupt hat man doch höchstens noch im nächsten Gang gehört.'
'Aber warum bist du dann so schnell hier?' fragte Gwen erstaunt.
'Weil ich schon die ganze Zeit bei dir war. Als Ian und Robin vorhin gegangen sind hat mir mein Herr aufgetragen auf die aufzupassen.'
'Wieso denn das?'
'Damit du den beiden nicht folgst.' Erklärte Valeria als sei es das selbstverständlichste auf der Welt und Gwen hätte ja wohl selbst darauf kommen können bzw. müssen.
'Äh? Wieso sollte ich das denn tun?' Gwen Gesicht stellte momentan nichts als ein einziges großes Fragezeichen dar, welches von Sekunde zu Sekunde größer wurde.
'Hm, weil die beiden geheime Dinge zu tun hatten. Naja eigentlich wollte ja eher Robin, dass es geheim bleibt, aber Ian schien von der Idee äußerst angetan zu sein. Okay, es ist auch besser, wenn du es nicht gleich erfährst, aber irgendwann wirst du es wissen und es wird ein ziemlicher Schock für dich werden, denke ich mal.' sinnierte die kleine Elfe gedankenversunken vor sich hin.
'Valeria? Du sprichst mal wieder in Rätseln!'
'Ja aber du weißt doch mittlerweile, dass ich nur so zu euch Menschen sprechen darf! Ihr müsst schließlich auch mal selber denken!'
'Na danke auch!' schimpfte Gwen jetzt los. 'Ich werde ganz krank vor Sorge um Ian, der seit mehreren Stunden verschwunden ist und du hältst mir Vorträge darüber, dass die Menschen ihr Gehirn mehr benutzen sollten!'
'Oh entschuldige, aber ich mache mir auch Sorgen um ihn. Aber ich konnte ihn nicht suchen gehen, weil er mir doch aufgetragen hatte, bei dir zu bleiben.'
'Dann geh ihn jetzt halt suchen! Irgendwo in diesem Monster von Haus muss er ja sein und ich kann schon gut auf mich alleine aufpassen! Am besten ich gehe einfach in mein Zimmer und wenn du ihn gefunden hast kommst du sofort wieder zu mir und sagst mir wo er ist und wie es ihm geht, ja? Bitte!?' flehte Gwen.
'Hm, also ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist, dich alleine zu lassen.' überlegte Valeria.
'In meinem Zimmer werde ich ja so viel Schaden schon nicht anrichten können, wie ihr alle hier zu vermuten scheint. Aber wenn dir das nicht passt, dann nimmst du mich halt mit auf die Suche.'
'Die Idee ist ja noch schlechter! Wer weiß, wem wir unterwegs alles begegnen! Nein, so geht das nicht. Du musst hier bleiben.' bestimmte der kleine Geist.
'Na wenn es denn sein muss!' resignierte Gwen zornig.
'Ja muss es. Ich habe es Ian schließlich versprochen!' rief Valeria und war schon wenige Augenblicke später verschwunden.
‚Na ganz toll!' schimpfte Gwen im Geiste herum. ‚Jetzt geht sie und lässt mich hier ganz alleine und ich hab noch nicht mal ne Ahnung, warum keiner mich hier mal alleine lang laufen lassen will!' frustriert warf sie sich auf die große breite Samtcouch und starrte in das lodernde Feuer im Kamin.

Während Gwen also wie hypnotisiert in die grellen Flammen sah, begab Loreen sich auf eine kleine Entdeckungstour durch ihr steinernes Gefängnis.
‚Gar nicht mal so schlecht!' sagte sie sich und bedachte den großen Lüster aus glänzendem Rotgold, der über ihrem Kopf schwebte mit einem anerkennenden Blick. ‚Wer auch immer hier wohnt, der jenige scheint verdammt reich zu sein. Nur was mache ich dann hier? Eine Entführung ohne Lösegeldforderung macht reichlich wenig Sinn. An Geld scheint es hier ja wohl nicht zu mangeln und so wir haben ja auch keins. Also, was mache ich hier?' fragte sie sich.
Eine halbe Stunde später war sie immer noch zu keiner befriedigenden Lösung gekommen also zuckte sie gleichgültig die Achseln und ging zur Tür. Diese war, oh Wunder, nicht einmal verschlossen. War es Dummheit, oder einfach nur Leichtsinn? Oder war Robin einfach nur zu verwirrt gewesen, dass er es schlicht vergessen hatte, die Tür zu schließen, als er sie hergebracht hatte? Was auch immer der Grund war, die große Eichenholztür öffnete sich jedenfalls spielend leicht und ohne in den Angeln zu quietschen, also betrat Loreen kurz entschlossen den nur spärlich erleuchteten Flur und schloss die Tür hinter sich genauso lautlos, wie sie auch aufgemacht wurde.
‚Hm, wo geh ich denn jetzt lang? Naja, probieren wir es mal mit links, scheint so, als geht es dort ein wenig abwärts.' Dachte Loreen sich und wandte sich in benannte Richtung um wenig später vor einer massiven Steinwand zu stehen. Verwirrt betrachte sie diese und drehte sich schließlich um und versuchte es in der anderen Richtung.
Nach einigen Kurven und diversen Verwinkelungen befand sie sich endlich am Fuße einer schmalen Treppe, die aber nach oben führte. Da Loreen aber keine Lust hatet noch einmal umzudrehen ging sie einfach die Stufen hinauf und den Gang oben weiter geradeaus. Der schien nur gar kein Ende mehr nehmen zu wollen, dafür gingen unzählige kleine weitere Seitengänge ab und links und rechts kam sie an einer ganzen Batterie von geschlossenen Türen vorbei.
Obwohl ihr langsam die Füße müde wurden ging sie einfach immer weiter ihrer Nase nach. Sie hatte beschlossen immer auf dem großen breiten Gang zu bleiben, weil sie sich ansonsten wahrscheinlich hoffnungslos verlaufen würde. Nachdem sie bestimmt einen Kilometer weit gelaufen wahr kam sie an eine große weit ausladende Treppe, die endlich auch einmal nach unten führte. Diese ging sie also todesmütig hinab. Unten blickte sie sich verdutzt um. Sie stand nun in einem riesigen Saal, neben ihr führte noch eine weitere Treppe hinauf und direkt gegenüber befand sich eine monströse Flügeltür. Bis auf eine ganze Reihe von alten Gemälden in Goldrahmen an den Wänden und einem wahnsinnig großen Kristalllüster an der Decke und vielen kleineren an den Wänden zwischen den Bildern, war der Raum weites gehend leer.
‚Hm, mal sehen, vielleicht lassen sich die Türen ja öffnen.' überlegte sich Loreen und ließ ihren Worten Taten folgen, doch so sehr sie auch rüttelte, die Türen waren und blieben verschlossen. Entmutigt schlich sie zur Treppe zurück und setzte sich auf die unterste Stufe.‚Na ganz toll. Jetzt sitze ich hier fest, weiß nicht wie ich hier raus komme und weiß noch nicht mal wo ich überhaupt bin und wieso ich da bin, wo ich bin! Und ich kann nicht mal jemanden fragen, weil ich anscheinend alleine hier bin! Was ist das denn für eine verdammte Scheiße?!' schimpfte sie im Geiste vor sich hin wie ein Rohrspatz.

Gwen unterdessen hatte genug davon einfach nur unsinnig vor dem Kamin zu hocken und Trübsal zu blasen. Valeria war vor über einer Stunde verschwunden und hatte sich noch nicht bei ihr gemeldet, was wohl soviel hieß wie: Habe Ian noch nicht gefunden, suche aber weiter!Also raffte sie sich auf und machte sich selbst auf die Suche. Sie beschloss auf dieser Etage mit ihrer Suchaktion zu beginnen. Dazu ging sie zu der geschlossenen Tür auf lackiertem Kirschholz, die zum Salon führte und schlüpfte leise hindurch um sie von außen wieder zu schließen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur Treppe, man konnte ja schließlich nie wissen, wer gerade in der Nähe war und sie hatte keine große Lust einem Butler oder gar Valeria in die Arme zu laufen, weil diese sie eh nur wieder zurück vor den Kamin verfrachtet hätte und das wollte sie nun wirklich nicht riskieren. An der Treppe angekommen stutzte sie plötzlich.‚Huch, wer sitzt denn da rum?' fragte sie sich, als sie einen kurzen Blick zur Seite warf.Auf leisen Sohlen trapste sie rüber und beäugte die sitzende Person etwas genauer. Lange blonde Haare, die unordentlich über die Schultern fielen, das erinnerte sie an Loreen, wenn sie nach einer durchtanzten Nacht kichernd an ihrer Seite nach hause wankte und Gwen sie stützen musste, damit sie nicht der Länge nach auf dem Bürgersteig endete.
'Ähm, hallo? Kann ich irgendwie helfen? Was suchen Sie denn?' fragte sie vorsichtig.
Scharf zog sie die Luft ein, als die Person den Kopf hob und sie in Loreens hellblaue Augen blickte, aus denen unaufhörlich die Tränen liefen.
'Loreen! Was machst du denn hier?!' schrie sie auf.
'Gwen?!' brüllte nun auch Loreen los, nachdem sie sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte und die Person, die vor ihr stand genau gemustert hatte. Ohne Zweifel, vor ihr stand tatsächlich die totgeglaubte Gwenaell, ihre beste Freundin.
'Aber du bist doch tot!' murmelte sie mehr zu sich, aber laut genug, dass auch Gwen sie noch hörten konnte.
'Seh ich vielleicht aus, als wär ich tot?' fragte diese trocken, woraufhin Loreen mit einem Schrei auf sie zusprang.







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