Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 25.04.2009


Als Maja in der Schule ankam, erreichte sie die Nachricht, dass sie Besuch hatte. Ihre Mutter war gekommen und Maja fragte sich, warum sie nicht vorher angekündigt hatte, dass sie kommen würde.
Sie ging zu Mr. Bakers Büro, weil man ihr gesagt hatte, dass sie ihre Mutter dort antreffen würde, doch als sie bemerkte, dass die Tür nur angelehnt war, hielt sie inne. Sie hörte gedämpfte Stimmen.
'Sie ist meine Tochter, Robert', hörte Maja ihre Mutter sagen und fragte sich gleichzeitig, warum sie den Schuldirektor beim Vornamen nannte, 'ich darf sie besuchen, sooft ich will.''Sylvia', seufzte Mr. Baker und Maja hörte deutlich, wie er die Kaffeemaschine anschaltete, 'es gibt hier gewisse Vorschriften. Und die besagen nun mal, dass heute kein Besucherwochenende ist. Und das wusstest du nur zu genau.'
'Aber da wir nun schon hier sind, können wir auch gleich hier bleiben, oder nicht?', verteidigte sich Sylvia Parker. 'Sonst sind wir den ganzen Weg umsonst gekommen. Maja wird sich bestimmt freuen, uns zu sehen.'
'Mag sein, dass Maja sich freut. Aber es ändert nichts daran, dass es gegen die Vorschriften ist.' Mr. Bakers Stimme klang irgendwie kalt und abweisend.
'Robert.' Majas Mutter seufzte schwer und sprach dann etwas aus, was Maja einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ: 'Sie ist deine Tochter. Willst du nicht auch, dass sie glücklich ist?'
Sie ist deine Tochter. Die Worte hallte in ihrem Kopf wieder, als befände sie sich in einem großen, leeren Raum. Und genauso fühlte sie sich in dem Moment - leer. Das konnte nicht sein. Sie sollte die Tochter von Mr. Baker sein? Dem Spießer, der gegen alles war, was Spaß machte? Der jedem zweiten Schüler Strafaufgaben aufbrummte? Das musste eine Verwechselung sein! Ihr Vater war tot, da war sie sich ganz sicher! Ihre Mutter hatte es ihr doch erzählt…
Maja rechnete fest damit, dass Mr. Baker ihr jetzt widersprechen würde, ihr sagen würde, dass er keine Kinder hatte, doch das tat er nicht.
'Natürlich will ich, dass sie glücklich ist', erwiderte Mr. Baker und Maja konnte durch den schmalen Spalt sehen, dass er die Stirn kraus zog. 'Also gut. Ihr könnt bleiben, bis Sonntag. Majas Klasse macht danach nämlich einen Campingausflug, wie ich dir schon geschrieben habe. Haltet euch bitte das nächste Mal ausnahmsweise an die festen Besucherzeiten, okay?'Maja wollte nicht mehr einfach nur dastehen und zuhören. Sie amtete tief durch, brachte ihre zitternden Hände wieder unter Kontrolle und klopfte dann mit pochendem Herzen an die Bürotür.
'Herein', ertönte nun Mr. Bakers Stille und er klang wieder völlig normal. Maja betrat das Zimmer und kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da war Sylvia Parker schon aufgesprungen.
'Oh Maja!', rief sie glücklich und fiel ihr um den Hals. 'Wir haben dich so vermisst!'Maja erwiderte nichts.
'Ich habe eine Überraschung für dich! Mr. Baker, wenn Sie nichts dagegen haben, könnte ich dann vielleicht mit Maja unter vier Augen reden?', wandte Majas Mutter sich an den Direktor. Majas Desinteresse und die Tatsache, dass sie völlig steif vor ihr stand, schien sie gar nicht erst zu bemerken.
'Tut euch keine Zwang an', lächelte dieser schwach und so zog Sylvia ihre Tochter aus dem Büro auf den Flur. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
'Wie geht es dir, Schatz?', fragte sie und griff nach ihrer Hand. Sie ließ Maja nicht mal die Zeit zu antworten, fing sofort an, weiter zu erzählen. 'Die Fahrt war ziemlich anstrengend und lang, aber wir wollten dich unbedingt sehen! Und nun rate mal, wen ich mitgebracht habe!''Stella? Jo?', fragte Maja verblüfft und hoffnungsvoll zugleich. Bei der Vorstellung, ihre zwei besten Freunde wieder zu sehen spürte sie etwas wie Freude in sich aufkeimen.'Ja. Beide. Und Jake ist auch mitgekommen! Ist das nicht wunderbar?' Sylvia Parker umarmte ihre Tochter ein zweites Mal und löste sich erst nach etlichen Sekunden.
Jake. Maja seufzte. Sie wollte ihn gar nicht wieder sehen.
'Sag ihm, dass er dahin gehen kann, wo er hergekommen ist', sagte sie und fügte dann hinzu: 'Und schick Stella und Jo auf das Zimmer 468.'
'Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen?', erwiderte Majas Mutter schmollend und stieß ihr leicht in die Seite. 'Ich habe wochenlang versucht, endlich Urlaub zu bekommen, um dich mal zu besuchen!'
'Natürlich freue ich mich.' Es entsprach nicht ganz der Wahrheit. Und die Tatsache, dass sie gerade erfahren hatte, dass ihr Vater noch lebte und dass Jake da war, war nicht gerade ein viel versprechender Start. Und die Auseinandersetzungen vor der Abreise hatte sie auch noch nicht vergessen.
'Sieht aber nicht so aus!'
'Vielleicht', sagte Maja säuerlich und fragte sich gleichzeitig, wie und ob sie die Sache angehen sollte, 'vielleicht liegt das einfach daran, dass ich mein ganzes bisheriges Leben lang in dem Glauben gelebt habe, dass Dad tot ist!'
Majas Mutter sah sie irritiert an. 'Wie meinst du das?'
Was sie allen Ernstes so unterbelichtet, wie sie gerade drein sah?
'Glaubst du wirklich noch, ich hätte von all dem nichts mitbekommen?', erwiderte Maja und verschränkte die Arme. 'Alles deutet darauf hin - das Telefonat, die Tatsache, dass er mir so bekannt vorkommt … Ich weiß, dass Mr. Baker mein Vater ist. Verdammt, warum hast du mir nie etwas davon erzählt?!'
Sylvia schwieg. Dann, endlos scheinende Sekunden später, sagte sie mit leiser, aber fester Stimme: 'Ich werde Jo und Stella zu dir schicken', und ging weg. Sie war nicht einmal dazu bereit, Maja alles zu erklären. Und ihr wurde wieder einmal schmerzhaft bewusst, wie kaputt doch ich Verhältnis zueinander war.

'Oh Maja, wir haben dich ja so vermisst!', rief Stella, als sie in ihr Zimmer gekommen war und ihre Freundin auf dem Balkon entdeckte. Hastig durchquerte sie den Raum und umarmte Maja so fast, dass sie kaum Luft bekam. Sie merkte, dass ihre Mutter genau dieselben Worte benutzt hatte, als sie sich das erste Mal seit Wochen wieder gesehen hatten.
'Ich euch auch', krächzte sie und löste sie langsam. Dann ging sie auf Jo zu und umarmte ihn fest.
'Schön dich zu sehen', sagte sie leise.
'Wie geht es dir?', fragte Stella und sah sich um. Ohne auf eine Antwort abzuwarten sprach sie weiter. 'Es ist echt der reinste Wahnsinn hier! Diese Aussicht… Der Strand! Was für ein Glück du nur hast!'
'Naja…' Maja lächelte schwach. 'Ich hätte kein Problem damit, bei euch zu bleiben. Ihr habt mir so schrecklich gefehlt.'
'Willst du uns nicht mal alles zeigen?', fragte Jo und lächelte Maja entgegen. 'Wir haben uns vorher fast verlaufen. Diese Schule ist riesig!'
'Stimmt', stimmte Maja zu. Dann griff sie nach Jos und Stellas Hand und zog die beiden hinter sich her quer durch das große Gebäude. Sie zeigte ihnen den Kiosk, die Cafeteria, den Proberaum, die Besucherabteilung, die Toiletten.
Als sie fertig waren, entschuldigte Stella sich. Sie musste ihre Koffer auspacken und versprach nachzukommen, wenn sie fertig war.
'Was ist das da für ein Gebäude?', fragte Jo und zeigte aus dem Fenster auf einen riesigen Betonklotz, der an die Schule angrenzte.
'Das ist die Sporthalle. Sollen wir mal hingehen?', bot Maja an und es überraschte sie nicht, dass Jo begeistert zustimmte. Er war ein absoluter Sportfreak und somit das totale Gegenteil von Maja, die sich vor jeglicher Art von Kraft aufbrauchender Bewegung drückte, wenn es möglich war
Sie liefen über den Parkplatz, der fast leer war und schließlich betrat Maja mit Jo zusammen durch die Tür der Sporthalle. Sie gingen in die Kabinen, dann in den Geräteraum und waren anschließend in der Halle selbst angekommen.
Jo sah sich um, drehte sich um die eigene Achse. 'Wow. Diese Halle ist ja riesig im Vergleich zu der bei uns!'
Vor allem aber galt seine Begeisterung der Zuschauertribüne auf der anderen Seite der Halle, die nun nicht aufgebaut war und somit eine hohe, graue Wand bildete. Er ärgerte sich, dass es bei ihnen so etwas gab.
Erst als Jo Maja 'Hier, fang!' zurief, merkte diese, dass er einen Basketball in der Hand gehalten hatte. Sie war nicht darauf vorbereitet und reagierte nicht schnell genug und der Ball fiel auf den Boden, sprang dann einige Male hoch, ehe er in Jos Richtung zurück rollte.Er lachte und warf den Ball in den Basketballkorb. Er traf.
'Lust auf ein Spiel?', fragte er und konnte ein schelmisches Grinsen nicht verhindern.Maja stieß ihn in die Seite und lachte. 'Du weißt genau, dass ich kein Basketball spielen kann. Du würdest sowieso gewinnen!'
'Ich weiß. Was meinst du, wieso ich dich gefragt habe? Das Gewinnen stärkt mein Ego.' Jo lächelte schief und warf noch einen Korb.
'Dein Ego ist größer als er es eigentlich sein sollte', erwiderte Maja und sah ihm zu. Er war wirklich gut.
Sie freute sich so sehr, dass Jo da war. Jetzt, da sie in der Sporthalle standen und miteinander redeten, da merkte sie gar nicht, dass es alles nur eine begrenzte Zeit hatte, dass er bald wieder gehen musste. Und sie war auch Jo dankbar, dass er diese Tatsache mit keinem Wort erwähnte, obwohl ihm anzusehen war, dass er dies wusste.
'Nicht schlecht', ertönte plötzlich eine Stimme und Maja und Jo drehten sich erschrocken um. 'Du bist neu, stimmt's? Ich kenn dich nicht.'
Marc stand vor ihnen, in Trainingsklamotten und einem Basketball in der Hand. Er sah ungewohnt aus, aber keinesfalls hässlich. Es war einfach… gewöhnungsbedürftig. Sie kannte ihn so nicht.
'Ja. Ich komme nicht von hier, ich bin ein Freund von Maja. Ich bin Jo', sagte er und streckte Marc eine Hand entgegen, der diese nach kurzem Zögern schüttelte. 'Marc.'
'Du spielst?', fragte Jo nun interessiert und sah sein Gegenüber genauer an. Es war ihm anzusehen, dass er nicht genau wusste, was er von Marc halten sollte.
'Ja, ich spiele in der Schulmannschaft. Und in meiner Freizeit. Lenkt ab', nickte Marc und war den Ball in seiner Hand in den Korb. Der Ball rollte einige Meter weg und blieb dort liegen. 'Ich bin ziemlich gut.'
'Wie wär's mit einem Spiel?' Jo sah ihn herausfordernd an und drückte Marc dann seinen Ball in die Hand. 'Ich gegen dich. Jetzt.'
Marc zog eine Augenbraue hoch. Er war überrascht, dass Jo so dreist war, ihn einfach so herauszufordern. Doch das konnte er nicht auf sich sitzen lassen.
'Also gut', stimmte er zu. 'Na dann, zeig was du drauf hast!'
Maja trat einige Schritte zur Seite, sodass sie sich außerhalb des Feldes befand. Anfangs schien es so, als wenn Marc gewinnen würde - er hatte eine Taktik, die Jo nicht kannte, doch dieser durchschaute schnell Marcs Plan und holte auf. Schließlich war es ein hartes Kopf-an-Kopfrennen und als nach einer Stunde immer noch Gleichstand herrschte, beendete Jo das Spiel.
'Du bist besser als ich gedacht habe', gab er zu und verzog leicht das Gesicht. Maja wusste, dass er unbedingt gewinnen wollte und er schämte sich etwas dafür, dass es nicht so gewesen war.
'Natürlich. Dachtest du, ich prahle nur? Im Gegensatz zu anderen Leuten weiß ich, wie weit meine Talente gehen', sagte Marc mit einem sarkastischen Unterton, den Jo großzügig überhörte. Dafür erntete sie einen vorwurfsvollen Blick von Maja und brachte ihn zum Lächeln.
'Ihr kennt euch?', fragte Jo dann und sah von Maja zu Marc, dann wieder zu Maja. Diese nickte und wollte antworten, doch Marc kam ihr zuvor.
'Wir sind sehr gute Freunde', sagte er, betonte das Wort ‚sehr' extra und grinste Jo keck an. Maja warf ihm einen Glaub-ja-nicht-dass-er-deswegen-eifersüchtig-wird-Blick zu und lächelte.
'Aha.' Desinteressiert wandte er sich an seine Freundin. 'Stella wartet sicher schon auf uns. Wir sollten uns beeilen.'
Maja hatte Stella völlig vergessen, so sehr war sie hier mit Jo und Marc beschäftigt gewesen. Jetzt, wo sie daran erinnert wurde, hatte sie es wieder ziemlich eilig, hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit nur so davonlief.
'Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn ich mitkomme, oder?', grinste Marc und klemmte seinen Ball unter den Arm, 'ich zieh mich nur noch schnell um. Wir können ja zusammen ins Roxy gehen. Ich wollte schon immer mal wissen, wie Majas-…'
'Hör auf zu quatschen und mach, dass du dich schnell umziehst!', unterbrach Maja ihren Freund lachend und zog Jo hinter sich her. 'Wir warten dann am Eingang!'
Jo brummte unzufrieden, als sie an die frische Luft traten und dann da auf Marc warteten. 'Warum muss er mitkommen? Ich mag diesen Typen nicht.'
'Er ist ein Freund', sagte Maja und spürte, dass es ihr einen Stich versetzte. Sie wollte nicht, dass Jo und Marc sich nicht mochten. Sie mussten sich einfach gut verstehen!
'Na und?' Jo war den Kopf zurück. Seine Haare waren länger geworden und fielen ihm nun in die Augen. 'Er ist ein arroganter, reicher Schnösel.'
'Nein, das stimmt nicht', widersprach Maja und hoffte, dass sie es nicht allzu heftig sagte. 'Du kennst ihn nur noch nicht so gut. Er ist wirklich nett und kann wirklich tiefgründig sein.''So tiefgründig wie eine Pfütze oder was?', brummte Jo und kickte einen Stein weg. Er war irgendwie ständig in Bewegung, nie konnte er auch einen Moment still halten.
'Nein', sagte Maja und sie merkte, wie ihre Geduld zu schrumpfen begann. 'Er ist wirklich nicht so. Er - er ist wie du. Irgendwie.'
Jo sah auf und zog eine Augenbraue hoch. 'Wie ich? Bin ich etwas genauso hochnäsig und arrogant wie der?'
'Manchmal', gab Maja lächelnd zu. Dann fügte hastig hinzu: 'Aber meistens bist du anders. Du bist nicht grundlos mein bester Freund, Jo. Und das wird auch so bleiben.'
Man sah Jo an, dass er sich mit diesem Versprechen nicht zufrieden gab. Er schnaubte ungläubig, sah auf den Boden und murmelte etwas unverständliches, ehe er dann den Kopf hob und ein schiefes Grinsen zustande brachte. Wahrscheinlich sollte es glücklich wirken, doch es sah eher kläglich aus. 'Okay, ich…- ich werde mich dann mit sarkastischen Kommentaren zurückhalten. Dir zuliebe. Aber versprechen kann ich nichts.'
Maja wollte etwas darauf antworten, doch Marc war aufgetaucht und löste die etwas bedrückt wirkende Stimmung. Zusammen machten sie sich auf den Weg zurück in die Schule und Maja entging nicht, wie Marc und Jo sich gegenseitig stichelnde Blicke zuwarfen. Maja seufzte schwer, setzte ihren Weg dann aber schweigend fort.







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