Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 25.04.2009


Ich erinnere noch einmal daran: Die Schüler der 9. Jahrgangsstufe kommen jetzt alle im Gemeinschaftsraum der Zehner zusammen!
Mr. Bakers Stimme hallte schallend aus den Lautsprechern und ließ die Jungen, die gerade Karten spielen, zusammen zucken.
'Also, Eric, wir müssen gehen', sagte Alex und rappelte sich langsam auf. 'Viel Spaß noch beim Lernen!'
'Baker geht mir langsam mit seinem Treffen auf die Nerven, bestimmt ist das wieder wegen einem gestohlenen Radiergummi oder so', murrte Marc und folgte Alex, der das Zimmer verließ.
Der Gemeinschaftsraum war überfüllt von Schülern. Er bestand hauptsächlich aus Stühlen und einem Tisch ganz vorne. Wie immer, wenn Mr. Baker etwas zu sagen hatte, schickte er die Schüler alle in den Gemeinschaftsraum der Zehner, da der, seiner Meinung nach, am größten und ordentlichsten war.
Stühle scharrten über den Boden, Stimmen redeten durcheinander und machten den Eindruck, als wenn jeder nur mit sich selbst beschäftigt war und sich nicht für die anderen interessierte. Schließlich verebbte das Durcheinander und eine schon fast beängstigende Stille trat ein. Alle Blicke waren starr auf den Direktor gerichtet, der vor der Menge stand und sie anschwieg.'Guten Abend', fing er schließlich an und sah in die Menge, 'nun, da wir alle vollzählig sind, kann ich ja beginnen. Es gibt mehrere Punkte, die zu besprechen sind. Punkt Nummer 1: Die gesamte Jahrgangsstufe ist dieses Jahr, wie ihr wahrscheinlich wisst, für den Aufbau der SV-Disco zuständig. Das heißt, ihr helft beim Dekorieren, bei der Musik, beim Buffet und so weiter.'
Allgemeines Stöhnen ging durch den Raum. Jeder wusste, was für eine Unmenge an Arbeit diese SV-Disco war und wie viel man nachher aufräumen musste.
'Punkt Nummer 2: Die Klasse 9a wird dieses Jahr einen Ausflug machen, und zwar zum Campen.'
Wie nicht anders zu erwarten waren die Reaktionen der Schüler unterschiedlich. Während die Betroffenen sich über diese Nachricht freuten, ärgerten sich die anderen Klassen, dass sie keinen Ausflug machten. Mr. Baker hob die Hand, um die Meute zum Schweigen zu bringen und fuhr anschließend fort. 'Alles weiter wird gleich besprochen und ich bitte die Klasse gleich noch hier zu bleiben. Kommen wir nun zu Nummer 3 des ganzen: Heute Nachmittag wurden zwei Schülerinnen im Proberaum der Schulband eingesperrt. Jemand da, der vielleicht ein Geständnis ablegen will?'
Er sah sich um. 'Nein? Nun gut, dann werde ich es noch ein letztes Mal durchgehen lassen, aber merkt es euch: Passiert wieder so was, werde ich zu härteren Maßnahmen greifen müssen. Die Sitzung ist beendet. Klasse 9a, bitte zu mir nach vorne!'
Der Raum leerte sich langsam und schließlich war es ruhig genug, dass Mr. Baker sein Anliegen ausführen konnte.
'Also', begann er, nachdem er einmal durchgezählt hatte, 'die Lehrerschaft hat beschlossen, dass wir eine Klasse als Testklasse zu einem Camping-Ausflug schicken, um zu überprüfen, ob ihr Verantwortung übernehmen könnt. Ihr werdet mit Bussen abgeholt und seit bis Freitag weg. Das heißt, ihr übernachtet dort fünf Tage, zwei Lehrer werden euch begleiten. Dort gibt es eine Campleiterin, sie wird euch das Programm erklären. Nun, auf jeden Fall werden wir Gruppen bilden, immer zu fünft oder zu sechst. Zwei Sechsergruppen und drei
Fünfergruppen. Alles klar soweit?' Einige Schüler nickten.
'Gut. Die Gruppen teilen wir dann vor Ort auf. Die Lehrer sind Mr. Terkinson und Mrs. Prices. Der Campingausflug findet in der Woche vor der SV-Disco statt. Ihr könnt euch aussuchen, ob ihr in einem Zelt, in einem Zimmer oder unter freiem Himmel schlafen wollt. Die Zelte werdet ihr noch bekommen, wenn ich richtig verstanden habe, dann war es ein Sechserzelt pro Gruppe. Na dann, viel Spaß noch und denkt dran: Für jeden, der in dieser Woche noch irgendwas anstellt, ist der Ausflug gestrichen! Also dann, gute Nacht wünsche ich.'
Nach diesen Worten leerte sich der Raum und die Schüler machten sich auf den Weg auf ihre Zimmer.

Maja öffnete leicht die Augen und blinzelte in die Dunkelheit hinein. Sie wusste nicht, warum sie aufgewacht war oder wie spät es war, doch sie hatte ein merkwürdiges Gefühl.Jetzt wirst du langsam verrückt, dachte sie, während sie ihren Kopfkissen schüttelte und sich dann in eine gemütlichere Position brachte. Dann schloss sie wieder die bleischweren Augenlider und versuchte einzuschlafen, doch dieser Versuch wurde unterbrochen, als jemand die Zimmertür öffnete.
Mr. Baker, war Majas erster Gedanke, doch mit einem Blick auf ihre Uhr wurde ihr klar, dass es nie im Leben wirklich Mr. Baker gewesen sein kann. Es war schließlich inzwischen drei Uhr nachts! Maja tat, als würde sie schlafen, als die Tür wieder geschlossen wurde und eine Gestalt, ganz in schwarz gekleidet und eindeutig die eines Jungen, beinahe lautlos durch das Zimmer schlich, einen länglichen Gegenstand in der Hand.
Vor Jessicas Bett blieb die Person schließlich stehen, bückte sich und tauchte endlose Sekunden später wieder auf. Dann steuerte er das Bett von Jasmin an und auch hier verschwand er für kurze Zeit, bis er anschließend vor Majas Bett stehen blieb und reglos auf sie hinab sah.
Verdammte Kapuze, dachte Maja bissig, als sie angestrengt versuchte, in dem schwarzen Nichts, wo sich eigentlich das Gesicht befinden sollte, etwas zu erkennen.
Ein drittes Mal kniete sich die Gestalt hin, doch als Maja sich ruckartig auf die andere Seite drehte, sprang sie auf, ließ etwas fallen, was unter das Bett rollte und verschwand schließlich auf leisen Sohlen aus dem Zimmer.
Maja atmete geräuschvoll aus, ehe sie nach einigen Sekunden aufstand und das Licht anknipste. Der Gegenstand, der unter das Bett gerollt war, war ein schwarzer, dicker Stift.Maja sah auf Jessica und Jasmin, um zu kontrollieren, ob sie was im Gesicht hatten, doch diese wahren frei von jeglicher Farbe. Mit in Falten gezogener Stirn machte sie das Licht wieder aus und legte sich ins Bett. Gleich morgen früh würde sie der Sache nachgehen.

Das schrille Klingen des Weckers ließ Maja am nächsten Morgen ruckartig aufwachen. Müde öffnete sie langsam sie Augen und starrte an die Decke über ihr, ehe sie sich aufrappelte und sich dann anzog. Es war Dienstag und so mussten sie in einer Stunde zum Unterricht, doch Jasmin lag - wie immer eigentlich - noch im Bett. Sie stand immer erst auf den letzten Drücker auf und ihr schien die morgendliche Hektik nichts auszumachen.
Jessica war schon wach und wollte gerade das Badezimmer betreten, als Maja etwas auf ihrem Rücken entdeckte und sie zurück hielt. Auf dem T-Shirt, das sie trug, standen in großen schwarzen Buchstaben beleidigende Worte.
'Das stand aber gestern Abend noch nicht da drauf', bemerkte Maja und ging zu Jasmin, um sich ihr T-Shirt mal genauer anzusehen. Auch dort waren diverse Kommentare verewigt und Maja war sich selbst zutiefst dankbar, in der Nacht eingegriffen zu haben, bevor der Täter ihr eigenes, teures T-Shirt hatte beschreiben können.
'Ich verstehe nicht, was das soll', sagte sie Stirn runzelnd und zog sich ein anderes Oberteil an. 'Was haben wir denn bitte getan, dass die meinen uns einfach fertig machen zu müssen…'
Maja kam nicht dazu ihr zu antworten, denn das Klingeln ihres Handys unterbrach sie. Mit eiligen Schritten lief sie zu ihrem Bett und griff nach dem Handy. Sie hatte zwei SMS. Eine davon war von ihrer Mutter. In ihr stand:

Hey, Schatz! Meld dich doch mal wieder. Wie geht's dir? Liebe Grüße von Konrad, Richard und Jacky. Kannst du deinem Direktor mal sagen, er soll mich anrufen? Küsschen, Mom

Maja unterdrückte ein verächtliches Schnauben. Als wenn Konrad sie grüßen würde, so ein Schwachsinn! Sie schrieb schnell zurück und widmete sich dann der zweiten SMS, die sie schon gestern Abend bekommen aber nicht bemerkt hatte. Diese war von - Jake!

Maja. Hast du meinen Brief bekommen? So antworte mir doch… verdammt, ich liebe dich! Ruf mich an. Bitte. Jake

Mit einem entschiedenen Druck auf die Zurück-Taste legte Maja ihr Handy zurück auf die Kommode neben ihrem Bett und ließ die SMS unbeantwortet. Ihm würde sie garantiert nicht schreiben, da konnte er Gift drauf nehmen. Sie war es Leid.
Stattdessen machte sie sich fertig für den Unterricht und verließ anschließend mit Jessica zusammen das Zimmer.
Der Unterricht war langweilig wie immer. Die Lehrer ließen ihre schlechte Laune an den Schülern aus, indem sie ihnen eine Menge Hausaufgaben aufbrummten. Und sie genossen es, dass diese sich sehr darüber ärgerten.
Nach dem Unterricht machten Jessica und Maja sich auf in den Proberaum. In knapp drei Wochen war schon die SV-Disco und eine Woche davon würden sie ja gar nicht in der Schule verbringen, was sie daran hinderte, auch in dieser Zeit zu üben - theoretisch.
Sie übten den ganzen Nachmittag lang und die Zeit verging viel schneller als sonst. Sie waren inzwischen viel besser geworden und Jessica konnte den Text endlich auswendig, sodass sie nicht viele Pausen einlegen mussten. Dennoch war Maja am Ende des Tages wenig überzeugt von sich.
'Du bist wirklich gut, Maja. Mach dir doch nicht immer solche Sorgen', versuchte Jessica ihre Freundin aufzumuntern, als sie sich auf den Weg auf das Zimmer machten. 'Du triffst doch alle Töne und-…'
'Das ist es auch nicht.' Maja schloss die Tür auf und stellte ihre Gitarre in die Ecke. 'Es nervt mich nur, dass ich mich in diese Situation nicht versetzen kann. Ich kann die Gefühle nicht richtig rüber bringen, das ist der Punkt. '
Jessica erwiderte nichts. Statt zu antworten machte sie den Fernseher an und schaltete auf einen Sender, der rund um die Uhr irgendwelche Comedyserien sendete, die eigentlich überhaupt nicht lustig waren. Dann verschwand sie im Bad.
Jasmin lag auf ihrem Bett und las ein Buch. ‚Sturmhöhe' hieß es und Maja kannte das Buch auch. Ihre Klasse hatte es mal vor einem Jahr im Deutschunterricht gelesen und es gefiel ihr, auch wenn die Story an sich eigentlich ziemlich lahm und einfallslos war. Es ging um einen Mann, der eine Frau liebte, sie aber nicht lieben durfte. Also suchten sie nach einer anderen Möglichkeit und schließlich war es doch wieder nur ein Happy End.
Als Maja bemerkte, dass sie immer noch vor der Tür stand, setzte sie sich auf ihr Bett und griff nach ihrem Handy. Sie hatte zwei SMS - eine von ihrer Mutter, die wahrscheinlich schon geantwortet hatte. In ihr stand:
Vergiss doch bitte nicht deinem Direktor zu sagen, dass er mich anrufen soll, Maja! Es ist wichtig. Lieb dich sehr, Mom
Maja antwortete ihr nicht. Sie wollte noch die zweite SMS lesen, dann würde sie sich gleich auf den Weg zu ihrem Direktor machen, auch wenn sie immer noch nicht wusste, was ihre Mutter von ihm wollte.
Der Inhalt der zweiten SMS irritierte sie viel mehr als jedes noch so sonderbare Verhalten ihrer Mutter:
Wirklich? Ich dachte schon, du würdest mir nie verzeihen! Du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin… ich liebe dich auch! Nur eine Frage.. warum hast du in deiner letzten SMS mit ‚Jessica' unterschrieben? Jake
Maja begriff nicht, was das bedeuten sollte. Sie hatte ihm doch gar nicht geantwortet!'Jasmin?', fragte sie und setzte sich zu ihr aufs Bett. 'War irgendjemand hier im Zimmer, als wir weg waren? Außer dir, meine ich?'
Majas Freundin sah auf und blickte sie einige Sekunden verständnislos an, ehe sie langsam den Kopf schüttelte. 'Nein… wieso?'
'Irgendjemand war an meinem Handy', erklärte Maja und zeigte ihr die SMS von Jake. Jasmin zog skeptisch eine Augenbraue nach oben.
'Wenn dieser jemand mit ‚Jessica' unterschrieben hat, muss es doch Jessica gewesen sein, oder? Sie hatte doch gute Möglichkeiten, es zu tun. Vielleicht wollte sie dich mit diesem Jake verkuppeln und hat aus Versehen mit ihrem Namen unterschrieben', sagte sie.
Maja sah misstrauisch auf die Badezimmertür, hinter der Jessica immer noch verschwunden blieb. 'Sie würde so was nicht tun, außerdem war sie doch den ganzen Tag bei mir, oder etwa nicht?'
Jasmin nickte. 'Du hast Recht, aber war sie vielleicht irgendwann auf Klo und du bist nicht mitgekommen? Mensch Maja, überlege doch mal, wann sie das alles machen konnte. Und hat sie vielleicht schon ein Motiv, weshalb sie das hätte tun wollen?'
'Sie war wirklich mal kurz weg, aber wenn sie wirklich hier wäre, was ich nicht glaube, wieso hast du sie nicht gesehen?', erwiderte Maja und glaubte schon fast, Jessica damit aus dem Schneider zu haben.
'Ich war immerhin nicht die ganze Zeit hier oben', behauptete Jasmin. 'Das wäre doch total langweilig. Ich war noch bei Miranda. Frag sie, wenn du mir nicht glaubst.'
'Nein, schon okay. Ich-… ich werde Jessica fragen', beschloss Maja nun und stand auf, aber Jasmin hielt sie zurück. 'Denkst du wirklich, ein Täter gibt seine Taten zu? Jessica ist bestimmt nicht dumm, sie wird behaupten, nichts getan zu haben.'
'Vielleicht hast du Recht', murmelte Maja und zweifelte durch Jasmins Worte langsam auch an Jessicas Unschuld. 'Vielleicht aber auch nicht. Ich werde Jessica im Auge behalten.'In diesem Moment ging die Badezimmertür auf und Jessicas Kommen verhinderte alle weiteren Gespräche diesbezüglich. Jasmin legte ihr Buch zur Seite und verschwand im Badezimmer, während Maja sich zu Jessica auf die Couch setzte.
Das ist doch schwachsinnig, sie würde so was nie tun, dachte sie und betrachtete ihre Freundin von der Seite. Sie hatten sich nicht gestritten und der einzige Grund, weswegen sie sich auch wirklich hätten streiten können, war ein Junge. Aber es gab hier an der Schule gar keinen Jungen, der sich für Maja interessierte. Jasmin war auf dem Holzweg. Ganz sicher.'Was ist?' Jessica hatte bemerkt, dass ihre Freundin sie beobachtete. 'Habe ich einen Pickel auf der Stirn? Oder wieso siehst du mich so komisch an?'
Maja schüttelte den Kopf. 'Nein, es ist nichts. Schon gut.'
Jessica sah sie durchdringend an, ehe sie meinte: 'Ich merke doch, dass da was nicht stimmt. Was ist los?'
'Naja, ich…' Maja wollte sich rausreden, doch Jessicas fester Blick zwang sie dazu, ihr die Wahrheit zu sagen.
'Ich war das garantiert nicht! Das war bestimmt derselbe, der uns auch im Proberaum eingesperrt hat', beschwerte sie sich und stand auf.
'Ich glaube irgendwie nicht wirklich, dass es-…', fing Maja an, wurde dann aber dann von Jessica unterbrochen: 'Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich das war, oder?!'
'Nein, natürlich nicht. Aber Jasmin meinte, dass- …'
Jessica warf die Arme in die Luft. 'Was interessiert mich die Meinung von Jasmin?! Die hat doch sowieso keine Ahnung von irgendwas. Am Ende war sie es sogar selbst!'
Maja wusste einen Moment nicht, was sie darauf antworten sollte, also sagte sie einfach: 'Lass uns die Sache vergessen, okay?'
Jessica schüttelte energisch den Kopf.
'Nein', erwiderte sie, 'wir werden jetzt zu Mr. Baker gehen und ihm alles bereichten. Ich habe es satt, später noch aus dem Balkon zu fallen, nur weil uns jemand reinlegen wollte und Butter auf den Boden geschmiert hat.'







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