Es kommt anders als man denkt - Teil 26

Autor: Maeggaey
veröffentlicht am: 10.03.2012


Malte nahm mich in den arm und sagte: »Alles wird gut Jenni. Er ist jetzt an einem besseren Ort.« Er führte uns aus dem zimmer und fuhr zuerst meine Mutter und Isabel nach Hause und dann mich zu meiner Wohnung. »Komm.« Er öffnete die Tür und brachte mich ins Wohnzimmer. »Soll ich dir einen Tee machen?«
»Das wäre wirklich lieb von dir.« Ich zog meine Beine an meinen Körper und deckte mich zu. Malte brachte mir meinen Tee und setzte sich seinen Arm um mich legend hin. Ich lehnte mich an ihn uns ließ meine ganze Trauer raus. Den ganzen Abend lang war er bei mir und kümmerte sich um mich. Irgendwann in der Nacht schlief ich ein und als ich aufwachte saßen wir noch genauso dar wie am vorigen Abend. »Wie spät ist es?« Fragte ich mit belegter Stimme.
»Es ist sieben.« Flüsterte Malte und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
»Ich mach mich mal fertig…«
»Wofür?«
»Für den Unterricht.«
»Dein Vater ist gestern gestorben und du willst trotzdem zur Schule?«
»Ja. Ich muss die Uni so schnell wie möglich beenden. Isabel braucht mich so bald wie es geht.«
»Dann lass mich dich aber fahren. Ich möchte dich nicht in deinem Zustand fahren lassen.«
»Okay. Aber ich muss mich jetzt echt fertig machen.« Es dauerte eine viertel Stunde bis ich mich umgezogen und meine Haare gemacht hatte. Dazu kam noch das Frühstücken, Zähne putzen und Sachen packen. Um halb acht fragte ich Malte dann:»Können wir?«
»Ja. Lass uns gehen.« Wir gingen runter und fuhren los. »Ich habe eine Frage.« Sagte er auf halber Strecke.
»Und die wäre?«
»Sind wir jetzt eigentlich zusammen?« Gespannt sah er mich an.
»Guck auf die Straße.«
»Ja, ja. Ich guck ja schon. Ich würde trotzdem gerne wissen was nun ist.«
»Keine Ahnung. Willst du denn mit mir zusammen sein?«
»Das fragst du mich wirklich oder?? Natürlich will ich mit dir zusammen sein. Weißt du noch der Abend an dem wir uns das erste mal geküsst haben?« Ich erinnerte mich an jede Einzelheit. Und ein klares Bild entstand in meinem Kopf.
»Ja. Ich erinner mich dran.«
»Und an dem Tag an dem ich dir gesagt habe, dass ich mit dir zusammen sein will?« Wieder entstand eine Szene in meinem Kopf. Jedoch hatte ich sie verdrängt. Ich wollte mich nicht an diese Woche erinnern. Tobias und ich hatten uns getrennt und ich habe den Freund meiner besten Freundin geküsst. Aber das was er meinte geschah vor meiner Trennung von Tobias. Es machte mich nur noch fertiger als ich so schon war. Plötzlich konnte ich meine Erinnerung nicht mehr aufhalten. Es war als wenn ich dabei wäre. Aber nicht als ich. Sondern als Außenstehende… Wir standen uns in der Küche gegenüber. Ich saß auf der Kochfläche und er hielt mich an den Armen fest. Immer wieder rüttelte er mich leicht und sagte mir in die Augen schauend:»Jenni, ich will nur mit dir zusammen sein. Mit keiner anderen. Wenn du willst, dann… Dann schlag ich jeden der dir jemals wehgetan hat oder es jemals wird. Ich werde Jacky verlassen . Ich würde sogar ausziehen. Wenn du mir nur eine Chance geben würdest.«
»Ich möchte nicht, dass jemand verletzt wird nur weil ich mich verliebt habe.«
»Egal was du tust. Entscheidest du dich für uns, dann verletzt du Tobias und Jacky. Entscheidest du dich gegen uns, verletzt du dich und mich.«
»Tut mir leid. Aber da muss ich mich gegen uns entscheiden. Das kann ich Jacky nicht antun.« Ich wollte runter springen und gehen, doch er stellte sich vor mich und hielt mich fest.
»Bitte gib uns eine Chance. Es gibt eine Möglichkeit wie niemand verletzt wird und jeder das bekommt, was er will.«
»Und die wäre?«
»Eine heimliche Beziehung. So gesehen eine Affäre. Nur, dass wir nicht miteinander schlafen.«
»Nein. Ausgeschlossen. Das kann ich nicht machen. Sonst bin ich so wie die Mädchen, die ich am meisten hasse und verachte.« Genervt blickte er auf den Boden.
»Aber ich liebe dich.« Und mal wieder reichte es um mir meine Vernunft zu nehmen. Ich setzte mich wieder auf die Kochfläche, zog ihn an mich ran und küsste ihn. Bis Jacky die Wohnungstür schloss und wir auseinandergingen…
»Na gut.«
»Was na gut?«
»Ich will mit dir zusammen sein. Aber nur wenn wir es langsam angehen lassen.«
»Echt?!«
»Ja.« Lachte ich. Wir fuhren auf den Uniparkplatz und stiegen aus. »Kommst du noch mit zum Vorlesungssaal?«
»Klar.« Wir liefen nebeneinanderher. »Darf ich?« Schüchtern deutete er auf meine Hand und ich fühlte mich wieder wie vierzehn.
»Willst du denn?«
»Wenn ich darf…« Lächelnd nahm ich seine Hand und wir gingen zum Vorlesungssaal.
»Soll ich dich nachher abholen?«
»Wenn du es schaffst kannst du das gerne tun.
»Dann… Sehen wir uns später.«
»Bis später.« Er schien nicht so recht zu wissen was er tun sollte. Also ergriff ich die Initiative. Ich umarmte ihn und ging dann in den Saal.
»Hey Jennifer.«
»Hi Alina.«
»Wer war denn das Sahneschnittchen grad eben?«
»Mein Freund.« Antwortete ich ihr lachend. Ja… Sie war schon etwas Besonderes…
»Seit wann hast du einen freund?« Sie starrte mich mit großen Augen an.
»Seit … Moment.« Ich schaute auf die Uhr und sagte:»Einer viertel Stunde. Eigentlich ja schon länger. Aber man kann es nicht Beziehung nennen.«
»Wie meinst du das?«
»Wir haben ein bisschen rumgeknutscht. Und da hatten wir gemerkt, dass wir voll ineinander verknallt sind. Aber er hatte eine Freundin und ich einen Freund. Ich mag es halt nicht Leute zu verletzen.«
»Meinst du ihr hattet eine Affäre?«
»Vielleicht??«
»Jennifer Winkelmann! Das hätte ich ja nie von dir erwartet!«
»Als hättest du das nie getan.«
»Schlecht aussehen tut er ja nicht….«
»Es ging nicht um sein aussehen. Es ging um meine Gefühle für ihn und darum, dass er für mich da war. Du hättest doch genauso gehandelt.«
»Wenn er so gut ausgesehen hätte wie mein Fantasietyp grade, ja.«
»Du bist echt unmöglich.«
Nach der letzten stunde verließ ich den Klassenraum und wartete vor der Uni auf Malte. Aber er kam nicht. Als ich versuchte ihn anzurufen, ging niemand ran. Also sprach ich ihm auf die Mailbox:»Hey Malte… Ich bin‘s… Jenni… Deine Freundin… Wo bleibst du? Ich warte schon seit einer Stunde auf dich. Jedenfalls fahr ich jetzt nach Hause. Ruf mich bitte zurück wenn du das abhörst. Und wenn du es dir doch anders überlegt hast…. Also das mit uns…. Dann sollst du wissen, dass ich dich trotzdem liebe…« Ich legte auf und ging auf den Parkplatz. <Schöne Scheiße. Ist er auch noch mit dem Auto abgehauen…> Da ich keine andere Wahl hatte, fuhr ich mit dem Bus. Vor dem Haus in dem ich wohnte, stand mein Auto. <Was ist das denn?!> Wütend rannte ich die Treppe bis zu meiner Wohnung hoch und machte eine grausame Entdeckung. Meine Tür war aufgebrochen worden. <Oh nein!> Hysterisch rannte ich von einem Raum zum nächsten. Es fehlte nichts. Aber im Wohnzimmer war Malte. Er lag niedergestochen am Boden. »Scheiße!« Schrie ich und griff sofort zum Telefon. »Hallo? Hier ist Jennifer Büttner. Ich wohne in der Hermann-Friedrichs-Straße 35. Bitte kommen sie schnell. In meine Wohnung wurde eingebrochen und mein freund, Malte Kollberg, wurde niedergestochen.«
»Ich schicke sofort einige Wangen zu Ihnen. Beruhigen sie sich erst einmal und hören sie mir zu. Stillen sie die Blutungen mit jedem Stoffknäul, das sie finden können und falls es bei Bewusstsein ist, halten sie ihn wach. In spätestens fünf Minuten wird Hilfe da sein.« Die Frau legte auf und ich tat genau das was sie machte. Als die Blutungen gestillt waren, legte ich seinen Kopf auf meine Beine, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und sagte:»Halt durch. Bitte. Es wird alles gut.« Aber er antwortete nicht. »Bitte stirb nicht. Bleib bei mir. Bitte. Du kannst es schaffen. Solange du und ich zusammen sind, wird alles gut. Weißt du noch?« Kurze Zeit später war dann auch die Polizei sowie ein Krankenwagen da. Sie fuhren uns ins Krankenhaus und nach einer zwei stündigen OP, war Malte über dem Berg. Er war nicht mehr in Lebensgefahr. Die ganze Zeit über blieb ich bei ihm und sprach mit ihm. Ich nahm seine Hand, spürte jedoch keinen Druck seinerseits. Ich redete immer weiter mit ihm und betete. Bis er endlich seine Hand um meine schloss. Ich stand auf, stieß den Stuhl weg und legte meine freie Hand kurz an seine Wange. Dann klingelte ich und wartete bis eine der Schwestern endlich da war. Während ich wartete beugte ich mich über ihn. »Ich hatte eine verflucht große Angst um dich…«
»Tut mir leid, dass ich dich nicht abgeholt hab.« Lachte er leicht.
»Du Spinner. Ich liebe dich…« Ich küsste ihn und fing wieder an zu weinen.
»Dir ist schon klar, du wirst mich in nächster Zeit nicht loswerden.«
»Hoffentlich nicht nur in nächster Zeit… Und jetzt ruh dich etwas aus.« Nachdem die Schwester mir gesagt hat, dass er zwei Nächte zur Beobachtung da bleiben musste, verabschiedete ich mich von ihm und suchte mir ein Hotel. Wegen der Spurensuche durfte ich nicht in meine Wohnung.
Nach der Uni ging ich am nächsten Tag wieder zu Malte ins Krankenhaus. »Morgen kommst du wieder raus.« Grinste ich während ich ihm ein Glas Wasser einschenkte.
»Wo wohnst du jetzt eigentlich?«
»Im Hotel.«
»Zieh doch wieder in die WG ein.«
»Ich weiß nicht. Was ist mit Jacky?«
»Sie hat doch schon einen Neuen. Und es wäre nur fair, wenn ich meine Freundin auch mitbringen dürfte.
»Aber nur weil ich die Anderen total vermiss.«
»Nicht wegen mir?«
»Doch. Irgendwie muss ich dich ja im Auge behalten. Ich hol dich dann morgen ab. Muss jetzt auch los. Wegen der Uni. Ciao.«
»Bye.«
Am Nachmittag fuhr ich zum Krankenhaus und wartete auf Malte. Als ich sah wie er sich mit seiner Tasche quälte, stieg ich aus und half ihm. In der WG blieb ich wie an meinem ersten Tag mit meiner und diesmal auch Maltes Tasche vor der Tür stehen, holte tief Luft und ging rein.
»JENNI?!« Völlig außer sich rannten Cleo und Jacky auf mich zu und umarmten mich. »Was machst du denn hier??«
»Malte meinte anstatt, dass ich in einem Hotel schlafe soll ich wieder hier einziehen. Falls ihr nicht dagegen habt.«
»Wir haben rein gar nichts dagegen. Nur dein altes Zimmer ist schon vergeben.«
»Warum hast du mir das nicht gesagt??«
»Ja hör mal. Ich lag im Krankenhaus und als ich bei dir war, habe ich gar nicht dran gedacht.«
»Naja… Ähm… Ich kann auch auf dem Sofa pennen.«
»Kommt gar nicht in Frage. Du kommst mit zu mir ins Zimmer.«
»Du weißt schon, dass ihr dann in einem Bett schlafen müsst?«
»Das weiß er. Und er hat nicht vergessen mir zu sagen, dass mein Zimmer vergeben ist. Reiß mir jetzt nicht den Kopf ab, aber wir sind zusammen…«
»Viel Glück!« Quietschte sie und fiel mir um den Hals. »Dann will ich dich aber um das Gleiche bitten. Ich bin nämlich auch mit deinem Ex zusammen.«
»Welchem Ex?« Fragte ich vorsichtig...





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