So brav und doch so sexy

Autor: yuna151
veröffentlicht am: 12.02.2012


Kapitel1…Die Idee


*Schon zehn nach sieben?*
„Dann wird´s ja höchste Zeit, dass ich den Computer ausschalte“ murmelte Anne. Normalerweise machte sie nicht vor acht Feierabend und auch heute wäre sie gerne noch ein, zwei Stunden im Büro geblieben, um die Monatsbilanz fertigzustellen. Aber das ging leider nicht, denn ihr Chef hatte die Mitarbeiter auf einen Drink eingeladen, und die meisten von ihnen saßen wohl längst in der nahe gelegenen Countrybar.

Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie die Letzte sein. Na ja, wie immer bei solchen Gelegenheiten. Es war typisch für sie, dass sie Zeit und Raum vergaß, wenn sie sich in die Arbeit vertiefte. Doch jetzt sicherte sie ihre Dateien, stand auf und öffnete das Fenster. Sie atmete tief durch, als die angenehm kühle Abendluft hereinströmte. Was für eine Wohltat nach der Schwüle in den Mittagsstunden!!!

Mit der frischen Brise drangen auch Stimmen zu ihr in den ersten Stock. Weibliche Stimmen, die vom Innenhof kamen, und falls Anne sich nicht irrte, standen dort unten zwei Kolleginnen aus der Rezeption, Becca und Jules. Neugierig beugte sie sich vor und horchte.

„Was meinst du, kommt sie?“ fragte Becca.
„Ob sie kommt?“ Jules kicherte.
„Nee, die weiß gar nicht wie das geht“ fügte sie spöttisch hinzu, und schon prusteten Beide vor Lachen.
„Das glaube ich auch. Ich schätze, ihr Sexleben ist so aufregend wie das einer Klosterschwester. Wahrscheinlich hatte sie noch nie einen Freund.“
„Bestimmt nicht. Für die graue Maus interessiert sich doch keiner. Die ist so was von langweilig und verklemmt. Kannst du dir vorstellen, wie sie mit einem Mann flirtet?“ Becca lachte wieder.
„Nein, sobald sie den Mund aufmacht, kommen ja nur Zahlen raus. Was anderes hat sie nicht im Kopf, unsere fleißige Buchhalterin.“

Anne erstarrte, und vor Scham stieg ihr die Röte ins Gesicht, die beiden tratschten über SIE. Eindeutig. Sie war die Buchhalterin des Hotel Sanctuary. Und sie hatte sich noch nie so gedemütigt gefühlt wie in diesem Moment. Es war verletzend, wie Becca und Jules über sie redeten. Auch wenn sie zum Teil nur die Wahrheit aussprachen…Sie hatte ja wirklich noch nie einen Freund gehabt. Dabei ging sie Jungs nicht aus dem Weg. Nein, es hatte sich einfach nie ergeben, da ihr jegliche Zeit für Vergnügungen fehlte. Nach dem Internat hatte sie sich voll aufs Studium konzentrieren müssen, anschließend auf ihren Job.

„Irgendwie tut sie mir ja leid.“ fuhr Becca fort.
„Sie ist 19 und kennt nur ihre Arbeit. Was für ein ödes Leben.“
„Wie, du hast auch noch Mitleid mit ihr? Ich bitte dich! Es zwingt sie doch niemand von morgens bis abends zu schuften. Und vor allem sollte sie mal aufhören, es auch von uns zu fordern. Sie ist eine Sklaventreiberin.“ Meinte Jules aufgebracht.

Tja, das war die die Strafe dafür, dass man andere Leute belauschte, man erfuhr Dinge über sich, die man nie hätte hören wollen. Und es stimmte auch nicht. Wenn Jules sie als Sklaventreiberin bezeichnete, geschah das aus purer Gehässigkeit. Anne konnte sich nicht erinnern, jemals unfreundlich zu ihren Kolleginnen gewesen zu sein. Sie erwartete nur, dass jeder seinen Job tat. Und sie selbst ging mit bestem Beispiel voran, denn so war sie erzogen worden.

Ihr ganzes Leben lang hatte sie die goldene Regel ihren Vater beachtet: arbeite hart, dann wirst du belohnt, mit Lob, Anerkennung und Liebe. Lob erhielt sie durchaus für ihre Leistungen, sowohl von ihrem Boss als auch von ihrem Daddy. Aber Liebe? Nein, niemand liebte einen dafür, dass man Tag für Tag Überstunden machte, und trotz ihrer erfolgreichen Karriere konnte Anne leider nicht von sich behaupten, rundum glücklich zu sein.

*Ach was solls? Auch mir wird eines Tages der Richtige über den Weg laufen* dachte sie optimistisch und schloss leise das Fenster. Ihre Träume von der großen Liebe würden schon noch in Erfüllung gehen. Da war sie sich ganz sicher. Sie hatte nicht vor, sich vom dämlichen Gerede anderer deprimieren zu lassen. Im Gegenteil. Statt sich gekränkt zurückzuziehen, würde sie gleich mit einem strahlenden Lächeln in die Bar marschieren und sich ganz selbstbewusst in die Schar der Kollegen einreihen. Ja, heute Abend würde sie nur noch lächeln, scherzen und sich blendend unterhalten.

Entschlossen holte sie ihr Schminktäschchen hervor und legte etwas Lippenstift auf, bevor sie sich prüfend in dem kleinen Handspiegel betrachtete. An ihrem Make-up gab es nichts auszusetzen, auch das Haar saß tadellos. Wie an jedem Bürotag hatte sie ihre langen blonden Locken zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt.

Anne beugte sich über die gelbe Bauernrose auf ihrem Schreibtisch und zog genussvoll den Blütenduft ein. Sie liebte Blumen, darum sorgte sie auch dafür, dass in der schlanken Glasvase neben ihrem Computer stets eine einzelne Rose, Hyazinthe oder eine andere schöne Blüte steckte. Je nach Jahreszeit und Laune. Belebt von dem frischen Duft, straffte sie die Schultern und schwor sich, die gemeinen Lästereien der Kolleginnen einfach zu ignorieren.

Gerade als sie aufstand um ihren Tisch noch aufzuräumen, klingelte das Telefon. Sie ignorierte es einfach und räumte einfach weiter auf. Im nächsten Moment ging der Anrufbeantworter an. Als sie die Stimme des Anrufers vernahm begann sie zu lächeln.

„Hey meine Rose. Ich weiß das du noch da bist, also geh schon ran. Sonst werde ich dich sehr lange nerven, hihi. Und das ist ein feierliches Versprechen. Ich meine es absolut todernst.“ Sie wurde ein wenig sauer, da auch er anscheinend der Auffassung war, dass sie nur von Morgens bis Abends arbeitete. Weswegen er wohl auch im Büro anrief und nicht auf dem Handy. Nun völlig genervt verdrehte sie die Augen. Da klingelte das Telefon erneut. Also eins musste man Tala ja lassen. Was er versprach, das hielt er auch. Also nahm sie nach dem vierten Klingeln endlich ab.

„ Ahhh….Ich wusste doch das ich recht habe. Hast wohl Angst das ich dich ewig nerven werde.“ Begann er sogleich. Anne seufzte kurz.
„Ich kenn dich halt mein Wolf. Was haste denn, das du um Zeit noch anrufst?“
„ Du hast mir doch vor einiger Zeit erzählt, dass du bald Urlaub hast. Naja ich dachte wir verbringen ihn mal wieder zusammen!“

Sie sagte nichts und überlegte einen Moment. Verlockend klang es ja wirklich.
„Mhh….ja das klingt wirklich toll. So wie ich dich kenne haste auch schon etwas vor, nicht wahr?“
„Jupp. Kennst mich halt zu gut. Also, meine Freunde und ich haben ein Haus an einem wunderschönen See gemietet und ich will das du mitkommst.“ Wieder eine kurze Stille.

„Und was sagen deine Freunde dazu?“
„Ach die freuen sich. Besonders Hilary und Mariah, weil sie weibliche Verstärkung bekommen. Sag schon ja. Bitte bitte. Ich flehe dich an meine kleine Rose.“ Sein Tonfall war so niedlich, das die 19 Jährige zärtlich lächeln musste.
„Na gut. Du hast gewonnen. Ich werde mitkommen. Wann geht es denn genau los?“
„In drei Wochen wollen wir hin.“
„Ok. Ich werde hinkommen. Mail mir doch bitte die genaue Adresse per Mail. Du weißt ja was ich für ein Orientierungssinn in fremden Ländern habe, hahaha.“
„Na klar doch. Und denk dran, bei uns ist es sehr warm also nimm nicht zu viele Pullis mit, hahaha.“ Und schon hatte er aufgelegt. Typisch Tala. Nicht einmal eine Antwort abwarten wenn er hatte was er wollte.

Als sie auf die Uhr schaute wunderte sie sich wirklich. Da hatten sie doch tatsächlich eine ganze dreiviertel Stunde telefoniert. Ebenfalls typisch für ein Telefonat mit Tala. Wenn Anne jetzt noch in die Bar ginge wäre es wie imma, also ging sie nach Hause. Dort angekommen schlug ihr der Geruch des Alkohols, ihres Vaters, schon entgegen. Wie sie das hasste. Heute war der Todestag ihrer Mutter. Schon seit 10 Jahren war er an diesem Tag sturzvoll. Auch ihrem Bruder ging es auf die Nerven. Natürlich vermissten auch sie ihre Mutter doch ging für sie das Leben weiter. Ihr Vater sah es anders. Das ganze Jahr über war er freundlich, munter und fröhlich nur an diesem Tage nicht. Völlig ausgelaugt ging sie in ihr Zimmer.
*Bald bin ich wieder in Japan* ging es ihr durch den Kopf. Ja darauf freute sie sich schon. Sehr sogar.


Drei Wochen später stand sie in Tokio, am Flughafen und schaute in den sonnigen Himmel. *
Ach, wie hab ich das vermisst* war das einzige was sie dachte…Mal sehen was sie hier erwartete…





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