Love is Pain - Teil 20

Autor: talia
veröffentlicht am: 16.10.2012


Danke Danke für die fleißigen Kommentierer *_* es freut mich so positive Rückmeldungen zu bekommen :) hier gleich der nächste Teil, hoffe er gefällt euch :D GLG talia :*

10.

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Safira lehnte sich müde an ihren Damian an und schritt neben ihm her, während sie den anderen dabei zusah, wie sie wild herumdiskutierten und den Gefangenen in den Keller brachten, um ihn dort anschließend zu verhören. Mittlerweile war es schon Mitternacht geworden und sie hatte überhaupt nicht die Kraft dazu noch jemandem bei einem zähen Geständnis zuzuschauen, aber der Kerl hatte einfach höchste Priorität.
Es war nicht leicht gewesen einen bewusstlos zu schlagen und darauf aufzupassen, dass keiner seiner Kameraden ihn heimlich wieder zurückholte. Aus diesem Grund mussten sie das ganze Verhör so schnell wie möglich hinter sich bringen, um so an bessere und nützlichere Informationen heranzukommen. Damian schien schon ganz aufgeregt zu sein einer der Verhörer zu spielen und das machte sie etwas stutzig. Konnte es sein, dass er es kaum erwarten konnte den Elf wortwörtlich auszuquetschen? Möglich war es, denn Safira hatte ihn lange genug beobachtet, um zu erkennen, dass er Gewalt manchmal zum Dampfrauslassen brauchte. So eine Art Agressionstherapie.
Dennoch sollte er es nicht zu sehr übertreiben, auch wenn der Elf es verdient hatte auf der falschen Seite zu stehen, wenn doch jeder Elf eigentlich ein friedenliebendes Wesen war. Dieser Erasmus musste aber ein echt gerissener Redner sein, um sie so leicht zu manipulieren und das bereitete ihr noch mehr Angst als zuvor. Zuerst hatte er sie mit diesem Voodoozauber belegt, dann hatte er ihr Buch stehlen lassen und seitdem war alles außer Kontrolle geraten. Wie lange würden sie das noch durchstehen? Denn innerlich hatte er schon fast jeden schwach geklopft.
Hoffentlich würden aber die Aussagen des Elfs mehr Licht in die Sache bringen und da war sie bestimmt nicht die Einzige, die sich das wünschte.

Nachdem die ganze Gruppe bestehend aus Damian, Zac, Luna, Cole, Aiden und ihr eine lange Wendeltreppe runtergegangen waren, kamen sie an einen langen Flur, der fackelbeleuchtet war. Es fühlte sich wie im Mittelalter an, denn der schwere Geruch von Moos, das kalte Gestein und die feuchten Böden vermittelten ein heruntergekommenes Bild eines Kellers, der wahrscheinlich schon Jahrhunderte überlebt hatte. Zum Glück liefen aber keine Ratten herum, da es die ekelhaftesten Lebewesen waren, die Safira kannte. Spinnen waren ihr da lieber.
Der lange Flur endete dann an einer schweren knarrenden Holztür, die durch einen dicken Riegel verschlossen war und nun geöffnet wurde, um einen Einblick in die weiteren Räume zu gewähren. Hier unten drang kein einziger Sonnenstrahl ein, was einen leicht depressiv machen konnte, vor allem, weil die Luft etwas stickig war und das Eisen der Gefängniszellen rostete und teils sogar abfiel. Keine gute Voraussetzung für eine Gefangenschaft, aber das schien auch kein Gefängnis mehr zu sein, denn niemand hauste hier. Zwar gab es noch kleine halb verschimmelte Feldbetten mit rostigen Bechern daneben, doch die meisten Zellen waren mit Kartons und anderem unwichtigen Zeug gefüllt. Anscheinend war das Gefängnis in eine dreckige Abstellkammer umdekoriert worden.
Trotzdem entdeckte sie weiter hinten noch eine Tür, die einer der Wächter sorgfältig mit einem Ruck öffnete und einen Blick auf eine Waffenkammer plus Folterinstrumente preisgab. Rechts und links an den Wänden waren die üblichen Kampfschwerter, Armbrüste, Pfeile etc. und in der Mitte waren die Folterinstrumente sauber nebeneinandergestellt, wobei die richtigen Materialien ganz hinten an der Wand auf einer alten Kommode lagen. Diese Burg musste wirklich schon im frühen Mittelalter existiert haben, aber nach so vielen Kriegen war es wirklich ertstaunlich. Vielleicht hatte ja der eine oder andere Hexer mal bei der Wiederherstellung geholfen oder diese Burg war über Jahrhunderte hinweg durch einen Schutzzauber geschützt worden. Beides war möglich.
Ein Stupser am Arm riss Safira aus ihren Gedanken heraus und mit großen Augen sah sie Damian in die ozeanblauen Augen, die sie interessiert musterten.
>Was denkst du die ganze Zeit? Du bist seit der Ankunft so still, stimmt was nicht?<
>Ich bin nur müde und frage mich wie alt wohl diese Burg ist...<
>Sie ist so alt wie die Entstehung der Elfenwelt selbst!<
Aiden hatte sich bei ihrem kleinen Smalltalk hinzugesellt und sah Safira nun mit ernster Miene an, während er ihr erzählte, dass diese Burg schon seit hunderten von Generationen existierte, da die Rasse der Elfen schon vor der Antike gelebt hatte. Damals hatte man die Fähigkeiten der Natur genutzt, um solch fantastische Bauten zu konstruieren und das Ergebnis ließ sich sehen. Das ganze Grundgerüst und jede einzelne Verzierung der Mauer bestand schon seit Jahrtausenden und was die Innenarchitektur betraf, da hatte man sich in den folgenden Jahrhunderten der Kultur angepasst, weswegen hier immer noch die alten Instrumente des Mittelalters aufbewahrt wurden. Das waren alles Schätze der letzten Generationen und man passte gründlich auf, dass nichts verloren ging, egal wie wertvoll ein Stück Pfeil auch sein konnte.
>Wow, ich finde solche Geschichten einfach nur spannend und faszinierend... Danke, dass ich das erfahren durfte!<
>Kein Problem, es freut mich immer wieder zu sehen, dass es Interessenten gibt!<
Mit einem Lächeln wandte sich dann Aiden wieder von den zweien ab, sodass Damian wieder freie Luft hatte, um Safira in die Arme zu nehmen und sie leicht hin und herzuwiegen, um sie etwas zu entspannen. Zu viele kreisende Gedanken waren schlecht für die Müdigkeit und das passierte Safira in letzter allzu oft.
Luna, die bisher mit Zac beschäftig gewesen war, trat nun vor und befahl den Wächtern, sie sollten den Elf an den einen alten Stuhl setzen und ihn dann fest fesseln, damit dann das Verhör beginnen konnte. Der Elf versuchte sich mit aller Kraft zu befreien, doch so schwach wie er war, musste er damit klarkommen auf einem dreckigen Stuhl zu sitzen. Seine Kräfte konnte er immerhin auch nicht benutzen, da seine zusammengebundenen Hände es verhinderten und nach ein paar Minuten war die ganze Vorbereitung fertig. Aiden stand direkt vor dem Elf und warf ihm vernichtende Blicke zu, während die zwei Wächter hinter dem Kerl standen und auf weitere Anweisungen warteten. Zac und Damian hatten sich die Freiheit genommen wie zwei Raubkatzen den Raum zu umrunden und dem Elf neugierige Blicke zuzuwerfen, fast so als wäre dieser eine verlockende Beute. Und da das ganze Verhör schlimmer werden könnte, als geplant, hatte man sich entschieden die Mädchen ganz hinten in den Raum zu stellen und Cole dazu beauftragt auf die beiden aufzupassen. Für Safira kein Problem, da sie der Traumwelt immer näher kam, doch so wie sie Luna kannte, würde sie am liebsten selbst den Kerl zu Tode quälen und sich aber zunächst von Cole entfernen. Hoffentlich würde sie aber brav bleiben und den Alphamännchen das Ausfragen überlassen, da keiner der Männer es kaum erwarten konnte den Harten zu spielen. Vor allem Damian!

Ein Räuspern brachte Safira wieder in die Realität zurück und halbwegs wachsam verfolgte sie jede einzelne Bewegung von Aiden, der dem Elf zunächst auf dessen Sprache etwas einredete, was diesen aber eher zum Lachen brachte anstatt ihm Angst zu machen. Fataler Fehler, da sich Damian plötzlich neben ihm befand und ihm eine saftige Ohrfeige verpasste, dass es ihm fast die Kinnlade weggesprengt hätte. Er schien wirklich vollkommen in dieser Sache drin zu sein und Safira war unentschlossen, ob sie es gut finden sollte oder eher besorgt sein musste. Doch diesen Gedanken schob sie erstmals beiseite und sah den Elf etwas mitleidig an, der immer noch vom Schlag schockiert dreinblickte. Wahrscheinlich hatte er es jetzt verstanden in was für eine unangenehme Situation er geraten war und das würde ihn hoffentlich zum Reden bringen, sonst könnte er schon sein Testament schreiben.
Aiden nickte Damian zu, damit dieser wieder seinen Rundgang fortführen konnte und er versuchte wieder mit dem Elf auf Elfisch zu kommunizieren, wobei er ziemlich ruhig dabei klang. Vielleicht erzählte er ihm etwas über den Notstand der Elfen und dass die meisten in Gefahr waren oder er spielte den guten Cop und behielt seine Ruhe bei, während Damian den Bad Cop spielte und seine Beute schon süchtig ansah. Luna zappelte schon ganz unruhig neben ihr und wollte unbedingt mitreden, doch der warnende Blick von Cole ließ sie verstummen.
Der Gefangene wollte selbst nach der zweiten Predigt nicht aussagen und da schlug Damian erneut zu, nur diesmal traf er die Nase, sodass diese mit einem lauten Knacken brach und Blut auf dessen Hemd spritzte. Beide Vampire, Damian und Zac, blähten fletschend die Nasenflügel auf und ein tiefes Knurren entrang ihren Kehlen, was den Elf neben den Schmerzen auch noch panische Angst bereitete. Er flehte Aiden auf normaler Sprache an ihn freizulassen, doch Aiden schüttelte bestimmt den Kopf und ballte genervt die Hände zu Fäusten, da ihn dieses ganze Spiel die Nerven kostete. Leicht hatte er es nämlich an diesem Tag nicht gehabt und wenn dieser Elf endlich nicht mit der Sprache rausrückte, würde schon bald auch Aiden zum Bad Cop rüberwechseln. Also betete Safira inständig, dass dieses ganze Drama endlich sein Ende fand und tatsächlich begann der Gefangene zu reden, was bei den Blicken der Vampire auch kein Wunder war. Diese raubkatzenhafte hungrige Ausstrahlung konnte einem richtig Angst machen!
>W... was wollt ihr wissen?<
>Steckt Erasmus hinter all diesen Vorfällen?<
Aiden stellte diese Frage knapp zwanzig Zentimeter vom Gesicht des Elfs enfternt und dieser nickte widerwillig, wobei ihn diese Nähe etwas Unbehagen bereitete, was auch Taktik des Verhörers war. Zufrieden lehnte sich Aiden wieder zurück, um seinem Opfer etwas Privatsphäre zu gönnen und dann stellte er ernst die nächste Frage.
>Weißt du warum er die ganzen Elfen entführt und ob er einen mächtigen Hexer an seiner Seite hat?<
>Ich weiß nur, dass die Elfen teils für ein Heer ausgebildet werden und teils für irgendwelche Rituale geopfert werden... Für den Hexer Mercurio! Er ist ein sehr alter und starker Hexer und seine Zauber sind bis jetzt die besten, die man finden kann! Er hat der da den Voodoozauber verpasst...<
Safira zuckte zusammen, als der Elf sie durchdringend ansah und mit einem Mal überkamen sie all die Emotionen, die mit diesem Zauber verbunden waren. Sie schluckte die aufkommenden Tränen und hob leicht das Kinn an, um zu zeigen, dass sie mit diesem Fluch zurechtkam, doch der Elf grinste sie nur schäbig an und kassierte den nächsten Schlag ins Gesicht. Damian wollte noch einmal wütend die Faust über ihn erheben, aber Aiden hielt ihn mit einem Handzeichen davon ab und bat ihn sich wieder zurückzuziehen, ohne jedoch den Gefangenen aus den Augen zu lassen. Damian knurrte ein raues \'Na gut\' und bevor er sich wieder seinem Bruder hinzugesellte, flüsterte er dem Elf etwas ins Ohr, sodass diesem das ganze Blut aus dem Gesicht wich. Mit einem schiefen Grinsen machte Damian drei Schritte rückwärts und erkundete sich mit einem fragenden Blick um ihr Wohlergehen, als sie dankend nickte und ihn kurz anlächelte, um dem Prozess weiter zu folgen.
Aiden hatte die ganze Situation wieder unter seiner Kontrolle und er kniete sich erneut vor den Kerl hin und visierte ihn abschätzend, was er antworten würde, an.
>Was ist das Ziel von Erasmus?<
>Die komplette Zerstörung aller Rassen angefangen bei den Hexen und Elfen! Vampire sind so leicht zu töten, dass er entschieden hat, sie als letztes auszurotten...<
>Warum?<
>Ich weiß es nicht, aber er ist so gerissen, dass es klappen wird!<
>Dir ist schon klar, dass du auch auf seiner Abschussliste stehst, weil du ein Elf bist...<
>Die Leute, die sich ihm unterwerfen, wird er verschonen, um ein neues Kapitel der Rassen zu schreiben! Er wird unser Führer sein!<
Gings dem Kerl noch gut oder hatte er noch alle Tassen im Schrank? Er sprach so, als wäre Erasmus der nächste Hitler und die Auslöschung fast aller Arten außer seinen Dienern würde das Einleuchtendste sein, was es gab. Der spinnte doch! Jeder verdiente zu leben, egal ob Elf, Hexe oder Vampir... Es war einfach nicht fair von Erasmus Leute dazu zu überreden andere für seine Macht umbringen zu lassen, aber dieser Kerl schien so skrupellos zu sein, dass es sie fast nicht überraschen sollte. Was hatte ihn denn zu solch einer Erkenntnis gebracht? Das war ja durch und durch teuflisch und jedem Blick im Raum zu urteilen stimmte da jeder zu. Luna biss die Zähne fest zusammen, um bloß nicht laut loszubrüllen und die zwei Vampire fletschten schon gefährlich mit den Zähnen, während sie sich immer wieder mit der Zunge über die scharfen Eckzähne fuhren. Die Stimmung im Raum hatte sich etwas verändert und Safira wusste, dass es die Erkenntnis war, die alle verstummen ließ.
Dem Elf schien das aber zu gefallen, denn er setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf, während er jeden mit seiner angeschwollenen Nase ansah und leise kicherte. Aiden verspannte sich bei der respektlosen Haltung des Mannes und er setzte zur nächsten Frage an.
>Ist dir bewusst, dass du deine eigene Rasse verrätst und damit auch Dendisois, dem Baum, der dein Leben ermöglicht hat?<
>Dieser Baum ist reine Propaganda! Eine längst ausgestorbene Legende, die mit dem heutigen Leben nichts zu tun hat... Erasmus hat die Schriftrolle gesehen und er weiß, dass der Baum nur eine Erfindung derjenigen ist, die keinen Sinn im Leben gefunden haben. Ein Fluchtweg aus der Realität! Er weiß es, weil er es selbst gesehen hat... Während ich meine Zeit damit vergeudet habe einem alten Baum zu gehorchen, habe ich nie drüber nachgedacht, ob das nicht eine Gehirnwäsche sein könnte, um eure Macht präsentieren zu können... Alles eine LÜGE! Deswegen wird Erasmus zum richtigen Zeitpunkt alle Karten auf den Tisch legen und uns unsere wahre Herkunft preisgeben...<
Niemand konnte recht glauben, was dieser Kerl da von sich gegeben hatte. Er hatte die jahrelange Kultur der Elfen in den Dreck gezogen und somit auch den Baum des Lebens, der wirklich existierte. Aiden kochte schon innerlich, weil seine Fäuste zitterten und auch Luna war kurz davor auszurasten. Faszinierend wie sie es zum ersten Mal schaffte die Kontrolle beizubehalten, aber je länger dieser Elf sprach, desto unruhiger wurde sie, genauso wie alle anderen im Raum. Cole drehte sich langsam zu den Mädchen um und hob ermahnend den Zeigefinger, um den beiden zu signalisieren, dass sie nichts Unüberlegtes tun durften, wobei er Luna ganz intensiv ansah. Diese beruhigte sich etwas, aber das Brodeln in ihr konnte sogar Safira in ihrem eigenen Magen spüren.
Damian fragte Aiden, ob er ihn nun foltern durfte, weil seine Worte bestraft werden mussten, aber Lunas Bruder schüttelte ruhig den Kopf und bat ihn zu warten, da er noch einige Fragen hatte. Unzufrieden gab Damian ein leises Knurren von sich, aber sein Bruder Zac hielt ihn mit einer Hand zurück und schien sehr konzentriert zu sein. Könnte es sein, dass er versuchte die Gedanken des Elfs zu lesen? Denn das würde die ganze Sache um einiges erleichtern, aber Zacs Kopfschütteln machte den Eindruck, als wäre es schlicht unmöglich in dessen Kopf einzudringen. Anscheinend waren diese Kerle mit einem Gedankenschutz versehen, was klar ein guter Schachzug gewesen war. Dieser Erasmus war wahrlich ein Genie!
>Wie lange plant Erasmus schon dieses ganze Theater?<
>Schon sehr lange... Er hat zuerst persönlich mit Leuten von uns gesprochen und dann hat er begonnen mehr und mehr um sich zu scharen, um ihnen die Augen zu öffnen. Heute hat er schon mehr Leute an seiner Seite, als ihr glaubt. Vielleicht sogar Verräter unter euch, wer weiß! Auf jeden Fall wird er sehr viel Spaß haben euer Leben zu zerstören, da ihr seine größten Feinde seid... Zu schade, dass der Angriff heute nicht geklappt hat, aber wenn ich ehrlich bin, hatte es auch niemand erwartet!<
>Du hast gesagt, Verräter unter uns... Wer sollte das denn sein?<
>Ich weiß nicht... Vielleicht taucht dieser noch auf! Vielleicht ist er auch hier, nur ist er nicht sichtbar, Mercurio kann vieles zaubern. Viel Spaß beim Suchen! Ich bin fertig mit meinem Geständnis, mehr darf ich nicht sagen...<
Safira hob neugierig eine Augenbraue und fragte sich instinktiv, was diesem Kerl sagte, dass er fertig mit dem Geständnis war, wenn er doch bei den letzten Fragen kooperativ gehandelt hatte. Vielleicht lag an dieser Unsichtbarensache doch etwas, aber daran wollte Safira nicht denken, da ihr dieser Gedanke Angst machte. Die Vorstellung, dass jemand hier war und sie alle beobachtete war schlicht ergreifend unerträglich. Der Voodoozauber war schon schlimm genug, aber ein Unsichtbarer unter ihnen wäre der reinste Horror.
Aiden holte tief Luft und schloss für einen kurzen Moment die Augen, als er die Wachen mit einem Blick aufforderte alle aus dem Raum zu begleiten und nur Damian und Zac zurückzulassen. Die Jungs knurrten zufrieden und leckten sich abermals über die Lippen, doch zunächst bekamen ihre Mädchen einen langen leidenschaftlichen Kuss, bevor sich die Tür schloss und Safira sich wieder in dem langen ekligen Flur befand. Aus dem Raum drangen schon die ersten Schmerzenslaute heraus, aber Safira hörte absichtlich nicht hin und konzentrierte sich auf die Fackeln, die ihr den Weg aus diesem grausamen Ort wiesen. Eine tiefe Gänsehaut lag auf ihr und viele ungelöste Fragen schwirrten in ihrem Kopf, was nur wieder auf eine schlaflose Nacht hindeutete. Damian würde lange genug beschäftigt sein, um diesen Kerl zu foltern, weswegen sie bestimmt die Nacht nun alleine verbringen musste, doch das war nicht allzu schlimm. Irgendwie würde sie es mit einem Glas warmen Kakao schaffen.
Durch plötzliche Müdigkeit erfasst schritt sie den anderen hinterher, bis sie im Hauptflur ankamen, wo Aiden die letzten Worte des Abends sprach und ihnen allen eine Gute Nacht wünschte, wobei letzteres nicht sehr überzeugend geklungen hatte. Dankbar, dass diese ganze Tortur endlich ihr Ende gefunden hatte, verabschiedete sich Safira von ihrer Freundin und ging alleine die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf, als sie ihren Namen hinter sich rufen hörte. Verwirrt drehte sie sich um und entdeckte Cole am Treppenabsatz, der sich müde durch die Haare fuhr.
>Ich wollte fragen, ob mit dir alles in Ordnung ist, da du da unten echt geschafft ausgesehen hast?!<
>Oh ja, es war ein langer Tag und ich bin müde... Mach dir um mich keine Sorgen! Gute Nacht Cole!<
>Ok gut, gute Nacht Safira!<
Und schon war Cole um die Ecke verschwunden und Safira alleine an den Treppen, die sie noch bis zum Ende bewältigte und den nächsten Flur in Angriff nahm, um kurz innezuhalten. Hatte da nicht jemand erneut ihren Namen gerufen? Neugierig drehte sich Safira um und bei dem Anblick wäre sie fast in die Knie gegangen. Erasmus stand leibhaftig vor ihr und grinste sie aus diesen kalten roten Augen an und als er langsam ihren Namen auf ihrer Zunge zergehen ließ, brach bei ihr der Angstschweiß aus. Sie machte verängstigt einen Schritt zurück und wollte losschreien, aber ein Finger auf ihrem Mund hinderte sie.
Erasmus kam näher und sein Lächeln wurde breiter je schneller ihr Herz in ihrer vibrierenden Brust pochte und sein Blick war immer starr auf ihren gerichtet.
>Safira, Safira... So ein wunderschönes Mädchen und doch alleine hier! Hat dich dein Freund denn schon wieder alleine gelassen? Der Spaß zu foltern war ihm anscheinend wichtiger... Wie hat dir denn das Verhör gefallen? Ein Unsichtbarer unter euch...<
>Du, du... Du warst dabei?<
>Ich bin überall kleine Hexe und ich sehe die Angst in euren Augen! Du bist ein sehr schlaues Mädchen und denkst zuerst nach, bevor du handelst und das gefällt mir... Wenn du dich mir anschließt, verschone ich dich!<
>Nicht mal eine Haarsträhne von mir würde sich dir je beugen!<
Es überraschte Safira woher sie den Mut bekommen hatte ihm so etwas ins Gesicht zu sagen, doch diesem arroganten überzeugten Blick musste man einfach die Meinung sagen, auch wenn es nicht ihre Art war. Dieser Kerl machte ihr so viel Angst, dass sie am liebsten losheulen könnte, aber sie versuchte ruhig und gefasst zu klingen, was ihr leider nur halbwegs gelang. Erasmus musterte sie währenddessen vergnügt und schien nachzudenken, als er noch einen Schritt auf sie zuging und sie fast dabei zu Boden stieß. Sein Gesicht war nur noch ein paar Zentimeter von ihrem entfernt, doch sie spürte keinen einzigen Atemzug auf ihrem Gesicht. Eher einen kalten Lufthauch, der durch das offene Fenster im Flur kam.
>Zu schade, dass du nicht mitkommen willst, aber eins kann ich dir auf dem Weg ins Traumland geben. Ich werde jeden von euch innerlich zerfetzen! Und Damian wird der erste sein, der sich mir unterwerfen wird... Ich werde ihm das geben können, was er braucht. Den Kick! Und er wird dich so schnell vergessen, dass ich dich töten kann, ohne dass er was macht... Kommt dir bekannt vor oder?<
Safira riss erschrocken die Augen auf und das ganze Geschehen in diesem einen Traum, der ihr ganzes Leben verändert hatte, tauchte vor ihrem inneren Auge auf und spielte sich erneut ab. Doch dieses Mal spürte sie die Bestätigung, dass es soweit kommen würde und diese Erkenntnis nahm ihr das Licht der Welt weg. Damian!





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