Love is Pain - Teil 21

Autor: talia
veröffentlicht am: 18.10.2012


Etwas Kaltes auf ihrer Stirn ließ Safira aus ihrer Starre aufschrecken. Irritiert sah sie sich ihre Umgebung an und erkannte den typischen Wald, der immer nur dann in ihren Träumen auftauchte, wenn dieser ihr etwas zu sagen hatte. Safira ahnte schon Schlimmes, aber sie wusste, dass sie erstmal den Ort erreichen musste, um die eine Eingebung zu bekommen. Aus diesem Grund erhob sie sich, so schwer es auch für sie war, vom feuchten Gras und schritt langsam in das dichte Buschwerk ihres dunklen Traumes.
Es schien kein Mond und somit war alles um sie herum schwarz, doch ein kleines Licht, das sich durch die Büsche stahl, wies ihr den richtigen Weg, den sie gehen musste. Dabei ignorierte sie die Dornen, die sich in ihr Wadenfleisch bohrten, so als ob sie sie davon abhalten wollten weiterzugehen, doch sie war fest entschlossen der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Ein Schritt nach dem anderen und das Licht wurde größer und größer, bis sie hinter einem dicken alten Baum vortrat und genau auf der gleichen Fläche stand, wie in ihrem letzten unvergesslichen Traum. Die Stimmung war dieselbe, die trübe Beleuchtung verlieh dem Ganzen den Stich von aufkeimender Angst und auch der leise kalte Wind pfiff die Melodie der Gefahr.
Safira wusste nicht, was sie momentan tun sollte, weswegen sie sich auf den feuchten Boden niederließ und alles genauestens beobachtete. Jeden Baum, jedes Gebüsch und jedes sich bewegende Blatt. Allmählich begann es heller zu werden und der Wind wurde auch zunehmend stärker, doch das störte Safira nicht, wobei die Kälte sie innerlich zu zerbrechen drohte. Sie wusste, dass nun etwas Grausames passieren würde, aber es war unvermeidbar und so war es auch, denn in diesem Moment traten Erasmus, Damian, ein Mann in langem Mantel und eine Kopie von ihr aus dem Dickicht heraus. Alles in ihr verspannte sich bis in die kleinste Muskelfaser und gespannt sah sie dem ganzen Geschehen zu.
Der alte Mann im Mantel entpuppte sich als dieser mächtige Hexer, denn er hob seinen alten Stock und richtete ihn auf ihr anderes Ich, als ein dunkles Licht sich wie eine zweite Aura um sie legte und sie in die Knie zwang. Sie kreischte und flehte um Gnade, doch Erasmus lächelte nur widerlich und befahl dem Hexer, er solle weitermachen. Die Aura legte sich wie zähe Flüssigkeit um sie und nahm ihr fast den Atem, als der alte Mann eine Formel aussprach und der Fluch somit beendet war. Safiras Kopie lag zitternd und bebend am Boden und das schwarze Licht war vollends in sie eingedrungen und begann ihren Körper in Besitz zu nehmen. Sie war nun nur eine Marionette, was bestimmt dieser Fluch bewirkt hatte.
Dann hob Erasmus eine Hand und ein weiterer Mann trat aus dem Dickicht heraus, nur dass dessen Gesicht nicht zu erkennen war. Er trug ein rotes Kissen mit sich, auf dem ein langes breites Schwert lag und nun an Damian übergeben wurde, der sich anschließend vor Erasmus hinkniete und ihm für das Geschenk dankte. Bei dem Anblick hätte Safira am liebsten losgeschrien, aber sie zwang sich dazu dem ganzen Drama zu folgen und das war eine gute Entscheidung, denn Damian erhob sich sogleich von seiner unterworfenen Position und starrte auf Safira hinab. Ohne jeglichen Ausdruck im Gesicht, genau derselbe wie im letzten Traum.
Er kam einen Schritt auf die gekrümmte Safira zu und trat sie mit dem Fuß in die Bauchgegend, als sie sich keuchend auf den Rücken legte und ihn angsterfüllt ansah. Sie flehte ihn mit Tränen in den Augen an, er möge endlich aus diesem kalten Dasein erwachen, doch er lächelte nur und trat sie nochmal... Immer und immer wieder, bis ihr anderes Ich schon Blut hustete. Erasmus fand die ganze Situation nur amüsierend und klatschte vergnügt in die Hände, während der Hexer mit grimmiger Mimik neben ihm stand und sich nicht vom Fleck bewegte. Anscheinend war er nicht zufrieden damit, dass das Ganze so lange dauerte, aber weil Erasmus sein Meister war, musste er gehorchen.
Damian quälte Safira immer noch mit Tritten und Worten, die ihr mehr ins Fleisch schnitten, als Messer es je hätten tun können, doch sie hörte nicht auf an ihn zu glauben und bettelte ohne Ende, was Erasmus noch mehr zum Lachen brachte. Dieses Lachen war sogar kälter als der Wind, der ihr ihre offenen Wunden an den Beinen kühlte und sofort begann Safira zu frösteln und sich zu fragen, wann das alles endlich aufhören würde. Und als hätte Erasmus ihre flehende Bitte gehört, erhob er seine raue gefährliche Stimme und forderte Damian zum Todesstoß auf, den dieser dann ohne mit der Wimper zu zucken vollbrachte. Safira und ihr anderes Ich schrien zur gleichen Zeit auf und das letzte, bevor es auch in ihrem Traum dunkel wurde, war ein kleines Glitzern am Metall des Schwertes.

Vollkommen durchnässt und mit wild pochendem Herzen wachte Safira auf und bemerkte, dass sie jemand an den Armen festhielt. Völlig aufgelöst hob sie den Blick und erkannte das besorgte Gesicht von Damian und direkt hinter ihm stand Zac mit nach hinten verschränkten Armen, während dieser sie durchdringend ansah. Safira musste zuerst mal tief durchatmen, um zu realisieren, dass der Horrortraum beendet war, doch schon nach ein paar Atemzügen bombardierte Damian sie mit gezielt gestellten Fragen. Er sah verzweifelt aus, denn seine dunklen blauen Augen flackerten aufgeregt im schwachen Kerzenlicht der Kommode und er stellte ihr immer wieder die gleiche Frage. Was ist passiert?
Zac legte beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Bruders, doch dieser war zu aufgelöst um klar denken zu können. Dennoch ließ er die angespannten Schultern etwas sinken und holte tief Luft, aber das hinderte ihn nicht daran sie verwirrt anzustarren. Safira warf Zac und Damian wechselnde Blicke zu, bevor sie den beiden von der Begegnung mit Erasmus erzählte. Als dieser Name über ihre Lippen glitt, erwachte erneut die Angst und die Verzweiflung in ihr, doch sie würgte die aufkommende Übelkeit runter und erzählte ihnen auch von der Rolle, die Damian seiner Meinung nach spielen würde. Sie behielt jedoch die Details ihres schrecklichen Traums lieber für sich, weil sie Damian nicht noch mehr erschrecken wollte, doch ein Ziehen in ihrem Kopf verriet ihr, dass Zac sich schon längst das ganze Szenario angesehen hatte. Seine Reaktion darauf war ein angeekeltes Gesicht mit einer Mischung aus tiefem Hass und Wut, was bestimmt Erasmus galt. Zum Glück sagte er seinem Bruder nichts davon, weil er wahrscheinlich auch der Meinung war, dass es zu viel sein würde für den Moment. Damian hatte schon Probleme die Tatsache zu verdauen, dass Erasmus in ihre Nähe gekommen war, während er seinen Spaß am foltern gehabt hatte. Das nahm ihn echt mit... Doch er riss plötzlich den Kopf hoch und packte sie etwas unsanft an den Schultern, um seinen Blick auf ihren zu fixieren und pure Entschlossenheit stand in seinen Augen geschrieben.
>Safira, ich weiß echt nicht, was du nach alldem über mich denkst... Aber bei Gott, ich schwöre dir, dass es das Letzte sein würde dich zu verletzen. Ich hoffe du wirst nie vergessen, dass ich dich aus tiefstem Herzen liebe und dass du die Einzige bist, die mich immer da drin berühren wird! Erasmus wird dafür mit seinem Leben bezahlen dich so terrorisiert zu haben und ich wünsche mir, dass dieser Traum nicht wahr wird, aber eins wird immer klar sein. Ich liebe dich und kein Fluch der Welt wird das je ändern, ansonsten werde ich mich selbst umbringen bevor es jemand anderes tut... Ich weiß nicht, was ich dir noch sagen soll, um dir die Angst zu nehmen, aber bitte verlier nicht den Glauben an mich. Nur durch ihn bin ich fähig weiterzuleben! Vergiss das nicht Süße... Ich liebe dich!<
Safira war noch nie so gerührt gewesen in ihrem Leben und bevor sie etwas erwidern konnte, lag sie schon in den Armen von Damian, der sie so fest an sich drückte, dass sie ganz leise das Pochen seines Herzens vernehmen konnte. Auch seine wohlige Wärme und der Duft nach Leder und Wald umhüllten sie wie die Arme eines Engels und schon nach ein paar weiteren vernommenen Herzschlägen schlief sie endgültig ein. Dieses Mal träumte sie nichts und sie hatte auch kein schlechtes oder ein gutes Gefühl. Sie spürte nur wie sie auf einer von der Luft getragenen Feder durch das Nichts glitt und sich fragte... Was wird passieren?

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Zac hatte einfach für den Rest des Abends genug von der Welt. Die Sache mit dem Gefangenen war vollkommen sinnlos gewesen, weil er ihnen nichts hatte sagen können, wo sich Erasmus befand und die Tatsache, dass dessen Hirn blockiert gewesen war, beschäftigte ihn immer noch. Er hätte so vieles aus ihm herausholen können, aber dieser Hexer Mercurio hatte unbedingt seine Spielereien an ihm ausüben wollen und nun wussten sie nicht viel mehr als davor, außer dass Erasmus ein kranker fanatischer intriganter zweiter Hitler war.
Wie tief konnte man vom adligen Stuhl denn noch fallen? Eleonore hatte ihn bestimmt bei der Geburt fallen gelassen, denn anders konnte sich Zac dessen jetziges Verhalten nicht erklären. Wie konnte man nur so krank sein und Teile der Wesen zusammentrommeln, um den Rest davon auszulöschen? Und was fiel dem eigentlich ein den Baum des Lebens so in den Dreck zu ziehen? Klar, Zac hatte bis dato noch gar nichts von diesem Baum gewusst, aber immerhin war er jetzt der Wächter dieses Baumes und er konnte deswegen mit Tieren kommunizieren. Also wie sollte um Himmels Willen das alles eine Lüge sein? Hatte Erasmus so etwas Absurdes in der Schriftrolle gelesen? Was stand da überhaupt drin? All diese ungeklärten Fragen schwirrten ihm im Kopf herum und er hätte am liebsten den frechen Elf aus Frust noch einmal gefoltert. Doch dieser war dank Damian auf der anderen Seite der lebenden Toten und vielleicht würde er dort seine wahre Herkunft erfahren, denn in dieser realen Welt war alles ein komplettes Durcheinander.
Es war zum Verzweifeln nicht zu wissen, wo man im Leben stand, doch eins war sicher. Er würde weiterhin der Dendisokidemos sein und kein Wesen der Welt würde ihn davon abhalten. Selbst Helia pflegte einen regelmäßigen Besuch beim Baum, auch wenn Zac immer noch nicht den Grund dafür gefunden hatte. Möglicherweise wäre es angebracht Aspro noch einmal danach zu fragen, damit Zac wenn schon in dieser Hinsicht keine Fragen stellen musste. Die um Erasmus waren schon genug!
Seufzend öffnete Zac leise die Tür zu seinem Zimmer, als er zuerst seine ruhig schlafende Luna unter der Bettdecke vorfand und dann Helia, die mit ausgestreckten Armen über dem Kopf neben ihr lag und regelmäßig atmete. Die beiden sahen einfach entzückend aus und Zac schlich ohne ein Geräusch zu machen zum Schrank, um sich dort seinen Schlafanzug, bestehend aus Jogginghose und Unterhemd, überzuziehen. Dann eilte er schnell zum Bett, legte sich neben Helia hin und gab den beiden leicht einen Gute-Nacht-Kuss auf die warme Wange, bevor er die Decke bis zur Brust hochzog und die Arme hinter dem Kopf überkreuzte.
Normalerweise schlief er gerne auf dem Bauch, aber jedes Mal wenn ihn etwas beschäftigte, musste er es vor dem Schlafen klären, sonst würde er keine Ruhe finden. Deswegen hatte er sich auf den Rücken gelegt, um den Blick über die schlichte dunkle Decke schweifen zu lassen, während seine Gedanken um Safiras Traum kreisten. Er war ziemlich überrascht gewesen, als er mit seinem Bruder Safira auf dem Boden hatten liegen sehen, aber ihm war auch gleichzeitig klar gewesen, dass Erasmus was damit zu tun gehabt hatte. Zu schade, dass sie zu spät gekommen waren, aber ein Blick in den Gedanken von Safira hatte absolut gereicht, um ihn völlig aus der Bahn zu werfen. Seinen Bruder mit einem Schwert in der Hand zu sehen war ja nichts Neues, aber das Schwert für Safiras Tod zu benutzen, war für ihn schwer zu verdauen. Kein Wunder, dass Damian sie so erschrocken angesehen hatte, als sie ihnen davon erzählt hatte. Zac hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso reagiert.
Dennoch war es ein kluger Schachzug gewesen nicht noch mehr Details preiszugeben, aber Zac hatte inzwischen alles gesehen und er war einfach nur ratlos. Er hatte genau die gleiche Kontrolle und Sicherheit, die Erasmus in dem Traum ausgestrahlt hatte, gespürt und er verstand wie sich Safira fühlen musste. Damian mochte zwar keine Ahnung davon zu haben, aber er war schlau genug um die aufkeimende Unsicherheit und Angst in Safiras Augen abzulesen. Könnte es wirklich so weit kommen, dass sein kleiner Bruder für Erasmus töten würde? Selbst seine große Liebe?
Darüber wollte sich Zac lieber keine Gedanken machen, weil es ihn umso mehr beschäftigen würde und da er die Gewissheit besaß keine Antwort darauf zu finden, beschloss er das Thema vorerst fallen zu lassen und am nächsten Morgen Dendisois zu fragen. Dieser Baum musste ihm irgendwie helfen, denn er war immerhin der Baum des Lebens... Er war verbunden mit allen.





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