Auf den ersten Blick - Teil 28

Autor: Caro
veröffentlicht am: 07.02.2013


Letzter Teil - Freue mich über Rückmeldung


„Ich hasse dich“, sagte Zoey leise und schaute ihr Mutter durch den Tränenvorhang vor ihren Augen an. Ihr Mutter rieb sich über das Nasenbein und kämpfte mit den Tränen.
„Wie konntest du uns nicht Bescheid sagen?“, fragte Zoey. Felix saß auf den blauen Plastikstühlen auf dem Gang und hatte sein Gesicht in seine Hände gelegt und atme leise.
„Ich sag doch selbst, dass ich nicht weiß, was in mich gefahren ist. Es tut mir echt leid, nur bitte mach mir jetzt keine Vorwürfe“, sagte sie. Die Tränen rannen ihr die Wangen runter.
„Aber wie konntest du -“, fing Zoey an, doch Felix unterbrach sie: „Könnt ihr mal aufhören zu streiten? Ihr könnt nix akzeptieren, dass es ein Mal nicht um euch geht! Haltet einfach den Mund, oder geht nach Hause!“, sagte er so laut, dass eine Krankenschwester um die Ecke schaute.
Zoey biss sich auf die Lippe und ging zum Süßigkeitenautomaten und holte sich ein Snickers.
Plötzlich ging alles drunter und drüber. Mehrere Ärzte kamen um die Ecke gerannt und hatten mehrere Schwestern im Schlepptau. Alles verwandelte sich in Zeitlupe. Zoey schaute zu Felix und Felix zu ihr. Er biss auf die Zähne und seine Wagenmuskulatur spannte sich an und seine Augen richteten sich dem Boden zu. Still und leise rannten die Tränen Zoeys Wangen herunter. Sie stand auf und stellte sich an das Fenster zum Krankenzimmer ihres Dads. Im gleichen Moment rannten die Ärzte in den Raum und rissen den Defibrillator von der Wand. Eine Krankenschwester kontrollierte die Geräte. 20 Minuten waren sie da drin. Jede Sekunde spürte sie. An jeden Herzschlag in den 20 Minuten konnte sie sich erinnern. Sie fühlte sich leerer denn je.
Sie sah, wie ein Arzt den Defibrillator sinken ließ und langsam den Kopf schüttelte. Irgendwas brach in ihr. Langsam sank sie in sich zusammen. Dann wurde alles schwarz.

Der Wind wehte ihre Haare zurück, und versaute alle morgendliche Arbeit. Unter ihren Füßen spürte sie den warmen groben Sand. Der Ozean war heute unruhig und schlug laut gegen die Klippen. Ein paar Surfer versuchten sich an den rauen Wellen, gaben aber schnell wieder auf.
Eine Woche war der Tod ihres Vaters jetzt her. Wirklich klar kam sie damit nicht. Lange hatte sie hier sitzend verbracht und einfach in die Ferne gestarrt. Die Ferne war das Einzige, was sich nicht änderte. In den letzten Monaten hatte sich so viel verändert. Sie hatte mehrere Monate in den USA gelebt und war nun wieder Zuhause. Eigentlich sollte alles perfekt sein, doch dann passierte das mit ihrem Vater. Die Jungs haben sich geändert. Einmal, weil es zwischenzeitlich jemand anderes war und zweimal, weil sich der erste grundsätzlich geändert hatte und nun ein ganz anderer war. Die letzte Woche hatte sie oft mit Finn gesprochen und er hatte nur zugehört, sich kein Urteil erlaubt und war einfach nur da für sie. Alles war anders, und doch so gleich. Sie spielte mit dem Gedanken runter zum Wasser zu gehen, und einfach nur reinzuwaten und nicht mehr wiederzukehren, doch irgendwas hielt sie davon ab.
„Hey“, sagte er leise und setzte sich neben sie. Sie schaute ihn nicht an, doch nur der Gedanke, dass er jetzt neben ihr saß, brachte sie zum weinen. Er legte seinen Arm um sie und zog sie ran. Sie war froh, dass Finn wieder da war.
„Es braucht halt seine Zeit. Wunden heilen nicht immer so schnell“, sagte er und streichelte ihre Hand.
„Und wenn sie gar nicht heilen?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Sie schaute jetzt hoch. Seine Augen strahlten wärme aus und seine Haare hingen vom Wind zerzaust in seinem Gesicht.
„Sie heilen, glaub mir“, sagte er. Vorsichtig lehnte sie sich nach vorne und küsste ihn. Das Gefühl hatte sie vermisst und genoss jeden Atemzug neben ihm.
„Weißt du, ich habe auch oft gedacht, dass Wunden nicht mehr heilen. Meine Mutter starb, als ich 14 war. Sie ertrank im Ozean, als sie surfen war“, sagte er leise und starrte auf seine Hände.
„Kommt mir bekannt vor“, sagte Zoey leise und lächelte, auch wenn es im Moment nicht passte.
„Ja“, lächelte er. „Deshalb bin ich sofort ins Wasser gesprungen, als ich dich da drin gesehen hatte. Ich musste einfach. Vorher war ich über 6 Jahre nicht im Ozean. Also so richtig. Ich war nur so weit, wie ich meine Füße sehen konnte“, sagte er leise. Zoey zog die Augenbrauen hoch.
„Wirklich?“, fragte sie leise. Er nickte.
„Ich wusste nicht, dass das so schwer für dich war. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich versucht nicht zu ertrinken“, sagte sie. Er schaute hoch. Sie grinste. Er lachte und rempelte sie leicht an.
Es war so einfach mit Finn. Er war wie ein bester Freund. Ein bester Freund, bei dem das Herz anfing zu klopfen, wenn er in den Raum kam und sein Lächeln lies Schmetterlinge in Bauch los.
„Ich bin wirklich froh dich wieder zu haben“, sagte Zoey leise und nahm seine Hand.
Er nickte gedankenverloren.
„Woran denkst du grade?“, fragte sie. Er kreiste seinen Fuß gedankenverloren im Sand und legte den etwas dunkleren Sand unter dem hellen Sand frei. Ein paar Wellen spülte näher an sie dran. Zoey kehrte mit ihrem Fuß ein Häufchen Sand zusammen. Eine weitere Welle kam und machte ihr Werk zunichte. Finn schüttelte den Kopf.
„Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie große Schmerzen ich hatte, als meine Mom starb. Es war so schlimm und ich will diesen Schmerz niemandem wünschen. Ganz besonders niemanden, den ich so liebe wie ich es bei dir tue“, sagte er und blickte auf. Noch mehr Tränen sammelten sich in Zoeys Augen. Er presste seine Stirn an ihre.
„Es geht vorbei oder?“, fragte sie tonlos und schluchzte.
„Es geht vorbei“, antwortete er und streichelte ihre Haare. Sie schluckte die Verzweiflung runter, so, wie sie es die letzten Tage auch gemacht hatte. Sie dachte, es wäre richtig.
„Ganz schnell?“, fragte sie. Wie ein kleines Kind fühlte sie sich bei der Frage.
„Langsam“, sagte er leise.
„Aber ich bin bei dir“, sagte er und küsste ihr Haar und drückte sie an sich. Schluchzend saß sie dort in seinen Armen und sie verstand, dass er sie davon abhielt in den Ozean zu waten.

Ende





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