Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 23.10.2009




Die Sonne schien am nächsten Morgen durch das kaputte Fenster in mein Gesicht. Das erste, was ich sah, als ich die Augen aufschlug, war seine wunderschönen Augen.
Er war schon längst wach und lächelte mich mit seinem atemberaubendem Lächeln an.,,Morgen.', begrüßte er mich.
,,Morgen.', antwortete ich und zog mich zu ihm nach oben, um ihn zu küssen.
Gähnend setzte ich mich auf und schaute auf die Uhr. Erst 6 Uhr.
Robyn schien überhaupt nicht müde zu sein, ich war es hingegen sehr. Zwar hatte ich sehr gut in seinen Armen geschlafen, doch vielleicht war die Aufregung gestern zu anstrengend gewesen.
,,Ich bin gleich wieder da', versicherte ich ihm und beugte mich zu ihm, um meine Lippen auf seine zu drücken.
Verschlafen suchte ich mir frische Klamotten raus und schlurfte in das Badezimmer.Ungeschickt kletterte ich in die Dusche und das warme Wasser prasselte an mir herunter. Es tat richtig gut, denn in der vergangenen Nacht war es in meinem Zimmer kalt gewesen, da das Fenster kaputt war. Zum Glück hatte ich Robyn, der mich einigermaßen gewärmt hatte.Minuten später trocknete ich mich ab und föhnte mir schnell die Haare. Anschließend band ich sie zu einem Zopf zusammen, zog mir meine frischen Sachen an und watschelte wieder in mein Zimmer. Robyn stand am Fenster und betrachtete das riesige Loch. Die Sonnenstrahlen schienen auf ihn und seine Haare leuchteten rot. Er sah wunderschön aus.
,,Weißt du, dass du im Sonnenlicht wunderschön aussiehst?', erwähnte ich beiläufig.Er wendete sich von dem kaputten Fenster ab und betrachtete mich lächelnd.
,,Du fiel schöner.', hauchte er und kam auf mich zu. Sein Gesicht führte er zu meinem und unsere Lippen trafen wieder aufeinander.
Lange standen wir so da und küssten uns lange und leidenschaftlich.
Ich löste mich von ihm und sah ihn glücklich an.vWir gingen eng umschlungen in die Küche, wo Mum mit einer Brille auf der Nase irgendetwas in der Zeitung markierte.
,,Morgen.', sagten er und ich gleichzeitig und blieben in der Tür stehen.
,,Ja, guten Morgen.', murmelte sie, ohne von ihrer Zeitung weg zu schauen.
Das Frühstück stand schon auf dem Tisch und wir setzten uns beide. Ich könnte mich daran gewöhnen, jeden Morgen mit ihm aufzuwachen und zu frühstücken.
,,Sag mal, was machst du da eigentlich?', fragte ich sie und schmierte Marmelade auf mein Brötchen.
,,Ach, nichts besonderes. Ich suche nur nach einer Anzeige von einem guten Wellnesshotel.', antwortete sie und klang ziemlich beschäftigt.
,,Das heißt, du verreist?', fragte ich überglücklich.
,,Mhm.', nuschelte sie und stopfte sich einen Toast in den Mund.
Vor Glück wollte ich mich jetzt nicht schreiend auf Robyn stürzen, aber ich versuchte mich zusammen zu reißen, damit sie nicht dachte, dass ich sie loswerden wollte.
Dennoch war es besser für sie, wenn sie ging. Für eine lange Zeit.
Wenn der Mörder mich haben wollte, bitte. Aber nicht Mum, ich konnte nicht mit ansehen, dass sie sich wegen mir verletzen würde.
Ein bisschen Hoffnung hatte ich noch, dass ich aus dieser Lage wieder herauskommen würde. Jedoch könnte jeder Fehler von mir mein Ende sein. Deshalb war ich auch froh, dass er für mich da war und mich vor großen Dummheiten rettete.
Dankbar lächelte ich ihn an, er schien etwas verwirrt.
Als wir fertig gefrühstückt hatten, legte Mum frustriert die Zeitung auf Seite.
,,Was ist?', fragte ich.
,,Diese Hotels sind einfach zu teuer für mich.', stöhnte sie genervt.
,,Und was ist, wenn du zu einer Freundin fährst? Oder zu einer Verwandten?', schlug ich vor.Einen kurzen Augenblick überlegte sie und schließlich stimmte sie zu. Ich freute mich riesig. Ein weiteres Problem war beseitigt, denn jetzt konnte ihr nichts mehr passieren.,,Ich werde gleich deine Tante Christine anrufen. Sie freut sich bestimmt über meinen Besuch.', sagte sie.
Nickend stimmte ich ihr zu. Minuten darauf schnappten wir uns unsere Sachen und schlenderten das Treppenhaus hinunter.
Hand in Hand gingen wir die Straßen entlang, bis wir nach 10 Minuten die Schule erreicht hatten.
Ausnahmsweise waren wir einmal über pünktlich. Erst in einer Viertelstunde würde der Unterricht beginnen.
Heute würde ich vielleicht die Schule überstehen, denn ich war glücklich und strahlte über das ganzes Gesicht.
Vanessa, Stephenie und Veronica standen vor unserem Klassenraum und lachten hysterisch über irgendetwas. Wir stellten uns zu ihnen und gerade als ich fragen wollte, über was sie sich unterhielten, griff mich Vanessa am Handgelenk und schleifte mich ein paar Meter weiter.,,Kim, ist der Neue dein Freund?', platzte gleich aus ihr heraus.
Glücklich lächelte ich und blickte zu Robyn.
,,Herzlichen Glückwunsch!', gratulierte sie und fiel mir um den Hals.
,,Äh, ja. Danke.'
,,Gehst du auch mit ihm auf den Ball?', fragte sie.
,,Welcher Ball?
Sie klatschte ihre Handinnenfläche auf ihre Stirn.
,,Mensch, Kim! Der Abschlussball! Alle reden darüber. Hast du das vergessen und die ganzen Plakate nicht gesehen?'
Erst jetzt schaute ich mich richtig um und entdeckte die violetten Plakate.
,,Den hab ich völlig vergessen…', murmelte ich.
,,Ja, am Samstag in der alten Lagerhalle neben dem Bahnhof.', verriet sie mir. In der ganzen Aufregung um Mum, hatte ich das vollkommen vergessen. Und dann schon am Samstag, noch 2 Tage.
,,Kim.', lachte sie. ,,Willst du nicht heute Nachmittag zu mir? Dann gehen wir zusammen für dich ein Kleid kaufen.'
,,Ich weiß nicht…'
,,Ach komm schon! Du gehst doch sonst auch immer auf alle Partys!', drängelte sie mich.Natürlich wollte ich auf den Ball. Ich würde auch total gerne mit Vanessa ein Kleid für mich kaufen gehen. Doch da ist immer noch diese Angst, alles zu verlieren. Durch dieses Monster. Aber ich hatte mich mit Ness schon lange nicht mehr getroffen. Also sagte ich ihr für heute Nachmittag zu, obwohl ich ein schlechtes Gefühl in der Magengegend hatte.Der Gong ertönte und alle strömten in die Klasse. Ich nahm Robyn's Hand und ich setzte mich auf meinen Platz, doch er ließ sie plötzlich los. Komischerweise hatte ich vollkommen vergessen, dass er in Mathe hinter mir saß. Und ich neben Sue. Na klasse. Meine Freude war sofort verflogen, als sie auf mich zu kam und sich in ihren Stuhl plumpsen ließ.Ein widerliches Grinsen zog sich über ihr Gesicht. Doch ausnahmsweise wollte ich mich heute einmal auf den Unterricht konzentrieren, denn ich wollte nicht mehr an all die Sachen denken. Generell dachte ich zu viel nach, da musste ich mich ja irgendwie ablenken.Also schrieb ich alles brav mit und versuchte die Aufgaben zu lösen. Es klappte zwar nicht bei jeder Aufgabe, doch der Döhping war froh darüber, dass ich es wenigstens versuchte.So verging die Stunde relativ schnell.
Als der Gong ertönte sprang ich blitzschnell von meinem Stuhl auf und stürmte zu Robyn.,,Ich halte das keine Sekunde länger bei ihr aus.', sagte ich.
Er lachte nur.
Gemeinsam verließen wir schnell den Klassenraum und schlenderten den Gang entlang zu den Musikräumen.
,,Hast du von dem Abschlussball gehört?', fragte ich ihn.
,,Ja.', sagte er schnell.
,,Wie wäre es, wenn du mich begleiten würdest?'
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
,,Ich halte das für keine gute Idee.'
,,Und warum?', fragte ich irritiert.
,,Kim, du weißt warum. Wir können es nicht riskieren…', sagte er und ich schnitt ihm das Wort ab.
,,Natürlich können wir es. Ich denke nicht, dass er bei so einer Menschenmenge zu schlägt.',,Er hat es schon einmal getan, Kim.', erinnerte er mich.
Das verschlug mir die Sprache. Sofort kehrten alle Erinnerungen zurück in meinen Kopf.Dennoch wollte ich auf den Ball. Vanessa zuliebe.
,,Ich gehe trotzdem auf den Ball.', sagte ich entschlossen.
'Kim, tu das nicht...', bat er mich, doch ich schüttelte heftig den Kopf.
'Auf jeden Fall und wenn du nicht mitkommen willst, dann geh ich eben alleine.', sagte ich stur und ging im doppeltem Tempo vorne weg. Robyn schien gar nicht mithalten zu wollen.Das fängt ja toll an. Wir sind gerade mal zwei Tage ein Paar und schon der erste Streit.Als erster betrat ich den Musikraum und ließ mich auf meinen Platz sinken.
Robyn war einer der Letzten, die die Klasse betraten.
Er sah ziemlich besorgt und traurig aus. Ihm ging es bestimmt so wie mir. Er war genauso hin und her gerissen. Vielleicht wollte er mit mir auf den Ball, doch er hatte Angst um mein Leben und das Leben anderer. Aber trotzdem wollte er keinen Streit mit mir anfangen.Mir ging es genauso. Als er sich niederließ stieß ich ein lautes Seufzen aus.
Die Stunde verging diesmal schleppend. Den ganzen Morgen hatte ich mich auf Musik gefreut, wo ich mit ihm zusammen sitzen konnte.
Und jetzt so etwas. Wir tauschten kein Wort untereinander aus, während der Stunde. Alles nur wegen dem Ball. Warum musste der genau jetzt sein?
Gerade hatte ich ein Problem beseitigt, da kommt auch schon ein neues hinzu. Wenn ich Robyn verlieren würde... Dann würde für mich eine Welt untergehen. Ohne ihn war ich tot. Geistig, wie auch körperlich.
Die Stunde war unerträglich und sogar noch schlimmer, als Mathe mit Sue!
Der Gong erlöste mich und ich verließ so schnell ich konnte, den Klassenraum.
Auf dem Gang traf ich wieder auf Vanessa und ich teilte ihr mit, dass ich mich schon riesig auf heute Nachmittag freute. 'Riesig' war ein wenig übertrieben, aber ich freute mich trotzdem.
In der Mittagspause konnte ich nichts essen, mir schwirrte zu viel durch den Kopf. Vanessa, ich, Stephenie, Veronica und noch viele andere Mädchen unterhielten sich über den Ball. Wer mit wem hingeht, was jeder anzieht und so weiter. Sie lästerten auch über die Mädchen und Jungs, die mit niemandem zum Ball gingen. Dabei blieb ich still und nickte ab und zu, wenn mich einer fragte, wie blöd derjenige doch sei.
Wie konnte es so weit kommen? Heute morgen war alles noch Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung und jetzt so etwas. Eine absolute Katastrophe.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz