Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 12.03.2010




Als ich meine Augen aufschlug, fand ich mich in einem Wald wieder. Mal wieder hatte ich keine Ahnung, wie ich hier hergekommen war. Hatte Robyn mich wieder gerettet?
Mein Blick schweifte über den Wald. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich auf einer Lichtung befand, wo der Nebel sich ausbreitete. Jedoch lag ich nicht auf der Erde. Nein, ich schwebte auf dem dichten Nebel. In der Ferne glitzerte ein helles Licht. Träumte ich etwa?Eben hatte ich doch noch auf dem Boden des brennenden Lagerraums gelegen und jetzt war ich hier. Weit und breit war niemand.
Mir blieb nichts anderes übrig, als dem Licht entgegen zu gehen. Doch ich ging nicht, sondern schwebte Barfuß auf dem Nebel entgegen. Je näher ich dem Licht kam, desto heller wurde es.Gerade hatte ich den Wald verlassen und entdeckte eine wunderschöne Blumenwiese, wo das Licht grell durch die Bäume schien. Viele Blumen schimmerten durch das Licht auf ihr und bewegten sich mit dem Wind.
Mitten auf ihr befand sich ein Brunnen. An ihm wuchsen Moos und Ranken empor.
Was machte ein Brunnen auf einer Blumenwiese mitten im Wald?
Hinter der Wiese streckte sich eine hohe Felswand hinauf.
Langsam näherte ich mich dem merkwürdigen Brunnen. Ich träumte zwar nicht, doch ich war auch nicht wach. Irgendetwas dazwischen. Merkwürdig.
Irgendetwas zog mich zu dem Brunnen. Es schien so, als ob er nach mir rufen würde, auch wenn das ziemlich unlogisch war.
Nun stand ich an dem Brunnen und schaute in die Tiefe, in das klare Wasser. Es gab keinen Eimer, womit man das Wasser hinauf holen könnte. Wozu brauchte man einen Brunnen, wenn man kein Wasser hoch holen kann? Hat das alles überhaupt einen Sinn?
Ich war ganz alleine. Alleine in diesem Wald ohne Ende. Mitten auf einer Wiese mit einem Brunnen, der überhaupt nichts bringt. Was sollte ich tun? Warten?
'Kim.', hörte ich jemanden meinen Namen sagen. Es war zwar nur sehr leise, dennoch hatte ich es verstanden.
Daraufhin schaute ich mich hektisch um, jedoch konnte ich niemanden sehen.'Kim.', sagte eine zweite Stimme.
Ratlos drehte ich mich mehrmals im Kreis, aber da war niemand. Bildete ich mir jetzt auch noch Stimmen ein?
'Kim, hier oben.', sprach die Stimme sanft.
Mein Blick wanderte an der Felswand hinauf und ich konnte nur mit Mühe zwei Personen erkennen. Entweder strahlte sie die Sonne an oder sie strahlten selber. Aber das war ebenfalls unlogisch. Doch das alles war unlogisch, deshalb passte es.
'Wer seit ihr?', rief ich und hielt meine Hand über meine Augen, um wenigstens irgendetwas zu sehen.
Daraufhin schwebten die Gestalten von der Felswand und landeten weit hinter dem Brunnen. Sie schienen wirklich zu strahlen. Erst jetzt erkannte ich, dass es ein Mann und eine Frau waren. Sie trugen goldene Gewänder und beide ein goldenes Zepter. Mehr konnte ich nicht erkennen, denn sie blendeten mich zu sehr.
,,Komm mit uns, wenn du in das Paradies willst.', sagte die Frau und deutete auf die Felswand. Plötzlich bildete sich eine Goldene Treppe von dem Brunnen zu dem Gipfel. Das konnte doch nicht sein. War ich hier im falschen Film? Und welches Paradies überhaupt?Ich wollte in kein Paradies. Ich wollte nur mein altes Leben zurück, denn für mich war das mein persönliches Paradies. Klar, gab es Probleme, doch die könnte man lösen.
Hektisch schüttelte ich den Kopf.
'Nein, ich will mein altes Leben wieder.'
Sie schauten sich ratlos gegenseitig an, dann sprach der Mann:
,,Kim, ist das wirklich das, was du willst? Dein altes Leben, mit all den Gefahren, dass jeden Augenblick beendet werden könnte?', fragte er mich.
Ich schluckte. Doch das war wirklich das, was ich wollte. Aber vor allem wollte ich ihn und nichts anderes.
,,Ja.', antwortete ich.
,,Na gut.', sprach er und schwang sein Zepter. 'Dann spring.'
Verwirrt schaute ich ihn an. Springen? Wohin?
Mit seinem Zepter deutete er auf den Brunnen. Mein Blick fiel wieder auf den Brunnen. Darunter? Der Brunnen war mehrere Meter tief. Wenn ich da runter springen würde, wäre ich tot. Sollte ich mich zwischen dem Paradies und dem Tod entscheiden? Sollte ich mein altes Leben nie wieder bekommen? Oder war das alles einfach nur ein dummer Scherz?Doch das Paradies, ohne meine Familie, meine Freunde, ihm... war kein Paradies. Das war die Hölle.
Also sprang ich kopfüber in die Tiefe. In das Ungewisse und ich hoffte zu überleben.Ich wusste nichts mehr. Ich wusste nicht, ob ich träumte oder wach war. Ob ich überleben oder sterben würde und was als nächstes passieren würde...
Doch eins wusste ich. Ich wollte leben. Nie wieder wollte ich aufgeben und mein Leben wegschmeißen. Mir war klar geworden, dass nichts wertvoller ist, als mein Leben.Es dauerte nicht lange bis ich kopfüber in das kalte Wasser klatschte, doch es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Einen kurzen Moment spürte ich das Wasser, dann fiel ich einfach ins Nichts. Alles um mich herum war schwarz. Dunkel.
Lange fiel ich immer weiter. Es schien, als ob der Brunnen bodenlos war. Meine größte Angst war jedoch, dass ich immer weiter fiel und es nie aufhörte.
Plötzlich prallte ich hart zu Boden. Mein Herz setzte kurz aus, denn der Aufprall kam so unerwartet. Doch immer noch war es um mich herum schwarz.
Wie gelähmt lag ich auf der Erde und wollte schreien vor Schmerz, doch ich konnte nicht. Es schien für mich unmöglich, mich zu bewegen. Mein Kopf pochte, von dem harten Aufprall und meine Hände brannten. Es war schrecklich.
Um mich herum wurde es erst warm, dann heiß. Mein ganzer Körper schmerzte noch mehr und es fiel mir unglaublich schwer zu atmen.
Ich hatte mich geirrt. DAS war die Hölle. Dann war das 'Paradies' wohl der Himmel gewesen. Sofort bereute ich es, auf den Himmel verzichtet zu haben. Jetzt saß ich in der Hölle. Alleine.Alles was ich wollte war mein altes Leben. Ohne Probleme und Streit. Mehr wollte ich doch nicht!
Die Hitze wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. Mein ganzer Körper schien innerlich, wie äußerlich zu brennen. Lange würde ich das nicht mehr aushalten.
Aber ich wollte leben. Mein altes Leben leben. Gemeinsam mit ihm.
Bei dem Gedanken ließ die Hitze ein wenig nach und ich konnte mich wieder bewegen. Mit aller Kraft öffnete ich die Augen und war wieder in dem Lagerraum, wie zuvor. Hatte ich mir das alles nur eingebildet oder war ich wirklich tot gewesen? Hatte ich die Wahl zwischen Leben und Tod gehabt? Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich mir vorstellte wirklich tot gewesen zu sein.
Es brannte immer noch und die Feuerwehr war immer noch nicht gekommen. Das war ja mal wieder typisch. Im Notfall trödelten sie.
Alles war wie in einem Schleier gehüllt und bewegte sich in Zeitlupe. Dennoch spürte ich deutlich den Schmerz. Meine Hände hatten tiefe Schnittwunden, aus denen das Blut quill.Sofort brannte es mehr und ich konnte nicht mehr atmen. Krampfhaft atmete ich ein und aus, doch mein Rachen war so trocken und es viel mir unglaublich schwer. Nur mit Mühe konnte ich etwas erkennen und die Augen offen halten.
Krümmend vor Schmerz lag ich auf der Erde. Zwar wollte ich mein Leben zurück, doch nicht so.
Wie aus dem Nichts tauchte auf einmal eine schwarze Gestalt vor mir auf. Endlich ein Feuerwehrmann.
Vorsichtig hob er mich hoch und trug mich an das große Fenster. Warum trug er mich ans Fenster? Wollte er mich aus dem Fenster schmeißen? Ja, vielleicht war es so wie aus den Filmen, wenn die Leute aus dem Fenster springen mussten und von einem riesigem Trampolin aufgefangen wurden. Doch als er das Fenster öffnete, war weit und breit kein Trampolin zu sehen. Warum ging er nicht durch die Tür? Das war doch viel sicherer. Wollte er mich umbringen?
Dann traf es mich wie ein Blitz. Wäre es möglich, dass es kein Feuerwehrmann war, sondern das Monster? Sofort verbreitete sich Panik in meinem Körper. Zwar wollte ich mich wehren, doch ich war wie gelähmt.
Schnell öffnete er das Fenster, stellte ein Bein auf die Fensterbank und sprang in die Tiefe.







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