Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 23.10.2009




Nach einer Weile kam ich wieder zu mir. Inzwischen hatte mich Robyn auf das Sofa gelegt.
Neben mir saß er. Mein Engel oder besser gesagt, mein Schutzengel. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich schon längst tot.
Dankbar lächelte ich ihn an.
,,Endlich bist du wieder wach.', lächelte er.
Stumm nickte ich. Mein Kopf schmerzte und ich drückte meine Fingerspitzen an die Schläfen.,,Hast du Kopfschmerzen?', frage er.
Wieder nickte ich.
,,Warte, das haben wir gleich.', sagte er und legte meine Hände auf Seite. Dann massierte er meine Schläfen und nach kurzer Zeit waren die Kopfschmerzen wie verflogen.
,,Wie hast du das jetzt gemacht?', lachte ich.
,,Ähm… das habe ich… von meiner Großmutter.', stammelte er.
,,Ah ja.', scherzte ich und richtete mich vorsichtig auf. ,,Und was machen wir jetzt?'
,,Wie meinst du das?', fragte er verwirrt. Waren meine Fragen wirklich zu unoffensichtlich?,,Wir können hier nicht bleiben. Und Mum auch nicht. Er weiß, dass wir hier sind und er wird so lange versuchen, dass er mich bekommt, bis er mich hat. Ich bin hier nicht mehr sicher!', stöhnte ich.
In Gedanken nickte er.
,,Du hast Recht, ihr könnt nicht hier bleiben, aber ihr habt keine andere Wahl. Er wird euch immer finden.'
,,Was?!', kreischte ich. ,,Also habe ich gar keine Chance?'
Er blieb stumm und schaute mich kalt an.
,,Ich versteh' schon.', seufzte ich.
,,Aber wir müssen doch irgendetwas tun!', rief ich verzweifelt und schon wieder stiegen Tränen in meine Augen. ,,Wegen mir müssen alle anderen leiden!'
,,Kim…', sagte er zärtlich und hob seine Hand, um meine Tränen weg zu wischen. Doch ich drehte meinen Kopf um und er lies seine Hand wieder sinken.
Es gab keinen Ausweg. Wenn ich hier blieb, würde er womöglich Mum noch einmal verletzten und wenn ich weggehen würde, würde er mich holen.
Verzweifelt versuchte ich mein Gesicht unter meinen Haaren zu verstecken und die Tränen weg zu wischen, doch es kamen immer wieder neue. Wenn ich daran dachte, dass ich dem Tod immer so knapp entkommen war und ich jetzt keine Chance mehr hatte, um wegzulaufen…
Dann hörte ich ein Geräusch, dass sich so klang, als ob jemand die Tür aufschließen wollte. Reflexartig schaute ich auf und versuchte erneut meine Tränen weg zu wischen. Ich vernahm Schritte und Mum stand auf einmal in der Tür.
,,Nanu? Was ist denn hier los?', fragte sie verblüfft.
Ohne auf ihre Frage einzugehen, stieß ich ein ,,Mum!' aus und fiel ihr um den Hals. Mein Gesicht, das inzwischen wieder Tränen überströmt war, versteckte ich in ihren Haaren.,,Du bist wieder da.', hauchte ich.
,,Ja.', lachte sie.
Sekunden darauf löste ich mich von ihr und betrachtete sie. Um ihren Kopf wurde ein dicker Verband gewickelt. An ihrer Stirn, wie an ihrer Wange klebte ein weißes Pflaster.
,,Mum, du siehst schrecklich aus.', sagte ich. Lachend fasste sie sich an die Stirn. Vielleicht dachte sie, dass das ein Scherz war, doch ich meinte es tot ernst.
,,Es ist nicht so schlimm, wie du denkst.', versicherte sie mir.
,,Ja, eine Gehirnerschütterung, eine Platzwunde am Hinterkopf und mehrere Schnittwunden sind gar nichts.', sagte ich sarkastisch.
,,Kim.', kicherte sie und schaute interessiert zu Robyn.
Lachend griff ich Robyn's Hand und zerrte ihn neben mich.
,,Mum, das ist Robyn…', stellte ich ihn vor. Zwar hatte ich ihr schon einige Freunde vorgestellt, doch mit Robyn war es etwas ganz anderes. Ich versuchte den Kloß in meinem Hals hinunterschlucken und meinen Satz zu beenden. ,,…mein Freund.'
Er lächelte charmant und gab ihr die Hand.
,,Guten Tag. Ich bin froh, dass es Ihnen besser geht.'
,,Hallo Robyn! Danke, danke!', lachte sie. Irgendwie schien ihre Freude übertrieben. Ob sie das nur spielte, um ihre Schmerzen zu überspielen?
,,Hast du aufgeräumt?', fragte sie mich nach einer Weile und schaute sich um.
,,Nicht alleine.', grinste ich. ,,Robyn hat mir geholfen.'
Sie lächelte.
,,Das ist aber lieb. Hier sah es echt schlimm aus.'
,,Oh ja.', lachten wir beide im Chor.
Plötzlich fiel mir ein, dass wir gekocht hatten.
,,Willst du nicht etwas essen?', fragte ich sie.
,,Gerne, aber wir haben doch nichts.'
,,Doch wir haben eingekauft und gekocht.'
,,Das auch noch…', grinste sie.
Beide führte ich in die Küche und Mum war ebenfalls erfreut über die Blumen. Ich war so glücklich, dass es ihr gut ging.
Wir setzten uns und aßen still die Spagetti, die inzwischen schon kalt waren, bis Robyn das Schweigen brach.
,,Wie ist es eigentlich zu dem Unfall gekommen?'
Mum erstarrte kurz und stocherte dann in ihrem Essen herum. Unter dem Tisch trat ich ihm gegen das Schienbein, doch er hatte noch nicht einmal gezuckt. Mum sollte sich nicht an ihn erinnern. An das Monster, dass sie so gequält hatte.
,,Dass war so…', setzte sie an und starrte gedankenverloren auf die Tischplatte. ,,Ich saß auf dem Sofa und habe fern gesehen. Dann habe ich auf einmal ein merkwürdiges Geräusch aus Kim's Zimmer gehört. Als ich nach gucken wollte, kam etwas auf mich zu. Im Flur war es stockdunkel und ich sah nur 2 Augen rot leuchten. Es kam immer näher und ich versteckte mich in einer Ecke hinterm Sofa und machte mich ganz klein. Ich hatte furchtbare Angst. Dann spürte ich noch einen Schlag auf den Hinterkopf und sah nur noch schwarz. Im Krankenhaus bin ich wieder aufgewacht.'
Gedankenverloren murmelte er ,,mhm' und starrte ebenfalls auf die Tischplatte. Gab es auf der Tischplatte irgendetwas besonderes oder warum starrten alle darauf?
,,Dann hatte ich also Recht gehabt.', murmelte ich. Der Mistkerl hatte sie wirklich angegriffen.
,,Womit?', fragte Mum. Hatte ich das etwa laut gesagt? Mist.
In Erklärungsnot stahl mir Robyn das Wort aus dem Mund.
,,Sie haben ja bestimmt mitbekommen, dass ein Mörder in der Stadt herum treibt.'
Sie nickte.
,,Kim wurde auch einmal fast verletzt durch ihn.'
Ich schlug mir mit der Handfläche auf die Stirn. Mum würde ausflippen.
,,Was?! Stimmt das, Kim?', fragte sie geschockt.
Stumm nickte ich.
,,Und das öfter.', fügte er noch hinzu.
Mit offen stehendem Mund blickte sie mich an, doch ich versuchte das zu ignorieren.,,Wir vermuten, dass er…' Bevor er den Satz beenden konnte, stieß ich ihn mit aller Kraft gegen das Schienbein, dass der Tisch wackelte. Sie durfte auf keinen Fall erfahren, dass er hinter mir her war.
,,Komm, wir gehen in mein Zimmer.', sagte ich mit einem aufgesetztem Lächeln und riss Robyn vom Stuhl.

26. Kapitel

,,Spinnst du?!', brüllte ich, als Mum außer Reichweite war. ,,Du kannst ihr doch nicht einfach erzählen, dass ein brutaler Mörder hinter mir her ist! Sie wird ausflippen!'
,,Ich dachte es ist besser, wenn sie Bescheid weiß.'
Kopfschüttelnd ließ ich mich auf mein Bett sinken.
,,Welche normale Mutter macht sich denn keine Sorgen, wenn ein Mörder hinter der Tochter her ist?'
Er seufzte.
,,Ist schon ok.', lächelte ich.
Neben mir ließ er sich auf das Bett sinken.
,,Es darf auf gar keinen Fall noch einmal passieren.', warnte ich.
,,Das ich das deiner Mutter sage?'
,,Nein. Mum darf nie mehr wegen mir verletzt werden. Wir müssen einen Weg finden, dass das nie mehr passiert.'
In Gedanken nickte er.
,,Entweder du musst weg oder sie. Das Monster wird dich immer finden.'
,,Dann geh ich weg.', sagte ich entschlossen.
,,Findest du es nicht besser, wenn sie geht? Du kannst nirgendwo hin…'
,,Ich hab's!', rief ich nach langem Überlegen und sprang von meinem Bett.
Schnell rannte ich zu Mum, die jetzt auf dem Sofa saß und Robyn hinterher.
,,Was ist denn los?', fragte er verwirrt.
Ohne seine Frage zu beantworten setzte ich mich neben Mum auf das Sofa.
,,Mum, wie wär's wenn du dich nach dem Unfall etwas erholst und wegfährst?', fragte ich sie und versuchte mein schönstes Lächeln zu lächeln.
,,Und du willst ganz alleine hier bleiben?', fragte sie ein wenig genervt.
,,Nein, ich würde dann eine Zeit zu Robyn ziehen. Er geht in meine Klasse und dann würden wir zusammen zur Schule gehen.', erklärte ich ihr, doch Robyn schaute mich nur verwirrt an.,,Ich werde es mir mal überlegen.', sagte sie und widmete sich wieder dem Fernseher.
Stumm verließ ich das Wohnzimmer.
,,Du willst bei mir wohnen?', fragte er.
,,Warum nicht?'
Missverstanden schüttelte er den Kopf.
,,Das geht im Moment nicht.'
,,Hm… Dann wohne ich halt hier. Sie muss ja nicht wissen, dass ich nicht bei dir wohne.',,Ganz alleine? Kim, das ist zu gefährlich.', warnte er mich.
,,Kannst du dann vielleicht hier wohnen?', bat ich ihn.
Einen kurzen Moment überlegte er, dann lächelte er und fiel gierig über mich her.
,,Ich denke, dass lässt sich einrichten.', flüsterte er in mein Ohr und zusammen plumpsten wir in mein Bett.
Wir küssten uns lange und innig. Dann glitt er mit seinen Fingerspitzen über meinen Hals, meine Taille, meine Beine…
An den Stellen, wo er mich berührte, kribbelte es und mein Herz raste.
Er drückte seine Lippen an mein Schlüsselbein und zog mich noch näher zu sich heran.Es fühlte sich so gut an. Endlich konnte ich meine ganzen Sorgen vergessen. Meine Zukunft. Wenn er mich so küsste, vergaß ich die ganze Welt um mich herum. Sogar die Zeit. Ich verlor jeglichen Verstand. Versunken in einem wunderschönem Märchen.
Wieder vereinten sich unsere Lippen und ich spürte das Prickeln noch intensiver.
So ging es einige Minuten, wenn nicht sogar Stunden weiter. Bis wir keuchend nebeneinander lagen.
,,Du bist umwerfend.', hauchte ich und blickte in seine grünen Augen. Ich könnte sie ewig anschauen.
,,Und du bist perfekt.' Bei dem Satz klopfte mein Herz 20 mal schneller.
Ganz nah kuschelte ich mich an seine Brust. In seiner Nähe fühlte ich mich so geborgen und wohl. Wenn er da war, hatte ich keine Angst. Nur das ich eines Tages aufwachte und das alles nur ein Traum war. Eigentlich war Robyn ja auch ein Traum. Er war perfekt, was eigentlich nicht möglich war.
,,An was denkst du?', fragte er.
Ich seufzte lang und ausgiebig.
,,Ich denke zu viel nach.', stellte ich fest.
,,Du kannst es mir erzählen, wenn du willst.', flüsterte er.
,,Na gut. Ich habe mir gerade vorgestellt, dass das alles nur ein Traum ist und ich gleich aufwache.', erzählte ich.
,,Nein, es ist kein Traum.', versicherte er mir und strich mir über mein Haar.
Erleichtert seufzte ich und nach einer Weile sanken meiner Lieder vor Erschöpfung. Schließlich war ich in seinen Armen eingeschlafen. Ich wollte für immer in seinen Armen liegen und alles um mich herum vergessen. Ich brauchte nur ihn. Er war mein Leben. Wenn die Sonne nie mehr scheinen würde, hätte ich ja immer noch ihn. Mein Ein und Alles.







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