Mein Engel... - Teil 21

Autor: Demre
veröffentlicht am: 15.11.2011


*Es tut mir leid das es wieder so lange gedauert hat und es kann sein das dieser Teil ein wenig kürzer ist. Aber ich hoffe er gefällt euch trotzdem. :)
Liebe Grüße ♥


Blendendes Licht durchflutete den Raum, etwas Warmes lag über meinem Körper ausgebreitet und ich blinzelte mehrmals als ich meine Gegend genauer wahrnehmen wollte. Nichts kam mir bekannt vor, weder die weißen Wände, noch der exotische Geruch, der in der Luft lag.
Doch etwas nahm ich sehr intensiv wahr, und das war der Schmerz in meinem linken Fuß, der so stark anstieg, dass ich schreien wollte. Dann fiel mir ein, dass mein Knöchel gestern Abend aufgeplatzt war und ich jetzt einen Verband um den Fuß hatte.
Blinzelnd öffnete ich die Augen und das erste was mir durch den Kopf ging war: Wo bin ich hier? Ich versuchte mich aufzurappeln, aber es schien als würde eine dicke Betonschicht auf meiner Brust liegen, die mir das aufstehen erschwerte. Vom Augenwinkel aus erkannte ich, dass das Bett auf dem ich lag, ein Doppelbett war, das aus weißem Holz bestand und eine super weiche Matratze hatte. Auch die Lichtverhältnisse kamen mir anders vor, noch nie war ich in einem Zimmer, in das so viel Licht hereinflutete.
Als ich nach links schaute, sah ich den großen Kleiderschrank mit schwarzen Türen und den Schreibtisch auf dem ein PC mit einem riesen Monitor stand. Ich kannte dieses Zimmer nicht, war noch nie hier gewesen und jetzt stieg Angst in mir auf, ein Schaudern überfiel mich. Gerade als ich hastig aus dem Bett springen wollte, nahm ich die Person am Fenster war, die mit dem Rücken zu mir stand und ein schwarzes Hemd an hatte. Die Haare waren verwuschelt und so unordentlich wie nie zu vor, aber selbst Blind hätte ich diese Person erkannt, egal wie oder wo ich ihn sah. Mein Herz schlug fünf Millionen mal schneller und ich atmete hastig ein und aus. Eine unangenehme Vorahnung überfiel mich und alles deutete darauf hin, dass ich in Cians Zimmer war. Das alles übertraf meine Vorstellung und ich konnte nur überrascht und mit offenem Mund die Gegend anstarren. Es war ein unglaublich schönes Zimmer, also für einen Jungen. Es war nicht sehr groß, ziemlich klein sogar. Er hatte weiße Wände, einen großen Schrank und eine große Zimmer Pflanze die neben seinem Schreibtisch stand. Am meisten faszinierte mich die Ordentlichkeit, und dieser wunderbare Geruch. Vielleicht kam mir das so besonders vor, weil ich diese Sauberkeit von Ethan nicht gewohnt war. Aber das Zimmer strahlte eine tiefe Ruhe aus, und vor allem das Bild eines Engels an der Wand gegenüber dem Bett zog mich regelrecht an. Es war ein großes Bild vom Erzengel Gabriel, wie ich vermutete, der mit riesen großen Flügeln die Hände verschränkt hatte und zum Himmel schaute. Die Farben waren in warmen Blautönen gehalten und strahlten Frieden und Warmherzigkeit aus.
Noch nie hatte ich ein so wunderschönes Bild gesehen.
„Gabriel. Engel der Geburt und Hoffnung.“ Cians leise, aber deutliche Stimme erschreckte mich so sehr, dass ich zusammen zuckte und mit dem Kopf ruckartig zu ihm herumfuhr.
„Kennst du die Geschichte?“, fragte er und warf mir kaum einen Blick zu, sondern blickte nur auf das Bild. Ich schüttelte nur den Kopf, aber als ich bemerkte das er es gar nicht gesehen hatte, flüsterte ich mit heiserer Stimme: „Nein.“ Ich bemerkte nur kurz wie seine Mundwinkel ein Stück nach oben rutschten, bevor er wieder diesen grimmigen und distanzierten Ausdruck annahm.
„Ist ja auch egal.“, murmelte er nur und verschränkte die Hände vor den Armen bevor er sich wieder zum Fenster umdrehte. Ich hielt die Stille nicht aus und versuchte ohne mein Bein irgendwie zu belasten, mich aufrecht hinzusetzen.
Obwohl ich die Geschichte gerne erfahren hätte, zwang ich mich dazu, Cian zu Rechenschaft zu ziehen. Schließlich musste es einen Grund für meinen Aufenthalt hier geben.
„Was mach ich hier?“, fragte ich und suchte das Zimmer nach meinen Gehstock ab. Als ich sie an der Tür gelehnt entdeckte versuchte ich aufzustehen um es zu holen, aber der liebe Gott machte mir einen Strich durch die Rechnung. Kaum hatte ich einen Schritt mit dem Fuß gemacht, knickten meine Beine schon ein, aber eine starke Hand verhinderte meinen Sturz auf den harten Boden.
„Vorsichtig.“, sagte Cian energisch. Dann umfasste er meine Hüfte von der Seite und drückte mich fest an sich. Seine Augen begegneten meinem Schmerzhaften Blick. Ich versank in diesem Feuer, und plötzlich ging es mir ein Stück weit besser. Eine Weile blieben wir einfach so stehen, horchten dem Atem des jeweils anderen und schauten uns gebannt in die Augen. Aber dann fing mein Fuß zu pochen an und zerstörte den Augenblick.
„Was mache ich hier?“, flüsterte ich leise, so nah an seinem Ohr, das er meinen warmen und hektischen Atem gespürt haben musste.
Doch er setzte mich nur so sanft auf das Bett zurück, als würde ich bei einem festen Griff schon zerbrechen.
Er stellte sich wieder ans Fenster und blickte hinaus.
„Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“, meinte er nur, drehte sich aber keine Sekunde lang zu mir um. Ungeduldig und langsam sauer stand ich langsam auf um zu sehen wohin er andauernd schaute. Humpelnd trat ich hinter ihn und bemerkte jetzt, warum er die ganze Zeit raus blickte. Es war ein bezaubernd schöner Ausblick. Anscheinend wohnte Cian direkt vor dem See, der jetzt zugefroren war und von Kindern mit Schlittschuhen besetzt wurde. Aber allein die Landschaft war wirklich hinreißend schön.
„Cian…“
Mit einer kurzen und abgehackten Handbewegung unterbrach er mich und legte seine Hände an seine Schläfen und blickte nach oben zur Decke.
„Als ich den Anruf bekommen habe…Gott es war drei Uhr nachts und ich lag erschöpft im Bett… Ich war fertig. In dem Moment in dem ich erfuhr das du einen Unfall hattest… Autounfall hieß es…“ Bei jedem seiner Worte wurden meinen Augen vor Überraschung immer größer. „Ich war so außer mir vor Sorgen. Du kannst es dir gar nicht vorstellen.“, murmelte er und atmete hörbar aus. Ich konnte es mir auch nicht vorstellen. Konnte mir nicht vorstellen, dass ich Cian wirklich so viel bedeutete. Aber all die Ereignisse, all das, was mein Herz gebrochen hatte, traten in meine Erinnerungen und Hass stieg wieder in mir auf. Es brachte nichts meine Zeit hier zu vergeuden, brachte nichts mit diesem Jungen zu reden, dessen Worte wahrscheinlich nur gelogen waren.
Und auch wenn er hinreißend schön und vollkommen Ehrlich schien, wollte mein Verstand einfach nicht mehr drauf reinfallen.
„Ich möchte nach Hause.“, sagte ich mit fester Stimme und machte einen Abgang Richtung Tür. Als ich bemerkte das Cian mich überhaupt nicht davon abhielt würde ich nur noch wütender. Ich griff nach dem Türknauf, wollte die Tür gerade aufstoßen…doch sie war verschlossen. Ich atmete langsam durch den Mund aus, versuchte meinen Zorn zu kontrollieren, damit ich nicht zu Cian rannte und ihm den Kopf abriss.
„Cian mach die Tür auf. Sofort.“ Ungeduldig wartete ich auf eine Antwort, auf irgendeine Reaktion aber nichts. Schließlich drehte ich mich wirklich genervt zu ihm um und begegnete seinen glanzlosen Augen. Und das schockierte mich wirklich. Sonst hatten sie immer so geleuchtet…und jetzt nicht mehr.
„Du verschwendest nur deine Zeit.“, entgegnete er nur und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ich hinkte mit dem Stock zu ihm, stellte mich nur ein paar Zentimeter weiter weg und streckte die Hand aus, um ihm durch die Haare zu streicheln. Doch bevor ich das machen konnte, schoss sein Kopf nach oben und er entgegnete grimmig meinem Blick. Es war so unerträglich. „ Cian, bitte…“ Mit einem heftigen Knurren sprang er auf und stieß mich fast um. “Nein!”, brüllte er, so laut das ich zusammen zuckte. Dann atmete er ein und versuchte ruhiger zu reden. “Nein Ava. Wir werden reden. Ich werde reden und du wirst mir zuhören.“ Innerlich musste ich sarkastisch lachen. Er kannte mich anscheinend noch nicht gut genug, sonst würde er wissen, dass ich nicht so mit mir reden ließ. Ich ließ mir gar nichts befehlen!
Fest umklammerte ich den Stock mit meinen Händen sodass meine Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Das kannst du so was von vergessen.“, erwiderte ich gereizt und drehte mich um, um zurück zur Tür zu hinken. Doch bevor ich mehr als zwei Schritte machen konnte, hatte er schon mein Handgelenk gepackt und mich zu sich gezerrt. Durch meinen Fuß schoss ein kurzer Schmerz, der aber dann schnell verging. Doch die Situation, in der wir uns jetzt befanden, behagte mir gar nicht. Er hatte mich an seine Brust gedrückt, sodass nur der Gehstock ein Hindernis zwischen uns war, aber nicht mal 20 Zentimeter trennten unsere Gesichter von einander. Sein warmer Atem auf meinem Gesicht fühlte sich herrlich an, vor allem dieser exotische schöne Geruch. Ich atmete leicht ein, und sog den atemberaubenden Geruch noch tiefer in mich. Ich blickte in sein wunderschönes Gesicht, mit den feinen Zügen, dem wunderschönen geschwungen Mund, den braunen Augen…Alles um mich herum verschwand, selbst die Zeit existierte nicht mehr. Ich stand dort, wie erfroren.
„ Tu das nicht.“, flüsterte Cian, kam mir immer näher, bis seine Nase fast an meine stieß. Sein Atem kostete warm meine Haut. Ich schloss die Augen, nicht vor Genuss, sondern eher vor Angst, was jetzt passieren würde. Immer näher spürte ich seinen warmen Atem doch hoffte ich, dass er es nicht tun würde. Obwohl ein kleiner Teil von mir es sich doch wünschte. „Ava…“, flüsterte er. Ein kleiner Druck…doch im nächsten Herzschlag riss er sich von mir los und ich spürte nur noch kalte, einsame Luft. Etwas erschrocken riss ich die Augen auf, und erblickte Cian wieder am Fenster. „Setz dich hin.“, forderte er im nächsten Moment auf. Dieses Mal tat ich das, was er wollte. Ich hatte keine Lust mehr auf Widerstand. Ich würde ihm dieses Mal zuhören, und sobald nur Mist aus seinem Mund kommen würde, würde ich einfach gehen.
„Du hättest das, was ich an dem Abend in der Disco zu meinem Freund gesagt habe, gar nicht hören sollen.“, sagte er mit belegter Stimme, schien ehrlich zu sein aber trotzdem hinderte es mich nicht daran wütend zu werden. Gerade wollte ich etwas erwidern, als er mich unterbrach.
„Ich weiß nicht warum ich das gesagt habe. Vielleicht war es, weil ich keine Lust auf die Hänseleien hatte, vielleicht wollte ich auch nur mir selber einreden, dass ich dich nicht so sehr begehrte wie ich glaubte. Vielleicht wusste ich auch einfach nur, dass mein Kumpel es sofort Aiden sagen würde. Ich denk ich wollte diesem Bastard Namens Aiden einfach eine Auswichen.“, bei den letzten Worten wurde Cians Stimme härter und lauter.
„Also hast du mich nur benutzt.“, erwiderte ich und schloss Qualvoll die Augen. Das Gefühl, von vorne bis hinten verarscht zu werden war übermächtig und machte mich fuchsteufelwild.
„Nein!“, entgegnete Cian und drehte sich endlich zu mir um. Seine Augen blickten mich Verzweifelt an. „Ich habe dich nie benutzt, es war bescheuert von mir, so was zu sagen, aber ich hab es mit dir immer ernst gemeint!“ Pure Verzweifelung sprach aus seiner Stimme.
Ich schüttelte den Kopf und schaute ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. Er log. Er musste lügen. Schließlich hatte ich es in der Disco mit eigenen Ohren gehört! Es hatte nicht so geklungen, als hätte er es aus Jucks und Tollerei gesagt. „Du lügst.“, zischte ich und funkelte ihn wütend an. Doch er fuhr sich nur mit der rechten Hand durch die Haare.
„Ava, bitte glaub mir. Ich habe dich noch nie angelogen. Ich würde es nie tun. Du bist so ein wundervolles Mädchen, so ein…“ Mit einem zornigen Schrei unterbrach ich ihn und sprang auf die Füße, meinen schmerzenden Fuß kaum beachtend.
„Schmier mir bloß keinen Honig um den Mund! Denkst du ich Falle darauf rein?! Und was war mit dem Mädchen auf dem Schulhof? Komm ja nicht auf die Idee, mir zu sagen, dass du Sie nicht kennst!“ Warnend stach ich ihm mit meinem Zeigefinger in die Brust, doch dann hielt er meinen Finger fest und schaute mir tief in die Augen, zärtlich, unerträglich zärtlich.
„Ich kenne Sie.“, flüsterte er, hielt mir aber sofort den Mund zu als ich in anschreien wollte. Paah! Er kannte sie. Und dann kam er auf die Idee mir was vorzugaukeln. Dieser Arsch würde noch sein blaues Wunder erleben.
„Ich kenne Sie.“, setzte er noch einmal an. „Aber nicht so wie du denkst. Andrew hat es mir erzählt. Aiden hat dem Mädchen Geld gegeben damit zu mir kommt und das sagt.“ Ein böses Kichern stieg mir aus der Kehle und ließ Cian verwundert seine Augenbraue hochziehen. Ich war wütend. Sehr wütend.
„Glaubst ich wäre so naiv! Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, das ich dir das alles abkaufen. Und jetzt reicht es mir! Du kannst mir mal den Buckel herunterrutschen Cian Clerk.“, ich streckte ihm ungeschickt die Zunge entgegen, griff nach meinen Stock und drehte mich mit einem beleidigten Ton um.
„Na schön.“, hörte ich Cian nur sagen und in Millisekunden hatte er mich zu sich heran gezerrt, mich an sich gedruckt und seine herrlich süßen Lippen auf meine gelegt. Wieder verschwand Raum und Zeit. Der Schmerz in meinem Knie rückte in den Hintergrund. Nur Cian war da.
Doch dann das harte poltern und klopfen das von unten kam. Abrupt riss sich Cian los und blickte mich verwundert und mit hastigem Ein- und Ausatmen an. Er fischte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche, schloss die Tür auf und trat heraus. Genau jetzt war das klopfen noch deutlicher zu hören und dann erklangen Stimmen.
Cian deutete mir hier zu warten, aber natürlich beachtete ich ihn gar nicht sondern hinkte ihm hinterher. Als ich durch die Tür trat, begrüßte mich ein schöner großer Flur, deren Wände in hellen Farben gehalten wurden. Cian lief rechts am Ende des Flurs die Treppen hinunter. Ich folgte ihm hastig, aber nicht ohne einen Fluch wegen meinem Schmerzenden Bein loszuwerden. Ich stand am Anfang der Treppe als Cian die Haustür aufriss. Der Anblick überraschte uns beide.
Zwei Polizisten in blauen Uniformen standen vor der Tür und beäugten Cian misstrauisch.
„Cian Clerk?“, fragte der eine, Spargeldünne Officer mit rotem Haar und Sommersprossen auf der Nase.
Cian nickte nur, es schien als wäre er dort eingefroren.
„Ms. Clerk. Sie müssen leider mit uns zum Revier kommen. Ihnen wird schwerer Diebstahl mit Körperverletzung zu last gelegt.“ Der Mann sagte das so gelassen und kalt, dass ich meinen Ohren nicht trauen konnte. Doch dann sickerte der Satz in mein Gehirn und ein Stich fuhr mich durchs Herz
Alle drei unten vor dem Eingang blickten auf, als ich einen erschrocken Schrei von mir gab. Cian blickte mich verärgert an, als er mich sah und es ließ ihn anscheinend völlig kalt, dass diese Polizisten ihn wegen Diebstahl und Körperverletzung beschuldigten. Völlig fassungslos fasste ich mir an die Stirn. Ein plötzlicher Schwindel überfiel mich und ich spürte nur noch wie ich das Gleichgewicht verlor und in einen Abgrund stürzte. Dann wurde alles Schwarz, Mein aller letzter, unerträglicher Gedanke war Cian.






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