Mein Engel... - Teil 16

Autor: Demre
veröffentlicht am: 19.05.2011


Verzweifelung


Menschen. Sie waren überall. Jeder Sorte von Menschen, total unterschiedliche Menschen die alle was Unterschiedliches machten, die alle eine unterschiedliche Art hatten. Man wusste nicht welche Art dieses Menschen der Wahrheit entsprach, welche Seite von ihm richtig war. Schließlich konnte man nicht hinter die Fassade blicken, konnte nicht beim ersten Blich erkennen, ob derjenige gut war, oder böse. Ob der Menschen sich so gab wie er war, oder ob er bei jedem Gedanken nur an was Schlechtes dachte, an etwas verletzendes, oder gemeines. Jeder wollte doch wissen, was die Person in Wahrheit dachte, ob sie einen wirklich mochte. Schließlich konnte man von vorne bis hinten verarscht werden. Man würde es nicht mal merken, wenn eine Person die man mögen- oder sogar lieben würde hinter dem eigenen Rücken über dich lachen würde. Man konnte nicht beim ersten Blick erkennen, was richtig war und was falsch, wer richtig war. Bei Gott das konnte man einfach nicht wissen und diese Ungewissheit konnte einen echt fertig machen.
Kalter Wind rauschte durch die Gassen. Eisig kalter Wind, der die Gliedmaßen betäubte. Blätter an Bäumen raschelten, die Äste warfen beim Licht der Laternen gruselige Schatten auf den Boden. An manchen Gassen, die nicht vom Licht erhellt wurden, war es Stockdunkel. Und selbst wenn ein Tier an jemandem vorbei huschen würde, man würde es nicht sehen. Ein Auto mit Jugendlichen, die die Musik laut aufgedreht hatten und aus dem Fenster schrien, düsten an dem Bürgersteig entlang und ernteten wütende und tadelnde Blicke von alten Leuten. Ein Betrunkener Mann mit einer Flasche Whiskey in der Hand torkelte die Gassen entlang und krächzte irgendwas vor sich hin. Ein junges Paar, das sich an den Händen gefasst hatte, machte einen großen Bogen um den betrunkenen und die beiden lachten dann fröhlich vor sich hin, ohne sich für das Problem des Betrunkenen zu kümmern. Man dachte immer nur an sich, ließ Leute die es vielleicht sogar schwerer als man selbst hatten, in irgendeiner Ecke verrotten. Die Kälte schlug einen auf die Ohren und wurde unerträglicher. Ich drückte mir fröstelnd die Hände auf die nackten Schultern, in dem Versuch irgendwie warm zu werden, auch wenn mein Inneres sich bereits in Eis verwandelt hatte. Meine Füße taten weh, meine Augen brennten von ungeweinten Tränen, von Tränen die einfach nicht über meine Wangen laufen wollten. Ich, Ava Collister, war ein elendes Stück Dreck, das Ziellos und wie ein armes Wrack durch die Gassen lief, in der Hoffnung wegrennen zu können. In der Hoffnung diesen Tag hinter sich zu lassen, einfach zu schlafen und nie wieder auf zu wachen, weil meine Existenz auf dieser Erde unnötig war, weil mich niemand brauchte…wollte… „Hör auf dich selbst zu bemitleiden.“, murmelte ich mit gebrochener Stimme vor mich hin. Die Kälte betäubte meine Gliedmaßen und nur mit Mühe schaffte ich es, mich in eine dunkle Gasse zu bringen und sackten dann auf dem kalten Boden zusammen. Warum hatte ich nicht wenigstens meine Jacke genommen? Hatte ich überhaupt einen Vernünftigen Gedanken fassen können, geschweige denn war ich zu irgendetwas fähig gewesen. Nein. Ich war weggerannt. Ich hatte mich dem Problem nicht gestellt sondern war wie ein feiges Huhn weggerannt. Es war immer das gleiche, ich machte immer das gleiche und jetzt, wenn ich an die Disko dachte, bekam ich kaum Luft. Meine Lunge knotete sich zu und das Gefühl das ich ersticke war überwältigend. Man drückte mir die Luft weg, es wurde Schwarz vor meinen Augen und mein Herz machte stolpernde Bewegungen. Alles schmerzte an meinem Körper und hier auf dem Eisigen Boden zu sitzen war alles andere als bequem, jedoch war die schlimmste Qual war das allein sein. Ich wollte die Arme um was schließen, wollte sie um irgendwen schließen, aber es gab niemand. Keiner der mir zu Seite stand, der mir sagte, das er bei mir war. Wo blieb die Gerechtigkeit auf dieser Welt, wo die Freude zu Leben, die Freude überhaupt Spaß an diesem bescheuerten Leben zu haben!
Die Wand hinter mir fühlte sich rau an und jedes Geräusch um mich herum ließ mich zusammen zucken. Ängstlich und erschöpft versuchte ich mich aufzurappeln, aber meine Beine hatten kaum die Kraft, mein Gewicht zu tragen. Irgendwann, ich war einfach nur zusammen gesunken liegen geblieben, zwang ich mich aufzustehen und machte ein paar Schritte. Als ich sicher genug auf den Füßen stand trat ich den Rückweg an. Obwohl ich mich so verloren fühlte, schaffte ich es ohne weitere Tränen die Straße runter, aber dann, als ich ein Ehepaar sah, das sich auf offener Straße küsste, liefen die Tränen wieder über meine Wangen und hinterließen salzige Spuren.
Die letzten paar Meter bis zu unserem Hauseingang rannte ich, aber ich klingelte nicht. Unsicher und verzweifelt lehnte ich mich an die Tür. Wenn mich mein Vater so sehen würde, würde er bestimmt einen Herzinfarkt kriegen. Ich sah bestimmt schlimm aus und Jeff war auch nicht da, also würde er mit mir schimpfen weil ich um dieser Zeit alleine gekommen war. Ich rutschte an dem Holz herunter und umschlang meine Knie mit Armen. Ich fühlte mich ausgelaugt, erschöpft und einsam. Es kam mir vor, als wäre ich in einem Albtraum, ich wollte es nicht wahr haben, aber ich wusste das ich nichts daran ändern konnte, weil es einfach Wirklichkeit war. Meine Beine waren Eiskalt, meine Schultern waren wie eingefroren und ich fühlte mich total schwach.
Als ich den Blick hob, mit verklebten und brennenden Augen, nahm ich eine dunkle Gestalt wahr, die sich mir mit schnellen Schritten nährte. Zuerst kroch Angst in mein Bewusstsein, es konnte schließlich irgendein Vergewaltiger oder Mörder sein. Doch als die Gestalt mit einer Jacke in der Hand, erschrocken meinen Namen rief, atmete ich erleichtert aus und versuchte mich aufzurappeln, ohne Erfolg.
„Ava, was ist los? Warum bist du einfach abgehauen, ich war wie gelähmt vor Sorge.“ Seine Stimme drang in mein Bewusstsein, und die Angst die aus seinem Ton sprach, ließ mich zu mir kommen. Ich sah es ein, dass ich unüberlegt gehandelt hatte, und das ich überhaupt nicht an Jeff, an meinen Besten Freund gedacht hatte. Wenn mir das selbe wie Jeff widerfahren würde, wäre ich genauso besorgt gewesen.
Als Jeff bemerkte das ich aufstehen wollte, fasste er mich am Arm und im dämmrigen Licht der Straßenlaterne musste er meine roten Augen bemerkt haben, denn er riss entsetzt die Augen auf und blickte mich fragend an. Doch als ich einfach nur stumm den Kopf schüttelte, fragte er nicht weiter nach, sondern half mir nur ins Haus. Plötzlich ging das Licht im Salon auf und schien mir grell ins Gesicht. Ich verdeckte meine Augen und versuchte mich an das Licht zu gewöhnen, aber es brannte einfach zu stark. Ich konnte umrisse eines großen Jungen erkennen, der mit verschränkten Armen vor uns stand. Jeff legte seine Arme um meine Hüften und half mir aufrecht stehen zu bleiben.
„Was soll der Mist.“, erklang Ethans Stimme. Ich blinzelte noch ein paar Mal, bevor ich dann schließlich Ethans vorwurfsvolle Miene erkennen konnte. Entweder war er sauer, das ich erst um dieser Uhrzeit erschien, oder er war sauer das ich ihn geweckt hatte, oder weil ich ziemlich betrunken aussah, was natürlich nicht der Fall war. Ich war viel zu Müde um ihm irgendeine Erklärung abzuliefern, deswegen löste ich mich einfach nur von Jeff und stützte mich am Gelände ab, um die Treppen hoch zukommen. Aus dem Zimmer meines Vater hörte man ein lautes Schnarchen. Ein Lächeln entwich meinen Mundwinkeln, denn normaler weise war mein Vater um diese Uhrzeit stock besoffen. Zum Glück hatte sich das geändert.
Träge schleppte ich mich ins Zimmer und plumpste mit dem Kleid auf das Bett, zu faul um mich umzuziehen. Ich bemerkte noch wie Jeff ins Zimmer schlich, mich anständig ins Bett legte, zu deckte und dann neben mir lag. Kurz darauf war ich in Jeffs Armen in einen tiefen Schlaf gesunken, indem es nichts weiter außer unendlichen Frieden gab.

Gelbe Strahlen waren direkt auf meine Augen gerichtet, grell und schmerzhaft, so dass ich die Augen noch fester zudrückte, aber das Licht verschwand nicht. Schließlich gab ich es auf und öffnete träge die Augen. Ein leichter Wind wehte durch das offene Fenster und ließ mich erzittern. Erst da bemerkte ich, dass ich in Unterwäsche geschlafen hatte und das nur Jeffs nackter Oberkörper mir Wärme gespendet hatte. Als ich an Jeff hoch blickte, begegneten mir zwei besorgte Augen.
„Dürfte ich wissen, warum ich in Unterwäsche bin und du mit nacktem Oberkörper?“ Meine Stimme klang heiser und auch meine Augen fühlten sich schwer an. Hatte ich wirklich so viel und lange geweint? Das war mir gar nicht bewusste gewesen.
„Ich wollte dich nicht in diesem Unbequemen Kleid schlafen lassen und wecken wollte ich dich durch das umziehen auch nicht. Und in der Nacht ist mir total heiß geworden, deswegen habe ich mein Oberteil ausgezogen.“ Er grinste mich an und tat so als wollte er unter die Decke gucken. Kichernd schlug ich ihm die Hand weg und versuchte ihn vom Bett zu schubsen, aber ohne Erfolg. Ich fühlte mich schon gleich viel besser, und schaffte es sogar nicht gleich in Tränen auszubrechen als ich 15 Minuten später im Bad vor dem Spiegel stand. Ich sah aus wie eine lebende Leiche, meine Haare waren total verfilzt und meine Augen rot wie ein Zombie. Mir kam in denn Sinn das Cian zu mir „wunderschön“ gesagt hatte, und Augenblicklich wusste ich, das Cian das zu mir nur gesagt hatte um mir zu schmeicheln und mich besser rumzukriegen. Wie naiv ich einfach nur gewesen war. So schön Blöd. Und hätte ich das Gespräch gestern nicht mit bekommen, hätte Cian vielleicht sogar sein Ziel erreicht und wir wären im Bett oder so gelandet. Bei dem Gedanken wurde mir schlecht.
Als ich aus der Dusche kam saß Jeff auf meinem Bett und blickte nachdenklich auf seine Hände. Mit dem eng umschlungenen Handtuch setzte ich mich zu ihm und machte mich auf das Gespräch bereit. Natürlich wollte Jeff wissen, was Gestern passiert war und am Ende war er außer sich vor Zorn. Er fluchte und beschimpfte Cian auf schlimmster Art. Gegen meine Willen ging mir das gewaltig gegen den Strich und ich schrie ihn an endlich mal die Klappe zu halten. Schließlich versprach er mir Cian nichts zu erzählen, auch wenn er Cian am liebsten die Eier abgerissen hätte. Was ich natürlich verhindern würde. Egal wie sehr ich ihn verabscheute, desto mehr vermisste ich ihn. Wie konnte man sich so sehr in einer Person täuschen?
Der Gedanke beschäftigte mich die ganze Zeit, während dem Anziehen, dem Frühstücken und auf dem Schulweg. Obwohl ich mich zuerst geweigert hatte in die Schule zu gehen, hatte der Blick meines Vaters gereicht, der so viel sagte wie „Wenn du nicht in die Schule gehst wirst du mir bei der Arbeit helfen“ Und den ganzen Tag Papier kram zu erledigen war genauso schrecklich. Also folgte ich Jeff Lustlos zur Schule und meine Laune sank auf den Null Punkt, als ich einen Anruf von Cian erhielt. Ich war entschlossen nicht dran zu gehen, aber das Vibrieren nervte mich so sehr, das ich mein Handy schließlich ausschaltete. Die wütenden Blicke von Jeff ignorierte ich. Die Schule zog sich nur so dahin und in den Unterrichtsfächern nahm ich kaum irgendein Gespräch wahr, ich betrachtete mein Zeichenblock und kritzelte irgendwelche gebrochenen Herzen drauf. Typisch Mädchen dachte ich, machte aber trotzdem weiter. Es war kurz vor der Pause, der Lehrer beendete gerade den Unterricht, als die Klassentür aufgerissen wurde und ein gutaussehender Junge im blauen Hemd zu mir sah. Mein Herz machte einen heftigen Sprung und deprimiert fragte ich mich, warum er unbedingt mich aussuchen musste, um Aiden einen auszuwischen. Meine Hand zuckte nach vorne, so als wolle ich ihn anfassen. Aber schließlich bezwang ich diesen Drang und schaute betroffen auf den Tisch. Warum konnte man Gefühle eigentlich nicht beeinflussen?
„Ihr könnt gehen.“, sagte der Glatzköpfige Lehrer und die Schüler sprinteten aus der Klasse. Jeff der neben mir saß stand auf, die Hände hatte er zu Fäusten geballt und ging um den Tisch herum. Alarmiert stand ich ebenfalls auf und fasste ihn am Arm. Ich wollte hier keine Szene haben, und erst recht wollte ich mich nicht länger in Cians Gegenwart auf halten. Dieser kam gerade mit schnellen Schritten auf mich zu und wollte mich an der Hand fassen, aber ich zischte ihn an und zuckte erschrocken zurück, als wäre er eine giftige Schlange. Es schien ihn zu verwirren und seine Augen fraßen sich tief in meine und gruben ein tiefes Loch in meiner Seele. Er sollte gehen, einfach nur verschwinden, Verdammt!
„Ava, was…?“ Jeff trat drohend vor mich, und wenn es nicht Cian wäre der vor ihm stand, dann hätte ich ihm bestimmt applaudiert und wäre Stolz auf ihn gewesen. Aber jetzt zog ich ihn nur ängstlich zurück. Cian bemerkte Jeffs Wut und wollte zum Sprechen ansetzten aber ich unterbrach ich.
„Geh.“, brachte ich schluckend hervor und schritt an ihm vorbei. Seine warme, vertraute Hand fasste um mein Handgelenk und hinterließ eine tiefe, klaffende Wunde. „Lass mich in Ruhe!“, schrie ich mit Tränen in den Augen. Diese vier Worte hatte er schon oft genug gehört, dass wusste ich. Und auch diese schönen braunen Augen blickten mich erschrocken an. Wie konnte er so tun als würde ihn meine Art verletzten? Es sollte ihn doch eigentlich gar nicht mehr interessieren ob ich ihn abwies oder nicht! Machte er das wirklich nur, um Aiden eine auszuwischen? Ich warf ihm einen letzten verletzten Blick zu, bevor ich auf die Toilette rannte und mich in der Kabine einschloss. Ich hörte wie jemand herein kam, und dann fing Cian an gegen die Kabinentür zu hämmern. Mir dröhnten davon die Ohren und ich fing unwillkürlich an zu zittern. Cian rief die ganze Zeit meinen Namen, wollte wissen was los war aber ich blieb still. Draußen erklangen Stimme und auch ein Lehrer versuchte Cian von den Toiletten weg zu kriegen. Aber dieser klopfte einfach nur weiterhin gegen die Tür. Er sollte verdammt noch mal aufhören so zu tun als wäre es ihm wichtig! Er sollte mich einfach in Ruhe lassen! „Okey Ava…“, sagte Cian schließlich. Seine Stimme klang verletzt und weckte in mir den Drang, ihn zu umarmen. „Ich weiß nicht was in dich gefahren ist, aber sobald du reden willst… ich warte auf dich.“ Und dann hörte ich nur noch das laute zu schlagen der Tür, bevor mich Stille umgab.

Es dauerte eine Weile bis ich schließlich aus der Kabine kam und mir das Gesicht wusch, das von den Tränen salzig schmeckte. Ich versuchte ausdruckslos zu wirken, ich wollte nicht mit herunter gezogenen Mundwinkeln durch die Schule laufen, aber ich schaffte es nicht. Und deswegen erhielt ich auch Bemitleidenswerte Blicke von anderen Schülern. Jeff war nirgends zu sehen, und auch als der Unterricht begann und der Mathe Lehrer die Namenslisten durch ging, tauchte er nicht auf. Besorgt wartete ich schließlich nach der Schule vor dem Haupteingang und schaute mich überall nach ihm um. Es fing an zu nieseln, dann nach ein paar Minuten regnete es stärker und meine Haare wellten sich und klebten feucht an meinem Gesicht. Als ich ein paar Strähnen an die Seite wischte, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Gruppe Schüler, in denen sich Cian befand der mir einen langen Blick zu warf. Ich versuchte seinen Augen stand zu halten um nicht Schwach und ängstlich zu erscheinen aber als ich den verzweifelten Blick in seinem Gesichtsausdruck bemerkte wandte ich den Blick ab. Der Junge verstand sich wirklich darin, andere zu täuschen. Der Regen hatte seine Haare ebenfalls gewellt und die Tropfen liefen an seinen Wangen herunter, langsam aber gleichmäßig. Wie das Blut meines Herzens, das bei seinem Anblick langsam tropfte. Ich musste stark blinzeln und als ich wieder zur Gruppe schaute, war Cian weg.
Ich fuhr mir über Gesicht, wieder liefen die Tränen, die man aber Dank des Regens nicht sehen konnte. Länger hielt ich es hier nicht mehr aus, also schrieb ich Jeff eine SMS und machte mich dann mit eiligen Schritten nach Hause.
Der Regen nahm ab, bis es schließlich nur noch nieselte und als ich vor der Haustür ankam hatte es schließlich aufgehört und die Wolken machten Platz für die Sonne. Auf dem Parkplatz stand ein nagelneuer BMW der alles andere als unauffällig war und in mir Misstrauen weckte. Schließlich stand ich im Flur des Hauses und nahm den Geruch von Gebratenem wahr und als ich nach unserer Haushälterin rief, erschien sie mit einem Tablett Reis und Hähnchenfilet.
Schließlich stellte sich heraus, das der Steuerberater meines Vater da war, der ebenfalls der Besitzer des BMW war und dieser wollte auch noch zum Mittagessen bleiben. Er war ein merkwürdiger Mann, hatte aber Definitiv Sinn für Humor. Er verstand sich gut mit meinem Vater und beteuerte die ganze Zeit, dass das Essen fabelhaft war. Er wollte Clare, unsere Haushälterin zu sich nach Hause nehmen, aber natürlich verhinderte ich das. Sollte er sich selber jemanden suchen. Clare war wie eine Ziehmutter für mich. Ich würde sie bestimmt keinen daher gelaufenen Anzugträger übergeben. Das konnte er sich sofort abschminken.

Es war kurz nach Mitternacht als ich schließlich in meinem Bett lag und mein Buch aufschlug. „Der Engel auf meiner Schulter“ hieß das Buch und es trieb mir regelrecht die Tränen in die Augen. Eine Frau die ihre Kindheitsliebe, einen gut aussehenden Mann verlassen hatte, hatte ihm seine Tochter verschwiegen, und dann, als sie wieder zusammen kamen, stellte sich heraus das die Frau Krebs hatte. Um ihre Tochter keine Last zu seine hatte sie sich umgebracht. Es war ein herzergreifendes Buch und die ganze Zeit stellte ich mir vor, wie ich handeln würde, wenn ich Krebs hätte. Und natürlich war der Mann, den diese Fau im Buch über alles liebte, Cian. Es kam mir regelrecht absurd vor aber ich konnte es nicht verhindern. Also dachte ich die ganze Zeit nur an ihn, und mein Herz schmerzte.
Erschrocken sprang ich auf als mein Handy klingelte und musste sogar über mich selbst mich Lachen als ich an meine Reaktion dachte. Gott ich war ja so schreckhaft. Die Nummer die Anrief war Unterdrückt. Und obwohl ich es nicht mochte mit Leuten zu reden deren Nummer ich nicht kannte, ging ich dran.
„Hallo?“, fragte ich zaghaft und stand auf um im Zimmer hin un her zu gehen.
„Komm runter.“, erklang eine Stimme und zuerst erkannte ich sie nicht. Mir blieb der Mund offen stehen und mein Atem setzte aus.
„Wie… Cian…“, aber er ließ mich nicht ausreden. Bestimmend wie er war bellte er nur einen Satz und legte auf.
„Wenn du nicht in 2 Minuten draußen vor deinem Fenster stehst werde ich das ganze Haus durch mein Gerufe aufwecken.“ Mir kam nur ein Gedanken in den Sinn und hastig eilte ich zum Fenster. Im Dunkeln konnte ich eine Gestalt ausmachen, die erst durch die Gegend und dann zu mir blickte. Meine Befürchtung bestätigte sich und hastig zog mir meine Jacke über. Der Junge war verrückt. Er war total idiotisch und handelte unüberlegt. Was wenn mein Bruder ihn erwischen würde? Dann hätten wir den Kartoffelsalat. Auch wenn ich mich davor fürchtete mit ihm zu reden, wusste ich auch das er schreien würde, falls ich nicht kam. Und das konnte ich auf keinen Fall zu lassen. Ich band meine Haare zu einem Zopf und schlich mich leise aus dem Zimmer. Im Haus war es Mäusestill und selbst das Knarren der Dielen hörte man nicht, so vorsichtig bewegte ich mich. Schließlich hatte ich die Haustür hinter mit geschlossen und eilte zu meinem Fenster, dass sich an der Seitenwand des Hauses befand. Zwischen zwei Bäumen tauchte Cian auf, die Hände tief in den Jackentaschen und die Schritte langsam und unsicher. Warum tat er das, warum kam er um diese Uhrzeit hier her? Was dachte er, damit bewirken zu können.
Ängstlich blickte ich mich um und Schritt auf ihn zu, Wut bereitete sich in meinem Magen aus. Ich hatte keine Wahl. Wenn ich nicht benutzt werden wollte, dann musste ich jetzt Klartext reden. Als ich vor Cian stand zog dieser mich plötzlich am Handgelenk und zerrte mich tiefer zwischen den Bäumen hin durch die zu einem kleinen Park führten. Ich zerrte an meiner Hand und zog, aber es bewirkte nichts. Schließlich bleib er stehen und packte mich an den Ellenbogen. Die Augen wütend, fixierte er mein Gesicht.
„Cian du spinnst doch, lass mich los.“ Ich versuchte ruhig zu reden, obwohl mein inneres kochte aber anscheinend bewirkte es nichts. Cian packte mich nur noch schmerzhafter, zerquetschte meine Arme und kam mir mit seinem Gesicht näher. Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen, spürte die Wärme die er ausstrahlte und mein Inneres zerfloss. „Lass mich los verdammt!“, schrie ich und versuchte mich zu befreien. Doch Cian tat nichts, er blickte mir nur in die Augen.
„Cian…Bitte…“, mein flehen ging in seinem fluchen unter und er lockerten seinen Griff.
„Ava, Verdammt! Was ist passiert? Warum behandelst du mich so?“ Er sah auf meine Lippen dann senkte er den Blick, sah auf meine Hände die krampfhaft versuchten sich zu befreien. Warum ich ihn so behandelte? Er war es doch, der mich belogen hatte!
Je härte ich zog, desto fester umklammerte er mich und am Ende gab ich den Widerstand auf und holte all das hervor, was ich mir in den letzten Jahren selber beigebracht hatte. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste jetzt mir weh tun, um ihm weh zu tun. „Es ist aus.“ Meine Miene war Kalt als ich das sagte und Cians Blick verdeutlichte mir, dass es gewirkt hatte. Ich ignorierte mein gebrochenes Herz und baute alle Mauern des Widerstands auf. „Versteh das Endlich, ich will dich nicht mehr, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“ Cians Hände sanken herunter, er ließ mich los und entfernte sich einen Schritt. Seine Miene drückte Fassungslosigkeit aus. Tja, Cian dein Plan hat wohl nicht geklappt, dachte ich Teilnahmslos. „Warum?“, flüsterte er und schaute mich flehend an. „Darum.“, entgegnete ich und es schmerzte keinen so sehr wie mich Cians Miene zu sehen. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf, dass er mich nur verarschte. Und hätte ich gestern nicht Cian selber reden gehört, dann hätte ich es nicht geglaubt. Aber so blieb mir keine andere Wahl. „Es. Ist. Aus.“, flüsterte ich Wort für Wort. Etwas Wildes Blitzte in Cians Augen als er einen Schritt auf mich zu kam. Er schaute mir in die Augen, etwas gefährlich Wildes lag darin.
„Es ist also aus. Es ist also genauso aus, wie es Angefangen hatte.“, zischte er und achtete nicht auf meinen verwirrten Ausdruck. „ Erinnerst du dich noch wie es Angefangen hatte? Erinnerst du dich an die Februar Nacht?“ Geschockt starrte ich ihn an. Was wollte er denn… „Warte. Ich erinnere dich an den Tag.“, sagte er und schnappte sich meine Hände. Protestieren war unmöglich, da hatte er auch schon seine Lippen hart und fest auf meine gedrückt. Die Mauern drohten zu zerbrechen, diese Lippen zerbrachen alles, dieses Gefühl machte alles zu Nichte, aber ein Mantra lief plötzlich durch meinen Kopf, immer wieder kam das Wort „Widerstand“ und schließlich schaffte ich es diese Gefühle zu unterdrücken und stieß ihn mit der ganzen Kraft die ich besaß, mit allem was ich hatte, von mir. Meine Lippen brannten, ein herrlicher Geruch lag mir in der Nase und meine Knie schienen Wackelpudding zu sein. Aber ich schaffte es nicht Ohnmächtig zu werden und so sah ich in sein zorniges Gesicht. Kein einziges Wort kam über meine Lippen, ich war nur fähig meine Beine in die Hände zu nehmen und wegzurennen. Dabei ging mir Cians verletzter Gesichtsausdruck nicht aus dem Sinn. Mit Mühe schloss ich die Haustür, sank dagegen und schloss die Augen, die bereits von Tränen überschwämmt waren. Und wieder war ich alleine.






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