Mein Engel... - Teil 6

Autor: Demre
veröffentlicht am: 17.10.2010


Neuer Haarschnitt,
neue Freundschaft


Mir wurde schwindelig, als ich am Morgen zu schnell aufstand, nur um dieses verdammte Telefon in meinem Zimmer zu finden. Es lag unter meinem Bett und als ich dran gehen wollte hörte es abrupt auf zu läuten.
Wütend schmiss ich es auf mein Bett und trottete ins Bad. Es war erst 6 Uhr morgens! Ich hätte noch eine Stunde weiter pennen können, aber natürlich war jetzt nicht an Schlaf zu denken. Ich versuchte auch so gut wie möglich meinen Traum zu vergessen. Denn Träume mit Cian bedeuteten generell nie etwas gutes.
Und schon gar nicht ein Cian, der weinte.
Bei dem Gedanken zog sich mein Magen zusammen. Cian hatte geweint! Er hatte nach mir gerufen und ich konnte weder zu ihm, noch zu meiner Mutter.
Ich schüttelte den Kopf um wieder einen klaren Gedanken zu fassen und wusch mir das Gesicht. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, das ich blass und tot aussah. Tote sahen ja normaler weiße blass aus.
Ich schmierte mir ein wenig Sandfarbenen Make-up drauf und trug kajal auf.
Zumindestens lebte ich jetzt, also sah lebendig aus.
Ein Blick auf meine Haare ließ mich erstarren. Oh nein! Ich hatte heute einen Friseur Termin! Das war’s wohl mit Kino, dachte ich traurig. Ich wollte in den neuen Film der heute raus kam.
Aber ich musste meine Spitzen schneiden lassen, die waren schon ziemlich kaputt.
Ich schüttelte meine Haare ein wenig und brachte sie in die richtige Form, bis ich zufrieden war. Dann zog ich mich an.
Ich war gerade dabei meine Tasche zu packen als es an der Haustür klingelte. Ich blickte auf meine Uhr. Erst 6.30 Uhr.
Als ich die Treppen hinunter stieg war kein Geräusch zu hören. Anscheinend schliefen William und Evan noch.
Ob das Mädchen noch bei ihm war?
Mit einem Schulterzucken öffnete ich die Tür und wurde von einem gut aussehendem jungen Mann begrüßt. Seine grünen Augen lächelten mich freundlich an und in der Hand hielt er eine Aktentasche. Er war fast einen Kopf größer als ich, deswegen musste ich mein Kopf in den Nacken legen um ihn überhaupt betrachten zu können.
„ Guten Tag. Ich bin Steve Mclow. Ich bin der Steuerberater ihres Vaters und muss unbedingt mit ihm reden.“
„ Um diese Uhrzeit.“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, obwohl ich nicht beabsichtigt hatte, so unfreundlich zu klingen. Er lächelte ein wenig schief, was ihm süße Grübchen verlieh und dann kratzte er sich am schwarzen Haarschopf und hielt seine Tasche hoch.
„ Wir gesagt es ist sehr wichtig und kann nicht warten.“ Ich traute ihm irgendwie nicht, keine Ahnung woher dieses Gefühl kam, aber es war einfach da. Er hatte einen schönen Anzug an und die Haare ein wenig gegelt. Obwohl er so groß war, wirkte er sehr jung.
„ Papa!“, schrie ich durch das ganze Haus, in der Hoffnung er würde mich hören und auftauchen. Steve trat ohne eine wirkliche Erlaubnis ins Haus un betrachtete den langen Flur und die antiken Bilder an den Wänden.
Er sah schon ziemlich gut aus, nicht so hart wie Cian, aber auch nicht so verweichlicht.
Mein Papa kam einige Minuten später die Treppen runter, mit einem Morgenmantel drüber und blieb überrascht stehen als er Steve erblickte. Dann schaute er mich ein paar Minuten schweigend an, bevor er die letzten paar Stufen runterkam und Steve die Hand ausstreckte.
„ Guten Morgen Mr. Mclow. Was führt sie hier her?“ Ohne mich zu beachten gingen die beiden ins Wohnzimmer und setzten sich auf die schwarzen Ledersofas.
Ich stand noch eine weile unschlüssig im Flur stehen bevor auch ich mich wieder in mein Zimmer verzog.
Ich war immer noch total müde, am liebsten würde ich mich zurück ins Bett legen und denn ganzen Tag durch schlafen. Aber daran war nicht zu denken.
Ich packte die letzten Sachen für die Schule und ging dann noch mal ins Bad, um meine Hände einzucremen.
Normaler weise stellte ich meine Handcre,e immer vor meinen Spiegel, aber dort war sie nicht.
Stirnrunzelnd ging ich in mein Zimmer zurück um dort zu suchen. Dabei räumte ich hin und wieder ein paar Sachen auf und wischte mit einem Staubtuch über die Vitrinen.
Als ich die Creme auch nicht im Zimmer fand, suchte ich erneut im Bad. Handtücher, Toilettenpapier, Waschzeug.
Aber nirgendwo war diese verdammte Creme.
Als letztes öffnete ich die oberste Schranktür im Bad, wo sich normaler weise meine Zahnbürste und so weiter befand. Aber meine Creme stellte ich nicht darein.
Ein Blick in den Schrank genügte mir um ihn entsetzt zu zuknallen.
Okey Ava. Du hast dieses Zeug nie benutzt. Du weiß nicht woher es kommt und du weißt was das ist. Benimm dich wie eine reife Frau. Hol das Ding da raus.
Aber keine Chance. Ich würde es in einer Millionen Jahren nicht anfassen.
„ Evan!“, schrie ich aus vollem Halse, so laut, das selbst der letzte Vollidiot es hören musste. Wenn dieser Arsch von Bruder hier auftauchen würde, konnte er sich gefasst machen.
Wie konnte er nur so was in mein Bad stellen? In mein Bad! Er hatte doch selber eins warum versaute er meins? Ich wollte dieses Ding weder betrachten noch mir
Gedanken darüber machen, was Evan damit angestellt hatte. Ich merkte wie mir die Säure den Magen hinaufstieg und ich beugte mich über die Toilettenschüssel, in der Befürchtung das ich gleich brechen würde.
An meiner Badezimmer Tür wurde geklopft und Evan steckte seinen großen Kopf hindurch. Seine Augen waren immer noch vom Schlaf gerötet und seine schwarzen Haare waren zerzaust und ungekämmt.
Dieser unverschämter Bengel, dachte ich wütend.
„ Was los kleine Prinzessin. Soll ich dir beim kotzen helfen“ Wutentbrannt stieß ich einen heiseren Schrei aus und sprang auf um ihn in den Magen zu boxen. Wie konnte er es Wagen?!
Ich zog ihn mit Gewalt ins Bad und schloss die Tür hinter ihm zu. Zuerst betrachtete ich sein verdutztes Gesicht und dann seinen nackten Oberkörper und seine schwarzer Boxershorts.
Man manchmal wünschte ich, er würde nicht so verdammt heiß aussehen, denn dann würden die Mädchen aus meiner Klasse mich auch nicht mehr nerven. „Hat er eine Freundin?“ oder „ Wie sieht sein Bauch aus?“ Am schlimmsten war ja noch die Frage. „ Ist er gut im Bett?“
Ich musste wieder würgen. Das Mädel von gestern Nacht, hatte anscheinend einen Riesen Spaß mit ihm.
Ich schlug die Schranktür auf und zeigte ihm das Ding da drinnen.
„ Kannst du mir mal Bitte erklären was das für ein widerliches Zeug ist?“
Evan kratzte sich am Kopf und trat ein Schritt näher um es zu betrachten. Langsam verlor ich die geduld.
„ Also für mich sieht das nach einem D…“ Ich stieß noch einen Schrei aus.
„ Verdammt ich weiß wonach das aussieht! Was hat das da zu suchen. Mach es sofort weg!“
Ohne sich auch nur zu rühren betrachtete er mich amüsiert und zerzauste mir das Haar. Oohhh. Dieser Junge war das allerletzte.
Evan nahm den grünen Dildo raus und hielt ihn mir vor die Nase. Angewidert wisch ich zurück und schubste ihn zur Tür.
„ Reg dich ab kleines. Es ist doch etwas ganz normales. Sarah hat es gestern anscheinend hier vergessen.“ Mit einem harten tritt beförderte ich ihn raus und schmiss ihm ein Handtuch hinterher.
„ Das ist mir so egal was für Sachen ihr mit diesem Ding gemacht habt, aber wenn ich so etwas noch ein Mal in MEINEM Bad finde, dann hast du es im Schlaf in deinem Arsch stecken! Verstanden!“
Evan brüllte jedoch nur vor lachen und ging in seinem Zimmer.
Warum war meine Familie an einem Tag so bedauernswert und an einem anderen Tag so verrückt wie Evan?
Ich würde es nie verstehen.
Im Bad machte ich noch Mal meine Haare zurecht bevor ich meine Tasche schnappte und die Treppen hinunter lief.
Mein Vater unterhielt sich lautstark mit Steve, aber ich war zu müde um richtig zu zuhören.
In der Küche machte ich mir schnell einen Kaffee, trank ihn zu ende und futterte schnell eine Müslischüssel.
Als ich das Geschirr abwusch, klingelte es auch schon an der Tür.
Ich hing mir die Tasche über, nahm die die Schlüssel aus dem Schrank und öffnete Jeff die Tür.
Er sah müde aus, seine Haare waren auch nicht wie sonst immer gegelt. Er trug eine einfach Jeanshose und ein rotes T-Shirt, mit weißen Streifen.
Er lächelte mich schwach an und umarmte mich kurz.
Die hälfte des Schulweges schwieg er und lief, mit in die Hosentaschen gesteckten Händen neben mir her.
Ein weiß - gestreifter Vogel flog über unsere Köpfe hinweg und setzte sich beinah würdevoll auf einen Ast. Die Augen sahen eine Weile in den Himmel und dann senkte er den Blick und sah uns direkt an, den Schnabel weit geöffnet.
Und plötzlich flog er über unsere Köpfe hinweg und verlor eine Feder. Eine weiße, wundervolle Feder. Sie landete vor meinen Füßen, aber zum Glück nicht in der Dreck Pfütze daneben.
Ich hob sie auf und betrachtete sie eine Weile. Und da fiel mir der schwarze große Punkt an der Innenseite auf. Er sah aus wie ein geplatzter Farbklecks, mit vielen Spritzern drum herum.
Ich steckte die Feder in meine Tasche, sehr vorsichtig, damit sie sich nicht verbog.
„ Möchtest du reden?“, fragte ich Jeff, weil seine ruhige art mich bedrückte. Ich hatte ihn noch nie so erlebt. Vor ein paar Wochen war er immer so gut drauf gewesen, hatte nicht anders gekonnt als scheiße zu bauen, oder mich zu ärgern. Aber jetzt sagte er kaum noch was und schien so verzweifelt zu sein.
„ Ich hab gestern mit ihr geredet.“, rückte er schließlich mit der Sprache raus und verlangsamte seine Schritte, bis er schließlich ganz stehen blieb. „ Sie hat gesagt, dass sie es nicht aushält weiter mit mir zu sprechen, weil sie mich dadurch immer mehr lieben würde, und einfach nicht vergessen könnte. Sie hat gesagt sie will nicht das ich leide, und deswegen sollen wir unsere eigenen Wege gehen und nicht mehr chatte. Sie hat gesagt ich soll mir ein anderes Mädchen suchen!“, schrie er laut und warf die Hände in die Luft. „ Wie kann ich das machen wenn ich nur an sie denken kann. Verdammt Ava ich liebe sie doch.“
Es war eine schwache Geste aber ich konnte nichts erwidern. Also schloss ich die Arme um ihn und umarmte ihn so fest ich konnte. In der Hoffnung ich könnte ihm alle Sorgen und Verzweifelungen ausquetschen. Warum musste ihm das passieren? Er hatte ein Mal seine richtige Liebe gefunden, warum konnten sie nicht zusammen bleiben?
Ich merkte wie mir die Tränen kamen, aber ich versuchte sie auch nicht zu unterdrücken. Man sollte einfach über diese absurde und bescheuerte Situationen weinen. Ich konnte einfach nicht sauer auf das Mädchen sein. Schließlich konnte sie nichts dafür. Sie wollte beiden einfach keine falschen Hoffnungen machen. Sie wollte ihm keine Schmerzen zufügen.
Ich hob den Kopf und küsste ihn leicht auf die Wange und strich ihm über die Stirn.
„ Es wird alles gut, du hast mich, ich bin bei dir und ich werde dafür sorgen, das es dir gut geht. Du hast damals gesagt, die wärst immer bei mir. Und jetzt bin ich bei dir. Egal was passiert.“
Er lächelte traurig und küsste mich auf die Stirn. Dann fasste er mich an der Hand und zog mich weiter zur Schule.
Heute war das Wetter ziemlich schwül und trocken. Das bereitete mir Kopfschmerzen, schlimme Kopfschmerzen. Ich wäre Gott so dankbar wenn es jetzt zu regnen anfangen würde.
Haare hatten sich an meinen Wimpern verfangen, die ich zurück strich um wieder eine klare Sicht zu bekommen.
Als wir vor der Schule ankamen, erwartete uns Kyle, ein Junge aus unserer Nachbar Klasse. Er hatte längere Haare, wie ein Surfer, oder Skater Typ und war ein paar Zentimeter größer als ich. Er liebt Mettalica und hörte es die ganze Zeit in der Schule. Einmal hatte ich mit gehört, und da hatte sich für mich rausgestellt, dass das überhaupt nichts für mich war.
Kyle war mit einem aus der neunten Klasse zusammen, ein Mädchen das aussah wie ein Grufti und die mich irgendwie überhaupt nicht mochte. Keine Ahnung warum.
Kyle begrüßte uns freundlich und ging mit uns bis zum Hauptgebäude.
Im Gebäude stand an junger Mann an der Pinnwand, für wichtige Veranstaltungen und kritzelte irgendetwas drauf.
Er war riesig, um die zwei Meter vielleicht und hatte kurze, wuschelige Haare. Als er sich umdrehte begegnete er direkt meinem Blick. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Dieser Blick machte mir eine Heidenangst. Er musterte mich auf einer kalten art.
Dann drehte er sich um und ging ins Lehrerzimmer.
Ein schlechtes Gefühl bereitet sich in meinem Bauch aus, so als würde ich ihn kennen, aber natürlich wusste ich überhaupt nicht wer das ist.
Auch Jeff betrachtete den jungen Mann, und schien verwirrt zu sein. Wer war der Mann?
„ Das ist der neue Sportlehrer unseres Jahrgangs.“, beantwortete Kyle meinen Gedanken und ging zur Pinnwand hinüber.
In feiner, ordentlicher Schrift war: Sportunterricht auf dem Fußballfeld geschrieben.
Jeff und ich gingen in unsere Klassen, aber das unangenehme Gefühl in meinem Magen blieb weiterhin.




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