Mein Engel... - Teil 7

Autor: Demre
veröffentlicht am: 17.10.2010


Die Schule verlief wie immer. Langweilig.
In Biologie hatten wir mit dem Thema Genetik angefangen, ein ziemlich bedrückendes Thema, wenn man über Tier – und Pflanzenzellen sprach. In Mathe hatten wir die Arbeit zurück bekommen und ich hatte eine 3. Nicht gut, gar nicht gut für meine Zeugnissnote. Auch der Lehrer hatte das selbe gesagt. Normaler weise hätte er mir Mut zusprechen sollen, aber NEIN, ich musste auch noch von ihm so schlecht gemacht werden.
Jeff war die ganze Zeit nur still, und einmal hatte ich ihn beobachtet, wie er immer wieder Olivias Namen aufgeschrieben hatte. Und als er vom Lehrer ermahnt wurde hatte er das Blatt zerrissen und weggeschmissen.
Cian sah ich den ganzen Tag nicht, auch nicht beim Essen in der Cafeteria. Aber Aiden sah ich. Und da verging mir der Appetit sofort. Zum Glück hatte er sich Mal normal verhalten und war nicht gekommen um uns zu nerven.
Selbst Jeff hatte ihn nicht beachtet. Er hatte einfach still sein Essen gegessen und war dann wieder hoch in die Klasse gegangen.
Die letzten beiden Stunden hatten wir Sport. Einer meiner Hassfächer. Schulsport war das schlimmste was es gab, denn man musste die ganze Zeit nur laufen und laufen, und irgendwann kotzen. So erging es im nachhinein dann einem Mädchen aus unserer Klasse.
Generell mochte ich Sport. Tennis und Yoga und Karate waren meine Lieblinge. Aber laufen. Neeeee.
So wie ich gerechnet hatte, ergab der Sportunterricht des neuen Lehrers auch nichts gutes. Wenn wir Sport auf dem Sportplatz draußen machten, dann liefen wir nur.
Alle hatten sich angezogen und schlenderten schon total ermutigt zum Feld, als ich Cian erblickte.
Oh man, dachte ich nur, als er da so stand, mit einer Jeanshose und einem weißen, kurzärmligem Hemd. Die Haare hatte er nicht gegelt, deswegen sahen sie auf einer hinreißenden weise total unordentlich aus.
Wir waren ungefähr 22 Schüler aber daher das einige fehlten waren wir nur noch 18.
Alle saßen auf dem Gras, neben dem Fußballtor, als der neue Lehrer endlich kam. Mit einer weißen Sporthose und einem grauen Muskelshirt. Hinter mir hörte ich Ella sehenssüchtig seufzen und Maya stieß einen leisen Pfiff aus.
Den Lehrer beachtete ich gar nicht. Mein Blick hing leider die ganze Zeit nur an Cian, der gelangweilt an einem Zaun lehnte und uns alle betrachtete. Keine Sekunde länger als nötig blieb sein Blick an mir hängen. Was dachte er denn? Genau das hatte ich mich nach unserem Kuss in der Gasse auch gedacht. Was dachte er! Mochte er mich? Konnte er mich überhaupt ausstehen?
Das war so unfair. Gerade als ich dachte es könnte aus uns was werden, als ich dachte er könnte sich ändern und ich könnte ihn lieben wie ich ihn Wochen davor geliebt hatte, war alles kaputt. Und jetzt hatte er eine Freundin und deswegen brachte es gar nichts, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, aber natürlich interessiert es keinen meiner Körperstellen. Obwohl jetzt, alle Gefühle die ich für ihn gehegt hatte verschwunden waren. Zeiten ändern sich. Menschen ändern sich, dachte ich traurig.
Der neue Lehrer trommelte alle Schüler in einen Kreis zusammen und stellte sich in die Mitte.
Was jetzt wohl kommt?
„ Ich heiße Tomas Carter. Ihr dürft mich Mr. Carter nennen. Nichts anderes.“ Na toll. Witzbold, dachte ich verbissen. „ Ich vertrete Mr. Coleman. Vielleicht übernehme ich auch bald seine Stelle. Mal sehen. Gut trainiert hat er euch anscheinend nicht.“, murmelte er und starrte dabei unauffällig auf Charles, unseren jüngsten Schüler, der ein paar Kilo mehr auf den Rippen hatte. Was sollte den der Mist? Das war ja wohl das allerletzte, so mit jemanden zu reden. Der hatte ja wohl keine Manieren gelernt, oder? Idiot
„ Der ist ja der allerletzte.“ murmelte ich Jeff zu und rutschte ein wenig zurück um mich auf Jeffs Brust zu lehnen. Mein Rücken schmerzte langsam.
Oh Mist, dachte ich als Mr. Carters Kopf zu mir herumfuhr und auf mich zu kam. Hatte ich das etwa so laut gesagt? Ich hatte mich doch extra zu Jeff hingebeugt.
„ Setz dich richtig hin.“, forderte er mich kalt auf und musterte mich erneut. Automatisch blickte ich zu Cian, der uns jetzt belustigt anstarrte. Blödmann.
„ Hast du etwa was gesagt?“, fragte mich der Lehrer und in seinem Ton konnte ich erkennen das er wusste, wenn ich log. Also konnte ich es jetzt auch laut sagen. Schließlich konnte man so was freundlich formulieren und dafür konnte er mich auch nicht bestrafen.
„ Ich hab gefragt was das sollte.“, log ich kleinlaut und rutschte noch ein Stück nach hinten. Und plötzlich durchzuckte mich ein riesiger Schmerz, er mich kurz aufkeuchen ließ, aber auch sofort wieder aufhörte. Ich blickte direkt in Mr. Carters Gesicht und das kalte Lächeln schickte mir einen Schauer über dem Rücken. Das konnte doch nicht… oder?
„ Und, hast du das recht so etwas zu fragen?“, zischte er. Ich schüttelte verzweifelt den Kopf. Der Typ war ein Physchopat. Ich wollte ihn nicht weiter reizen deswegen rutschte ich noch weiter zurück und blickte hilflos zu Jeff. Ich hatte auf einmal eine Heidenangst.
Der Mann sollte einfach wieder verschwinden. Weggehen. Mich in ruhe lassen.
„ Also.“, sagte er schließlich und beachtete mich nicht weiter. Cian hingegen blickte mich direkt an, stirnrunzelnd und kalt.
Der Lehrer erklärte uns, das wir jetzt erstmal eine halbe Stunde laufen sollten. Nicht mehr als zweimal Pause, und das nicht mehr als fünf Minuten. Wie gesagt, der Mann hatte sie nicht mehr alle.
Dann erklärte er wer der gutaussehende Junge, da hinten am Zaun war. Cian schaute die ganzen zwei Stunden zu weil er kein Unterricht hatte. Und ach ja, Cian war der Neffe von diesem verrückten Mr. Carter. Verrückt oder? Okey sie sahen beide gut aus, aber warum war dieser Mann so fies und Cian… auch irgendwie, aber nur neben Aiden. Sonst nicht. Die Situation war einfach nur sinnlos.
Jeff fragte ob es mir gut ging, denn anscheinend hatte er mein kurzes aufkeuchen bemerkt und sich Sorgen gemacht. Ich bejahte nur, es brachte nichts, zu erzählen das ich dachte Mr. Carter hätte mir weh getan. Aber das war schwachsinnig. Aber woher kamen dann die Schmerzen?
Ich lief mit Jeff erstmal 15 Minuten. Dann machten wir eine kleine Pause um was zu trinken und liefen anschließend noch mal 10 Minuten. Irgendwann verlor ich Jeff aus dem Auge, aber wir dürften leider nicht stehen bleiben, also lief ich einfach alleine weiter. Plötzlich flatterten mir die ganzen Haaren ins Gesicht, ich verlor das Gleichgewicht, stolperte und landete mit dem Gesicht auf der Wiese. Oh man! Dreck spuckend und Hustend wollte ich mich aufrappeln, aber verlor wieder das Gleichgewicht. Gelächter war zu hören und kein Schwein half mir auf die Füße!
Ich wollte nichts anderes als raus hier. Als ich hochblickte sah ich eine ausgestreckte Hand, die mir anscheinend aufhelfen wollte. Cian war es, der mich zum ersten Mal nicht belustigt oder kalt ansah. Keine einzige Regung war wahrzunehmen, er half mir einfach nur auf.
„ Danke.“, murmelte ich und merkte wie ich rot wurde. Du Tollpatsch. Warum konntest du dir nicht einen besseren Zeitpunkt aussuchen, um dich auf die Fresse zu legen?
Cian nickte nur und sah mich an, den Kopf ein wenig schräg gelegt. Auch er war ziemlich groß, also müsste ich den Kopf ein wenig heben. In meinem Bauch bereitete sich ein Kribbeln aus und meine Füße verwandelten sich in Pudding, aber dann dachte ich an den gestrigen Tag. Halt Stopp Ava! Er hat eine Freundin, mach dir keine Hoffnungen.
Gerade als ich dachte er würde einfach gehen, ohne ein Wort zu sagen drehte er sich noch Mal um und strich mir über die Wange. Erstarrt und von Glücksgefühlen überflutet hatte ich keinen anderen Gedanken als ihn erneut auf diese vollen, wunderschönen Lippen zu küssen. Doch dann hob er den Finger und zeigte mir einen kleinen Erdfleck.
„ Du bist ein wenig verdreckt im Gesicht.“ flüsterte er und drehte sich dann um. Enttäuschung und Erleichterung machten sich gleichzeitig in mir breit und ich seufzte tief. Was war nur los mit mir? Wir standen mitten auf dem Sportplatz. Alle anderen liefen um mich herum und ich stand wie blöd da und starrte Cian hinterher, der sich wieder an den Zaun gelehnt hatte. Zum glück war Mr. Carter beim Sekretariat wegen irgendetwas, sonst hätte er mir jetzt die Hölle heiß gemacht.
Ich lief weiter und endlich stieß auch Jeff wieder zu mir und lachte leise als er mir erzählte wie ich hingefallen war. Ich schlug ihm in den Magen und kicherte auch, schließlich hätte ich auch über mich selber gelacht, wenn Cian nicht aufgetaucht wäre.

Der Sportunterricht mit Mr. Carter war das anstrengenste was ich je in meinem Leben erlebt hatte und er hörte auch nicht auf, egal ob mir der Schweiß wie ein Wasserfall über den Rücken lief oder ein Mädchen sich in der Toilette übergab. Nach dem Laufen, mussten wir in jeweils zwei reihen hin und her sprinten und die Gruppe die als erstes fertig war dürfte Pause machen, während die anderen, zehn Liegestütze machen mussten. Meine Gruppe hatte verloren. Ich war fix und fertig und sah wahrscheinlich aus wie eine rote Tomate, während Cian, immer noch perfekt gestylt weg ging.
Ich wollte nur weg, nach Hause und schlafen, aber da fiel mir natürlich der Friseurtermin auf und schlecht gelaunt ging ich zuerst nach Hause um mich umzuziehen und zu waschen.
Im Haus war niemand zu sehen und die Haushälterin war wahrscheinlich auch schon weg, denn der Rasen war gemäht und die Blumen gegossen.
In meinem Zimmer begegnete ich mir selber im Spiegel und bemerkte, dass ich noch immer Dreck and der Wange hatte. Ich befühlt die Stelle, die Cian berührt hatte, und ein Kribbeln bereitete sich wieder in mir aus.
Was war das nur für ein verkorkstes Leben, dachte ich missmutig und stieg in die Wanne um mir alles abzuwaschen, was den Boden berührt hatte, also meinen ganzen Körper.
Ein wenig wacher und sauberer stieg ich schließlich aus der Wanne um mich anzuziehen. Vielleicht sollte ich mir auch noch die Haare färben. Ein tick heller vielleicht? Naja, das konnte ich ja beim Friseur noch Mal überlegen.
Ich cremte mir noch mal das Gesicht ein und räumte mein Zimmer auf, bevor ich aus dem Haus ging.
Der Friseur war in der Innenstadt, deswegen musste ich mit dem Bus fahren, etwas, was ich überhaupt nicht mochte. Aber der Bus war zum Glück nicht überfüllt sodass ich ohne Probleme ein – und aussteigen konnte. Das Geschäft hieß Hip Hair, ein Name der sehr beliebt in den USA war. Aber die Dekoration und der Umgang mit Kunden war lobenswert. Also verbesserte sich meine Laune ein bisschen und ich öffnete die Ladentür. Sofort sank meine Laune wieder auf den Nullpunkt und in Gedanken fragte ich mich die ganze Zeit womit ich das verdient hatte.
Das Geschäft war nicht überfüllt, sogar die Auszubildende lächelte mich freundlich an und zeigte mir meinem Platz. Aber nichts konnte mich wieder glücklich stimmen. Denn in dem Moment wo ich Cian erblickte hatte, sank mein Mut schon und die Lebensfreude wich aus mir. Er saß neben Emma auf einem Stuhl und hielt ihre Hand, während eine Frau Emmas Haare schnitt. Süß sieht sie aus, dachte ich traurig, als ich sah wie sie lachte und Cian zärtlich anstarrte. Und dann begegnete Cian meinem Blick und ich wollte nur noch zu ihm und ihn ganz fest halten.




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