Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 18.10.2009




Mum hatte mich schon erwartet und mein Lieblingsessen gekocht.Ausnahmsweise hatte ich heute auch mal Hunger nach der Schule.
Ich pellte mich aus meiner Lederjacke und warf meine Schuhe in die Ecke. Meine Tasche hatte ich ja nicht mitgenommen.
,,Hallo, Schatz.', begrüßte mich Mum, als ich mich an den Tisch setzte.
,,Hallo.', sagte ich und tat mir die Spagetti auf meinen Teller.
,,Und wie war dein Tag?'
Bei der Frage kippte ich mir die Soße nicht über die Spagetti sondern über meine Lieblingsjeans.
Sofort sprang ich auf und suchte nach einem Küchentuch.
,,Mist! Das auch noch!', fluchte ich.
,,Was ist denn?'
,,Jetzt hab ich mir die Soße über die Hose gekippt!'
Grinsend reichte mir Mum ein Tuch und ich versuchte den Fleck wegzuwischen.,,Ich werde sie heute Abend waschen.'
,,Mum, was ist mit dir los?', fragte ich sie verwirrt und setzte mich wieder an den Esstisch. Warum war sie auf einmal so nett und fürsorglich?
,,Ach, ich hatte in letzter Zeit so den Eindruck, dass du oft genervt und wütend bist. Da dachte ich es ist vielleicht wegen mir und ich mache dir eine Freude.'
Ich lachte und stopfte mir die Spagetti in den Mund.
,,Mum, du bist verrückt.'
,,Und du hast Soße im Gesicht!', kicherte sie.
Verlegen wischte ich mir den Mund ab.
Als ich aufgegessen hatte, stellte ich das schmutzige Geschirr in die Spüle und ging in mein Zimmer.
Es war zwar erst 1 Uhr, doch ich wusste noch immer nicht, was ich anziehen sollte.Doch erst einmal kletterte ich in die Dusche und das warme Wasser floss an mir herunter. Ein wunderbares Gefühl.
Schnell trocknete ich mich ab und wickelte mich in ein Handtuch ein. Nachdem ich mir die Haare geföhnt hatte, versuchte ich eine Hochsteckfrisur zu formen. Was mir auch gelang, wie ich fand.
Ausnahmsweise schminkte ich mich. Die Wimpern tuschte ich mir schwarz und trug dunkelroten Lippenstift auf.
Anschließend ging ich wieder in mein Zimmer.
Ratlos stand ich vor meinem Kleiderschrank und probierte ein Kleidungsstück nach dem anderen an. Doch nichts sah gut aus.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich die Sachen, die ich sonst nur auf Partys anzog, in der Kommode aufbewahrte.
Ich zog die Schublade ein Stück heraus und kramte nach meinem Lieblingskleid. Schließlich entdeckte ich es. Ganz unten.
Es war dunkelblau und knie lang. Die Träger waren dünn und unter der Brust ging es weit auseinander. Darunter wollte ich eine schwarze Strumpfhose anziehen, denn es war ziemlich kalt draußen um die Uhrzeit. Schließlich war es Ende Herbst. Die Sachen zog ich mir schnell über. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war bereits viertel vor 3. Ich war erstaunt, wie lange ich gebraucht hatte, um mich fertig zu machen. Jetzt musste ich mich beeilen.
Daraufhin schlüpfte ich in meine blauen Ballerinas, zog mir eine schwarze Stoffjacke über und ging Richtung Haustür.
Ich stoppte in der Wohnzimmertür. Als ich mich gerade verabschieden wollte, sagte sie schon:
,,Wow, Kim! Du siehst umwerfend aus!'
,,Danke.', sagte ich verlegen.
,,Gehst du auf eine Party?'
Kopfschüttelnd antwortete ich:
,,Nein, ich bin mit einem Jungen verabredet und muss jetzt los.'
Sie lächelte.
,,Ok. Viel Spaß und komm nicht zu spät nach Hause!'
,,Ja ja.', sagte ich nur und zu dem Zeitpunkt schloss ich auch schon die Haustür.Aufgeregt tippelte ich die Treppe hinunter. Gerade fühlte ich mich wie ein kleines Kind, dass sich an Weihnachten auf seine Geschenke freute.

Nun verließ ich das Treppenhaus und er wartete schon auf mich vor einem Auto. Vor einem Auto! Es war schwarz und glänzte. Auch wenn ich mich nicht mit Autos aus kannte, war es bestimmt teuer.
Seine Augen weiteten sich als er mich sah.
,,Du siehst umwerfend aus, Kim!', sagte er erstaunt und überglücklich zur selben Zeit.,,Aber du auch!'
Robyn trug ein dunkles T-Shirt und lässig ein offenes Hemd darüber. Dazu eine helle Jeans.Langsam ging er auf mich zu und nahm meine Hand. Nun drehte er mich um, ohne meine Hand los zulassen, und verband mir die Augen.
,,Hey, was wird das?', fragte ich verwirrt.
,,Überraschung!', lachte er.
Er führte mich zu seinem Auto und ich ließ mich vorsichtig in einen äußerst bequemen Sitz sinken.
Kurz darauf hörte ich eine Tür zu knallen und den Motor aufheulen.
Mein Bauch kribbelte vor Aufregung und ich zappelte nervös hin und her.
Nach einiger Zeit hielt der Wagen und der Motor verstummte. Ich vermutete, dass 2 Stunden vergangen waren. So kam es mir zumindest vor.
Daraufhin wurde ich aus dem Wagen gehoben und ein paar Meter weiter geschleppt.Endlich wurde ich runter gelassen.
,,So, da sind wir. Überraschung!', sagte er und entfernte im selben Moment die Augenbinde.Es verschlug mir die Sprache, als ich sah wo wir waren.
Vor uns lag ein See, den ich nicht kannte. Im stillen Wasser spiegelte sich das Abendrot wieder. Inzwischen dämmerte es bereits. Und der Himmel leuchtete rot.
Am Ufer wurde ein kleines Boot festgeknotet. Um das Boot steckten ein paar Fackeln in der Erde.
,,Das… das ist… wunderbar.', sagte ich überglücklich und schlang mich um seinen Hals.Wir stiegen vorsichtig in das kleine Boot und Robyn knotete es los.
Er schnappte sich beide Paddel und brachte uns in die Mitte des Sees.
Es war so unglaublich schön, dass ich es gar nicht beschreiben konnte. Nur er und ich, ganz alleine.
Wieder raste mein Herz und mein Bauch kribbelte. Waren das etwa die berühmten Schmetterlinge im Bauch?
,,Du hast dir so viel Mühe gegeben… Das alles für mich? Es hätte doch auch gereicht, wenn du mich in ein Restaurant eingeladen hättest.'
,,Pff, das kann jeder. Ich wollte etwas besonderes. Und für dich ist mir nichts zu aufwendig.' Er lächelte. Ein wundervolles Lächeln.
Ich seufzte lang und ausgiebig.
Eine lange Zeit lang saßen wir uns gegenüber in dem kleinen Boot, sahen uns tief in die Augen und sagten nichts.
Dann brach er das Schweigen.
,,Ich habe ja schon viel mitgemacht, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.', sagte er schließlich.
,,Was?'
,,Die Aktion heute in der Turnhalle.'
,,Jetzt fängst du schon wieder damit an. Können wir nicht über etwas anderes reden?', stöhnte ich genervt. Nicht jetzt. Das ruinierte die ganze Stimmung.
,,Du bist eifersüchtig, hm?'
Darauf antwortete ich nicht und mein Blick schweifte über den See.
,,Kim, das musst du nicht.'
Dann schaute ich ihn an.
,,Ich hasse sie. Wenn sie sich noch einmal an dich ran macht… Dann…' Mir stiegen die Tränen ins Auge.
,,Nicht weinen.', flüsterte er und wischte mir die Tränen aus den Augen.
,,Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein. Ich habe gar kein Interesse an ihr.', flüsterte er in einem sanften Ton und strich mir leicht über die Wange.
,,Nur an dir.'
Ich strahlte ihn an und lächelte.
Vorsichtig legte er seine Hände an mein Gesicht, als wäre ich aus Glas und beugte sich zu mir vor.
Langsam führte er sein Gesicht an meins. Ich wusste was gleich passieren würde. Das, wonach ich mich so lange gesehnt hatte. Mein Herz raste und in meinem Bauch waren inzwischen keine Schmetterlinge mehr, sondern Flugzeuge.
Sein warmer Atem fühlte sich sehr gut auf meiner Haut an.
Doch dann kam es, wie es kommen musste. Das Schicksal sah es mal wieder nicht gut mit mir.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz