Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 18.10.2009




Ich sah ihn fassungslos an. Was war hier eigentlich los?
,,Komm schon!', quengelte er und zog mich am Arm hinter ihm her durch die Menge.So viele Fragen brannten mir auf der Zunge, doch ich hielt meinen Mund. Wie ich ihn kannte, würde er sie mir sowieso nicht beantworten. Er war total panisch und hektisch. Im Gegensatz zu ihm war ich völlig ruhig. Immer wieder rempelte ich jemanden an und entschuldigte mich wieder. Das alles war mir so peinlich. Was sollte das denn?
Nachdem wir den Bahnhof verlassen hatten, überquerten wir den Parkplatz.
Merkwürdigerweise war es auch hier ungewöhnlich leer. Ich runzelte die Stirn und blieb stehen, während Robyn mich noch weiter schleifen wollte. Ungeduldig drehte er sich um und schaute mir tief in die Augen. Er hatte einen besorgten, gleichzeitig aber auch zornigen Blick. Dann riss ich mich aus seinem starken Griff und verschränkte die Arme.
,,Wenn du mir nicht sofort sagst, was hier passiert, bewege ich mich keinen Zentimeter.', sagte ich entschlossen.
,,Kim, bitte.'
Mein Blick wurde zornig. Dann seufzte er.
,,Du gibst nicht nach, oder?'
Ich schüttelte nur den Kopf. Er seufzte erneut.
,,Nicht hier, bitte. Wir müssen hier sofort weg.'
,,Warum?!'
,,Das wirst du morgen in der Zeitung lesen. Garantiert.'
,,Was?!', kreischte ich ungewollt. Ich bereute es sofort, denn ein alter Mann glotze mich an, als wäre ich ein Außerirdischer.
Mein Blick flog über den Parkplatz, dabei strich ich meine Haare zurück.
Robyn schüttelte den Kopf, packte mich an der Taille und setzte mich auf seinen Rücken.Ich schrie und strampelte wild mit den Beinen, doch das schien ihn nicht zu interessieren.,,Lass mich sofort runter!'
,,Kim, das geht nicht… Es tut mir leid, aber du wolltest nicht auf mich hören.'
Ich zog eine Grimasse und schmollte. Jeder glotze uns an, als er mich durch die Stadt schleppte. Am liebsten würde ich in der Erde versinken.
Als wir vor unserer Wohnung angekommen waren, setzte er mich wieder auf den Boden. Endlich wieder festen Boden! Ich hasste es, wenn er mich, gegen meinen Willen, auf den Rücken nahm. Als wäre ich ein schwaches Kind, eine Puppe. Wieder verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und schmollte, doch er lachte nur.
,,Was gibt es denn da zu lachen?' Ich war sauer.
,,Nichts.', antwortete er und grinste mich an.
Dann deutete er auf meine Haare. Der Wind hatte sie mir wohl total zerzaust. Ich musste ein Lachen unterdrücken und versuchte ihn böse anzusehen. Doch ich wusste, dass es lächerlich aussah.
,,Ich glaube du musst rein. Sonst macht sich deine Mutter noch Sorgen.'
,,Aber…', brachte ich nur heraus und dann war er auch schon verschwunden. Einfach weg! Wie hatte er das bloß gemacht?
Dann bemerkte ich, dass er Recht hatte und beeilte mich nach Oben zu kommen. Wie eine Rakete schoss ich die Treppen hoch und gerade als ich den Schlüssel herum drehen wollte, wurde die Tür auf einmal geöffnet. Mum stand genau vor mir und atmete erleichtert auf.,,Da bist du ja.', sagte sie und lächelte sie. ,,Ich wollte dich gerade suchen gehen.'
,,Spinnst du? Ja, warum nicht gleich die Polizei rufen.'
,,Jetzt übertreibst du.'
Genervt schüttelte ich den Kopf und drängelte mich an ihr vorbei.
,,Ich habe mich einfach etwas verspätet, ok?'
Meine Schuhe schmiss ich einfach in die Ecke.
,,Willst du nichts essen?', fragte sie verwundert.
,,Nein. Keinen Hunger.'
Ohne sie weiter anzusehen, ging ich in mein Zimmer und schloss die Tür. Wie jeden Tag, schmiss ich mich auf mein Bett um Nachzudenken. Robyn hatte gesagt, dass ich morgen in der Zeitung lesen würde, was gerade eben passiert war. Doch ich wollte nicht auf morgen warten. War uns vielleicht diese unheimliche Kreatur aus dem Wald gefolgt oder etwas noch schlimmeres? Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Und warum wusste Robyn eigentlich, dass ich im Wald war? Eigentlich hätte er in der Schule sein müssen, genau wie ich. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte er etwas geheimnisvolles. Nur was das für ein Geheimnis war, dass musste ich noch herausfinden. Morgen in der Schule würde ich es aus ihm heraus quetschen.
Irgendwann wurden meine Lieder immer schwerer und ich schlief schließlich vor Erschöpfung ein.







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