Im Schutz der Dunkelheit

Autor: Zeilenschreiber.
veröffentlicht am: 14.08.2009




Das war mir nicht geheuer. Ich sprintete aus dem Park. Was war das gewesen? Ich wusste nicht, was es war, doch ich würde es irgendwie herausbekommen. Und ich dachte nicht daran, meine Beute zurückzubringen.
Schließlich lief ich nach Hause und schoss das Treppenhaus nach oben. Atemlos stand ich vor unserer Haustür und schloss die Tür auf.
,,Hallo.', hörte ich aus dem Wohnzimmer. Der Fernseher lief und John saß davor, ohne Mum.,,Hey.', antwortete ich. ,,Wo ist Mum?'
,,Ich weiß nicht. Sie wollte, glaub ich, Wäschewaschen oder so.'
Ich suchte im Badezimmer nach ihr, doch von Mum war keine Spur.
,,Mum?', rief ich.
Keine Antwort. Merkwürdig.
Dann öffnete ich meine Zimmertür und dort stand sie mit meiner Mathearbeit in der Hand. Ihr fiel es wohl gar nicht auf, dass ich herein gekommen war.
,,Mum, was machst du in meinem Zimmer?!', brüllte ich.
Warum wühlte sie in meinen Sachen herum?!
,,Was ist das?', fragte sie.
Jetzt blickte sie auf. Sie hatte einen leidenden Blick.
,,Warum wühlst du in meinen Sachen herum?', konterte ich.
,,Du hast meine Antwort nicht beantwortet.'
,,Du meine auch nicht.' Jetzt schaltete ich auf Stur.
,,Kim, du hast schon wieder eine fünf... Wie soll das weitergehen? Das ist schon deine zweite fünf in Mathe. Wenn das so weiter geht, musst du die Klasse noch wiederholen.', sagte sie.Jetzt war sie besorgt um mich. Wow, sie war besorgt um ihre Tochter. Nach all der Zeit, wo sie mich vernachlässigt hatte. Mir doch egal, was sie dachte. Es war schließlich mein Leben und nicht ihr's. Ihr konnte es ja wohl egal sein, welche Noten ich in der Schule schreibe und was später aus mir wird. Ich war stink wütend.
,,Das ist mir egal. Ich pack' das schon. Irgendwie.'
Auf einmal steckte John seinen Kopf ins Zimmer.
,,Was ist denn hier los?', fragte er verblüfft.
Mum sagte nichts und zeigte nur auf meine Arbeit.
Dann wurde Johns Gesichtsausdruck hart. Er riss Mum das Heft aus der Hand und betrachtete es mit einem wütendem Blick. ,,Schon wieder eine fünf! Wenn das so weiter geht, gehst du erstmal nicht mehr aus, sondern bleibst schön hier und lernst, junge Dame!'
,,Du kannst mir gar nichts befehlen!' Ich war stocksauer. Jetzt spielte er wieder den Vater.,,Oh doch, das kann ich!'
,,Nein kannst du nicht! Du bist nicht mein VATER!'
Das hatte gesessen. Sein Gesichtsausdruck wurde kalt.
,,Geht sofort aus meinem Zimmer!', brüllte ich.
Jetzt wurde er wütend. Er ließ meine Arbeit fallen, holte aus und gab mir eine Backpfeife. Eine Weile waren alle ganz ruhig. Mum war sprachlos und ihr standen die Tränen im Gesicht. Meine Haut brannte dort, wo John zugeschlagen hatte. Dann stiegen auch mir die Tränen ins Auge.
,,Es tut mir… leid.', flüsterte John. ,,Mir ist die Hand ausgerutscht…'
Ausrede. Das war pure Absicht gewesen. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht vor Wut loszuheulen. Es reicht. Keine Sekunde länger wollte ich in einer Wohnung mit einem Schläger zusammen wohnen.
Ich drehte mich um und wollte gerade das Zimmer verlassen, bis John mich an der Schulter zurückhielt.
,,Lass mich los. LASS MICH SOFORT LOS!', kreischte ich, den Tränen nahe. ,,Ich hasse dich, ich will dich nie wieder sehen!'
Langsam ließ er die Hand sinken und ich stürmte aus dem Zimmer. In meiner Wut schnappte ich mir meine Jacke und knallte die Tür zu.
Ohne ein weiteres Wort stürmte ich aus dem Haus und rannte. Doch ich wusste nicht wohin und ob ich wiederkommen würde. Sehr wahrscheinlich nicht. Inzwischen dämmerte es schon, ich hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war. Nur noch weg. Weg, von dieser verdammten Stadt.







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