Willkommen in meinem Leben - Teil 21

Autor: Lydia
veröffentlicht am: 17.06.2011


Luca lässt sich noch zwei weitere Tage Zeit, erst dann ruft er an und ich bin froh, dass er es tut.
Ich sitze auf meinem Bett, plaudere mit Alina und schmiede Rachepläne – wenn nicht sogar Mordspläne – gegen Simon, als mein Handy auf meinem Schreibtisch vibriert.
Ich will aufstehen, doch Alina ist schneller als ich. Sie nimmt mein Handy an sich, wirft einen kurzen Blick darauf und grinst.
„Ich geh’ dann mal“ meint sie und ihre Stimme klingt dabei irgendwie verschwörerisch. Sie wirft mir mein Handy zu und nur mit viel Glück fange ich es. In Werfen und Fangen bin ich schon immer eine Niete gewesen.
Kurz schaue ich Alina noch hinterher, dann werfe ich einen Blick auf mein Handy. Luca steht auf dem Display und sofort beginnt mein Herz wie wild zu pochen.
Ich atme einmal tief durch, dann erst gehe ich ran: „Hey“
„Hey“ meldet auch er sich. „Wie geht’s dir?“
„Gut“ Das ist wahrscheinlich die größte Lüge des Jahrhunderts. Mir geht es alles andere als gut. Wenn ich ehrlich bin, dann fühle ich mich hundeelend. „Und dir?“ frage ich höflichkeitshalber.
„Willst du eine ehrliche Antwort oder soll ich lügen, wie du?“ meint er leise und dennoch höre ich einen gewissen Spott in seiner Stimme. Wahrscheinlich gehört dieser spöttische Unterton einfach zu ihm dazu.
„Sei’ bitte ehrlich“
„Nicht gut“
„Wie lief deine erste Prüfung?“ frage ich, um ein unangenehmes Schweigen zu verhindern. Und um einfach aufzulegen bin ich zu feige.
„Darüber will ich mit dir nicht reden“ erwidert er ehrlich. Seine Stimme klingt so entschlossen, dass ich weiß, dass jeglicher Protest zwecklos ist. Also sage ich nichts; ich schweige nur.
„Können wir uns sehen?“
Bevor ich antworte, steckt Alina den Kopf zur Tür hinein: „Ich gehe Frust-Shoppen mit Papa“ Sie zwinkert mir zu, während sie ihr cremefarbenes Jackett anzieht; eine Farbe und ein Kleidungsstück, das ich niemals tragen kann. Helle Farben lassen mich unnatürlich weiß aussehen und unter den Schulterpolstern des Blazers würde ich völlig eingehen.
Ich nicke Alina nur zu und sie schließt die Tür wieder.
„Ja, können wir“ Mein Herz macht förmlich einen Sprung. Und plötzlich weiß ich sogar gar nicht mehr so Recht, warum ich sauer auf ihn war. Oder warum ich dachte, es wäre irgendwie vorbei. „Hör’ mal, Luca…“ setze ich an, doch er unterbricht mich: „Wir reden nachher. Kann ich vorbeikommen?“
„Ja!“ antworte ich vielleicht ein klein wenig zu schnell und zu überschwänglich.
„Gut, dann bis gleich“ Mit diesen Worten legt er auf und ich springe sofort von meinem Bett. Im Moment könnte ich die ganze Welt umarmen, wenn es möglich wäre. Doch dann überkommen mich Zweifel.
Was wenn ihm klar geworden ist, dass das zwischen uns gar nicht funktionieren könnte? Was wenn er mich für zu kompliziert hält? Was wenn er nur an flüchtigem Sex interessiert ist?
Meine Freude verfliegt genauso schnell wie sie gekommen ist und ich sinke wieder auf meinem Bett zusammen.

Als es an der Tür klingelt, springe ich sofort auf, und gehe zur Tür. Ich erwarte schon, dass meine Mutter bald in der Wohnzimmertür stehen wird, doch sie arbeitet ja wieder. Ich vergesse das dauernd, da sie solange wegen mir zu Hause geblieben ist.
Auch, wenn sie mir und meinen Essgewohnheiten immer noch nicht traut, konnte mein Vater sie dazu überreden mir ein wenig mehr Freiraum zu lassen. Und dafür bin ich meinem Papa dankbar. Wenn er nicht da wäre, würde meine Mutter wie eine nervige Glucke dauernd auf mir hocken.
Ich öffne die Tür und trete sofort beiseite: „Komm’ rein“ sage ich zu Luca.
Er lächelt höflich und tritt ein. Er macht sich nicht die Mühe, Jacke und Schuhe auszuziehen, also denke ich, dass er sowieso gleich wieder gehen will.
Eine Weile stehen wir uns schweigend gegenüber, bis Luca schließlich das Schweigen bricht: „Ich habe nachgedacht“
„Ich auch“ erwidere ich.
„Lass’ mich bitte erst ausreden“ meint er und fährt sich unruhig mit der Hand durch die Haare. Und erst jetzt sehe ich die schwache blau-lila Verfärbung an seinem Wangenknochen. Und impulsiv strecke ich die Hand nach ihm aus und berühre vorsichtig seine Wange: „Was ist passiert?“
Sein Blick wandert von meinen Lippen wieder zurück zu meinen Augen: „Was? – Ach, das. Ich war unkonzentriert beim Boxen“
Bevor er nach meiner Hand greifen kann, ziehe ich sie selber zurück. „Was wolltest du mir sagen?“
Er zögert eine Weile, als müsse er sich erst wieder daran erinnern, was er mir hatte sagen wollen. Dann fährt er fort: „Ich habe mich für alles entschieden, Lydia“
Ich kann ihm nicht ganz folgen. Verwirrt blinzele ich ihn an: „Tut mir Leid, aber ich verstehe gerade nicht ganz, wovon du redest“
Er lacht leise und tritt einen Schritt auf mich zu: „Du hast zu mir gesagt, entweder alles oder nichts“
Ein „Oh“ entweicht und wieder lacht er leise. „Ich weiß nicht, was bei dir früher los war oder was in deiner Vergangenheit passiert ist. Und ich will, dass du weißt, dass ich dich nicht verletzen werde. Das zwischen uns ist etwas Ernstes“
Prüfend ziehe ich die Brauen nach oben: „Meinst du das ehrlich, oder sagst du einfach nur das, was ich hören will?“
Er lacht: „Sagen wir, eine Mischung aus beidem?“ Bevor ich beleidigt sein kann, zieht er mich zu sich ran und küsst mich. „Und dass ich mal was mit Maleen hatte, kannst du mir nicht zum Vorwurf machen“
Ich seufze und nicke und mache mich ein bisschen von ihm: „Dafür wollte ich mich entschuldigen. Ich glaube, ich habe überreagiert“
Er zuckt mit den Schultern und grinst amüsiert: „Vielleicht ein ganz kleines bisschen“
Ich erröte und kichere und starre auf den Boden, als Luca seine Hand unter mein Kinn legt, mich zärtlich küsst und dann das sagt, von dem alle Mädchen mindestens einmal im Leben träumen: „Ich liebe dich, Lydia“






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