Willkommen in meinem Leben - Teil 18

Autor: Lydia
veröffentlicht am: 06.06.2011


Nachdem sie sich ein weiteres Mal die Augen aus dem Kopf geheult hat, liegt Alina nun friedlich in ihrem Bett. Und wenn sie so regungslos daliegt, sieht sie beinahe aus wie ein Engel. Ich betrachte sie kurz lächelnd und decke sie zu.
Mama und Papa sind immer noch nicht zurück und eigentlich bin ich froh darüber. Ich könnte ihre Fragerei um Essen, um die Schule und um Alina und Simon nicht ertragen. Das wäre im Moment zuviel.
Ich schließe Alinas Zimmertür hinter mir und werfe einen Blick auf die Küchenuhr; 0:43 Uhr. Ich seufze und fahre mir erschöpft durch die Haare. Ich kann nicht nachvollziehen wie es Alina gerade geht, doch ich kann mir gut denken, dass sie gerade die Hölle durchmacht.
Ich gehe zurück in mein Zimmer und ziehe mir irgendeine blaue Jogginghose an, die bestimmt mal Alina gehört hat; dazu das erstbeste T-Shirt, das ich finde. Die Farbe ist scheußlich. Im Licht meines Zimmer sieht es irgendwie kotzgrün aus. Doch das ist mir egal. Ich will mir nur noch schnell was zu essen machen, dann würde ich schlafen gehen.
Ich nehme mir gerade den Salat aus dem Kühlschrank, als es an der Tür klingelt. Luca! schießt es mir sofort durch den Kopf. Die Gabel schon im Salat steckend öffne ich die Tür. Bevor er mich begrüßt, sagt er: „Oh, du isst was. Gut“ Sanft schiebt er mich beiseite und tritt ein. „Ich hab auch was mitgebracht“ In seiner Hand hält er eine Tüte vom Chinesen bei uns um die Ecke.
„Ich glaub das ist besser“ meine ich lächelnd, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. Er riecht ein bisschen nach Rauch. „Wie geht’s dir?“
„Ganz gut“ antwortet er, während er sich Jacke und Schuhe auszieht. „Was ist mit deiner Schwester“
Ich stöhne genervt auf: „Simon!“
Er zieht fragend die Brauen zusammen.
„Ihr Freund – oder eher Ex-Freund. Er hat sie betrogen“ erkläre ich, während ich in die Küche gehe und meinen Salat auf die Arbeitsplatte stelle. „Wie war’s Grillen?“ Ich drehe mich über die Schulter zu ihm um und schaue ihn fragend an.
Er zuckt mit den Schultern und fährt sich mit der Hand durch die dunklen Haare: „Langweilig? Normal? Wie immer? Nein, es war ganz nett“
„Tut mir Leid, dass ich nicht kommen konnte, aber ich wollte Alina nicht allein lassen“
„Das versteh’ ich“
Ich nicke daraufhin nur und nehme ihm die Tüte mit dem chinesischen Essen aus der Hand. Das erste, was ich heraushole sind die Essstäbchen. Ich muss lachen: „Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich mit solchen Dinger essen kann“
Er grinst: „Kannst du’s nicht?“
Ich schüttele mit dem Kopf: „Nein, nicht mal im Traum! Und nach zahlreichen, erfolglosen Versuchen hab ich’s aufgeben!“ Ich greife zu der Gabel, die in meinem Salat steckt. „Ich esse lieber mit dem europäischen Besteck“
„Gut, ich kann’s nämlich auch nicht“ Er lacht leise und wirft die Essstäbchen in den Mülleimer. „Wie war eigentlich Shoppen gehen mit Anna? Sie hat beim Grillen nur irgendetwas von einem roten Kleid geschwafelt“
Ich verharre kurz in der Bewegung, doch dann packe ich seelenruhig weiter das Essen aus und stelle es auf den Tisch. Als Antwort zucke ich mit den Schultern: „Na ja… war ganz okay. Anna hat ein schönes Kleid für den Ball gefunden und das war’s auch schon“
„Du klingst ja nicht gerade begeistert“ bemerkt er trocken.
„Ach was!“ streite ich seine Bemerkung ab. „Es war schön. Und das Kleid erst…“ Und das ist noch nicht einmal gelogen. Das Kleid war wunderschön.
Ich stelle die Esspackungen auf den Tisch und setzte mich auf den Stuhl auf dem vor ein paar Stunden noch Alina gesessen hatte. In meiner Tasse ist immer noch der heiße Kakao – na ja, heiß ist wohl der falsche Ausdruck; mittlerweile müsste er Zimmertemperatur haben. Ich ziehe die Tasse zu mir heran und schaue auf die hellbraune Brühe. Dann schaue ich auf. Luca steht immer noch am Küchentresen und betrachtet mich.
Ich nehme alle meinen Mut zusammen und fange an zu reden: „Hör mal…“
Doch er schüttelt nur mit dem Kopf, kommt auf mich und beugt sich zu mir herunter und küsst mich sanft. „Du bist süß“ sagt er leise und setzt sich dann auf den Stuhl neben mich. „Wo sind eigentlich deine Eltern?“
„Auf irgendeinem Konzert von einer Band, die keiner mehr kennt“ antworte ich ihm mit vollem Mund.
Meine Mutphase ist vorbei. Ich würde mich sicher heute nicht noch einmal trauen, ihn auf unsere Beziehung anzusprechen. Sophias Rat wurde in den Wind geschlagen.

Wir waren kaum mit Essen fertig, als meine Eltern wieder nach Hause kamen. Meine Mutter kommt als Erste in die Küche. Ihre Miene ist vorwurfsvoll, während sie fragt: „Lydia, ich wusste nicht, dass du Besuch hast!“
„Ähm ja… war ganz spontan“ Ich schaue unsicher von meiner Mutter zu Luca, welcher sich jetzt erhebt, auf meine Mutter zugeht und ihr höflich die Hand reicht; völlig gelassen, völlig ruhig. Na ja, bis jetzt weiß er ja auch noch nicht, was meine Mutter für ein Drachen sein kann.
„Ich bin Luca“
„Luca?“ meine Mutter zieht fragend die Brauen nach oben, dann wird ihre Miene wissender: „Ahh – ich bin Charlotte“ stellt sich meine Mutter vor.
„Oh, du hast noch Besuch, Lydia“ Mein Vater bringt dieselbe Reaktion wie meine Mutter und nicht zum ersten Mal, kann ich mir vorstellen zu wissen, warum die beiden sich ineinander verliebt haben.
„Das ist Luca“ meint meine Mutter und mir ist die ganze Sache so peinlich, dass am liebsten sofort verschwinden würde. Doch der Erdboden macht sich nicht einfach auf und lässt mich verschwinden.
„Ah, schön dich mal kennen zu lernen“ erwidert mein Vater höflich und ich stehe auf und stelle mich unsicher zu Luca.
„Wo ist Alina?“ fragt meine Mutter, nachdem sie sieht, wie Luca mir den Arm um die Schulter legt.
„Ihr geht es nicht gut“ antworte ich wahrheitsgemäß.
Die Meine meiner Mutter wird ausdruckslos: „Was soll das heißen: Ihr geht es nicht gut? Was ist passiert“
Ich seufze und sage nur: „Simon“
„Simon?“ sie zieht fragend die Brauen in die Höhe. „Ist ihm etwas zugestoßen?!“
„Nein, er hat sie betrogen“ sage ich gerade heraus und ich spüre wie Luca sanft meine Schulter drückt. Fast, als würde er mir sagen wollen: Das war zu direkt!
„Um Gottes Willen“ ruft meine Mutter aus. „Ich werde diesen… Mistkerl sofort anrufen!“
„Mama…“ setzte ich entgeistert an, doch meine Mutter rauscht schon aus der Küche, ohne dass ich sie hätte aufhalten können. Dass das ganze peinlich für Alina sein könnte, scheint ihr völlig egal zu sein. Auch die Uhrzeit interessiert sie nicht.
Mein Vater seufzt genervt und meint leise: „Ich werde Charlotte von ihrer Dummheit abhalten“ Er zuckt noch mit den Schultern und geht meiner Mutter hinterher.
Sobald mein Vater verschwunden ist, drehe ich mich zu ihm um und muss lachen: „Tja, jetzt kennst du auch meine Mutter“ Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und schaue zu ihm hoch.
Er lacht seine und in seine Augen tritt dieses amüsierte Funkeln, das ich so liebe. „Sie ist ja ganz...“ Er zögert kurz und sagt dann aber: „…ganz nett“
Ich muss lachen: „Lieb gemeint, aber ich weiß, dass sie anstrengend ist“
Er antwortet nicht, beugt sich nur zu mir herunter und müsst mich flüchtig. Und dann frage ich etwas, was mir einfach so herausrutscht – ich denke nicht nach, sondern frage einfach: „Hattest du mal was mit Maleen?“






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24 Teil 25 Teil 26 Teil 27


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz