Willkommen in meinem Leben - Teil 19

Autor: Lydia
veröffentlicht am: 10.06.2011


Er weicht ein Stückchen zurück und zieht skeptisch die Brauen zusammen. „Wie kommst du darauf?“
Sofort erröte ich und schüttele mit dem Kopf: „Dumme Frage, vergiss’ es einfach. Du solltest jetzt sowieso gehen“ Ich will mich an ihm vorbeidrängeln, doch er hielt mich am Handgelenk fest: „Renn’ nicht wieder weg!“ Seine Stimme klingt energisch; er ist lauter geworden. Ich glaube nicht, dass er schon einmal mit mir in diesem Ton geredet hat.
Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um: „Es war eine dumme Frage, die mir einfach nur so herausgerutscht ist. Vergiss’ es bitte einfach!“
„Was hat dir Maleen gesagt?“ Er geht gar nicht auf mich ein, sondern stellt nur seine Gegenfrage.
Ich seufze und zucke mit den Schultern: „Direkt hat sie gar nichts gesagt; nur eine kleine Andeutung und Anna…“
Luca unterbricht und streicht mir sanft eine Haarsträhne hinters Ohr. „Okay, es stimmt. Vor ein paar Monaten lief zwischen uns mal was“ gibt er schließlich überraschend ehrlich zu.
„Für wie lange?“ frage ich neugieriger als ich eigentlich sein will.
Er seufzt, lässt mein Handgelenk los und fährt sich mit der Hand durch die Haare. „Drei Monate? Vier? Ich weiß es nicht. Es war auch nichts Ernstes“
Ich nicke nur und eine ganze Weile schweigen wir, bis ich mich schließlich durchringe zu fragen: „Und was ist das zwischen uns? Ist das auch…“ Ich zögere. „…nichts Ernstes?“ Prüfend ziehe ich die Brauen hoch und merke wie er zögert. Er zögert zu lange und eigentlich ist mir die Antwort auch schon fast klar. Er muss gar nichts mehr sagen.
„Ich verstehe“ meine ich schließlich und wiederhole: „Du solltest wirklich gehen“ Ich will aus der Küche gehen, als er mich wieder festhält. „Lydia, warte mal!“ Mit sanftem Druck dreht er mich wieder zu sich herum. Und ich wehre mich nicht. „Kannst du mir denn sagen, was das zwischen uns ist?“
Er wagt es ernsthaft den Spieß umzudrehen! „Die Frage war an dich gerichtet“ zische ich und befreie mich aus seinem Griff.
„Wenn du ehrlich bist, dann weißt du es auch nicht“
Ich schweige und schaue auf meine Schuhe; plüschige, rosa Hausschuhe, welche im Moment gar nicht zu meiner Stimmung passen.
„Wir probieren doch gerade erst, ob es passt“ setzt er nach einer Weile wieder an.
Ich seufze und schüttele mit dem Kopf: „Ja, aber ich… ich bin nun mal nicht Maleen. Entweder ganz oder gar nicht. Auf etwas – nicht so Ernstes habe ich keine Lust!“
„Du bist aber auch nicht ganz einfach“ Völlig unangebracht in diesem Moment kriegen seine Augen wieder diesen belustigten Ausdruck.
Ich will gerade etwas erwidern, als meine Mutter durch den Flur läuft und gleich anfängt zu plappern: „Da reißt dein Vater mir doch ernsthaft das Telefon aus der Hand, Lydia!“ Ich höre ihrer Stimme die Empörung an und kann mir vorstellen, wie ihr Gesicht aussieht, bevor ich es sehe.
Als sie in der Küchentür steht, fällt ihr Blick auf Luca: „Ah, du bist ja noch da“
„Nein, er will gerade gehen“

„Ich glaube, wir haben Schluss gemacht“ sage ich am nächsten Morgen leise. Alina und ich sitzen am Küchentisch und ihre Augen weiten sich und sie lässt den Löffel voll Müsli in der Luft erstarren. „Was?! Warum? War gestern der Tag der unglücklichen Pärchen?!“
„Scheint so“ sage ich leise und ringe mit mir, ob ich das Butterbrot essen kann, ohne danach kotzen zu müssen. Ich entscheide mich gegen das Kotzen und somit auch gegen das Brot.
Ich schiebe den Teller von mir und trinke einen Schluck Kaffee. „Er weiß nicht, was er will!“
„Oh je, das klingt aber gar nicht gut“
„Was würdest du tun, wenn ein Junge sich nicht sicher ist, ob ihr nun fest zusammen seid, oder nicht?“
Alina geht auf meine Frage gar nicht ein, sondern stellt eine Gegenfrage: „Habt ihr schon miteinander geschlafen?“
„Alina!“ rufe ich empört aus.
Sie zuckt nur mit den Schultern. „Ist eine ernst gemeinte Frage“
„Nein“ antworte ich wahrheitsgemäß.
„Na dann ist ja noch Spielraum da“
„Alina!“
„Nein, Lydia. Ich mein’s ernst. Ich glaube, du machst einen Fehler. Er scheint doch ganz nett zu sein und nur…“
Ich unterbreche sie: „Er will erst schauen wie’s läuft“
„Ist doch richtig“
„Ich will aber nicht sehen, wie’s läuft. Ich will nicht schauen, ob das was Ernstes werden könnte!“
„Du willst alles oder nichts?“
„Ich will nicht verletzt werden. Ich will nicht nach drei Monaten merken: Okay, mehr als Sex ist da nicht!“
„Ach, Lydi!“ Alina lacht herzlich und legt ihre Arme um mich. „Du und deine Hoffnung auf große Liebe“
Ich laufe rot an und befreie mich aus Alinas Umarmung. „Er hatte mal was mit Maleen“
„Maleen? Der Name sagt mir was“
„Blond, vollbusig, ziemlich hübsch“ versuche ich Alinas Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Dennoch glaube ich nicht, dass Alina Maleen kennt.
„Du hast sicher mal was von ihr erzählt. Kennen tu’ ich sie nicht“ meint Alina schließlich, zuckt mit den Schultern und löffelt ihre Müslischüssel leer. „Und was ist so schlimm daran, dass er Freundinnen vor dir hatte?“
„Eigentlich nichts… Aber ach, keine Ahnung! Es war Maleen und es war nicht Ernstes und ich – ich will einfach nicht verletzt werden! Und solange er nicht weiß, was er will…“ Ich beende den Satz nicht, doch Alina tut es für mich: „…ist Schluss?“
„Ja, ich denke schon“ Und jetzt, wenn ich es so ausspreche, tut es unbeschreiblich weh.






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