Skiurlaub und andere Katastrophen - Teil 12

Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 09.05.2012


Als Kathy aufwachte war der Platz neben ihr leer. Verschlafen blinzelte sie in das Sonnenlicht das durch das Fenster hereinfiel. Auf dem Boden zog sich eine Spur von ihren und Jakes Klamotten von der Tür bis zu ihrem Bett. Hastig ausgezogen und an Ort und Stelle fallen gelassen vom Wunsch geleitet endlich nackte Haut auf nackter Haut zu spüren. Sie musste innerlich aufstöhnen als sie an die peinliche Unterhaltung gestern Abend dachte. Verdammte Unsicherheit! Zum Glück schien es Jake nicht allzu viel ausgemacht zu haben, dass sie sich wie ein pubertierender Teenager aufgeführt hatte. Nicht das sie viel Zeit danach mit reden oder nachdenken verbracht hätten.... Auf dem Nachtisch, lag noch eine zerknitterte Kondompackung. Bei der Erinnerung an den Teil der letzte Nacht musste Kathy grinsen. So kannte sie sich gar nicht, mit einem wildfremden (na ja fast wildfremden) Typen ins Bett zu steigen, ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken. Endlich einmal nicht nur vom Kopf bestimmt zu handeln sondern was unbedachtes tun. Zum Glück hatte Jake gestern seine sieben Sinne noch beisammen gehabt, sie nahm zwar die Pille aber sicher ist sicher. Apropos wildfremder Typ - wo war Jake eigentlich? Sie lauschte kurz ob sie Geräusche aus dem Badezimmer hörte aber alles blieb still. Wahrscheinlich war er schon aufgestanden und nach unten gegangen – etwas enttäuscht schlug Kathy die Bettdecke zurück. Sie trug eins von Jakes T-shirts – verstohlen roch sie kurz daran – sie hatte es sich gestern Nacht übergestreift, trotz Proteste von Jakes Seite, aber so ganz ohne alles wollte sie dann doch nicht schlafen. Nicht das Jake nicht schon alles gesehen hätte was es zu sehen gab, aber so hatte sie sich wohler gefühlt. Wenig später stieg Kathy frisch geduscht und in ihren Kleidern die Treppe zur Küche runter. Dort traf sie allerdings nur Lisa an, die in der Zeitung blätterte. „Morgen! Na alles fit? Wenn du magst ich hab gerade neuen Kaffee gekocht.“ Sie deutete in Richtung Kaffeemaschine und vertiefte sich wieder in die Zeitung. Kathy nahm sich eine Tasse steckte zwei Toast in den Toaster und setzte sich dann zu Lisa an den Tisch. Außer ihnen schien keiner im Haus zu sein, aus dem Küchenfenster konnte sie sehen, dass das eine Auto aus der Auffahrt verschwunden war, die Spuren der Reifen zeichneten sich deutlich im Schnee ab, der diese Nacht gefallen war. Kathy drehte sich wieder zu Lisa. „Du wo sind denn die anderen alle?“ fragte sie so neutral wie möglich. „Ivonne und Paul sind spazieren, Monique, Marc und Jake sind nach Lienz gefahren. Marc braucht ne neue Bindung für sein Bord, da ist gestern beim fahren was kaputt gegangen. Monique und Jake sind mitgefahren. Die kommen aber erst heut am frühen Nachmittag wieder, da die Skilifte heute wegen dem Nachtskifahren geschlossen haben und sie auf dem Rückweg noch einkaufen wollten.“ Am Nachmittag! Kathy merkte wie die Enttäuschung in ihr hoch kroch und ihre Gedanken fingen an zu rasen. „Erst schläft er mit ihr und dann machte er sich so mir nix dir nix aus dem Staub ohne ein Wort zu sagen. Ich mein was hast du denn erwartet? Frühstück im Bett und lebenslange Liebesschwüre?“ Bevor sie diesen Gedanken weiterspinnen konnte mahnte sie sich selbst zur Räson, diese verdammte Unsicherheit – Jake hatte sicherlich Gründe heute morgen mitzufahren, da musste sie nicht sofort vom schlimmsten ausgehen. Seufzend butterte Kathy ihren Toast ein und biss lustlos hinein.

Paul und Ivonne kamen wenig später total aufgekratzt von ihrem Spaziergang zurück und erzählten begeistert von den Massen Neuschnee die wohl gefallen waren über Nacht und das sie jetzt im Vorgarten einen Schneemann bauen wollten. Das ließen sich Kathy und Lisa natürlich nicht zweimal sagen und wenig später nahm eine ganze Schneemannfamilie im Vorgarten Gestalt an. Kathy war froh über die Ablenkung, denn trotz allem schweben ihr Jakes Verhalten immer noch im Kopf herum. Die vergangene Nacht war wundervoll gewesen. Stürmisch, zärtlich, lustig – eigentlich genauso wie zwangloser Sex sein sollte. Und trotzdem hatte das ganze jetzt nach Jakes Abgang einen bitteren Nachgeschmack. Der weitere Tag verging schleppend, Kathy versuchte zu lesen, bei einigen Passagen ihres Romans kamen ihr jedoch allzu phantasievolle Erinnerungen an die letzte Nacht und schließlich gab sie es auf, da sie sich nicht konzentrieren konnte. Warum hatte er sie nicht wenigstens kurz geweckt als er gegangen war? Kathy wusste, dass sie sich verrückt machte, konnte aber nichts dagegen tun. Sie würde ihn ganz einfach fragen wenn er zurück kam. Ganz locker und casual, schließlich war er ihr gegenüber nicht verpflichtet zu sagen wohin er ging – aber nett wäre es trotzdem gewesen.

Kathy hatte sich gerade in ihr Zimmer gelegt als sie unten die Tür hörte. Lautes Stimmengewirr kündigte die Ankunft der drei Ausflügler an. Kathy schaute noch mal kurz in den Spiegel ob ihre Haare nicht allzu wild vom Kopf abstanden und machte sich dann betont langsam auf den Weg in die Küche. Marc war dort gerade dabei eine Tüte auf dem Tisch zu entleeren, gefüllt mit Schrauben und Verschlüssen die wohl zu einer Snowboardbindung gehörten. Dies allerdings ging gehörig daneben, da er gleichzeitig versuchte die Schrauben am wegrollen zu hindern und seine Freundin Lisa zu begrüßen. Ergebnis war, dass einige Schrauben dann doch über den Küchenboden rollten. Schnell sprang Kathy hinterher um sie aufzuheben. Eine Schraube war unter die Spüle gerollt und Kathy musste sich auf alle viere begeben um sie zu bergen. In diesem Moment kamen Monique und Jake durch die Tür, bestürzt blickte Kathy zu ihnen auf. Das war ja ein tolles Bild das sie hier abgab, auf allein vieren, halb unter der Spüle. Vorsichtig suchte sie seinen Blick. Jakes Blick schien für einen kurzen Moment auf ihr zu verharren wandte sich jedoch dann sofort wieder ab. „Hallo wir sind wieder da“ grüßte er in die Runde drehte sich um und verschwand. Kathy war so perplex, das sie vergaß wieder aufzustehen. Er hatte sie nicht mal richtig angeguckt! Monique beobachtete sie etwas irritiert, fing dann jedoch sofort an alle Details über den „tollen“ Tagesausflug an Ivonne weiterzugeben, die gerade in die Küche getreten war. Über Jakes merkwürdiges Verhalten grübelte Kathy noch nach als sie wenig später beim Abendessen zusammen saßen. Bis jetzt hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt um ihn alleine zu sprechen, fast erschien es ihr so als würde er ihr aus dem Weg gehen. Nicht eine direkte Frage an Sie hatte er bis jetzt gerichtet, geschweige denn sie angeschaut. Langsam kam sie sich verarscht vor. Sie hatte jetzt nicht erwartet, dass er sie überschwänglich begrüßen würde, aber das er sie schlichtweg ignorierte, damit hatte sie auch nicht gerechnet. Ihr Laune sank immer mehr auf den Tiefpunkt und sie stocherte lustlos in ihren Nudeln rum. Hatte sie sich die letzte Nacht nur eingebildet oder war Jake wirklich so ein Arsch der sich nahm was er wollte und dann so tat als wäre nix passiert?

Nach dem Essen entschieden einige noch vor dem Nachtskifahren in die Oje – Bar zu gehen, nur Vanessa und Kathy blieben zuhause, sie wollten später am Lift auf die anderen stoßen. Auf ein Saufgelage hatte Kathy heut Abend eigentlich keinen Bock mehr, aber den Fackellauf der Skilehrer wollte sie auch nicht verpassen: Wenn alle Lichter am Hang ausgeschaltet waren und das einzige was noch leuchtete die Fackeln der Skilehrer waren die in ihrer einstudierten Choreografie den Hang runter glitten. Als die Meute das Haus verlies sah Kathy noch wie sich Monique ganz eng an Jakes Arm hing als sie die glatte Einfahrt runter liefen. Sofort kroch in Kathy wieder dieses ungute Gefühl hoch, eigentlich hatte sie sich den ganzen Tag über verboten über Monique nachzudenken, aber es half alles nichts. Im Wohnzimmer hörte sie Ivonne leise am Telefon sprechen, sie telefonierte jeden Abend mit ihrer Mutter oder Freunden. Heute war anscheinend mal wieder eine Freundin dran, denn sie hörte wie Pauls Name des öfteren fiel. Nachdem Kathy das Chaos in der Küche beseitig hatte legte sie sich mit einem Buch über die Geschichte des Dorfes – das hatte sie im Regal gefunden – in die Badewanne. Wenig später bereute sie das sie nicht einen von ihren Romanen mitgenommen hatte. In diesem Dorf war wohl auch schon vor hundert Jahren nix los gewesen! Ständig immer nur welcher Bauerssohn welche Bauersfrau geheiratet hatte und wo sie dann einen Hof gebaut hatten.... Seufzend legte sie das Buch zur Seite und schloss die Augen. Vielleicht lag es an der Wärme des Wassers oder an dem monotonen Gebrabbel von Ivonne im Nebenzimmer, jedenfalls merkte Kathy wie sie sich langsam richtig entspannte. Baden war immer schon eine ihrer liebsten Sachen zum entspannen gewesen. Und erst jetzt merkte sie wie diese ganze Grübelei über Jakes Verhalten heute sie ganz verspannt hatte werden. „So ein Scheiß! Da mach ich mir hier selber Stress nur weil so ein dahergelaufener Typ meint er müsste einen auf Casanova machen....“ schollt sie sich selbst. Leider wanderten ihre Gedanken auch immer wieder in eine bestimmte Richtung ab, egal wie sehr sich Kathy auch versuchte auf anderes zu konzentrieren, Jake und die letzte Nacht schlichen sich immer wieder in ihre Gedankenwelt. Schließlich stieg sie gefrustet aus der Wanne –„Na toll selbst das hast du mir jetzt vermiest!“.

Eine halbe Stunde später machten sich die beiden Mädels auf den Weg zum Skihang. Um zehn Uhr sollte der Fackellauf starten und bis dahin wollte man sich die Zeit noch in der kleinen Schirmbar, am Fuße des Skiliftes vertreiben. Als Ivonne und Kathy dort ankamen war von den anderen noch nichts zu sehen. Sie setzten sich und bestellten erst mal etwas zum aufwärmen. Die Schirmbar war schon gut gefüllt und auch einige junge Leute aus dem Ort waren da. Kathy und Ivonne erkannten einige Leute von ihrem Abend im „Kuhstall“ in Lienz wieder und schon bald saßen sie umringt von ein paar Einheimischen. Als schließlich Jake und die anderen auftauchten flirtete Kathy – falls man das so nennen konnte – gerade mit Steffen – einem Skilehrer aus dem Dorf und würdigte Jake keines Blickes. Was sie da gerade ritt wusste Kathy auch nicht so genau. Wollte sie Jake eins reinwürgen? Dafür das er sie heute den ganzen Tag über ignoriert hatte? Ihn Eifersüchtig machen? Wohl kaum, es hatte eher was mit verletztem Stolz zu tun, beruhigte sie sich schnell selbst. Steffen sah nicht schlecht aus, war lustig und ging auf den Flirt ein, was wollte man mehr?






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