Skiurlaub und andere Katastrophen - Teil 16

Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 25.06.2012


Kathy lag rücklings auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster über ihr. Von unten her drang leises Gelächter bis hoch in ihr Zimmer. Sie hatte sich unter dem Vorwand Kopfschmerzen zu haben früh von den anderen verabschiedet. Und Kopfschmerzen, die hatte sie auch, die Gründe waren allerdings keineswegs medizinischer Natur sondern saßen vielmehr unten am Wohnzimmertisch in Form von Jake mit seinen verdammten grünen Augen. Erst diese komische Reaktion vor Steffen heute Mittag am Eisiglu, er hatte sie noch nie Schatz genannt und vor allem nicht vor anderen. Steffen schien auch etwas perplex gewesen zu sein, denn er hatte sich auf einmal ganz schnell verabschiedet. Kathy derweil war stumm geblieben wie ein Fisch, denn das hatte sie erstmal verarbeiten müssen. Doch damit nicht genug. Was auch immer heute in Jake gefahren war, er war noch lange nicht damit durch. Erst hatte er sich beim Abendessen direkt neben sie gesetzt am Küchentisch um sie dann immer wieder »unabsichtlich« unterm Tisch zu berühren – und das obwohl er sie sonst in Gegenwart der anderen sie NIE berührte. Kathy war verwirrt, sie wusste nicht was Jake damit nun wieder bezwecken wollte. Ein paar mal hatte er ihr sogar direkt in die Augen geschaut, mit diesem süffisanten Grinsen um die Mundwinkel, so das jedem der nur halbwegs aufmerksam zusah, klar werden sollte das zwischen ihnen etwas lief. Zum Glück sah ihnen keiner zu - und zum Glück hatte auch keiner gesehen wie er sie geküsst hatte, als sie kurz alleine in der Küche war um sich ein neues Bier zu holen - und er ihr nachgekommen war. „Was soll das?“, hatte sie gezischt und ihn wütend angefunkelt. „Es war dein Plan das Ganze geheim zu halten, nun halt dich auch dran.“ Er grinste, „Entspann dich Hasenfuss – Ich hab einfach nur gute Laune“, drehte sich um und war wieder zu den anderen verschwunden. „Gute Laune?“ Verwirrt starrte sie ihm nach.

Später am Abend stand Jake auf der Terrasse und genehmigte sich eine der wenigen Zigaretten die er ab und an rauchte. Draußen war es inzwischen dunkel geworden und die Sterne waren über den Gebirgsketten zu sehen. Weiter unten im Tal konnte man das Licht aus den wenigen Häusern erkennen und es herrschte absolute Stille. Kurz darauf hörte er, die Terrassentür und Paul trat nach draußen. „Hast du auch mal eine Zigarette für mich?“ Jake reichte ihm schweigend die Schachtel über den Tisch. Paul zündete sich eine Zigarette an und lies sich dann neben Jake auf einen der Stühle fallen. „Schön hier!“ „Hhm…“ Eine zeitlang herrschte einvernehmliches Schweigen zwischen den beiden, bis sich Paul schließlich räusperte. „Sag mal Jake was läuft da eigentlich zwischen dir und Kathy?“ Jake stöhnt innerlich auf, er hätte wissen müssen das so was kommen würde, Paul war in dieser Hinsicht schlimmer als manche Frauen. Klatsch interessierte ihn immer. Er hätte sich nur gewünscht, dass es noch ein paar Tage gedauert hätte. „Wieso? Was meinst du?“, fragte Jake betont beiläufig. „Komm schon, du musst mich nicht für dumm verkaufen, dass da was zwischen euch läuft dachte ich mir schon, konnte man eben am Essenstisch auch nicht wirklich übersehen.“ Er schwieg kurz. „Außerdem hat mich dieser Skilehrer Steffen heute Nachmittag am Hang abgefangen. Hat euch zwei Turteltauben wohl am Eisiglu getroffen und da hättest du ihm wohl unmissverständlich klar gemacht das Kathy vergeben ist...“ Jake schwieg. Was sollte er auch darauf sagen? Er wusste ja selber nicht was ihn da heut morgen geritten hatte, ganz zu schweigen von heute Abend. „Eigentlich ein ganz netter Typ dieser Steffen. Er wollte nur sicher gehen, dass er keinen Stress verursacht hat und noch mal klar stellen, dass er nicht gewusst hat das ihr zusammen seid, sonst hätte er sich nicht an Kathy rangemacht“, sprach Paul weiter. Jake schnaubte verächtlich. „Wer’s glaubt wird selig...“ „Ich will dir da auch gar nicht reinreden, aber vielleicht solltest du es mal lieber was langsamer angehen lassen.“ Paul hatte seine Zigarette aufgeraucht und stand auf. Jake jedoch fuhr ihn genervt an. „Das sagst ausgerechnet Du! Also wenn ich mich nicht täusche, dann hat die liebe Ivonne die letzten Nächte auch nicht in ihrem eigenen Bett geschlafen.“ Selbst in der Dunkelheit konnte Jake Pauls Selbstzufriedenes Grinsen sehen, doch auf einmal wurde dieser wieder ernst. „Das ist was anderes, Ivonne und ich wissen beide, dass es hier nur um Spaß geht und auch nur solange wir im Urlaub sind. Es sind keine Gefühle involviert.“ Paul schwieg kurz, so als wäre er sich nicht sicher ob er weiter sprechen sollte. „Außerdem du solltest dir in deiner Situation dreimal überlegen, ob du es dir mit Monique verscherzt. Du weißt das sie es immer noch denkt aus euch würde mal was werden. Das sieht bei deiner Gerichtsverhandlung eh nicht gut aus für dich, und wenn Monique jetzt noch ihre Aussage zurückziehen sollte – und wir beide wissen, wozu diese Frau fähig ist wenn sie in Rage ist – dann wird die Luft für dich ganz schön dünn.“ Jake seufzte und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Das weiß ich doch auch Paul, aber so einfach ist das halt nicht...“ Gedankenverloren starrte er in die Ferne. Paul musterte ihn interessiert von oben herab. Plötzlich erhellte sich sein Blick. „Du magst Sie! Du magst sie wirklich!“ Seine Stimme klang fast ein bisschen ungläubig. Jake schaute irritiert auf. „Wen? Meinst du Kathy? Klar mag ich Kathy, warum sollte ich auch nicht? Sie ist nett und lustig und... und sexy“, fügte er zögernd hinzu. Leugnen war jetzt eh zwecklos. „Und außerdem, was soll das? Du magst sie doch auch. Eigentlich mag sie jeder...“Nach kurzem zögern fügte er hinzu „Naja, vielleicht bis auf Monique...“ Paul grinste. „Das meinte ich nicht. Dir liegt wirklich was an Ihr. Deswegen auch dieses bescheuerte Platzhirschverhalten und die ganze Geheimniskrämerei. Die Kleine hat es dir angetan!“ Jake war aus dem Stuhl hochgesprungen und baute sich drohend vor Paul auf. Der wich jedoch keinen Zentimeter zurück, sondern legte nur ein süffisantes Grinsen an den Tag. „So ein Quatsch!“ brauste Jake auf. „Wir verstehen uns nur einfach gut, genau wie bei dir und Ivonne! Es macht Spaß mit ihr – no strings attached. Aber was erzähl ich Dir das überhaupt? Geht dich eh nichts an.“ Paul wandte sich grinsend in Richtung Terrassentür. „Na dann ist ja gut. Reg dich nicht so auf, wir wissen ja wo dich das dass letzte mal hingebracht hat.“ Er wurde noch einmal ernst. „Ich sag dir ja nur, dass du vorsichtig sein sollst, wegen Monique. Ich bin ziemlich sicher das sie was ahnt. Wenn dir wirklich was an Kathy liegt, dann solltest du ihr reinen Wein einschenken und ihr erklären was passiert ist. Lange geht das sonst nicht mehr gut. Gefühle hin oder her, du solltest eine Entscheidung treffen.“ Mit dieser kryptischen Aussage verschwand er.






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