Skiurlaub und andere Katastrophen

Autor: blaine_chick
veröffentlicht am: 12.03.2012


Erleichtert blickte Kathy durch das Autofenster auf das winzige Bauernhaus. Wenigstens sah es in natura viel wohnlicher aus als auf dem alten Foto das sie in ihren Händen hielt. Das Haus war etwas abseits des Dorfes an einem Hang gelegen und gehörte Pauls Eltern. Mit der dicken Schneedecke und den winzigen Fenstern erinnerte es Kathy fast an ein kleines Hexenhaus mit Puderzuckerkruste. „Vom Balkon aus müsste man eigentlich einen schönen Blick auf das ruhig gelegene Tal haben. Auf den Schnee und die Berge“, dachte Kathy fast wehmütig. Leider würde es wohl in diesem Urlaub nicht viel mit der Ruhe und der Entspannung werden. Das Auto kam in der verschneiten Auffahrt zum stehen und mit einem zweifelnden Blick betrachtete Kathy ihre beiden Mitreisenden, die gerade aus dem Auto gestiegen waren. Wenn man ihre Cousine Monique mit einem Wort beschreiben müsste würde man wahrscheinlich zuerst an „schön“ denken. Groß, blond, Model-Maße - also das komplette Gegenteil von ihr selber: Klein, eher rundlich und mit einem - in der Regel - kaum zu bezwingenden hellbraunen Lockenkopf. Was sich ihre Mutter wohl dabei gedacht hatte Kathy dazu zu verdonnern ihren Winterurlaub mit Monique zu verbringen? Ihre Tante und Onkel waren erst vor kurzem wieder in den Raum von Köln gezogen und mit ihnen auch ihr »Goldstück« Monique. Kathy hatte sich schon so auf ihre zwei Wochen Winterurlaub gefreut, in denen sie nichts anderes hatte machen wollen als in ihrem Zimmer zu sitzen und ihrer heimlichen Leidenschaft - schnulzigen Liebesromanen lesen - zu frönen. Aber ihre Mutter hatte ja mal wieder andere Pläne. Als sie davon erfahren hatte, dass einer von Moniques Freunden ausfiel und nicht mit auf die Skireise der Clique ihrer Cousine fahren würde, schlug sie ihrer Schwester kurzerhand vor, das doch Kathy mitfahren könnte: „Sie und Monique haben sich doch früher so gut verstanden und das wäre doch die Gelegenheit damit sie mal wieder etwas Zeit zusammen verbringen könnten.“ Das früher vor ungefähr zehn Jahren gewesen war und die zwei sich damals schon nix zu sagen gehabt hatten, das hatten ihre Mutter und ihre Tante geflissentlich übergangen. „Und das Monique sich in eine richtige Ziege verwandelt hat, scheint auch dieser Tage keinem aufzufallen!“ murmelte Kathy leise mit einem Seitenblick auf ihr »Cousinchen«. Seit dem sie wieder im gleichen Dorf in der Nähe von Köln wohnten, war ihr Leben nicht mehr so schön ruhig wie früher. Monique gehörte ab dem ersten Tag der „coolen Clique“ im Dorf an und Kathy? Tja und Kathy eben nicht. Das hatte sie bis jetzt auch nie weiter gestört, doch ihre Cousine hatte Spaß daran, Kathy genau dies immer wieder vor Augen zu führen und ihr mit kleinen Gemeinheiten das Leben schwer zu machen. Kurz gesagt, die beiden konnten einfach nichts miteinander anfangen, aber trotzdem hatte Monique einwilligen müssen das Kathy mit in den Skiurlaub fuhr um ihre Mutter nicht zu verärgern. Das hieß aber noch lange nicht das sie Kathy auch dabei haben wollte, woraus sie auch keinen Hehl machte. Mit ihnen auf dieser bizarren Skireise waren noch Moniques beste Freundin Vanessa, ein befreundetes Pärchen Marc und Lisa und Paul dessen Eltern das Haus gehörte. Das Haus war zwar winzig aber innen erstaunlich geräumig. Das ihr zugewiesene Zimmer war das Kleinste und lag ganz unter dem Dach, mit einem kleinen Dachfenster durch das man Nachts den Himmel und die Sterne sehen können müsste. Kathy hatte Glück, das Zimmer für sich allein zu haben, wenigstens etwas in diesem Urlaub des Grauens: eine Rückzugsmöglichkeit ohne Monique!

Abends saßen sie alle zusammen beim Abendessen und besprachen die folgenden Urlaubstage. „Also, ich freue mich schon am meisten auf den Neuschnee und all die Apres-Ski-Action“ sagte Paul und sah dabei in Vanessas Richtung. Kathy wusste das der charmante Paul so schnell nichts anbrennen ließ und Moniques beste Freundin schien es ihm angetan zu haben. „Ja vor allem auf die Action“ murmelte nun Marc der zweite Mann in der Runde und sah seine Freundin Lisa dabei anzüglich an. Kathy musste bei Lisas erröten grinsen. Sie hatte die beiden auf einer Party in deren WG vor wenigen Wochen kennen gelernt, Tina eine Arbeitskollegin hatte sie damals mit auf die Party genommen. Lisa und Marc hatten sich nach langem hin und her dort endlich als Paar zusammengerauft, das hatte Tina ihr jedenfalls so erzählt. Wie es aussah brodelte das Feuer der Leidenschaft bei den zweien noch ganz gehörig. Kathy hatte Lisa vom ersten Moment an gemocht, doch wenn sie sich die zwei Turteltauben so anschaute, dann war es unwahrscheinlich Lisa mal alleine anzutreffen. „Schade das Jake nicht mitkommen konnte“ warf nun Vanessa ein. „Ja ich hatte mich auch schon auf ein bisschen »Action« mit ihm gefreut...“, murmelte nun Monique seufzend. Kathy wurde hellhörig. Dieser ominöse Jake hatte schon die ganze Autofahrt über die Gespräche zwischen Vanessa und Monique dominiert. Er war wohl ein Freund von Paul, der ihn auf einer Auslandsreise kennen gelernt hatte, und er hätte ursprünglich anstelle von Kathy mit in den Skiurlaub fahren sollen. Dies hatte Kathy schon in Erfahrung gebracht. Das eigentlich interessanteste war jedoch, dass Monique ein Auge auf ihn geworfen zu haben schien. „Dafür haben wir jetzt die hier am Hals“ Monique schaute missgelaunt Kathy quer über den Tisch an. „Jakes «Termin» ist doch erst in drei Wochen oder? Da hätte er doch noch mitkommen können?“ versuchte Vanessa schnell das Thema zu wechseln. „Ja aber seine Mutter war wohl richtig wütend wegen der ganzen Geschichte und hat ziemlich getobt. Du kennst doch seine Mutter, mit der ist schon so nicht gut Kirschen essen und wenn sie dann noch sauer ist, dann will ich nicht in seiner Haut stecken.“ Monique schaute Kathy erneut säuerlich über den Tisch an, als ob diese persönlich für das Fernbleiben dieses Jakes oder das Verhalten seiner Mutter verantwortlich sei.

Später lag Kathy im Bett und starrte durchs Fenster zu den Sternen hinauf, Ivonne, Paul und Monique waren ausgegangen und Lisa und Marc waren nach dem Essen schnell auf ihr Zimmer verschwunden. Der Urlaub hatte schon so schrecklich begonnen, aber wenn sie es geschickt anstellte, könnte sie ihren Urlaub wie sie ihn geplant hatte doch noch durchziehen. Keiner von den anderen schien besonderen Wert auf ihre Anwesenheit zu legen und da sie sowieso nicht vorhatte überhaupt in die Nähe eines Skiliftes zu kommen, könnte sie die nächsten zwei Wochen gemütlich lesend in ihrem Zimmer verbringen. Vielleicht zwischendurch ein bisschen spazieren gehen – die örtlichen Cafés der Reihe nach durchprobieren, abends mit den anderen mal einen trinken gehen. Ihre perfekte Vorstellung von Urlaub, nun leider zwangsweise mit Monique.

Am nächsten Morgen öffnete Kathy verschlafen die Augen, es war ihr als hörte sie leise Musik und wie jemand neben ihr die Seiten von einem Buch umblättern. „Das kann unmöglich sein schließlich bin ich ja alleine in meinem Zimmer“. Sie brauchte ein paar Sekunden um sich zu orientieren und erschrak. Auf dem anderen der zwei Betten, die in dem kleinen Zimmer Platz fanden, fläzte sich ein ihr unbekannter Typ mit Kopfhörern auf den Ohren vertieft in einen von ihren Romanen. „Na auch endlich aufgewacht?“ Der Typ hatte den Kopfhörer von den Ohren genommen und musterte sie nun interessiert. Kathy raffte ihre Decke an sich und rutschte soweit wie möglich zurück an die Wand und starrte ihn entgeistert an. Er war etwa in ihrem Alter, vielleicht ein paar Jahre älter, mit stechend grünen Augen - das eine im Moment von einem schönen Veilchen geziert - ebenmäßigen Gesichtszügen, schwarze kurz geschorene Haare und einem Drei-Tage-Bart, der ihn danach aussehen ließ als hätte er seit ein paar Tage nicht geschlafen. Ausgehend von seiner vollen Montur und der nicht zurückgeschlagenen Tagesdecke traf dies wohl auch auf diese Nacht zu. „Hhm anscheinend noch nicht wirklich wach.“ Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „W-Was machst du in meinem Zimmer?“ stammelte Kathy nun. „Ja das wollte ich doch gerade erklären, als ich heut Nacht hier angekommen bin, war dies das einzige freie Bett im Haus. Ich hoffe ich habe dich nicht geweckt.“ Skeptisch schüttelte sie den Kopf starrte ihn jedoch weiterhin unsicher an. „Man du schaust mich ja an als wollte ich dir weiß Gott was antun. Vielleicht sollte ich mich mal vorstellen. Ich bin Jake, ein Freund von Paul. Du musst Katherine sein, die Cousine von Monique.“ „Kathy, Ich werde Kathy genannt.“ Langsam beruhigte Kathy sich, seine Geschichte klang plausible und gehört hatte sie ja auch schon viel von ihm. Was zwar noch immer nicht erklärte warum er jetzt hier in ihrem Zimmer war und nicht – wie am Abend zuvor lautstark von Monique bedauert – in Köln. Er schaute sie immer noch aus diesen unverschämt grünen Augen an und Kathy wurde auf einmal bewusst wie sie aussehen musste. Ihre Locken waren ja auch sonst kaum zu bändigen aber kurz nach dem aufstehen... und hatte sie sich gestern überhaupt abgeschminkt? „Ich muss mal ins Bad“ Sie raffte die Decke um sich und machte den Anstand aufzustehen. „Was ist los? Mach ich dich etwa nervös?“ Um seine Mundwinkel spielte ein kleines Lächeln, das sich zu einem breiten Grinsen verbreiterte als er ihre unbeholfenen Versuche sah ihr Schlafanzug-Oberteil soweit herunter zu ziehen, das es ihren Rosafarbenen mit Winnie-Pooh bedruckten Shorts bedeckte. Ein Geburtstagsgeschenk ihrer besten Freundin. „Und das von einer Frau die solche Romane liest...“ Er warf beim aufstehen das Buch, dass er immer noch in seinen Händen hielt, auf ihr Bett und drängte sich an ihr vorbei Richtung Tür. Kathy tat instinktiv einen Schritt zurück und fand sich zugleich zwischen ihm und dem Türrahmen eingeklemmt. Erschrocken riss sie die Augen auf und starrte zu ihm hinauf. Sie hatte nicht erwartet das er so groß war, neben ihm kam sie sich fast klein und grazil vor. Ein Gefühl was sie nicht so häufig überkam. Er musterte sie noch einmal lasziv von oben bis unten, lies sie dann sprachlos stehen und ging grinsend in Richtung Treppe.





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