Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 25.04.2009


Ist es nicht seltsam,
dass wir viele Dinge erst richtig sehen,
wenn wir unsere Augen verschließen
und manchmal ein dunkler Schatten
etwas erst ins rechte Licht rückt?

Am Abend kehrte Maja zusammen mit ihren Freunden zurück ins Internat. Sie waren im Roxy gewesen und anschließend noch am Strand gewesen.
Stella mochte Marc und sie verstanden sich prächtig. Maja freute es, dass es so gut lief zwischen ihnen. Jo allerdings forderte ihn zu einem Volleyballmatch auf , den er dann aber 5:3 verlor. Um das wieder wettzumachen behauptete er, dass er viel weiter schwimmen konnte und Marc ließ sich darauf ein. Er wusste, dass Jo so lange weitermachen würde, bis er endlich gewann, und so tat Marc schon bei halber Strecke so, als könne er nicht mehr. Danach gab Jo sich zufrieden.
Maja fand das alles albern, aber doch recht unterhaltsam.
Sie setzte auf ihr Sofa und griff nach einem Buch. Jessica und Jasmin waren beide nicht da. Jessica war im Proberaum, Jasmin bei Miranda.
Miranda war ein Mädchen aus ihrer Klasse und sie schrieb immer nur Einsen. Es kaum jemanden, der sie mochte, aber das lag nicht an dem Grips, den sie besaß. Es war eher die Tatsache, dass sie herumlief, als kenne sie das Wort ‚Wasser' und ‚Seife' nicht. Sie hatte ständig fettige Haare, Pickel, soweit das Auge reicht, und Klamotten aus dem Altkleidersack. Das machte sie ziemlich ‚abstoßend', wie Jessica immer zu sagen pflegte.
Maja schlug gerade erst das Buch auf, da klopfte es zaghaft an der Tür. Maja bedeutete mit einem 'Herein!', dass die Person eintreten durfte.
Die Zimmertür wurde geöffnet und da stand ein gut aussehender Junge mit blonden Haaren, die ihm wirr vom Kopf abstanden. Es dauerte einen Moment, bis Maja diese Person als Jake erkannte.
Er stand in der Tür und starrte Maja an. Diese starrte zurück und versuchte ihm mit ihrem Blick klarzumachen, dass er verschwinden sollte, doch er tat es nicht. Entweder er verstand nicht oder er war einfach hartnäckig.
'Kommst du nun rein oder willst du dein ganzes Leben lang da stehen und mich wie blöde anglotzen?', sagte Maja schließlich und legte ihr Buch nun aus der Hand.
Jake betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte er sich neben sie und schwieg kurz, ehe er sagte: 'Du siehst gut aus. Neue Frisur?'
Klar, diesen Spruch kannte Maja. Das sagte jeder Typ, wenn er sich bei seiner Ex einschleimen wollte, aber bei ihr funktionierte das nicht, dafür hatte sie schon zu viele Filme gesehen.
'Was willst du?', fuhr sie ihn an, ohne auf sein Kommentar einzugehen. Jake vorzog bei Majas Worten leicht den Mund, beherrschte sich aber schnell wieder.
'Was habe ich denn getan, dass du so wütend auf mich bist?', fragte er und Maja verspürte den Drang ihm ins Gesicht zu schlagen, doch sie ließ es sein. Stattdessen antwortete sie in betont gelangweilter Stimme: 'Das weißt du ganz genau, Jake.'
'Hör mal', setzte Jake dann an, 'ich war damals noch ein kleines Kind, ich hatte keine Ahnung vom Leben. Ich war einfach eifersüchtig, als ich dich mit Fabio sah und ich weiß auch nicht, was da mit mir durchgegangen ist. Ich sagte doch, dass es mir Leid tut, verdammt. Wieso glaubst du mir nicht?'
Maja zuckte nur mit den Schultern. Ehrlich gesagt hatte sie schon seit geraumer Zeit nicht mehr über Jake nachgedacht oder weswegen sie wirklich so einen Hass auf ihn hatte. Wenn man es logisch betrachtete, war das gar kein Grund, aber Maja hielt sich an ihrer Vergangenheit fest. Das Bild von Jake, das sie sich damals gemacht hatte, kam immer wieder auf. Es fiel ihr schwer das unbeachtet zu lassen.
Es war das erste Mal, dass sie wirklich richtig mit Jake sprach. Naja, dass sie ihn aussprechen ließ und ihm auch zuhörte. Eigentlich hätte sie wieder dazwischen geredet, ihm gesagt, dass sie das nicht interessierte, aber irgendwas hinderte sie diesmal daran. Sie konnte nicht genau sagen was es war.
Plötzlich stand Jake auf strich sich seine Jeans glatt. Dann sah er Maja kurz wortlos an, ehe er sagte: 'Bitte, dann lasse ich dich eben in Ruhe. Wenn dir das alles nicht Beweis genug ist… - weißt du was? Wenn du jedem, der dich mal enttäuscht hat, keine zweite Chance gibst, dann wundert mich das auch nicht, wenn du hier keine Freunde mehr hast. Also dann, ich gehe dann mal. Bin wahrscheinlich völlig umsonst hierher gekommen. Wenigstens unsere Freundschaft wollte ich heute retten. Aber nein… was habe ich auch erwartet. Wirklich leichtgläubig von mir.'
Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
Sprachlos und irritiert zugleich sah Maja eine Weile lang auf den Fleck, auf dem Jake noch Minuten zuvor gesessen hatte. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder und mit jeden Mal wurde ihr mehr bewusst, was diese Worte bedeuten sollten.
Wenn du jedem, der dich mal enttäuscht hat, keine zweite Chance gibst, dann wundert mich das auch nicht, wenn du hier keine Freunde mehr hast, hatte er gesagt...
Verdammt, Maja. Was machst du nur für Sachen?!, warf sie sich selbst vor, als sie vom Sofa aufsprang und mit schnellen Schritten das Zimmer verließ.
Ihr Ziel war die Besucherabteilung. Sie musste unbedingt Jake sprechen und sich bei ihm entschuldigen, sich bei ihm bedanken für seine harten, aber ehrlichen Worte.
Irgendwo wusste sie, dass Jake nicht einfach so ihre Entschuldigung einfach so annehmen würde, doch sie hoffte das Gegenteil und klammerte sich an diesen kleinen Strohhalm. An einen Strohhalm, der mehrere Knicke hatte. Der sehr wahrscheinlich nicht mehr lange stehen würde.
Maja ärgerte sich über sich selbst. Wieso musste sie immer nur dann etwas merken, wenn man sie darauf hinwies?
Sie bedeutete Jake wirklich noch viel, aber sie war blind auf seinen Gefühlen rumgetrampelt, als wäre er - im wahrsten Sinne des Wortes - als wäre er nur ein Stückchen Scheiße.Menschen können sich ändern, dachte Maja verbissen und versuchte sich selbst zu glauben. Etwas in ihr rebellierte, doch gleichzeitig wusste sie, dass die das einzig Richtige tat. Sie musste Jake sprechen und ihm alles erklären. Selbst wenn er dann nichts mehr mit ihr zutun haben wollte. Sie musste es versuchen.
Der Flur der Besucherabteilung schien schier endlos lang zu sein. An beiden Seiten waren in regelmäßigen Abständen zueinander Türen, die in die einzelnen Zimmern führten.'Na dann, viel Spaß beim Suchen, Maja', sagte sie zu sich selbst mit einem sarkastischen Unterton, während sie die erste Tür zu öffnen versuchte. Angeschlossen.
Sie versuchte erst die rechte Seite des Flures, doch bei der zwölften Tür gab sie auf. Sie ging zurück an den Anfang und öffnete die erste linke Tür. Offen. Maja könnte sich ohrfeigen, dass sie nicht selbst darauf gekommen war, dass es eine linke Seite gab und es eines der ersten Zimmer sein müsste, da ja alle eigentlich frei sein müssten.
Sie lugte hinein. Das waren eindeutig die Sachen von ihrer Mutter. Der altmodische Koffer, der Geruch des Parfums, die ordentlich zusammengelegten Klamotten.
Sie schloss die Tür wieder hinter sich und öffnete die nächste. Und sie hatte Glück. Mit einem Blick auf die Uhr merkte sie, dass es Zeit um Abendessen war, aber das war ihr egal. Sie hatte Zeit.
Maja schaltete das Licht ein und schloss die Tür. Jakes Koffer lag unausgepackt auf den Bett und sie fragte sich, ob es ihn schon gepackt oder noch gar nicht mit dem Auspacken begonnen hatte.
Mit einer entschlossenen Handbewegung öffnete sie seine Tasche und begann damit sie auszuräumen, ohne wirklich zu realisieren, was sie da tat. Es war eher ein Reflex gewesen, der sie dazu trieb.
Plötzlich stieß Maja auf ein T-Shirt, dass ihr nur allzu vertraut war. Es war das braune T-Shirt, dass Maja ihm einst zu Weihnachten geschenkt hatte. Ordentlich, genau so, wie es sich für Jake gehörte, war es gebügelt und zusammengefaltet. Maja wusste, dass Jake seine Sachen selbst wusch, bügelte, faltete. Er kochte auch, half seiner Mutter bei der Hausarbeit und war somit das totale Gegenteil von seinem Bruder Jo.
Maja hatte diese Eigenschaft an Jake geliebt.
Während sie das T-Shirt eingehend betrachtete, fragte sie sich, warum er es mitgenommen hatte. Sie wusste aus zuverlässiger Quelle, dass es Jake nicht gefiel und er es deswegen nie trug. Deswegen irritierte sie die Tatsache, dass er es hierher mitgenommen hatte.

'Ist es nicht seltsam,
dass das Gegenteil von Liebe
die Gleichgültigkeit ist,
das Gegenteil der Gleichgültigkeit
aber auch der Hass sein kann?'

'Was machst du hier?'
Aus ihren Gedanken gerissen fuhr Maja herum und erblickte Jake, der nahezu lautlos die Tür geöffnet hatte und sie nun mit ausdruckslosem Gesicht ansah. Maja hasste es, dass man ihm nie ansehen konnte, was er dachte oder fühlte. Er ein so verdammt guter Schlauspieler…'Ich-… ich habe deinen Koffer ausgepackt. Dann musst du das nicht mehr machen', erklärte Maja mit dem kläglichen Versuch zu lächeln.
Jake zog eine Augenbraue hoch und nun sah sie etwas wie einen Funken Wut in seinen Augen. 'Was willst du noch? Hat es dir nicht gereicht, mich aus deinem Zimmer zu verjagen? Soll ich vielleicht draußen übernachten, damit du glücklich bist? Oder doch gleich ganz verschwinden?'
'Nein, ich -… wollte mit dir reden.' Majas Gesichtsausdruck wurde immer verzweifelter und sie vermutete, dass dies auch der Grund war, warum Jake sich schließlich auf ein Gespräch einließ.
'Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Mir ist gerade eben erst bewusst geworden, was für Mist ich gebaut habe. Du hattest Recht…'
'Meine Entschuldigung nimmst du nicht an', stellte Jake sachlich fest, 'aber deine soll ich annehmen. Komische Vorraussetzungen, findest du nicht?'
Dabei nahm er Maja das T-Shirt aus der Hand und stopfte es in seinen Koffer zurück. Gar nicht seine Art.
'Nein, ich meine ja, also…- was ich sagen will, ist, dass ich ein Idiot war. Und das ist mir durch dich erst aufgefallen. Du bist keinesfalls umsonst gekommen, Jake.'
Bei seinem eigenen Namen verzog Jake leicht das Gesicht und Maja befürchtete, dass er ihr verbieten würde, ihn beim Namen zu nennen, doch das tat er nicht. Stattdessen sagte er: 'Dir hat es vielleicht was gebracht. Aber was ist mit mir? Ich habe nichts, gar nichts von alldem. Nur mein Geld ausgegeben, mehr nicht.'
'Vielleicht ist ja doch noch was zu retten', sagte Maja zaghaft und der Ansatz eines Lächelns war zu sehen.
Jake sah sie fragend und skeptisch zugleich an. 'Das glaube ich nicht, Maja. Das ganze hier ändert nichts daran, dass wir nicht mehr zusammen sind.'
Maja entwich ein lautloses Seufzen. 'Du hast Recht. Diese Erkenntnis kam zu spät. Jake, ich empfinde einfach nichts mehr für dich. Warum verstehst du das denn nicht?'
Kurz herrschte Stille. Jake setzte sich neben Maja und diese musste entsetzt feststellen, dass sich sein Gesicht beim Sprechen schmerzlich verzog. Alle Wut und Gleichgültigkeit war verschwunden.
'Vielleicht will ich einfach nicht verstehen', sagte er leise und seine Stimme hörte sich nun nicht mehr so kräftig und bestimmt an.
Maja wusste nicht was sie sagen sollte. Sie hatte nicht mit einer solchen Reaktion von ihm gerechnet. Er gab sich nie verletzlich, war stets der coole, erfahrene Jake gewesen, so wie sie ihn kannte.
'Wir können aber Freunde bleiben, oder nicht?', schlug sie vor, weil ihr nichts besseres darauf einfiel. Etwas in ihr wollte einen Arm um Jake legen, doch ihr gesunder Menschenverstand protestierte dagegen.
'Du hast mich gehasst, Maja. Deine Reaktion heute passt nicht dazu. Du bist wahrscheinlich nur durcheinander und wirst morgen alles anders sehen', flüsterte Jake, ohne auf ihre Frage einzugehen. Es überraschte sie, dass er so was sagte.
'Nein', widersprach Maja, 'ich habe dich nicht gehasst. Es war kein Hass. Es war eher - Gleichgültigkeit.'
'Gleichgültigkeit kann einem manchmal mehr weh tun als Hass', bemerkte Jake.
Maja nickte schwach. 'Ich weiß. Und es tut mir Leid.'
Minutenlanges Schweigen.
Dann räusperte Jake sich, stand auf.
'Würdest du jetzt bitte gehen? Ich bin müde', sagte er schließlich und schien plötzlich wie verwandelt. Sein Gesicht war wieder diese undurchdringliche Maske, die er jeden Tag auflegte und die Maja so hasste.
'Aber Jake-…'
'Maja, bitte.' Er sah sie an. Es hatte etwas Flehendes.
'Okay', seufzte Maja und erhob sich schwerfällig. 'Okay, ich gehe. Jo müsste sowieso jede Sekunde kommen. Also dann, schlaf gut…'
'Du auch.' Jake begleitete sie zur Tür und als Maja auf den Flur hinausgetreten war, schloss es sie wieder.
Maja ging zurück auf ihr Zimmer, leicht benommen von dem gerade Erlebten. Jakes Reaktionen an diesen Abend waren mehr als nur seltsam. Erst hatte er ihr anders als erwartet zugehört und mit ihr normal geredet, und dann plötzlich war er wieder kalt und hatte sie ohne weiteres rausgeschickt.
Sie konnte nicht richtig verstehen, warum Jake so blitzartig wollte, dass sie verschwand. Ihr Gespräch war doch gut verlaufen, oder etwa nicht?
Mit dem Gedanken, am nächsten Morgen noch mal bei ihm vorbeizukommen, legte sie sich ins Bett und schaltete das Licht aus. Jessica und Jasmin schliefen schon.







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