Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 25.04.2009


Maja durchwühlte ihre Kommode, ihren Kleiderschrank, sah unter ihrem Bett nach und in ihrer Handtasche. Doch nirgends fand sie, nach dem sie gesucht hatte.
'Weiß jemand, wo mein Handy ist?', fragte sie, doch weder Jessica noch Jasmin konnten ihr die Frage beantworten.
Toll, jetzt komme ich auch noch zu spät, dachte Maja und verließ das Zimmer, während sie gleichzeitig ihre blonde Mähne bürstete. Sie und Marc wollten heute zusammen ins Roxy gehen und hatten sich für achtzehn Uhr verabredet. Nun war es aber schon halb sieben und Maja hasste es zu spät zu kommen. Es passierte ihr sonst nie!
Marja verließ die Schule und steuerte den Strand an, der merkwürdig leise und leer schien. Normalerweise war hier immer die Hölle los, weil das Roxy ziemlich beliebt war und das Wetter hätte nicht schöner sein können.
Nur Marc stand am Eingang der Bar und wartete.
'Geschlossen!', rief er, als Maja nah genug war, um seine Worte verstehen zu können. Missmutig sah er seine Freundin, dann das Schild and er Tür der Bar an. 'Sie renovieren da!''Na toll.' Maja sah sich um. 'Und jetzt?'
Marc zuckte mit den Schultern, doch plötzlich erhellte sich seine Miene und er sagte: 'Dann müssen wir wohl selbst irgendwas machen.'
Maja blickte ihn fragend an und überlegte gleichzeitig, was ihr Freund vorhatte. 'Wie meinst du das?'
Marc lächelte geheimnisvoll. 'Folge mir einfach. Der Weg wird vielleicht etwas anstrengend und lang werden, aber es wird sich lohnen. Es ist eines der schönsten Orte, die es im Umkreis von hunderten von Kilometern gibt. Das verspreche ich dir!'
Maja voran ging er durch den warmen Sand auf die Klippen zu. Dort angekommen ging er an der Seite entlang den kleinen Hügel hinauf, der eine Art weg auf die Klippen bildete. Dorten lagen viele kleine Steinchen, die Maja in die nackten Füße stachen, doch sie beschwerte sich nicht. Sie war viel zu neugierig, wohin sie nun gingen, als dass sie sich über so eine Kleinigkeit hätte aufregen können.
Marc ging erst die Klippen hinauf, blieb aber auf halber Strecke stehen, ging auf einen Busch zu, hielt seine Äste auseinander und legte somit einen weiteren, schmalen und kaum sichtbaren Weg frei, der an der Felswand hinunter führte.
Mit vorsichtigen Schritten versuchte Maja nicht nach unten zu sehen und war überrascht, als sie wieder Sand unter ihren Füßen spürte. Sie wollte sich umsehen, doch Marc hielt ihr die Augen zu.
'Gleich sind wir da. Oh man, du wirst vielleicht Augen machen!', lachte er und führte sie durch den Sand. Einmal musste sie sich bücken, doch schon kurz danach spürte sie, dass der Druck von Marcs Händen lockerer wurde und schließlich ganz verschwand.
'Du darfst jetzt gucken!', sagte er.
Maja öffnete ihre Augen, sah sich um.
'Wow!'
Sie standen auf einem kleinen Fleck Sand, umgeben von hohen Felsen, mit Blick auf das Meer. Ein kleiner Durchgang, der gerade mal auf Schulterhöhe war, ermöglichte es einem, diese Stelle zu erreichen. Im Hintergrund war eine kleine Höhle, hier und da wuchsen leicht vertrocknete Büsche. Und der Sonnenuntergang, der sich nun ihnen bot und sich im vor ihnen streckenden Meer spiegelte, machte dieses Bild vollkommen.
'Es ist wunderschön hier', sagte Maja und drehte sich um die eigene Achse. 'Wie im Paradies. Und der Sonnenuntergang, ich meine…'
Sie fand nicht die passenden Worte für das, was sie sagen wollte, doch das musste sie auch nicht. Marc wusste, was sie meinte, denn ihm ging es genauso, als er zum ersten Mal hier gewesen war.
Die Sonne ging langsam unter und tauchte die Landschaft in ein warmes Rot. Maja und Marc setzten sich zusammen in den Sand und beobachteten einfach, was um sie herum geschah. Den Sonnenuntergang, die Wellen, die Vögel.
Maja genoss es, hier mit Marc zu sitzen und einfach nichts zu tun. Das hatte sie in letzter Zeit nämlich nie machen können. Marc war ihr richtig ans Herz gewachsen. Sie mochte seine Gegenwart. Seinen Geruch, seine Stimme und seinen Atem. Sie konnte nicht genau sagen, wie sie das meinte, aber es war nun mal so.
Irgendwann verdunkelte sich der Himmel und die ersten Sterne tauchten auf. Maja legte sich auf den Rücken und brachte sich in eine gemütliche Lage.
'Sieh mal', sagte sie und zeigte dann auf den Himmel, während Marc sich neben sie legte und ebenfalls hinauf sah. 'Da ist die Milchstraße.'
'Ich kenne mich mit Sternenbildern nicht aus', lächelte Marc und streckte sich. 'Aber ich sehe da oben Buchstaben. Ein F zum Beispiel.'
'F wie Frieden oder Freundschaft.'
'Ja.' Marc nickte und kam etwas näher zu Maja. 'Und ich sehe noch ein L. Besonders deutlich.'
'Wo?'
'Da!' Marc fasste behutsam nach Majas Hand, hielt sie in die Luft und versuchte ihr in etwa zu zeigen, was er meinte. Bei dieser Berührung lief es Maja kalt einen Schauer über den Rücken.
'Oh, du hast Recht', stimmte seine Freundin zu, als auch sie den Buchstaben entdeckt hatte. 'Ein L. Wie Leben.'
'Wie Leid.'
'Wie Leidenschaft.'
'Wie Leblosigkeit.'
'Oder wie Liebe.'
Danach herrschte minutenlanges Schweigen. Maja hatte bemerkt, dass Marcs Worte alle ziemlich negativ und pessimistisch waren und sie fragte sich, was ihn dazu bewegte, an solche Dinge zu denken.
'Ich bin hier immer, wenn ich traurig oder verwirrt bin, oder Zeit zum nachdenken brauche', sagte Marc plötzlich in die Stille hinein und setzte sich langsam auf.
'Und?' Maja tat es ihm nach. Sie blickte auf das Meer hinaus und lächelte bei dem Anblick wieder. 'Wieso bist du heute hier? Bist du traurig? Oder verwirrt?'
Marc wiegte den Kopf leicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich dazu aufraffte ihr zu antworten. Seine Augen irrten ziellos über die Landschaft, ohne wirklich Haft zu finden.'Ja… und nein. Es-…' Er stockte. Seine Worte waren so leise, dass Maja Mühe hatte, ihn zu verstehen. 'Es ist schwachsinnig und kindisch, was mich beschäftigt, und doch will es mich einfach nicht loslassen… Du verstehst das sicher nicht. Ich verstehe es ja selbst nicht einmal.'Nun sah er sie an und Maja erkannte tiefe Trauer in seinen Augen. Sie sah, dass er sich missverstanden und hilflos fühlte und wusste einen Moment nicht, was sie tun sollte.'Vielleicht verstehe ich es doch', erwiderte sie schließlich ebenso leise und wich seinem Blick aus. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache und hatte irgendwo unerklärlicherweise Angst vor dieser Antwort, doch gleichzeitig war sie unheimlich neugierig und wollte zudem nicht, dass Marc traurig war. Sie wollte ihm helfen. Ob sie das konnte, war allerdings eine andere Frage.
'Naja. Es geht um-…' Wieder schien er zu überlegen und seine Worte mit bedacht zu wählen. 'Es gibt da so ein Mädchen und-… oh verdammt!'
Gleichzeitig sprangen Maja und Marc auf und griffen nach ihren Sachen. Ein plötzlicher Regenschauer fiel auf die Erde und nässte allein in wenigen Sekunden, in denen sie ihre Sachen zusammen packten, ihre ganzen Klamotten. Mit hasten Schritten eilten sie auf die kleine Höhle zu, die ihnen Schutz vor dem starken Regen bot, der erbarmungslos auf sie herab fiel und sich anfühlte, als stürzten tausende kleiner Steinchen vom Himmel.
'Sauwetter', beschwerte Marc sich und ließ sich auf einen großen Stein sinken. Alle Traurigkeit war verschwunden und nun war nur noch Ärgernis in seinem Gesicht zu erkennen. 'Ich schätze, wir können nichts anderes als hier zu sitzen und zu warten, bis sich alles wieder legt.'
'Sieht so aus', stimmte Maja widerwillig zu und setzte sich zu ihm. Ihre nasse Kleidung klebte unangenehm an ihrem Körper und der Wind sorgte dafür, dass sie fror. Unwillkürlich begann sie zu zittern.
Marc sah seine Freundin kurz schweigend an, ehe er seinen Pullover auszog und ihn Maja um die Schultern legte. Er selbst trug nun nur noch ein dünnes T-Shirt, das nicht allzu viel von dem Regen abbekommen hatte.
'Danke', sagte Maja leise und legte einen Kopf an seine Schulter. In Gedanken war sie bei dem Gespräch vorhin. Es gibt da so ein Mädchen…, sagte er und es versetzte ihr einen Stich. Eine Welle von Traurigkeit überschwemmte sie, doch sie ignorierte es großzügig.

Der Regen ging so plötzlich wie er gekommen war. Kaum waren zehn Minuten vergangen, da kehrte Stille ein und Marc rappelte sich auf. Mit einem Blick auf seine leuchtende Digitalarmbanduhr sagte er: 'Wir müssen jetzt langsam gehen. Es ist schon gleich 9 Uhr und das Abendessen haben wir auch verpasst. Jetzt verhungere ich.'
Maja sah ihn kurz an, ehe sie in die undurchdringliche Finsternis vor sich blickte. Dichte, schwarze Wolken verdeckten nun den Himmel und versperrten die Sicht auf die Sterne. Bei dem Gedanken, in dieser Dunkelheit durch die Gegend zu irren lief es Maja kalt den Rücken runter.
Marc schien zu ahnen, was Maja dachte, denn er sagte mit der Spur eines Lächelns: 'Keine Sorge, ich finde den Weg schon noch. Und alleine lasse ich dich hier sowieso nicht zurück!''Wenn ich hinfalle und mir ein Bein breche, dann trägst du mich!', entgegnete Maja und stieß sich vom Stein ab. Mit vorsichtigen Schritten tapste sie zu Marc und zusammen machten sie sich auf den Weg zurück.
War der Marsch auf dem Hinweg schon anstrengend und beschwerlich gewesen, so war dies nicht dagegen. Immer wieder blieb Maja in irgendwelchen unsichtbaren Löchern im Boden stecken, stolperte über Steine und stieß sich den Kopf.
'Wärst du nicht so tollpatschig, würde es auch nicht so lange dauern!', sagte Marc ruhig, als Maja sich zum zehnten Mal über ihre Missgeschicke geärgert hatte.
'Klar. Immer bin ich an allem Schuld.'
'Natürlich. Wer sonst?' Sein Lächeln war praktisch zu hören.
Nach zwanzig unendlich langen Minuten waren sie endlich in der Schule angekommen. Es herrschte nur noch wenig Betrieb da, die meisten waren auf ihren Zimmern oder im Gemeinschaftsraum.
'Bis morgen dann', sagte Marc und lächelte Maja an.
'Ja. Bis morgen.' Maja wollte schon gehen, doch dann hielt sie noch mal inne. 'Dein Pullover, willst -…'
'Behalt ihn ruhig.' Marc grinste schief. 'Der Pullover hat mir bis jetzt immer Glück gebracht. Vielleicht sollte ich diese Glück mit dir teilen.'
Und mit diesen Worten ging er davon.
Maja folgte ihm benommen, den zu großen Pullover über die Nase gezogen. Er roch nach ihm.







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