Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 17.05.2009


Hallo :)
Tut mir Leid, dass ich so lange drauf warten lassen habe, aber ich hab im Moment echt eine Schreibblockade und musste mich echt dazu zwingen, diesen Teil zu schreiben. Ich musste mir wirklich jeden Satz einzeln aus den Fingern ziehen & die Schule hat mir auch kaum Zeit zum Schreiben gelassen.. deswegen entschuldigt die schlechte Qualität ;) & sorry für den Doppelpost im 18. Teil.
Liebe Grüße, Alina

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'Scheiße, ich glaube, wir haben uns verlaufen!', sagte Charlie mit einem frustrierten Blick auf ihre schwarze Armbanduhr. 'Wir sollten schon längst da sein!'
'Hör auf zu meckern und hilf mir lieber mal', erwiderte Maja und sah sich um. Weit und breit waren nur Bäume und Büsche zu sehen. Waren sie wirklich schon so tief im Wald? 'Sonst kommen wir hier nie raus!'
'Nein, Charlie hat Recht!', entgegnete Tina hoffnungslos und setzte sich auf einen Stein. 'Alleine finden wir hier nicht raus. Lass uns einfach hier bleiben und darauf warten, dass die Jungs uns finden.'
Maja schnaubte. 'Bitte, wenn ihr hier bleiben wollt, tut das. Aber wenn euch irgendwas passiert, dann ist das nicht meine Schuld.'
Sie glaubte, dass die beiden nun doch mitkommen würden, doch sie machten keine Anstalten, Maja zu folgen, die einfach weiterlief, mit Taschenlampe und Rucksack. Sie sah sich um. Wo war sie? Suchte man schon nach ihnen? Oder saßen die Jungs gemütlich am Feuer und machten sich darüber lustig, dass die Mädchen den Weg nicht fanden.
Eigentlich hatte Maja nicht mitkommen wollen, doch Charlie hatte sie dazu überredet. Und vielleicht war es auch ganz sinnvoll, mal wieder was mit anderen Leuten zu machen, statt an Jasmin und Jessica zu kleben, als hätte sie keine anderen Freunde.
Tina war ungewöhnlich freundlich und Maja konnte es sich nur so erklären, dass Tina erkannt hatte, dass Maja gar nicht so übel war, wie sie immer gedacht hatte. Vielleicht hatte ja auch Charlie dabei ihre Finger im Spiel, denn dass Tina so ganz von alleine darauf gekommen war, konnte sie wiederum auch nicht wirklich glauben.
Maja hörte ein raschelndes Geräusch und blieb ruckartig stehen. Irgendwas hatte sich in dem Gebüsch einige Meter hinter ihr bewegt, ganz sicher. Sie drehte sich um und suchte die Gegend mit der Taschenlampe ab, doch nichts war zu sehen. Langsam wollte sie einen Schritt nach vorne machen, doch da war es wieder, dieses Geräusch. Als wenn jemand auf dem von Ästen und Blättern übersäten Boden lief. Ob Charlie oder Tina ihr gefolgt waren?
Wieder setzte sie einen Fuß nach vorne, doch in diesem Moment tauchten aus heiterem Himmel zwei Paar Hände auf und hielten ihr die Augen zu. Panisch schrie Maja auf und riss sich los; mit der Taschenlampe versuchte sie sich zu orientieren und - leuchtete genau dem Grund ins Gesicht, wegen dem sie eigentlich hier war: Marc.
'Erschreck mich nie wieder so!', sagte Maja und merkte, dass sie erleichtert war. 'Ich dachte schon, dass mich gleich ein Wolf überfällt!'
'Es gibt hier keine Wölfe.' Marc lächelte sie an. 'Wieso bist du denn gegangen? Als wir Tina und Charlie gefunden haben, warst du nicht da. Charlie meinte, du würdest den Weg schon alleine finden.'
'Wieso hast du trotzdem nach mir gesucht?', fragte Maja und zusammen mit Marc ging sie durch die Dunkelheit. Maja wurde nervös, doch sie versuchte es zu überspielen.
'Ich habe irgendwie geahnt, dass du dich verläufst', antwortete Marc grinsend und es hatte einen neckenden Unterton.
Maja antwortete nicht darauf, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Marcs Anwesenheit verhinderte plötzlich jeden sinnvollen Gedanken und Maja fragte sich, was los war. Sonst konnte sie doch auch mit ihm reden, selbst wenn sie alleine waren. Es hatte bis jetzt nie ein Problem dargestellt!
Sie betrachtete Marc aus den Augenwinkeln, weil sie sich nicht traute, ihn direkt anzusehen. Er sah irgendwie traurig aus, wie an dem Tag, als er mit ihr am Strand war und ihr etwas über ein gewisses Mädchen erzählen wollte… Sollte sie ihn vielleicht darauf ansprechen? Jetzt war schließlich niemand dabei. Später würden all seine Freunde dabei sein und Maja war sich sicher, dass er dann wieder so tun würde, als wäre nichts.
Vielleicht, dachte sie, will er es mir erzählen, weiß aber nicht wie er damit anfangen soll…'Marc? Ist irgendwas los?' Die Worte waren gesagt, ehe Maja sich überhaupt dafür entschieden hatte. Nun, da es raus war, hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Ihr kam das jetzt doch etwas zu persönlich vor.
Marc sah überrascht auf und wusste einen Moment nicht, wie er auf diese plötzliche Frage reagieren sollte. Er schüttelte leicht den Kopf und Maja befürchtete, dass damit alles gesagt war, doch dann öffnete er den Mund und sagte: 'Es ist nur-…'
'Da seid ihr ja endlich!' Das war Alex Stimme.
Maja war so damit beschäftigt Marc anzusehen und über ihn nachzudenken, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie inzwischen fast am Lager angekommen waren. Es war eine Lichtung, eine Feuerstelle befand sich in der Mitte und Baumstämme dienten als Sitzgelegenheit. Die Zelte waren inzwischen aufgebaut und Marcs ganze Clique hatte sich da versammelt.
Marc und Maja setzten sich zu ihren Freunden ans Feuer. Das Feuer war groß und warm und jetzt erst wurde Maja bewusst, wie kalt es diesen Abend doch war. Bei dem Anblick des vielen Essens, das sich ihr bot, knurrte ihr Magen leise, also griff sie nach einem der spitzen Stöcke, spießte Marshmellows auf und hielt sie wie die anderen ins Feuer, bis sie innen flüssig waren.
Tina redete die ganze Zeit über, als hätte sie gar nichts anderes in ihrem Leben getan. Sie erzählte von ihrem Urlaub auf der Karibik, von ihrem Vater, der Modedesigner war und sie deswegen immer die neuesten Klamotten besaß, von ihrem Schoßhund, dem sie immer die Krallen lackierte.
Alex hing ihr an den Lippen und kommentierte alles, was sie sagte, mit einem 'Cool!' oder 'Echt?'. Den Rest schien es nicht wirklich zu interessieren.
Irgendwann wechselten sie das Thema und aus ernsten Erzählungen wurden stichelnde Bemerkungen, Witze und peinliche Erinnerungen.
Maja konnte nicht wirklich mitreden, da sie erst vor kurzem auf das Internat gekommen war, doch sie hörte gerne zu. Sie fragte sich, wie es wäre, selbst dabei gewesen zu sein, eine von ihnen zu sein. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen, vielleicht wäre sie selbst auch ganz anders gewesen. Es war bestimmt ein tolles Gefühl von jedem geliebt zu werden, beliebt und geachtet zu sein.
Maja war zwar nicht unbeliebt gewesen in ihrer altern Schule, aber wirklich beliebt war sie auch nicht. Sie hatte ihre Freunde und war immer zufrieden damit gewesen. Sie hatte nie mehr gebraucht und war glücklich, doch hier war das irgendwie anders. Sie spürte, dass sie unbedingt dazugehören wollte und hoffte nun, es mit diesem Abend zu schaffen. Den ersten Schritt hatte sie getan - Tina mochte sie und das war erstmal die Hauptsache. Ohne ihre Zustimmung lief vieles nicht. Sie hatte gewissermaßen ‚das Sagen' und beanspruchte viele Entscheidungen für sich.
Wenn ich mich anstrenge, überlegte Maja, vielleicht wird sie mich dann ja als eine ihrer Freundinnen akzeptieren.
Doch im selben Moment, als sie das dachte, hätte sie sich ohrfeigen können. Sie wollte sich nicht für jemand anderen verstellen und bemerkte zu ihrem eigenen Entsetzten, wie egal ihr das plötzlich war.
Aber wenn du dazugehörst, wird er dir vielleicht noch mehr Beachtung schenken, versuchte Maja sich selbst zu überzeugen, doch eine andere Stimme flüsterte ihr zu: Hast du denn zu wenig Beachtung? Sieh, wer er dich in den Kreis mit aufnimmt!
Charlies spitzer Schrei lies Maja aufschrecken. Sie war völlig in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht mitbekommen hatte, was um sie herum geschehen war.
'Da ist was im Gebüsch!', sagte Charlie panisch und klammerte sich an Chris. 'Vielleicht ein Wolf!'
'Es gibt hier keine Wölfe', lächelte Maja, 'soll ich mal nachsehen?'
Chris schüttelte den Kopf und schüttelte Charlie ab. 'Lass nur, das ist bestimmt wieder nur ein Vogel.'
Das Geräusch wiederholte sich, es war deutlich das Rascheln von Blättern zu hören. Charlie schien nun wirklich aufgebracht zu sein und sah angsterfüllt durch die Gegend, doch nichts war zu sehen.
'Ich geh mal und guck nach was los ist', entschied Maja und stand auf.
'Pass bloß auf!', rief Charlie ihr sorgevoll hinterher und es schien einen Moment, als wolle sie Maja aufhalten. 'Vielleicht ist es ja doch ein Wolf!'
Lächelnd ging Maja auf die Stelle hinter den Zelten zu, aus der die Geräusche zu kommen schienen. Hier war es dunkel, die Zelte warfen große Schatten und machten es fast unmöglich etwas zu sehen. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die plötzliche Dunkelheit und sie sah sich neugierig um, doch da war nichts.
Langsam drehte sie sich um und wollte wieder gehen, doch völlig unerwartet griff eine Hand nach Majas Handgelenk und riss sie damit um. Sie unterdrückte einen Schreckensschrei und es dauerte einige Sekunden, bis sie verstand, dass vor ihr Jasmin stand. Sie atmete schwer, so als wäre die den ganzen Weg bis hierher gerannt.
'Maja, sie wollen dich reinlegen!', flüsterte sie aufgebracht und sah über ihre Schulter. 'Du musst hier weg! Glaubst du wirklich, dass du nur deswegen hier bist, weil du jetzt zu ihnen gehörst?'
Maja sah sie verständnislos an. 'Was redest du da? Wie bist du überhaupt hierher gekommen?'
'Sie wollen doch reinlegen!', wiederholte Jasmin atemlos. 'Sie wollen sich zu einem Idioten machen, zum Trottel der ganzen Schule!'
'Schon klar!', entgegnete Maja energisch. 'Du bist neidisch, was?'
'Nein Maja, bitte, ich-…'
'Maja? Wo bleibst du?', rief Charlies ängstliche Stimme und unterbrach Jasmin somit mitten im Satz.
'Komme schon!', antwortete Maja und wandte sich zum gehen ab, doch Jasmin hielt sie zurück und drückte ihr einen Zettel in die Hand. 'Hier, das ist der Brief, den du bei uns weggeworfen hast! Lies ihn, wenn du alleine bist, dann wirst du verstehen!'
Und mit diesen Worten verschwand sie zwischen den Bäumen. Einige Sekunden stand Maja reglos da, doch dann steckte sie irritiert den Brief in die Tasche und machte sich auf den Weg zu den anderen, die sie schon erwartet hatten.
'Und?', fragte Tina interessiert. 'Was war es?'
'Ein Wolf?', entgegnete Charlie und Maja zwang sich dazu, ihr nicht zu erklären, dass sie wohl nicht mehr vor ihr stehen würde, wenn es wirklich ein Wolf gewesen wäre.
'Nein', sagte die deshalb nur, 'ein Vogel, nichts weiter.'
'Ha!', rief Chris und strecke eine Hand raus. 'Ich hatte Recht. Her mit den zehn Euro!'Charlie, die wahrscheinlich auf einen Wolf gesetzt hatte, sah missmutig drein, als sie einen Zehneuroschein aus ihrer Hosentasche holte und ihn Chris überreichte.
'Ich glaube ich gehe jetzt schlafen', sagte Tina und streckte sich gähnend. 'Ich bin todmüde!'Auch der Rest schien sich schlafen legen zu wollen und so protestierte Maja nicht, obwohl sie gar nicht müde war. Es interessierte sie außerdem brennend, was in dem Brief stand und weswegen Jasmin so aufgebracht gewesen war.
Alex hatte nur drei Zelte mitgenommen, in denen je zwei Personen Platz fanden und so entschied Maja sich dazu, unter freiem Himmel zu schlafen, denn in dem Zelt wäre es zu dritt ziemlich geworden. Und so würde niemand Maja dabei stören, wenn sie den Brief las.Maja legte sich in den Schlafsack und wartete ungeduldig, bis alle Gespräche verstummt waren und selbst dann war sie sich nicht sicher, ob auch wirklich alle schliefen.Irgendwann, sie wusste nicht, wie lang sie angestrengt in den Himmel gestarrt und Sterne gezählt hatte, entschied sie sich dazu, nun den Brief zu lesen. Vorsichtig, um ja kein Laut zu erzeugen, holte sie ihn aus ihrer Hosentasche und wollte ihn gerade entfalten, als plötzlich ein Zelt aufging. Schnell schloss Maja die Augen und tat, als würde sie schlafen.
Sie hörte, wie jemand dicht an ihr vorbei ging und sich auf einen der Baumstämme setzte. Vermutlich war es der Maja gegenüber.
Maja wagte es nicht die Augen zu öffnen und so lauschte sie in die Stille. Das Schweigen tat beinahe weh und das Atmen fiel ihr schwer, da sie bedacht darauf war, keinen Ton zu erzeugen.
Plötzlich hörte sie sanfte Töne einer Gitarre. Sie erkannte die Melodie, doch der Titel wollte ihr nicht einfallen, so sehr sie sich auch darum bemühte. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, aber Maja konnte die Spur von Trauer in der Melodie raushören. Sie war sich sicher, dass sie sich das nicht nur einbildete, nein, die traurigen Töne drängten sich ihr praktisch auf und sie konnte nichts dagegen tun. Vorsichtig linste sie zu der Feuerstelle rüber und erkannte Marcs Umrisse, der mit dem Rücken zu ihr auf einem Baumstamm saß, die Gitarre in der Hand, leise zu der Melodie summend.
Einem Impuls folgend stemmte Maja sich langsam auf und versteckte den Brief in ihrem Schlafsack. Dann ging sie mit vorsichtigen Schritten auf ihren Freund zu, darauf bedacht, ihn nicht zu erschrecken.
Marc bemerkte Majas Kommen, doch er schenkte ihre keine Aufmerksamkeit. Völlig vertieft in die Melodie blickte er ins Feuer und schien kalt und abwesend zu sein.
Lange saßen sie schweigend nebeneinander und Maja genoss es, ihm beim Gitarrespielen zuhören zu können und einfach nichts sagen zu müssen. Sie wusste, dass diesen Jungen etwas schwer beschäftigte, mehr, als er zu zeigen wagte. Wovor hatte er solche Angst?

Maja hatte immer bemerkt, dass Marc sich, wenn sie alleine waren, immer anders benahm als mit seinen Freunden zusammen. Sie fragte sich, woran das liegen könnte und wer nun der echte Marc war. War es nun der Coole, oder doch eher der Sensible und Verständnisvolle, so wie sie ihn kannte?
Plötzlich verstummte die Melodie und Maja sah überrascht auf. Marc legte die Gitarre beiseite, stützte die Arme auf die Knie und den Kopf in die Hände. Den Blick hatte er immer noch starr in das Feuer gerichtet.
'Dir kann man echt gar nichts vormachen, was?', sagte er plötzlich leise und ein vorsichtiges Lächeln schwang in seinen Worten mit.
Maja antwortete nicht darauf, denn was Marc sagte, stimmte nicht. Ihr konnte man sehr leicht etwas vormachen - Jake hatte es immerhin auch geschafft…
'Willst du darüber reden?', fragte sie stattdessen und rückte ein Stück näher zu ihm. Das Feuer bot zwar Wärme, aber ihr war dennoch ungewöhnlich kalt.
'Nein, ich glaube nicht. Es ist schwachsinnig. Ich werde schon darüber hinwegkommen', antwortete Marc nach einer längeren Pause und es klang nicht sehr überzeugend.
'Manchmal ist es ganz gut, wenn man jemanden zum Reden hat', sagte Maja, 'so wie ich gestern mit dir reden konnte. Es hat mir sehr geholfen… Dafür sollte ich mich revanchieren.'Marc schien zu überlegen. Maja sah ihm an, dass es hinter seiner Stirn arbeitete, dass er das Für und Wider tausende Male gegeneinander abwog. Doch dann schien er sich endlich entschieden zu haben.
'Versprich mir, dass du niemandem etwas davon erzählst', sagte er dann vorsichtig, so als hätte er Angst etwas Falsches zu sagen und als würde er jedes Wort mit Bedacht wählen.'Versprochen', stimmte Maja zu und wartete gespannt darauf, dass Marc ihr nun erzählte, was ihn so beschäftigte. Doch dieser ließ sich reichlich Zeit, ehe er antwortete. Sie hatte schon befürchtet, dass er es sich anders überlegt hatte, aber plötzlich machte Marc den Mund auf und begann zu reden.
'Also, es-… gibt da ein Mädchen. Und ich-…' Er stockte und Maja hatte das Gefühl, dass er sich schämte, ihr zu erzählen, was ihn beschäftigte. Doch sie wusste, was er meinte, sie konnte sich ihren Teil dazu denken. Also nahm sie ihm das Reden ab, indem sie ihm eine Frage stellte.
'Kenn ich sie?'
Marc schüttelte den Kopf. 'Nein, du kennst sie nicht.'
'Erzähl mir von ihr. Wie ist sie so?', erwiderte Maja mit echtem Interesse und ließ das seltsame Gefühl in der Mangegegend unbeachtet. Sie wusste, was es bedeutete, doch sie wollte es sich nicht eingestehen. Das hatte Zeit, nun sollte sie sich erstmal Marc widmen.Dieser rupfte ein Grashalm vom Boden und begann nun, es in viele Einzelteile zu zerlegen. 'Sie ist humorvoll. Und verständnisvoll. Außerdem ist sie ehrlich, doch gleichzeitig hat sie irgendwas Geheimnisvolles. Ich kann es nicht beschreiben, es ist ihre ganze Art. Sie - sie bringt mich um den Verstand…' Marc stützte den Kopf in die Hände.
'Warum bist du denn dann so niedergeschlagen?', fragte Maja nun und hoffte, dass sie nichts Falsches sagte. 'Verliebt sein ist doch was Schönes.'
'Ja', erwiderte Marc und wandte sein Gesicht ab. 'eigentlich schon. Aber das ist was anderes. Das eine Problem hätte man ja noch überwinden können, aber das andere nicht.'
'Von welchem Problem sprichst du?', bohrte Maja nach und versuchte Marc anzusehen, doch er sah schnell zur Seite, als er ihren Blick bemerkte.
'Sie hat einen anderen.' Marc atmete tief aus, so als würden schwere Lasten mit diesen Worten von seinen Schultern fallen, es klang erleichtert.Maja schwieg. Auf einmal hatte es etwas Absurdes. Welch Ironie des Lebens. Sie saß hier vor einem Jungen, bei dem sie Herzklopfen bekam und hörte ihm dabei zu, wie er von einem anderen Mädchen sprach. Sie hatte einen anderen - er aber auch. Sie steckten genau genommen im selben Boot. Der einzige Unterschied bestand eigentlich nur darin, dass Marcs Seite ein größeres Leck hatte als Majas und somit eher zu Kentern drohte.
Wie es aussah, war es nun vollkommen sinnlos, Marc zu erzählen, was sie fühlte. Sie hatte war nie wirklich vorgehabt, aber irgendwie war sie nun doch ziemlich niedergeschlagen, dass es nichts bringen würde.
Es machte sie traurig, zu hören wie unglücklich Marc war. Und das wegen eines Mädchens. Sie hatte ihn doch sowieso gar nicht verdient, wenn sie sich einen anderen Typen aussuchte und Marc dafür stehen ließ. Sie hatte das nie getan…
'Maja? Was ist los?', unterbrach Marc leise Majas Gedanken und sie bemerkte, dass er sie irritiert ansah. 'Wieso weinst du?'
Sie weinte? Das hatte sie gar nicht gemerkt!
Maja strich sich hastig mit dem Arm über ihr Gesicht, um die Tränen wegzuwischen.Verdammt, denk nach! Überleg dir eine Lüge!, rief eine innere Stimme, während eine andere, leisere ihr zuflüsterte: Sag ihm die Wahrheit!
'Es ist nur', sagte sie und überlegte fieberhaft, doch dann kam ihr die rettende Idee, 'der Streit mit meiner Mutter, mit Jasmin und Jessica. Er nimmt mich ziemlich mit…'
Das war gar nicht gar nicht wirklich gelogen. Natürlich war es ihr nicht vollkommen egal, dass sie sich mit ihren Freundinnen und ihrer Mutter gestritten hatte, doch war das nicht der wahre Grund für ihre Tränen gewesen. Einen Moment fühlte sie sich schlecht, weil Marc so ehrlich gewesen war und sie ihn anlog, doch das Gefühl verschwand so schnell wie es gekommen war. Es wäre sicher besser für beide, wenn sie es für sich behielt, da hatte sie keine Zweifel.
Marc nahm Maja zögerlich in den Arm und sagte dann: 'Ich bin mir sicher, dass sich das schnell wieder legt. Nichts ist für immer.'
Maja überlegte einen kurzen Moment, ob Marc wusste, dass sie gelogen hatte und er der eigentliche Grund gewesen war, doch schon in der nächsten Sekunde setzte ihr Denken aus und sie lauschte seinem regelmäßigen Herzklopfen.
So verharrten sie eine Zeit und Maja kam es erst wie einige Minuten vor, als Marc sich plötzlich regte und den Griff lockerte.
'Ich gehe wieder schlafen', sagte er und stand auf. Dann ging er in Richtung Zelt und bevor er es von innen schloss, hielt er einige Sekunden inne und sagte dann: 'Danke.'
Maja wollte etwas erwidern, doch sie kam nicht dazu, denn er war schon verschwunden. Kurz sah sie ihm hinterher, doch dann stand auch sie auf und legte sich in den Schlafsack zurück. Den Brief hatte sie über die ganze Aufregung völlig vergessen und erinnerte sich erst wieder daran, als sie plötzlich spürte, dass sie sich auf etwas gelegt hatte.
Sie entfaltete den Brief mit tauben Fingern und las ihn im Schein der Taschenlampe.Hallo Chrissie!
Wie geht es dir? Mir geht's soweit ganz okay. Die Ferien habe ich bei meiner Mutter und meinem Vater verbracht, auch wenn sie kaum Zeit für mich hatten. Ich hatte ja noch meinen Hasen Leo, das ging in Ordnung.
Mich stört es, dass wir schon wieder drei Neue an unserer Schule haben. Sie heißen Maja, Jasmin und Jessica. Dass Jasmin hier ist, ist mir eigentlich relativ egal, sie ist keine große Konkurrenz für mich, aber bei Jessica und Maja sieht das ganze ganz anders aus. Also habe ich beschlossen, gleich alle drei irgendwie von der Schule zu verjagen. Meine ersten Pläne schlugen leider fehl, deswegen werde ich eine von ihnen erst zu meiner Freundin machen. Die andere wird dann sauer, ich und meine Freunde werden sie dann fertig machen und zum Schluss wird auch meine ‚Freundin' dran sein. Ich hoffe, du denkst jetzt nicht, dass ich irgendwie hinterhältig oder arrogant bin. Es ist nur, dass ich große Angst davor habe, dass sie mir alles kaputt machen, das verstehst du doch, oder? Außerdem will ich nicht, dass Marc, mein Ex, etwas mit ihnen anfängt. Das wäre schrecklich! Obwohl… ach egal. Naja, ich war auf jeden Fall nicht als Einzige an dieser Tat beteiligt, die Jungs haben mir geholfen. Auch wenn sie immer etwas falsch gemacht haben, aber das nehme ich ihnen nicht übel.
Lass mal wieder was von dir hören!
Alles Liebe, Tina
Maja starrte den Brief an, las ihn ein zweites Mal, ehe sie wirklich begriff, was in ihm stand. Wie konnte das sein? Sie dachte, sie wären Freunde! Tina und Charlie und Alex und Marc und Chris und- … ‚sie haben dich reingelegt'.
War das in dem Proberaum vielleicht gar nicht Jasmin? Klar, jetzt klang alles ganz logisch! Jedes Mal, wenn irgendwas passierte, tauchte Marc wie aus dem Nichts und half ihnen. So wäre natürlich nie jemand darauf gekommen, dass er zu den Tätern zählte.
Und wieso, verdammt noch mal, hatte er ihr nie erzählt, dass er mit Tina zusammen gewesen war?!

Ein lautes Geräusch ließ Marc aus dem Schlaf schrecken. Verschlafen rieb er sich die Augen und glaubte einen Moment, dass er sich das nur eingebildet hatte, doch dann hörte er, wie eine Mädchenstimme leise, aber dennoch gut hörbar murmelte: 'Verarschen… nicht mit mir…'Langsam öffnete Marc sein Zelt und entdeckte Maja, die hektisch ihre Sachen zusammenpackte und sich dann aufrichtete, um den Platz zu verlassen.
Marc krabbelte aus dem Zelt. 'Maja? Wohin gehst du?'
Maja drehte sich erschrocken um, fasste sich jedoch schnell wieder. Sie warf einen zerknüllten Brief auf den Boden und sagte, bevor sie in der Dunkelheit verschwand, wütend: 'Von euch lasse ich mich nicht verarschen. Nicht noch einmal!'
Irritiert stand Marc einige Sekunden reglos da, dann hob er den Zettel langsam auf und entfaltete ihn. Er las ihn mehrere Male und fragte sich mit jeder Minute mehr, wieso er sich überhaupt noch mit Tina abgab. In diesem Brief standen nur Lügen drin - naja, fast nur Lügen. Und seit wann war er denn Tinas fester Freund?! Wegen ihr war Maja nun wütend auf ihn, dabei hatte er gar nichts getan - oder hatte sie herausgefunden, wer das mit den T-Shirts gewesen war?
Plötzlich öffnete sich eines der Zelte hinter Marc und Tina steckte verschlafen den Kopf heraus. Ihre schwarzen Haare standen ihr wirr von Kopf ab. 'Was ist los?'
'Das sollte man eher dich fragen. Und wag es ja nicht, mich noch einmal anzusprechen, bevor du eine Erklärung für das Ganze hast', entgegnete Marc finster, zerknüllte den Brief und warf ihn Tina, die sich langsam aus dem Zelt zwängte, vor die Füße.

So zerstreut, wie Maja im Moment war, bekam sie gar nicht mit, dass sie die Hälfte ihrer Sachen auf dem Weg zur Schule verlor. Doch dies kümmerte sie reichlich wenig, sie hatte größere Sorgen. Wie konnte Marc das nur tun? So war er doch gar nicht! Oder hatte er Maja nur dein ‚sensiblen Marc' vorgespielt, weil es seine Tina von ihm wollte?! Es wäre zumindest eine logische Erklärung gewesen…
Maja machte sich keine Mühe, leise zu sein und ging polternd durch das Schulgebäude auf ihren Flur zu, in der Hoffnung, dass Jasmin noch nicht schlief. Doch in dem Zimmer herrschte Dunkelheit und so machte Maja sich betreten auf den Weg in ihr Zimmer. Sie hätte alles dafür getan, wieder zu Jasmin und Jessica ziehen zu können. Alles. Es machte ihr sogar nicht mal was aus, dass sie einfach ihren Koffer gepackt hatten.
Maja öffnete die Zimmertür, die zu ihrer eigenen Überraschung nicht abgeschlossen war, und eine kühle Brise strich ihr sanft durch das blonde Haar. Die Balkontür stand offen. Irritiert schaltete sie das Licht ein und sah sich kurz um. Irgendwas schien sich verändert zu haben. Doch die Poster hingen noch an Ort und Stelle, die Klamotten waren immer noch dreckig und die Betten ungemacht.
'Ich habe gewusst, dass du vernünftig wirst', ertönte plötzlich eine Stimme und Maja schreckte auf. Jasmin betrat das Zimmer durch die Balkontür.
Völlig verdattert wusste Maja einen Moment nicht, was sie sagen sollte. Doch dann setzte sie sich wortlos auf das Bett, Jasmin tat es ihr nach.
'He', sagte sie plötzlich, als sie eine Träne auf Majas Wange entdeckte, und nahm ihre Freundin in den Arm, 'sie sind eben nichts für dich. Du hast bessere Freunde als diese verdient, glaub mir.'
'Ich war so ein Idiot', sagte Maja leise, 'wie kann man nur so naiv und blind sein? Ich dachte, sie mögen mich, dabei haben sie nur versucht, mich von dieser Schule zu verjagen. Ich wollte nie, dass es so weit kommt… es tut mir wirklich Leid, Jasmin…'
Jasmin lächelte leicht und umarmte Maja fest.
'Freundinnen für immer?', fragte sie dabei leise.
'Für immer', bestätigte Maja und erwiderte die Umarmung.
'Schön, dass ihr euch vertragen habt, Mädchen', ertönte plötzlich eine strenge Stimme aus der Tür und ließ Maja und Jasmin zusammen zucken, 'aber ich würde jetzt liebend gerne erfahren, wo die anderen stecken.'
Mr. Baker stand in der Tür.







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