Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 17.04.2009




Hallo! :)
Bevor Missverständnisse auftreten - ich bin ~Alina~. Ich habe meine alten Geschichten löschen lassen, weil ich sie umgeschrieben habe und sie nun hier enstellen will. Der Schreibstil in den früheren Geschichten war grottenschlecht, weil ich erst 12 war, als ich die Geschichten geschrieben habe, also habe ich überlegt, fang ich nochmal von vorn an.Die Geschichte 'Beautiful mess' ist ursprünglich 'Chaos und Liebe' gewesen, enthält also viele gleiche Szenen, auch wenn sie eine völlig andere Wendung nimmt. Ich hoffe, dass das niemanden stört! :)
Hinweis aufgrund des Urheberrechtes: Die Zitate ('Ist es nicht seltsam [..]) habe ich dem Gedicht '12 Fragen' von Gerhard Feil entnommen.
Hoffe auf viele Kommentare, konstruktive Kritik ist erwünscht! :)

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'Ist es nicht seltsam,
dass wir vom Glück glauben
wir hätten es verdient,
aber vom Unglück denken,
es wäre nicht gerecht?'

Dafür, dass es erst Frühling ist, ist es ganz schön warm, dachte Maja, als sie sich ins grüne Gras setzte und ihre schlanken Beine von sich streckte. Schwungvoll strich sie ihre blonden Locken über die Schulter und ließ sich auf den Boden sinken. Mit geschlossenen Augen lauschte sie eine Zeit lang den Vögeln, die die ganze Stadt mit ihrem Gesang füllten. Es hatte eine beruhigende Wirkung. Sie hatte den ganzen Tag eine seltsame Unruhe in ihr gespürt, die sie sich nicht erklären konnte. Sie hatte das Gefühl, dass etwas Schreckliches, gegen ihren Willen sprechendes passieren würde. Doch in diesem Moment, in dem sie im Park auf der Wiese lag, schien sie viel zu glücklich und der Tag zu schön zu sein, als dass es noch etwas Schlimmes hätte passieren können.
Maja fiel in eine Art Trance und kam dann erst wieder zu sich, als sie einen kalten Schatten über ihrem Gesicht spürte und im nächsten Moment berührte eiskaltes Wasser schon ihre nackten Beine. Kreischend sprang sie auf und sah sich nach hektisch dem Übeltäter um.'Na, gut geschlafen?'
Ihr bester Freund Jo stand vor ihr, sichtlich darum bemüht, nicht auf der Stelle loszulachen, und sah Maja unschuldig mit großen Hundeaugen an. Maja schnappte sich ihren Pullover, den sie heute sowieso nicht mehr gebrauchen würde, und trocknete murrend ihre Beine ab.'Mach das nicht noch mal mit mir!', sagte sie und jetzt, da sie wieder trocken war, brachte auch sie ein kaum sichtbares Lächeln zustande. Sie machte einen Schritt auf ihren besten Freund Jo zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Dann lösten sie sich voneinander und Maja legte ihren feuchten Pullover auf das Gras, damit er schneller trocken wurde.
'Was machst du hier?', fragte Jo und setzte sich ins Gras. Maja tat es ihm nach.
'Ein bisschen das schöne Wetter genießen', antwortete sie, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: 'Und eine Auszeit von Konrad einlegen.'
Jo lachte. Er wusste, dass Maja ihren nicht ganz offiziellen Stiefbruder hasste wie die Pest und konnte es ihr auch nicht verübeln. Konrad war wirklich eine echte Nervensäge, und auch wenn er etwa im gleichen Alter wie die beiden war, schien er geistig etwa fünf Jahre zurück zu liegen.
'Verstehe.' Jo nickte. 'Ich wollte mich eigentlich mit Ina hier treffen. Verspätet sich mal wieder, wie's aussieht. Sie sollte schon vor einer halben Stunde hier sein!'
'Du kennst doch meine Cousine, Jo', lächelte Maja und rappelte sich langsam auf. 'Wenn sie nicht immer zu spät kommen würde, wäre sie nicht die Ina, wie wir sie kennen.' Mit einem Blick auf die Uhr griff sie nach ihrem Pullover, stopfte ihn in die Tasche und sah sich um.'Ich muss dann mal los', sagte sie. 'Ich hab Mum versprochen, um vier Uhr wieder zuhause zu sein.'
'Ich ruf dich später noch mal an', versprach Jo und stand nun ebenfalls auf. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich durch das kurze, blonde Haar, das im leichten Wind kaum merklich hin und her wippte. Seine Augen blitzten geheimnisvoll. 'Muss dir nämlich noch was erzählen. Bis später!'
Als Maja sich auf den Weg zu ihrem Fahrrad machte, das ganz in der Nähe an einem Baum lehnte, sah sie Ina, die nun vergnügt lächelnd auf ihren Freund zuging. Die beiden sich echt ein süßes Paar, schmunzelte Maja und fuhr los. Der steinige Boden knirschte unter ihr, und es dauerte eine Weile, bis Maja den leeren Park verlassen hatte und nun in Richtung Stadt fuhr. Doch kaum hatte sie den Park hinter sich gelassen, war plötzlich dieses Gefühl der Unruhe wieder da, und nicht einmal der angenehme Fahrtwind vertrieb es.
Je näher sie ihrem Haus kam, desto stärker wurde dieses Gefühl und als Maja schließlich ankam und von Fahrrad stieg, zitterten ihre Beine leicht. Sie schob das Fahrrad in die Garage und schloss die Haustür auf. Im Haus war es merkwürdig still.
'Mom?', rief Maja durch das Haus, als sie die Tür hinter sich schloss und einen Schritt nach vorne trat, doch sie bekam keine Antwort. Vielleicht ist sie einkaufen, dachte sie, merkte jedoch gleichzeitig, dass ihr dieser Grund nicht ausreichend genug war.

Mit vorsichtigen Schritten, so als würde überall Glas liegen, ging Maja zur Garderobe und zog da ihre Schuhe langsam. 'Mom, bist du da?', rief sie dabei nochmals. Doch wie erwartet blieb die Antwort aus.
Als Majas knurrender Magen sie freundlicherweise darauf hinwies, dass sie seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, steuerte sie automatisch die Küche an. Dabei sah sie sicherheitshalber noch in das Wohnzimmer. Vielleicht ist Mom ja eingeschlafen, dachte sie, doch von ihr war auch dort keine Spur.
Gerade wollte sie den Kühlschrank öffnen, als sie in der Bewegung inne hielt. An der Kühlschranktür war eine Nachricht von Majas Mutter. Auf dem kleinen, zerknitterten Zettel stand:
Bin bei Richard.
Essen steht im Backofen.
In Liebe, Mom
xxx
Ohne es wirklich zu bemerken, atmete Maja erleichtert aus. Dann nahm sie sich die noch warme Lasagne aus dem Ofen und setzte sich an den kleinen Tisch, an dem höchstens vier Personen Platz fanden. Sie fragte sich, wie es werden würde, wenn Richard und Konrad demnächst hier einzogen. Es gab kein freies Zimmer für Konrad, und Maja befürchtete, dass sie dann mit Jacky, ihrer großen Schwester, in ein Zimmer musste. Dieser Gedanke gefiel ihr überhaupt nicht.
Sie griff nach der Gabel, doch noch bevor sie anfangen konnte zu essen, fiel ihr Blick auf einen langen Brief, die auf dem Stapel Zeitungen auf dem Tisch lag. Argwöhnisch und neugierig zugleich legte sie die Gabel wieder zur Seite und griff danach. Der Brief war an ihre Mutter.
Was darauf stand, jagte Maja einen kalten Schauer über den Rücken:

Internat Gravental

Sehr geehrte Sylvia Parker,
vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Internat Gravental. Auf Ihren Wunsch hin haben wir Ihnen eine Anmeldung beigelegt und zählen in diesem Brief noch einmal die wichtigsten Dinge auf:
Das Internat Gravental ist eine Schule, die durch intensives Lernen den Schulstoff schneller durchnimmt als andere Schulen. Dies geschieht durch einen gut durchdachten Lehrplan und ist auf die Zusammenarbeit von Schülern und Lehrern angewiesen. Die Lehrerschaft besteht hauptsächlich aus weiblichen Lehrerinnen, doch dies wird sich in der nächsten Zeit ändern. Die Schüler und Schülerinnen sind dazu verpflichtet, regelmäßig am Unterricht teilzunehmen. Fällt ein Schüler durch gehäuftes Fehlen auf, werden die Eltern kontaktiert und der Schüler bekommt eine Zusatzaufgabe. Schlimmstenfalls wird dieser Schüler von der Schule verwiesen.
Haustiere wie Hunde, Katzen oder größere Vögel sind nicht erwünscht. Anderseits kann man Kanarienvögel, Mäuse u. ä. mit Einverständnis der Zimmergenossen halten. Dabei sollte man darauf achten, dass sie sich nicht frei im Schulgebäude aufhalten. Ist dies der Fall, droht Nachsitzen oder Rauswurf des Haustieres.
Drei mal am Tag gibt es etwas zu Essen. Wer zu spät kommt, muss auf das jeweilige Essen an diesem Tag verzichten. Eine Verbindung zu anderen ist durch Handy und E-Mails möglich. Jeden zweiten Samstag im Monat ist ein Besuch von den Eltern / Beziehungsberechtigten erlaubt, die dann in den freien Zimmern übernachten werden.
Wir eine Regel verletzt, werden Ausflüge oder auch Besuche gestrichen.
Wie Sie sehen können ist das Internat Gravental eine strenge, aber dennoch gute Schule. Unser Motto lautet: Praktisch ist besser als schriftlich, d.h.: Uns liegt viel daran, dass die Schüler an praktischen Übungen teilnehmen, denn so können wir die Fortschritte genauer beobachten. Deshalb werden öfters Ausflüge gemacht oder Projekte durchgeführt. Weite Infos dem Internat bezüglich finden sie auf unserer Homepage.
In der Hoffnung, auch Ihre Tochter bald auf unserer Schule willkommen zu heißen, verbleibe ich.
Mit freundlichen Grüßen
Mr. Baker
Direktor

Maja schluckte schwer.
Sie tut es also doch, dachte sie verbissen und starrte angestrengt auf das Blatt Papier, dass sie immer noch in ihren zitternden Händen hielt, als hoffe sie, da etwas völlig falsch verstanden zu haben. Doch die der Sinn blieb auch nach dem dritten und vierten Lesen derselbe. Sie will mich tatsächlich loswerden.
Maja wusste nicht, wie lange sie nur dasaß.
Jacky, dachte sie wütend. Es war Jackys Schuld. Warum musste sie auch nur mit dieser grandiosen Idee kommen, sie auf ein Internat zu stecken?! Aber es sollte Maja eigentlich gar nicht erst wundern. Ihre Mutter und ihr neuer Freund Richard brauchten noch ein freies Zimmer. Für Richards Sohn Konrad. Nun mal ehrlich, was war Konrad denn für ein Name? So nannte man vielleicht eine Ratte, einen Vogel oder einen Fisch, aber doch keinen Menschen. Obwohl - sie war sich nicht ganz sicher, ob man Konrad überhaupt als einen Menschen bezeichnen konnte.
Maja wurde unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als sie hörte, wie jemand die Haustür aufschloss, und einige Sekunden später war Jackys schallendes Gelächter bis in die Küche zu hören. Sie war wohl nicht allein, wahrscheinlich war ihr Freund Jack bei ihr (der Zufall, dass sie beide einen ähnlichen Namen hatten, war auch Maja heute noch unerklärlich).Maja verstand gar nicht, warum die Männer bei ihrer Schwester nur so Schlange standen. So toll war Jacky doch gar nicht. Gut, sie hatte eine tolle Figur und lange, seidene Haare, aber das war auch schon alle positive an ihr. Ihre Ohren waren viel zu groß für Majas Geschmack, und sie war etwa so freundlich wie ein übellauniger Kampfhund. Dass sie da noch genug Freunde hatte, um den halben Tag am Telefon zu verbringen, wunderte Maja dann doch ein bisschen.
'Oh, Maja. Was machst du denn schon hier?', ertönte Jackys Stimme und ließ Maja aufsehen. Sie stand in der Küchentür, dahinter druckste Jack ungeduldig vor sich hin. Hatte er es eilig?Jacky ließ Maja nicht einmal antworten. 'Weißt du nicht zufällig, wo Mom ist? Ich wollte sie fragen, ob Jack und ich - …'
Doch plötzlich stockte sie und sah auf den Brief, den Maja immer noch in der Hand hielt. Misstrauisch kam sie näher. Ihre Schuhe hatte sie noch an, sie wollte anscheinend nicht lange bleiben. 'Was ist das?'
Statt auf ihre Frage zu antworten, faltete Maja den Brief zusammen und sah ihre große Schwester mit schmalen Augen an. 'Das müsstest du doch am besten wissen!'
'Ich verstehe nicht…'
Maja stand auf und musste sich Mühe geben, nicht auf der Stelle loszubrüllen oder etwas Falsches zu sagen. 'Ist jetzt auch egal. Wenn ich endlich auf diesem verdammten Internat bin, hast du genug Zeit, um über all das hier nachzudenken.'
'Internat?' Jacky sah verdutzt drein, doch dann schien ihr ein Licht aufzugehen. 'Hat Mom wirklich…? Ich meine, sie hat…?'
'Ooh ja, das hat sie!', entgegnete Maja wütend und zwängte sich an Jack, der nun interessiert in der Küchentür stand, vorbei, ohne noch ein Wort zu sagen. Sollte Jacky doch ein schlechtes Gewissen haben!
Mit großen Schritten ging sie auf ihr Zimmer und beachtete die Rufe ihrer Schwester nicht, die einen Moment den Anschein machte, ihr folgen zu wollen. Doch dann schien sie es sich anders zu überlegen und verschwand wieder mit Jack.
Maja ging ans Fenster und sah, wie Jackys Freund ihr die Tür seines Wagens aufhielt, und diese albern kichernd einstieg. Jack und Jacky waren schon eine halbe Ewigkeit zusammen. Naja, seit etwa zwei Jahren. Aber selbst das war für Jacky eine beachtliche Zeit, denn sie hatte vor Jack einen Haufen anderer Freunde gehabt. Einmal hatte sie sogar innerhalb einer Woche zwei neue Freunde gehabt. Doch diese Beziehungen gingen so schnell in die Brüche, wie sie zustande gekommen waren.
Es schien, als wenn es zwischen Jack und Jacky diesmal etwas ganz besonderes war. Noch nie hatten sie sich gestritten, waren immer einer Meinung, taten, dachten und mochten dasselbe. Irgendwie gruselig.
Mit einem Seufzer ließ Maja sich auf das Bett fallen und nahm ihr Handy in die Hand. Sie wollte Jo und ihre beste Freundin Stella anrufen. Sie sollten von der grandiosen Idee, Maja auf ein Internat zu stecken, erfahren. Und Maja würde ihre Mutter und Jacky keinesfalls schön reden! Sie hatte schon Jos Nummer gewählt, als sie doch wieder auflegte und das Handy beiseite legte. Vielleicht, dachte sie, vielleicht ist da ja doch noch was zu machen!Mit hastigen Schritten lief Maja die Treppe hinunter zurück in die Küche. Sie sah auf die Uhr. Halb fünf. Sie hatte also noch zwei Stunden. Dann mal los!

Angespannt saß Marc an seinem Schreibtisch und sah gebannt auf den Display seines Handys. Seit etwa zwei Stunden schon wartete er auf einen Anruf, doch dieser kam nicht. Eigentlich sollte Marc jetzt auch noch seinen Wecker reparieren, der seit jäher Zeit nicht mehr funktionierte, aber darauf hatte er keine Lust. Er nahm es lieber in Kauf, morgen wieder zu spät zum Unterricht zu kommen.
'Hey, Marc!', ertönte eine Stimme hinter ihm und ließ ihn ruckartig zusammenzucken. Es war Alex, Marcs bester Freund und gleichzeitig Zimmergenosse. 'Willst du dein Handy hypnotisieren oder was?'
'Nee', brummte Marc zurück und gab das Warten auf. 'Ich habe nur auf einen Anruf gewartet. Der kommt aber wahrscheinlich nicht mehr.'
'Welcher Anruf?' Alex sah Marc misstrauisch an, und dieser konnte ihm das nicht verübeln. Eigentlich wussten die beiden alles von einander und der erwartete Anruf verunsicherte Alex sehr. Da die beiden auf ein Internat gingen und all ihre Freunde auf dieser Schule waren, brauchten die beiden ihr Handy eigentlich so gut wie nie.
'Ach, so ein Anruf eben', wich Marc seiner Frage aus. Doch Alex strafender Blick brachte ihn zum Reden. 'Du weißt doch, das Mädchen, mit dem ich immer E-Mails schreibe. Sie wollte mich heute anrufen.'
Alex nickte verstehend, wenn auch nicht vollkommen überzeugt.
'Seit wann telefoniert ihr denn bitte? Du weißt doch noch nicht mal, wie sie aussieht!', sagte er stattdessen und suchte in seinem Kleiderschrank nach frischen Klamotten.
'Wir haben schon öfter telefoniert!', widersprach Marc eine Spur zu heftig, als er es wollte. 'Und wie sie aussieht, ist mir scheißegal. Außerdem -…'
Weiter kam er nicht, denn ein plötzliches Klopfen an der Zimmertür unterbrach ihn. Alex schloss genervt seinen Schrank und stapfte gemächlich zu Tür.
Dann seufzte er.
'Marc!', brüllte er schon fast, und Marc konnte im Hintergrund ein Kichern hören. 'Dein allerliebster Fanclub ist da. Kümmere du dich drum!'
Der Fanclub', wie es Alex es immer nannte, bestand aus mehreren 10-Jährigen Mädchen, die sich jeden Tag vor Marcs Zimmertür versammelten, um gemeinsam nach irgendwelchen Andenken zu betteln.
'Schick sie weg', sagte Marc nur. Aber Alex schüttelte den Kopf.
'Mach den Scheiß doch selbst, Mann. Du kannst dich nicht ewig von denen verstecken, wer ist hier in der Schulband? Du oder ich?', meinte er dann und ließ die Tür offen.
'Na super', murmelte Marc und quälte sich zur Tür.
'Also gut, was wollt ihr?', entgegnete er bissig und musste enttäuscht feststellen, dass sich diese biestigen Mädchen weder abwimmeln, noch einschüchtern ließen.
'Ein Autogramm!', sagte eine von ihnen, die Marc schon öfter aufgefallen war. Sie schien die Mutigste von ihnen zu sein, denn sie übernahm meist das Sprechen. 'Und wenn es möglich ist, dann auch von Eric!'
'Ich bin doch keine Berühmtheit! Mein verdammtes Autogramm ist nicht mal diesen lausigen Cent wert!', meinte er und holte reflexartig einen aus meiner Hosentasche. 'Ach und Eric ist auch nicht da!'
'Darf ich den Cent behalten?', fragte nun ein anderes Mädchen begeistert. 'Den werde ich dann einrahmen und in meinem Zimmer aufhängen! Direkt über mein Bett.'
'Da hab ihr's.'
Marc warf den Cent auf den Boden vor ihnen und schloss lustlos die Tür.
'Jetzt hast du's hinter dir', murrte Alex.
'Mann, wieso bist du so schlecht drauf?', entgegnete Marc. Er verstand nicht, warum Alex immer gleich genervt drein sah, wenn sie auf das Thema Schulband zu sprechen kamen.'Wieso wohl?' Alex ging ins Bad. 'Wir haben vereinbart, dass wir zusammen in die Schulband gehen, und nun? Du bist dabei, ich nicht. Die Mädchen stehen Schlange bei dir und was bin ich? Ich bin nur einfach Marcs Kumpel. Sonst niemand.'
'Mann, wenn ich eben genommen wurde! So eine Chance bekommt man kein zweites Mal!', meinte er darauf und setzte sich an den Schreibtisch zurück.
'Und wenn schon, kannst du dich noch dran erinnern, was wir vereinbart haben, als wir auf dieses Internat gekommen sind? In der vierten Klasse? Wir haben uns gegenseitig versprochen, nie, nie irgendwas alleine durchzuziehen, wenn der andere dagegen ist.'
'Alex, das ist Babykram. Das war in der vierten Klasse! Willst du mich etwa davon abhalten, in der Schulband zu spielen? Nur weil du es nicht geschafft hast?'
'Ist ja gut. Ich mein ja nur', brummte Alex und kam wieder, mit einem Handtuch um die Hüfte geschlungen. 'Also dann, ich geh jetzt duschen.'
Marc nickte nur, dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und schaltete den Laptop ein. Vielleicht hatte sie ihm ja geschrieben, warum sie nicht angerufen hatte…

Von: ShesNobody
An: Whoever?
Betreff: Tut mir Leid!

Hallo Unbekannter :D
Tut mir Leid, dass ich nicht anrufen konnte. Ist was dazwischen gekommen. Ich werde demnächst wohl auch kaum Zeit haben, dir regelmäßig zu schreiben, ich hoffe du verstehst das. Ich melde mich aber dann wieder, sobald der ganze Stress wieder vorbei ist. Du weißt schon… Schule und so. Ich will dich jetzt nicht wieder mit meinen ganzen Problemen voll jammern. Ich habe gerade nicht sehr viel Zeit, also wird die Mail wohl auch ziemlich knapp ausfallen. Ich werde es mit der nächsten entschädigen. Versprochen!  Wie geht es deiner Mutter? Ist sie wieder aus dem Krankenhaus raus?
Also dann, ich muss wieder.
Liebe Grüße, die Unbekannte :P
P.S.: Wird langsam Zeit, dass wir uns endlich verraten, wie wir heißen, findest du nicht? ^^ Auch wenn das ganze so seine Reize hat! Oder hast du so einen peinlichen Namen wie Berthold oder Heiner? Dann würde ich das natürlich verstehen!

Marc überlegte kurz. Sollte er selbst anrufen? Oder würde er sie tatsächlich nur stören?Er entschied sich, einfach auf die E-Mail zu antworten und abzuwarten.
Das mit den Namen fand er eigentlich ganz witzig. Er wusste viel über das Mädchen, da sie sich schon sehr oft geschrieben haben. Er wusste, was ihre Lieblingsbeschäftigungen waren, was sie gerne aß, was sie fühlte, wie sie dachte, und noch viele, unwichtig erscheinenden Dinge, die aber doch so bedeutsam waren, damit man sie richtig verstand. Dennoch: Das Wesentliche, wie sie aussah oder wie sie hieß zum Beispiel, das wusste er nicht.Aber er hatte sich bewusst gegen diese Möglichkeit entschieden, denn er mochte das Mädchen wirklich und hatte Angst, dass ein hässlicher Name oder ein eher
unterdurchschnittliches Aussehen alles kaputt machen könnte. Marc neigte nämlich manchmal zur Oberflächlichkeit und das wusste er nur zu gut. Also hielt er sich so gut wie es ging fern davon.
Er wusste nicht genau was es war, das dieses Mädchen für ihn so interessant machte. Vielleicht ihre lockere, freundliche Art, vielleicht aber auch der Hauch von Geheimnisvollem, das in ihren E-Mails mitschwang. Er mochte sie einfach und merkte, dass er nun viel öfter an seinem Laptop saß und manchmal stundenlang vergeblich auf eine Antwort wartete, ehe er abends enttäuscht zu Bett ging. Es war ein seltsames Gefühl, doch er konnte nicht bestreiten, dass es trotzdem angenehm war.
Marc beschloss dem Mädchen ein Foto von sich aus Kindertagen zu schicken. Vielleicht eins, auf dem er neben seinem Vater stand, der stolz einen Fisch in die Luft hielt. Ja, das würde gehen. Er klickte auf ‚Antworten' und lud das Bild doch.

Von: Whoever?
An: ShesNobody
Betreff: Okay!

Guten Tag meine Liebste (:
Stress mit der Schule? Das versteh ich nur allzu gut. Du weißt ja, meine Noten sind nicht unbedingt die besten… aber mein Englisch ist unübertrefflich! Wenn meine nächste Arbeit nicht eins plus mit Sternchen wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter! Meiner Mutter geht's wieder richtig gut. Hat sich erholt und ist inzwischen auch aus dem Krankenhaus raus.Zu der Sache mit den Namen… wie wär's, wenn wir uns einfach Kosenamen geben? Ich finde so was lustig! Hm. Wie soll ich dich nennen? Irgendein Name, der zu süßen, wunderschönen Mädchen passt. Der aber auch etwas geheimnisvolles haben soll. Etwas, was die wahren Werte verbirgt… Wie wär's mit Cinderella? Ja, ich glaube, der passt ganz gut. Und jetzt bist du dran!
So, das war's dann auch mal für heute. Gleich gibt's Abendessen!
Bis irgendwann mal, hoffe ich :)

Kurz zögerte er, ehe er noch einen letzten Satz hinzufügte.

P.S.: Lass dir Zeit mit dem Schreiben, ich habe Geduld!

Mit einem tiefen Seufzen drückte Marc auf ‚Senden', schaltete dann seinen Laptop wieder aus, rappelte sie mühevoll auf und ging anschließend zum Abendessen.







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