Beautiful mess - manchmal kommt alles anders...

Autor: xAlinax
veröffentlicht am: 24.05.2009


Sechs Wochen Sozialdienst und jeden Freitag Nachsitzen war die Überraschung gewesen, die Mr. Baker versprochen hatte und Marc war einigermaßen zufrieden mit dieser Strafe. Sie waren noch gerade mal so davon gekommen, denn normalerweise drohte einem, der so viele Regeln auf einmal brach, der Rauswurf, aber Mr. Baker schien einen guten Tag gehabt zu haben.
Marc saß gerade in seinem Zimmer auf dem Bett, dachte angestrengt nach über die Sache mit Charlie und wie er das alles wieder grade biegen könnte, doch er wurde schnell dabei unterbrochen, als es plötzlich an der Tür klopfte.
'Ja?', fragte Marc und setzte sich automatisch ein Stück hoher. Als Charlie den Kopf durch den Türspalt steckte, verzog er kaum merklich das Gesicht. Die hatte ihm gerade noch gefehlt.Charlie kam zu ihm, setzte sich neben ihn auf das Bett und schwieg eine Weile. Dann hob sie plötzlich den Kopf und sagte: 'Ich habe nachgedacht. Wegen gestern und heute Morgen und so…'
Toll. Damit wären wir also beim Thema. Und jetzt?, dachte Marc und konnte sich einen gequälten Blick in ihre Richtung nicht verkneifen.
'Und?' Marc zuckte leicht mit dem Schultern.
'Sind wir jetzt eigentlich zusammen?' Charlie sah ihren Freund mit erwartungsvollem Blick an und man konnte ihr ansehen, was sie auf diese Frage als Antwort erwartete.
'Charlie, ich-…', versuchte Marc, aber Charlie lächelte nur leicht, schüttelte den Kopf und kam ihm gefährlich nahe. Kurz bevor ihre Lippen die seine berührten, wurde Marc klar, was da gerade vor sich ging, und er schob das Mädchen sanft, aber dennoch bestimmt von sich weg. 'Charlie, ich hab Mist gebaut!'
Es herrschte kurz Stille, bis Charlie begriff, was diese Worte bedeuteten. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, aber sie versuchte sich zu beherrschen, als sie sagte: 'Du hast das alles also gar nicht ernst gemeint? Das war nur ein Spiel für dich?'
Marc verfluchte sich innerlich, dass er so ein verdammter Softie war. Er konnte es nicht mit ansehen, wenn Mädchen weinten, und schon gar nicht, wenn er der Grund für diese Tränen war.
'Nein, nein, natürlich nicht', sagte er deswegen hastig und hätte sich im selben Moment liebend gerne selbst geohrfeigt, 'das habe ich gar nicht damit gemeint. Ich habe von einer ganz anderen Sache geredet…'
Charlies Gesichtsausdruck entspannte sich augenblicklich. Nun lächelte sie wieder ihr süßestes Lächeln und entgegnete: 'Du hast mir echt einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon…'
Sie brachte den Satz nicht mehr zu Ende, stattdessen beugte sie sich vor, legte einen Arm um Marcs Hals und presste ihre Lippen auf seine.
Ein Pfiff, der kaum zwei Sekunden später ertönte, ließ Charlie ruckartig zusammenzucken. Alex und Eric hatten das Zimmer unbemerkt betreten und standen nun vor ihnen; nur mit Mühe konnte Alex sich sein Grinsen verkneifen, sehr überzeugend sah dies aber auch nicht gerade aus.
'Gibt's für mich eine Sondervorstellung oder eröffnet ihr neuerdings einen Knutschverein?', kommentierte Eric und grinste breit in die Runde.
Charlies Gesichtsfarbe hatte ein tiefes Rot angenommen. Verwirrt sah sie erst zu Marc, dann zu Eric und Alex, ehe sie ihre Handtasche ergriff und hastig das Zimmer verließ.
'Wie bist du denn an die rangekommen?', fragte Alex und betrachtete nun seine Frisur im Spiegel. 'Hätte nicht gedacht, dass Charlie ausgerechnet auf dich steht…'
'Was soll das denn jetzt heißen?', entgegnete Marc und spürte, wie sich in ihm eine Zufriedenheit breit machte, die er sich nicht erklären konnte. Vielleicht war es einfach nur die Schadenfreude Alex gegenüber; er wusste, dass sein bester Freund mal was von Charlie wollte, diese ihm aber einen Korb gegeben hatte.
'Ist doch klar; wenn sie nichts von mir will, dann erst recht nichts von dir. Klingt logisch, oder?', grinste Alex und tat, als wäre es das Selbstverständlichste auf dieser Welt.Logisch. Wäre ich nie selbst drauf gekommen, danke, Alex.
Marc erwiderte nichts auf diese Aussage; er stand auf und verließ das Zimmer. Es war sowieso schon Zeit zum Abendessen und er hatte einen Bärenhunger.
In der Cafeteria entdeckte er Maja, die alleine an einem Tisch saß und in einem Buch las. Ihr Essen schien unberührt zu sein.
Marc überlegte nicht lange und setzte sich einfach zu ihr.
'Hallo.'
'Verzieh dich', entgegnete Maja schlecht gelaunt. 'Jetzt.'
'Geh doch einfach, wenn du mich nicht ertragen kannst.'
'Geh du doch.'
'Wieso ich?' Marc lächelte leicht, dann griff er nach einem Brötchen auf ihrem Tablett, ohne sie um Erlaubnis zu fragen.
'Du bist ein Idiot!', zischte Maja wütend mit einem Seitenblick auf Marc.
'Und du bist 'ne Zicke.'
'Wie du meinst.' Maja stand auf, griff demonstrativ nach ihrem Tablett und drehte sich von ihm weg. Doch Marc griff nach ihrem Handgelenk und fragte: 'Du willst schon weg?''Du lässt mir ja keine andere Wahl', behauptete das Mädchen und befreite ihr Handgelenk aus dem festen Griff.
'Dann geh ich auch.'
'Nein, das wirst du nicht tun.'
'Dann bleib und trinke noch was mit mir.'
'Ganz sicher nicht.' Maja ging nun davon, doch Marc sprang auf und folgte ihr zu dem Wagen, auf dem man die Tabletts abstellen sollte. Dann steuerte sie die Pausenhalle an.'Okay, was sollen wir tun? In der Cafeteria war es sowieso zu voll', fragte Marc, als er sie eingeholt hatte.
'Gar nichts. Lass mich in Ruhe.'
'Warum?'
'Weil du ein arrogantes Arschloch bist. Weil du entweder mich nerven willst oder einfach nur eine Wette mit deinen Freunden abgeschlossen hast, dass sogar die blödeste Anmache bei einem super Typen wie dir funktioniert! Oder auch einfach, weil ich dich zum kotzen finde!''Tust du nicht.'
'Doch, das tu ich.'
Maja drehte sich schwungvoll um, was Marc zeigen sollte, wie ernst sie meinte, was sie sagte, doch Marc ließ nicht locker. Er folgte ihr, doch auf einmal tauchte völlig unerwartet Charlie auf, fiel ihm um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Majas Augen verengten sich gefährlich, als sie Marc eines letzten Blickes würdigte, ehe sie mit wehendem Haar davoneilte.

Maja lag auf ihrem Bett, das Gesicht in ihr dickes Kissen gepresst, und hoffte, dass sie daran ersticken würde. Jasmin saß neben ihr und strich ihr durch das blonde Haar. Die beruhigenden Worte, die sie sprach, nahm Maja gar nicht richtig war; andere Dinge beschäftigten sie viel zu sehr, als dass sie noch hätte zuhören können.
Ihre Gedanken kreisten nur noch um Marc und sie war sich nicht ganz klar darüber, was sie fühlte. Auf der einen Seite war da diese unglaublich große Wut auf ihn, doch andererseits konnte sie nicht anders als ständig an ihn zu denken.
Wie sehr Maja sich in diesem Moment eine Mutter wünschte, die bei ihr war und immer, wenn sie traurig war, zu ihr ans Bett käme, ihr durch das Haar streichen und sagen würde: 'Maja, Liebes, was ist los?'
Doch ihre Mutter war nicht da. Und fürsorglich war sie auch nicht. Ihr wurde in dieser Situation wieder mehr als deutlich, wie allein sie doch eigentlich war auf diesem Internat. Ein Glück war Jasmin an ihrer Seite…
Maja drehte sich auf den Rücken und starrte kurz an die Decke, ehe sie aufstand und sich auf den Balkon begab. Jasmin saß einige Sekunden reglos auf dem Bett und sah ihr hinterher, dann aber folgte sie ihrer Freundin.
'Wo ist Jessica eigentlich?', fragte Maja schließlich.
'Sie ist im Kino.' Jasmins Worte hatten einen verächtlichen Unterton. 'Mit Alex.'
Im Kino also. Mit Alex. Maja verschränkte die Arme vor der Brust und sah starr auf das Meer, der den Mond und die Sterne spiegelte. Es hatte etwas Absurdes. Jessica hatte Jasmin damals ausgelacht und behauptet, sie würde in einer ganz anderen Liga spielen als Marc. Und nun war sie mit dem tollen Alex im Kino verschwunden.
Maja konnte keinen klaren Gedanken fassen. Tausend Fragen schwirrten ihr im Kopf herum, tausend Fragen, die mir keiner beantworten konnte. Fragen, von denen sie selbst nicht einmal genau wusste, welche es waren.
Ein Klopfen an der Balkontür riss Maja aus ihren Gedanken. Sie drehte sich um und entdeckte Marc auf der anderen Seite.
'Ich geh dann mal', sagte Jasmin laut und noch bevor Maja irgendetwas erwidern oder ihre Freundin zurückhalten konnte, zwängte sie sich an Marc vorbei und verschwand dann im Badezimmer.
Marc betrat den Balkon und setzte sich zu Maja auf den Liegestuhl. Einige Sekunden schwieg er und Maja hoffte, dass er es sich anders überlegen und direkt wieder verschwinden würde, doch dann sagte er: 'Hallo.'
Die Antwort blieb aus.
'Ich wollte mit dir reden', setzte Marc fort, doch auch diesmal erwiderte Maja nichts auf seine Worte.
'Wieso redest du nicht mit mir?'
'Ich lerne aus Fehlern', gab Maja kalt zurück, 'und dich kennen zu lernen war einer davon.'Sie drehte Marc den Rücken zu und sah hinauf in den sternenübersäten Himmel. Sie wollte nicht mit ihm reden, doch gleichzeitig gab es irgendwas in ihr, was mit ihm reden wollte.'Sag mir, warum du so sauer bist. Wegen dem Brief?', versuchte Marc es noch einmal, doch auch diesmal antwortete Maja nicht.
'Wir mussten es tun.' Marc seufzte lautlos. 'Tina hat uns dazu gezwungen, sie hatte falsche Fotos und drohte uns damit, sie allen zu zeigen, wenn wir nicht tun, was sie sagt. Wir hatten keine andere Wahl, wirklich.'
'Und was sollte das heute?' Maja zwang sich dazu, klar und mit fester Stimme zu reden. 'Das mit Charlie? Ich dachte, es gibt ein anderes Mädchen in deinem Leben. Und Jasmin hast du erzählt, dass du eine Freundin hast, die Hanna heißt. Ich versteh das alles nicht.''Es ist auch nicht leicht zu verstehen', gab Marc zu und überlegte einen Moment, ob er ehrlich zu Maja sein sollte. Er beschloss, die Wahrheit zu erzählen. Weitere Lügen konnte er sich gerade wirklich nicht leisten. 'Das mit Charlie ist eher… ein Missverständnis. Ich kann die Sache einfach nicht beenden, sie war letztens den Tränen nahe, als ich ihr die Situation erklären wollte. Und das mit Jasmin- … sie ist einfach nicht mein Typ, Maja. Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, verstehst du? Es gibt keine Hanna. Und Charlie ist auch nicht meine Freundin. Es gibt nur ein Mädchen - ich meine, gab…'
Dann herrschte langes Schweigen.
'Woher weiß ich, dass du die Wahrheit sagst?', brach Maja plötzlich die Stille und sah Marc das erste Mal an diesem Abend an. 'Woher weiß ich, dass da nicht wieder irgendwas anderes dahinter steckt?'
Marc öffnete den Mund und setzte zu weiteren Worten, doch plötzlich tauchte Jasmin in der Tür auf und sagte: 'Marc? Charlie sucht dich.'
Marc sah kurz entschuldigend zu Maja, ehe er hastig aufsprang und verschwand. Maja, die ihm lange hinterher sah, ließ er einfach zurück.







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