Winternachtstraum - Teil 8

Autor: Addielein
veröffentlicht am: 04.06.2011


Schließlich weiche ich zurück. Atemlos – denn sein Kuss war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.
Ich öffne die Augen und schaue ihn an. Er lächelt.
Wir schweigen eine ganze Weile, bis ich es schließlich bin, die das Schweigen bricht. „Ähm… ja!“ Ich suche verzweifelt nach Worten. „Wir sollten jetzt besser gehen“ bringe ich endlich hervor.
Sein Lächeln geht in ein Grinsen über und er nickt: „Ja, wäre vielleicht besser“ Er kappt sich seine Skier ab und hilft mir auf. Auch ich reiße mir mehr oder minder meine Skier von den hässlichen weiß-rosa Skischuhen und wate hinter Ramon her. „Jetzt war ich auch das erste Mal in meinem Leben Ski fahren“ versuche ich die peinliche Stille nach dem Kuss zu überbrücken.
„Eine Erfahrung, die du nie vergessen wirst“ antwortet er, und ich bin mir nicht sicher, ob er damit das Ski fahren oder den Kuss meint.
Er schaltet den Sessellift komplett aus und schließt das kleine Häuschen wieder ab. Dann kommt er auf mich zu, nimmt mir meine Skier ab und geht zurück zum Auto.
Unbeholfen folge ich ihm.

Völlig durchgefroren und verschneit kommen wir schließlich wieder in der Wohnung von Ramon und Lennard an, nachdem wir den Schlüssel und meine Skier bei Florian zurückgegeben haben.
Ich ziehe mir sofort die weiße Mütze vom Kopf und fahre mir mit der Hand durch meine nassen Locken. Einen Blick in den Spiegel wage ich erst gar nicht. Ich weiß auch so, dass ich aussehe, wie ein begossener Pudel.
Ramon schließt die Tür hinter sich und zieht seine Schuhe, sowie seine Jacke aus. Ich drehe mich über die Schulter um und betrachte ihn kurz. Das dunkel Haar, das ihm völlig zersaust in die Stirn fällt, die mokkafarbene Haut.
Er scheint meinen Blick zu spüren und schaut auf. Ertappt bücke ich mich und ziehe mir meine Stahlkappenstiefel von den Füßen, als er meinen Namen sagt. „Addie“ Und wenn er meinen Namen so ausspricht, dann klingt das anders, als bei allen anderen. Sogar anders als bei Phillip damals.
Ich schaue auf: „Ja?“
Er gibt mir keine Antwort, kommt nur mit schnellen Schritten auf mich zu, nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und küsst mich leidenschaftlicher, als vor ein paar Stunden im Schnee.
Er tritt noch ein paar Schritte nach vorne, sodass ich schließlich mit dem Rücken gegen die Wand pralle.
Seine Zunge spielt mit meiner, bis ich schließlich zurückweiche: „Wo ist Lennard?“
Ramon zieht skeptisch eine Braue nach oben und ruft dann: „Lennard?!“ Er wartete eine Weile, doch wir bekommen keine Antwort.
Mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen schaut er mich an: „Anscheinend ist er nicht da“
„Sieht ganz so aus“ erwidere ich leise, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn wieder. Und während ich ihn immer noch küsse, rücke ich von der Wand ab und er geht langsam rückwärts. Ohne hinzuschauen öffnete er die Tür zu einem Zimmer, das gegenüber des Badezimmers liegt. Auch, wenn ich hier nicht wohne, so weiß ich doch, dass das Ramons Zimmer sein muss.
Er beginnt schon meine Jacke auszuziehen und lässt die Hand unter meinen Pulli gleiten, als sein iPhone klingelt; Klingelton: I like the Girls who drink with me. Ich seufze und er verdreht genervt die Augen und zerrt sein Handy aus der Hosentasche. Er runzelt die Stirn und schaut dann zu mir: „Das müssten deine Freunde sein… Willst du ran gehen?“ Er zieht prüfend die Brauen nach oben und ich nicke mit schuldbewusster Miene: „Ich muss“ antworte ich leise. Ich nehme ihm das Handy aus der Hand und lasse mich mit einem erneuten Seufzen auf dem Bett mit der dunklen Seidenbettwäsche nieder. Geschmack hat Ramon ja wirklich.
„Tom?!“ gehe ich ran.
„Nicht Tom. Nina!“ antwortet Nina, doch sie telefoniert mit Toms Telefon. „Hör’ mal wir sind aus Weil am Rhein weggekommen und stecken jetzt in einem Kaff in der Nähe von Basel fest! Wenn das Tempo so weitergeht, sind wir vielleicht schon morgen früh da“
„Mühsam nähert sich das Eichhörnchen“ höre ich Tom sagen und muss lachen.
Ramon lächelt und setzt sich jetzt neben mich.
„Ja, vielleicht seid ihr morgen früh schon da!“ erwidere ich und wiederhole damit eigentlich nur das, was Nina auch schon gesagt hat.
„Wie geht’s dir eigentlich, Süße?“
Ich zögere eine Weile und schaue lächelnd zu Ramon: „Erstaunlicherweise geht’s mir besser als erwartet. Mir geht’s gut hier“
„Wie geht’s ihr?“ fragt Tom im Hintergrund.
„Schlechter als erwartet“ antwortet ihm Nina. „Sie sagt schon, es geht ihr gut“
„Uhhh – Verdrängungsphase!“ ist Toms Reaktion.
Ich beginne zu lachen: „Nein, es geht mir wirklich gut“ Mit der freien Hand fahre ich Ramon nebenbei durch das dunkle Haar, während er sich herabbeugt, um meinen Hals zu küssen.
„Ja, ja, meine Liebe. Natürlich denkst du, es geht dir gut“ antwortet Nina und ihre Stimme klingt sehr nach Grundsatzdiskussion.
„Hör mal, Nina“ keuche ich und versuche Ramon von mir zu schieben, welcher dafür aber nur ein leises Lachen übrig hat. „Ich bin wirklich beschäftigt“
„Beschäftigt, womit denn?!“
„Mit verschiedenen Dingen. Ich rufe euch später zurück“
Ramons Lippen streifen weiter hinunter zu meinem Dekoltée, bis seine Hände schließlich den Saum meines Pullovers ergreifen.
„Später, was soll das heißen später?!“ Ninas Stimme wird misstrauisch, fast panisch.
„Keine Ahnung! Später halt“
Er zieht mir den Pullover über den Kopf, wobei mir das Handy aus der Hand fällt und auf der dunklen Bettdecke landet. Schnell drücke ich Nina weg und rutsche auf dem Bett weiter nach hinten.
Ich schlinge meine Arme um Ramons Nacken und ziehe ihn mit mir: „’tschuldigung, aber sie machen sich wirklich Sorgen um mich“ flüstere ich.
Er geht auf meine Bemerkung gar nicht, sondern fragt mich nur: „Wo waren wir stehen geblieben?“
Als Antwort küsse ich ihn erneut.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz