Fernbeziehung

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 30.01.2010




Kapitel 3 - SIE

‚Okay, Amelie, du sagst ihm nicht am Telefon was du für ihn empfindest. Du sagst es nicht am Telefon!'
In diesem Moment klingelte mein Handy. Ich atmete tief durch bevor ich abnahm.
'Halloooo?'
'Hey Mile. Ich ruf dich an.'
'Ich merk es. Wie geht's Daniel?' Fangen wir mal belanglos an.
'Ach, der. Dem geht's gut. Der spielt Fussball in einem Verein und die gewinnen wohl ständig. Er hat sich nach dir erkundigt.' Echt?
'Und was hast du ihm erzählt?' Interessant. Irgendwas verschweigt er.
'Nicht so wirklich was. Das war alles eine seltsame Situation.'
'Gefällt dir euer Haus?' Themawechsel.
'Es wird bestimmt gemütlich wenn die Kisten endlich mal ausgepackt sind. Siehst du ja dann wenn du mich besuchst.'
'Oh, war das eine Einladung?' Bitte, Bitte, Bitte!
'Hm.. vielleicht. Gehst du zum Winterball?'
'Weiß ich noch nicht. Mich haben ein paar gefragt aber ich hab niemandem zugesagt. Sind alles nicht die Richtigen.' Sind alle nicht du.
'Ach so.'
'Kommst du denn?'
'Ich überlege noch.'
'Na ja, wenn du dich entschließt zu kommen könnten wir ja..' STOP!
'Könnten wir ja?'
'Vergiss es.'
'Ich will da nicht alleine hingehen, weißt du? Weil Sarah und Marcel, Luci und Evi, Schwein und Mona, du und dein Lover .. das ist für mich schon ziemlich doof.'
'Ich und wer? Ich hab doch eben gesagt dass ich keinen von denen will.' Ich will dich, du Homo.
'Dann könnten wir ja ..' Ich hörte ihn durchatmen. 'Zusammen hingehen!'
Was? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich zwang mich ihm weiter zuzuhören.
'Als Freunde, versteht sich.'
'Als Freunde, klar. Würde mich freuen.'
'Alles klar, dann frag ich Marcel ob ich dann das Wochenende bei ihm pennen kann.'
'Du kannst auch bei mir..'
'Oder so. Ist mir eigentlich egal. Dann komm ich den Freitag Abend, okay? Ich muss jetzt essen. Ich hab dich lieb, Maus.'
'Ich.. Ich dich auch.'

Ich starrte auf den Hörer. Hatte ich mich wirklich mit IHM zum Winterball verabredet?


Am nächsten Tag in der Schule summte ich die ganze Zeit vor mir her. Marcel, mit dem ich einige Kurse habe, schaute mich nachdenklich an. Aber er sagte nichts.

Nachmittags, nach dem Ballettunterricht, der einfach nur katastrophal gewesen war, hatte ich mich mit den Mädels verabredet. Wir wollten uns Kleider für den Ball kaufen. Immerhin waren es nur noch fünf Wochen!
Direkt im ersten Laden fand Mona ein schwarzes Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Es stand ihr wirklich gut.
Mit Mona shoppen gehen ist echt immer furchtbar anstrengend. Entweder findet sie gar nichts oder direkt als erste was. In beiden Fällen motzt sie die ganze Zeit rum und will was essen.Aber irgendwie war sie an dem Tag komisch. Aufgeregt brabbelte sie vor sich her, während Evi an jeden Kleid, das sie anprobierte, was auszusetzen hatte. Normalerweise hätte das nur wieder Streit gegeben, aber heute irgendwie nicht.
Suzie fand ein lila Kleid. Es war ziemlich kurz. Eigentlich hat sie nicht die Figur um so was zu tragen. Aber sie wollte absolut nicht von dem Kleid ablassen, egal was wir sagten. Nun ja, dann war es ihr Problem. Aber sie sollte bloß nicht hinterher ankommen und sich beschweren, dass sie die ganzen Jungs wieder auslachen.
Magdalena fand ein braunes, trägerloses Kleid und Tini ein dunkelgrünes mit Neckholder.Sarah kaufte sich Stoff. Sie würde sich ihrs selbst schneidern, wie immer. Das machte sie echt gerne.
Selbst Evi fand schließlich eins, in einer Edelboutique. Es war golden. Ziemlich übertrieben, wie ich fand, aber Evi kennt man einfach nicht anders.
So fehlte nur noch ich. Ich probierte bestimmt zwanzig Kleider an, aber keins war perfekt. Und perfekt musste es wahrlich sein! Schließlich wollte ich mit Stefan zu dem Ball! Und an diesem Abend wollte ich es ihm sagen. Zwar würde das peinlich werden, wenn er dann auch noch bei mir schläft, aber ich musste es endlich loswerden.
Als schließlich sogar Evi zu motzen begann, setzten wir uns in ein Café und tranken was.

Mona beteiligte sich kaum am Gespräch. Das war seltsam. Wirklich seltsam. Wir anderen schauten uns an. Überall sah man nur fragende Mienen.
'Mona?', sagte Sarah.
Mona zuckte zusammen. 'Was?'
'Ist irgendwas passiert? Du bist so still..?'
'Ich .. nein. Ich freue mich einfach nur so sehr! Meine Eltern schenken mir zu Weihnachten Karten für Children of Bodom! So nachdenklich bin ich nur weil.. ich weiß halt nicht wen ich mitnehmen soll. Mile, du hörst die Band ja auch ziemlich gerne. Aber ich.. Wisst ihr, ich mag Paul.'
'Paul? Wer ist Paul?', riefen wir alle.
'Äh, ich meine Schwein!'
'Der heißt Paul? Geil!', lachte Tini.
'Wehe ihr verratet ihm, dass ihr das von mir habt!', drohte Mona.
'Nimm ihn ruhig mit', sagte ich. 'Ich habe mir auch Karten gewünscht und wer weiß, vielleicht bekomm ich sie ja. Und wenn nicht ist das auch nicht so tragisch, dann fahren wir einfach mal nach Wacken wenn die da sind.'

Wir plauderten noch eine Weile. Dann gingen alle langsam nach Hause. Nur ich blieb sitzen und Sarah. Wir schwiegen uns eine ganze Zeit lang an.
'Also hast du Stefan gefragt oder er dich?', brach Sarah auf einmal das Schweigen.
'Er mich.'
'Echt? Und hast du ihm gesagt dass du ihn auch liebst?'
'Wieso denn auch?'
'Habe ich auch gesagt?', fragte Sarah.
'Nein. Hab ich nicht. Das ist irgendwie so .. unpersönlich am Telefon.'
'Da hast du recht. Und was machst du mit dem Kleid?'
'Weiß noch nicht. Ich schau vielleicht mal im Internet.'
'Ja. Wäre ja doof wenn du nicht perfekt aussiehst. Okay, es wird langsam spät. Ich geh dann mal. Kennst ja meine Eltern.'
'Mach das. Ich lauf noch ein bisschen durch die Gegend. Hab keine Lust auf die Diskussionen mit meinem Vater.'
'Worüber will der denn diskutieren?
'Ich hab mich heute beim Ballett nicht richtig konzentriert. Mach ich schon länger nicht. Und mein Lehrer meinte heute dass das so keinen Sinn hat. Er wollt meinen Papa benachrichtigen. Du weißt ja, der Unterricht ist sauteuer. Und wir haben momentan ja nicht so das Geld. Der ist bestimmt stinksauer.'
'Mile, viel Glück. Ich hab dich lieb! Bis morgen in der Schule.'
Sie ging aus dem Café. Ich trank noch den letzten Schluck von meinem Wasser und ging dann auch.
Ich schlenderte durch die Straßen, ich achtete gar nicht auf den Weg. Auf einmal befand ich mich in einem Viertel, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen hatte. Hier liefen lauter Frauen auf der Straße. Sie waren alle bunt gekleidet und jeder schien jeden zu kenne. Aufgeregt plauderten sie alle miteinander.
Mit großen Augen lief ich weiter. Hier gefiel es mir.
Ich ließ mir Zeit, schaute in jedes Geschäft, beobachtete die Frauen und war erstaunt, dass ich dieses Viertel bisher noch nicht entdeckt hatte.
Auf einmal sah ich es.

..
..
..

Wenn ihr eine Fortsetzung wollt, bitte ich um Rückmeldung. Auch über konstruktive Kritik würde ich mich freuen.







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