Fernbeziehung

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 14.02.2010




Die nächsten Wochen vergingen einerseits ziemlich zäh, aber dennoch verflogen sie. Wie so etwas möglich ist weiß ich selbst nicht, aber auf einmal stand das große Wochenende vor der Tür.
Danny und ich waren in dieser Zeit sehr gute Freunde geworden. Wir hatten gemeinsam unsere Anzüge gekauft, viel miteinander unternommen, ich hatte ihm von meinen Gefühlen für Mile erzählt. Er addete Marcel in ICQ und die beiden schrieben sich ausgiebig.
Mile und ich telefonierten jeden Abend, manchmal bis tief in die Nacht. Ich verzehrte mich nach ihr, als wäre sie meine Nahrung und ich würde ohne sie hungern.
Und dann war es soweit. Danny holte mich Zuhause ab, er war gerade achtzehn geworden und so konnten wir mit dem Auto fahren. Die Fahrt schien Ewigkeiten zu dauern, ich wurde beinahe wahnsinnig und wäre am Liebsten aus dem Auto gesprungen, als wir dann auch noch in einen Stau gerieten.
Ich schlief ein. Ich träumte von einer Schlucht, mitten im Wald. Ich konnte fliegen und schwebte genau in der Mitte von ihr. Auf der einen Seite der Schlucht standen meine Eltern, Danny und all meine anderen neuen Freunde aus Berlin.
Auf der anderen Seite stand sie. Sie sah .. bezaubernd aus. Sie trug ein weißes Kleid und ihre blonden Haare glitzerten in der Sonne. Sie hob ihre Hand und winkte mich zu ihr. Als ich ein Stück näher kam sah ich, dass ihr Augen, nicht wie sonst, grün leuchteten, sondern weiß waren. Als hätte sie gar keine. Als wäre sie blind. Auf ihrem weißen Kleid waren rostbraune Flecken, war das Blut? Ich flog noch näher ran. Sie öffnete ihren Mund und sagte …

'Stefan! Wir sind da!'
Verwirrt wachte ich auf. Müde blinzelte ich, wurde aber mit einem Schlag hellwach als ich sah wo wir waren. Wir standen direkt vor ihrem Haus.
'Viel Glück!', grinste Danny.
Ich grinste gezwungen zurück und stieg dann aus. Ich ging Richtung Gartentor und hörte wie Danny davon fuhr. Ich lief weiter auf die Haustür zu und blieb schließlich vor ihr stehen. Gerade als ich tief durchgeatmet hatte und die Klingel drücken wollte wurde die Tür aufgerissen und Sekunden später konnte ich ihren Duft einatmen.


5.Kapitel


Er war hier! Heute Abend war der große Ball! Die letzten Wochen hatten sich wie Kaugummi gezogen. Montags mein Hip - Hop - Kurs, Dienstags bis abends Schule, Mittwochs erst Ballett, dann meistens Mädelstag, Donnerstags Standardtänze und Freitags Chor. An diesen Tagen ging es noch, ich hatte einfach keine Zeit an ihn zu denken, obwohl ich es trotzdem tat. Meine Konzentration lies nach und ich durfte nicht die Hauptrolle in dem Musical tanzen. Aber es war mir egal. Sowieso war mir alles egal. Abends telefonierte ich immer mit ihm.Aber die Wochenenden waren fies. Ich wusste gar nichts mit mir anzufangen und zog darum meistens mein Kleid an, drehte die Musik laut auf und tanzte in meinem Zimmer umher. Abends ging ich dann meistens aus. Ich trank viel zu viel und war Sonntags zu nichts zu gebrauchen. Meine Eltern wurden wahnsinnig mit mir. Ich erklärte Tik Tok von Kesha zu meiner persönlichen Hymne.
Aber jetzt war er hier. Und ich war glücklich. Bestimmt zehn Minuten lagen wir uns in den Armen, bevor ich mich mit Tränen auf der Wange von ihm löste. Als ich ihn ansah merkte ich, dass auch er geweint hatte. Lächelnd wischte ich ihm eine Träne mit dem Finger weg.'Ich bin grad so glücklich, sorry', hauchte er.
'Ich versteh dich. Ich auch. Komm rein, in drei Stunden müssen wir in der Schule sein', antwortete ich.
Wir gingen in mein Zimmer. Die Haare hatte ich mir bereits gewaschen und geföhnt. Also musste ich sie mir nur noch hochstecken. Bei mir erforderte so etwas trotzdem immer Zeit, also begann ich direkt damit, während ich mit Stefan plauderte.
'Und, wie war die Autofahrt?'
'Och, ich hab geschlafen. Ich war echt müde.'
'Wie langweilig. Ich dachte du hättest was erlebt.'
'Na ja, da war'n Stau .. wie geht's denn den anderen so?'
'Heute Abend siehst du ja alle. Schwein und Mona sind zusammen.'
'Na, endlich.'
'Endlich?'
'Schwein hat mich schon vor Ewigkeiten zu gequatscht, mit Mona.'
'Marcel hat jetzt eine Freundin, Luci liebt Evi, ob die wohl jemals zusammenkommen werden? Schwein ist mit Mona zusammen .. da fehlst ja nur noch du. Wen willste denn? Suzie?'
'Gott, bewahre mich! Nein, wenn ich mir jemanden aussuchen muss, dann würde ich wohl Evi nehmen, auch wenn Luci mich dann schlägt.'
Evi. Aha. Eigentlich wollte ich es ihm heute sagen, aber nein, nach diesem Satz nicht mehr. Wie hatte ich nur je in Erwägung ziehen können, dass er mich mag? Also auf diese Weise.'Ja, Evi ist echt hübsch.', flüsterte ich leise.







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