Fernbeziehung

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 17.01.2010




Auf der Fahrt hier nach Berlin habe ich ziemlich viel nachgedacht. Ich muss Mile vergessen. Denn kaum war ich ins Auto gestiegen habe ich sie schon so sehr vermisst. Und das auf eine Art und Weise wie ich sie niemals hätte vermissen dürfen.
Das neue Haus war .. in Ordnung. Nicht so schön wie das Fachwerkhäuschen aus meiner Heimatstadt, aber auch kein Betonklotz.
Meine wenigen Möbel standen schnell in meinem neuem Zimmer. Ich bezog mein Bett und schob noch schnell alle Kartons in die Ecke, damit ich mich schlafen legen konnte. Meine Eltern riefen von unten, welche Pizza ich wollte, aber ich gab keine Antwort. Essen? Jetzt? Nein. Ich wollte nichts anderes machen als an Mile zu denken und sie zu vermissen. Eigentlich hatte ich ihr versprochen sie heute Abend noch anzurufen.
Vielleicht bin ich ein Egoist, weil ich es nicht tat. Ich tat es nicht, weil ich mir selbst nicht noch mehr wehtun wollte. Ich dachte keine Sekunde daran, dass ich sie ja verletzten könnte, in dem ich sie nicht anrufe. Nachdenklich starrte ich das Armband an, dass sie mir zum Abschied geschenkt hatte. Es war aus Leder und an ihm hing von ihrem Lieblingsarmband ihr Lieblingsanhänger. Ein Notenschlüssel. Sie hatte es mir mit den Worten überreicht, ich solle immer an unsere gemeinsamen Jam - Session denken und vor allem an sie.
Seufzend holte ich meinen MP3 - Player und das Fotoalbum, dass mir Sarah und Marcel zum Abschied geschenkt hatten, aus meinem Rucksack. Ich machte ein Lied an, das ich seit einiger Zeit immer häufiger hörte. ´Why don't you kiss her´, Jesse McCartney. Eigentlich absolut nicht mein Musikstil, aber es passte wie die Faust aufs Auge. Ich schlug das Fotoalbum auf und guckte es mir zum ersten Mal an. Hauptsächlich gab es Fotos von uns allen vieren. Auch welche von Sarah und Marcel waren dabei. Ich lächelte. Wann die beiden wohl endlich zusammenkommen würden? Als mein Blick auf das nächste Bild fiel, musste ich schlucken. Mile und ihr Exfreund waren darauf zu sehen. Oh, wie ich diesen Typen schon immer gehasst hatte!
Als ich umblätterte sah ich Mile und mich und mich und Mile. Eine Doppelseite mit den schönsten Bildern von uns beiden. Schnell knallte ich das Buch zu, bevor ich jetzt anfing zu weinen. Echte Kerle weinen nicht!

Am nächsten Tag hätte ich eigentlich zum ersten Mal in die neue Schule gehen müssen. Aber ich blieb liegen. Jetzt lauter neue Menschen kennen lernen? Nein. Ich wollte lieber melancholisch vor mich hinsingen und Gitarre spielen. Meine Eltern waren schon weg. Dachten wohl, dass ich mit meinen fast achtzehn Jahren verantwortungsbewusst war.Ich backte mir ein paar Eier, das Einzige, was wir momentan im Haus hatten. Meine Mutter würde, wenn sie von der Arbeit zurückkam, wohl etwas einkaufen gehen.
Ich machte es mir auf dem Bett gemütlich und loggte mich in Schüler - VZ ein. Zum Glück hatte mein Vater drauf bestanden, dass wenigstens das Internet schon funktionierte. Drei neue Nachrichten. Mile, Marcel und Sarah. Alle drei von gestern Abend. Zuerst Marcel.

'yo, digga, stell ma vor, ich und sarah ;)
jetzt muss es nur noch mit dir und mile klappen =P'

Oh, also hatten die beiden es sogar gleich nach meinem Abschied geschafft! Ich wusste schon fast was Sarah geschrieben hatte.

'Steeeefaaaaaaaaaaan! Ich und Marcel sind zusammen! Waaaaaaaaaaaaaaah! Das ist so geil, wirklich! Ich danke dir, ich danke dir, ich danke dir!
Wir vermissen dich hier alle schrecklich. Soll dich von Suzie und Luci und Evi und Mona und Tini und Schwein und Magdalena grüßen ;)
Hab dich lieb und vermisse dich x3'

Ach. Sie lassen mich echt alle grüßen. Die gesamte Clique. Ich erinnerte mich kurz an vorgestern. Meine Abschiedsparty. War lustig gewesen, auch wenn mir am Ende alle total betrunken irgendwelche Versprechungen gemacht hatte. Wie sie mich hier raus holen wollte. Der coolste Vorschlag kam wohl von Schwein. Er wollte mich nämlich einfach als Kuh verkleiden und sich bei ihm auf die Weide stellen.
Ich seufzte. Lange konnte ich es nicht mehr rauszögern, mir die Nachricht von ihr anzuschauen. Ich klickte auf lesen.

'Stefan. Du hast mich nicht angerufen. Wenn du meinst. Aber hör dir das Lied hier mal an.Sportfreund Stiller - Ein Kompliment'

Das brauchte ich mir nicht anhören. Ich kannte das Lied, aber was wollte sie mir damit sagen?Mein Handy klingelte. Marcel. War der nicht in der Schule? War mir aber eigentlich auch ziemlich egal. Ich ging ran.
'Du und Sarah also?'
'Ja, maaaan! Aber deswegen ruf ich nicht an. Du warst doch immer im Veranstaltungskomitee. Und da hast du doch mal vorgeschlagen, dass wir einen Winterball machen könnten?'
'Bevor ich wusste dass ich wegziehen muss. Wieso?'
'Na ja, alle waren dafür und du sollst auch kommen. Komitee war eindeutig dafür. Fahrt und alles kriegst du bezahlt, aus der Kasse, das Geld reicht locker für eine Kreuzfahrt. Du kommst, klar? Muss jetzt los, Unterricht. Wir kommunizieren!'







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