Wenn das Herz sein Schweigen bricht

Autor: Allegra
veröffentlicht am: 22.11.2009




Kapitel 18

Romy sa? mit gesenkten Kopf und glasigen Augen vor dem Untersuchungsraums und wartete. Jede Minute hob sie den Kopf und schaute auf die Uhr. Doch die Zeiger schienen eingefroren und bewegten sich kaum. Sie vergrub ihr Gesicht in den H?nden und weinte leise.-Romy. - h?rte sie die Stimme von Mrs. Butler. - Was ist passiert? - fragte sie ganz au?er Atem. Romy sprang auch auf und lie? sich von Mrs. Butler in die Arme schlie?en.-Ich wei? es auch nicht. - gab sie zu und wusch sich mit dem Handr?cken die Tr?nen weg. - Ich war in der K?che, habe dann ein Poltern geh?rt. Als ich nach ihm sah, lag er bewusstlos auf dem Boden im Bad. - erz?hlte sie Mrs. Butler, die selbst den Tr?nen sehr nah war. Sie streichelte Romy m?tterlich ?ber das Haar.
-Haben die ?rzte schon was gesagt? - fragte Mr. Butler, den Romy erst jetzt sah. Er stand hinter dem R?cken seiner Frau und schaute Romy mit gro?en ?ngstlichen Augen an.-Nein. - verneinte Romy nur.
-Ich frage mal an der Rezeption nach, ob es schon was Neues gibt. - sagte Mr. Butler und ging mit schnellen Schritten zu den Aufz?gen.
-Lass uns Platz nehmen. - schlug Mrs. Butler vor und sie nahmen gleichzeitig neben der T?r Platz.
-Er darf nicht sterben. - meinte Romy leise und erneut rannten Tr?nen ?ber ihr Gesicht.-Das darfst du nicht sagen. - ermahnte Mrs. Butler sie und nahm ihre Hand, die sie dann kr?ftig dr?ckte. - Er wird wieder gesund. - versicherte sie. Romy hob ihre Augen und schaute in die von Mrs. Butler. Die gr?nen mit Sorgenfalten umrandeten Augen von Jasons Mutter sagten etwas ganz anderes, als das was gerade aus ihrem Mund kam. Sie waren voller Sorge und Angst. Romy wurde es ganz schwer ums Herz.

Nach 20 langen Minuten kam endlich Dr. Dofoe, Jasons behandelnder Arzt aus dem Zimmer. Gleichzeitig sprangen Romy, Mrs. und Mr. Butler, der an der Rezeption nichts erfahren hatte auf und bildeten einen Kreis um den Arzt. Sofort fiel Romy auf, dass er ?u?erst besorgt wirkte.
-Folgen Sie mir bitte im mein Zimmer. - bat er sie und sie folgten ihm. - Bitte. - er schloss eine T?r auf und bat sie mit einer einladenden Bewegung in sein Zimmer rein. Er schloss hinter sich die T?r und ging hinter den Tisch. - Setzen Sie sich bitte. - sagte er dann und nahm am Tisch Platz. Auch Jasons Eltern und Romy setzten sie auch die St?hle. Keiner sagte ein Wort, was Romy noch mehr Angst bereitete. Sie rutschte nerv?s auf ihrem Stuhl hin und her.
-Dr. Dofoe .. - fing sie an, doch der Arzt unterbrach sie.
-Also ich will nicht um den hei?en Brei herumreden. - sagte Dr. Dofoe und schob seine Brille hoch. - Es steht sehr schlecht um Jason. - teilte er ihnen mit. Mrs. Butler brach in Tr?nen aus und wurde von ihrem Mann am R?cken get?tschelt. - Wir konnten seinen Zustand zwar stabilisieren, aber sein krankes Herz macht es nicht mehr lange mit. - meinte der Arzt.-Was k?nnen wir machen, Doktor? - fragte Jasons Vater, dessen Stimme zitterte.-Wir k?nnen nichts tun. Es bleibt uns noch zu hoffen, dass wir in den n?chsten 48 Stunden ein Spenderherz f?r Jason bekommen. - verk?ndete der Arzt. - Es tut mir leid. - sagte er nur dazu und r?usperte sich.
-Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das geschieht? - wollte Mr. Butler wissen.
-Ich will Sie nicht anl?gen. - sagte der Arzt und legte seine Brille ab. - Aber die Chance liegt bei weniger als 2 %. - die Wahrheit traf Romy wie ein Schlag. Kurz wurde ihr ganz schwarz vor Augen und sie versp?rte einen innerlichen Schmerz, der sie auseinander zu rei?en schien. Sie hatte das Gef?hl beim lebendigen Leib das Herz aus der Brust ausgeschnitten zu bekommen.
-Nehmen Sie mein Herz. - schrie Mrs. Butler verzweifelt unter Tr?nen.
-Das geht nicht. - sagte Dr. Dofoe. - Und das wissen Sie selbst. - f?gte er hinzu.
-Ich kann mein Kind nicht einfach sterben lassen. - schrie sie weiter und ihre Schreie trafen Romy wie eine Peitsche und hinterlie?en schmerzhafte blutige Wunden.
-K?nnen wir zu ihm? - fragte Romy tonlos. Der Arzt schaute sie aufmerksam an.-Nat?rlich. - sagte er dann und l?chelte ihr traurig zu. Sie kannte Dr. Dofoe von den ganzen Untersuchungen, zu denen Jason im letzten Jahr w?chentlich ging. Damals hatte Jason selbst eingeordnet, dass Romy genau wie seine Eltern ?ber seinen Zustand informiert werden sollte.-Ich werde Sie sofort benachrichtigen, wenn es etwas Neues gibt. - versprach der Arzt.-Danke. - sagte Mr. Butler und gemeinsam mit ihm und seiner Frau verlie? Romy das Arztzimmer. - Wir gehen erstmal in die Cafeteria. - meinte Mr. Butler und legte seiner aufgel?sten Frau einen Arm um die Schulter. - Ich glaube nicht, dass sie in der Lage ist Jason jetzt zu sehen. - sagte er dazu. Mrs. Butler weinte leise mit gesenktem Kopf. Romy nickte nur abwesend. Sie sah Jasons Eltern hinterher und das Gef?hl des Alleinlassens ?berkam sie. Die Schultern von Mrs. Butler zuckten kr?ftig. Als sie in den Aufzug stiegen, drehte Mr. Butler sich noch zu Romy um und hob die Hand. Romy nickte nur unentschlossen und ging zur?ck zum Zimmer, wo Jason lag.
Sie blieb vor der T?r stehen und schluckte schmerzhaft. Am liebsten h?tte sie sich jetzt umgedreht und weg gelaufen. Raus aus dem Krankenhaus, weg von hier, weg von der Realit?t. Sie schluckte die aufkommenden Tr?nen runter und ?ffnete leise die T?r.Jason lag im Bett und war eine Maschine angeschlossen, die in gleichm??igen Abst?nden piepte. Ein d?nner durchsichtiger Schlauch f?hrte von Jasons Mund zu dieser Maschine. Als sie ihn so da liegen sah, w?re sie am liebsten in Tr?nen ausgebrochen und rausgelaufen. Doch sie ballte ihre H?nde nur zu F?usten zusammen und schritt vorsichtig an das Bett. Sie nahm seine Hand und schaute in sein Gesicht, in der Hoffnung Regung darauf zu sehen, doch es geschah nichts.
- Du darfst nicht sterben. - sagte sie zu ihm und streichelte ?ber seine Wange. - Du hast doch noch zwei Monate. - teilte sie ihm mit und Tr?nen tropften von ihrem Kinn auf das Bettlaken. - Du kannst mich doch nicht alleine lassen. - fuhr sie fort und wusch sich die Tr?nen weg, die ihr die Sicht versperrten. - Was soll ich alleine ohne dich? Das kann ich nicht. - sagte sie und ihre Stimme war nicht mehr, als ein raues Fl?stern. - Oh Gott. - meinte sie nur. - Wach auf. - bat sie ihm, doch er reagierte nicht, nur die Maschine gab ein Piepen von sich.
Einige Minuten blieb sie still auf seinem Bett sitzen und hielt seine Hand. Sie hatte Angst ihn loszulassen, weil sie die Bef?rchtung hatte, er w?rde sie f?r immer verlassen. Sie schaute in sein Gesicht. Er sah so s?? aus, als w?rde er schlafen.
Als Mr. und Mrs. Butler das Zimmer betraten, ging Romy, weil sie frische Luft schnappen wollte. Sie ging raus aus dem Krankenhaus und ging in den nahe liegenden Park. Sie setzte sich auf eine Bank, die unter einem alten Ahorn stand und starte auf den Boden vor sich. Die Worte von Dr. Dofoe kamen ihr in den Sinn:
'Es bleibt uns noch zu hoffen, dass wir in den n?chsten 48 Stunden ein Spenderherz f?r Jason bekommen'.
48 Stunden, sind gerade mal zwei Tage, dachte Romy traurig. Die Chance stand bei weniger als 2 %, das hie? doch nichts anderes, als das es f?r Jason gar keine Chance mehr gab. Diese Erkenntnis trieb Romy noch mehr Tr?nen in die Augen. Sie brach in Tr?nen aus und schluchzte laut.
Sie fand es ungerecht. Sie hatte gerade mal ein Jahr Zeit um mit Jason gl?cklich zu sein und jetzt wird er einfach aus ihrem Leben gerissen.
-Das ist nicht fair!!! - rief sie unter Tr?nen. Der Schmerz war so unbeschreiblich und stark, dass sie ihn mit jeder Faser ihres K?rpers f?hlte und sie litt, wie noch nie zuvor.
Nat?rlich wusste sie, dass Jason sterben w?rde, wenn er kein Spenderherz bekommt, doch die Hoffnung war jeden Tag da. Jetzt war diese Hoffnung zu einem H?ufchen Asche
runtergebrannt. Es gab keine Hoffnung mehr, kein Illusionen, nur die schreckliche Wahrheit, die unausweichlich war.
Sie konnte ihn nicht sterben sehen. Es war f?r sie so, als w?rde ein Teil von ihr sterben und zwar ihr Herz, das noch munter und einwenig schneller in ihrer Brust schlug. Sie konnte nicht zulassen, dass Jason geht.
Sie hatte ihm versprochen, ihn nicht aufzugeben und das gedachte sie auch einzuhalten.

Sie kehrte mit einem festen Entschluss in Jasons Zimmer zur?ck. Seine Eltern sa?en an seinem Bett.
-Geht es Ihnen besser? - erkundigte Romy sich bei Mrs. Butler, die nur in ein Taschentuch schluchzte. Ihr Gesicht war nass und die Augen vom Weinen ger?tet. Sie sch?ttelte auf Romys Nachfrage nur mit dem Kopf und warf einen ?ngstlichen Blick auf das Bett.

-Wie geht es dir? - fragte Mr. Butler f?rsorglich und t?tschelte ihren Arm.
-Den Umst?nden entsprechend. - sagte sie nur dazu. - Gibt es schon was Neues? - fragte sie. Diesmal sch?ttelte Mr. Butler nur mit dem Kopf. - Ich wollte kurz nach Hause. - sagte Romy dann. - Ich wollte mir etwas frischen anziehen. - f?gte sie hinzu.
-In Ordnung. - sagte Mr. Butler nur dazu. Romy beugte sich zu Mrs. Butler und legte ihre Arme um sie.
-Es wird alles gut. - versprach sie ihr leise ins Ohr. - Das verspreche ich Ihnen. - sagte sie und dr?ckte die weinende Frau. Sie richtete sich wieder auf. - Bis bald. - verabschiedete sie sich von Jasons Vater. Sie ging noch mal zu Jasons Bett und beugte sich ?ber ihn. - Ich lasse dich nicht sterben. - fl?sterte sie ihm ins Ohr, damit seine Eltern es nicht mith?ren konnten. - Ich kann es einfach nicht. Daf?r liebe ich dich zu sehr. - fuhr sie fort. - Du wirst leben. - sagte sie entschlossen. - Vergiss niemals, dass ich dich liebe. - sagte sie und k?sste ihn zart auf den Mund.

Im T?rrahmen blieb sie stehen und drehte sich noch mal um. Sie warf einen Blick auf Jasons Gesicht und l?chelte traurig. Dann verlie? sie das Krankenhaus.
Auf dem Weg nach Hause dachte sie ?ber ihre weitere Vorgehensweise nach. Sie nahm sich von ihre Mutter anzurufen und Stella.
20 Minuten sp?ter betrat sie das Haus und eine Trauer ?berkam sie. Sie schlenderte durch alle Zimmer und schaute sich die zahlreichen Fotos an, die fast in jedem Regal standen und die W?nde bedeckten. Ein Foto ?ber der Couch zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie nahm es vor der Wand und streichelte ?ber das abgebildete Gesicht ihrer Mutter. Sie hatte eine Dauerwelle und l?chelte gl?cklich und stolz in die Kamera. Romy konnte sich noch genau an den Tag erinnern, als dieses Foto gemacht wurde. Es war ihr erster Schultag gewesen. Sie hatte eine wahnsinnige Angst alleine dorthin zu gehen, also nahm Carmen sich frei um ihre Tochter zu begleiten. Sie sah so toll aus. Romy l?chelte traurig. Sie stellte das Foto auf den Tisch und ging in ihr Zimmer. Auch hier fand sie jede Menge Fotos an den W?nden. Eins davon gefiel ihr ganz besonders. Es wurde an ihrem 18. Geburtstag gemacht. Stella hatte ihren Arm um Romys Schultern gelegt und grinste angeschwipst in die Kamera. Romy l?chelte, als sie die Erinnerung daran ?berkam. Stella und sie hatten sich an diesem Tag so betrunken, dass sie die ganze Zeit gekichert hatte und vor Jasons Haus ins Geb?sch gefallen waren. Jason und Mike sahen sich gezwungen, die beiden aus den B?schen zu ziehen und sie nach Hause zu bringen. Am n?chsten Tag musste Romy von Jason erfahren, dass Stella zuerst mit Mike geknutscht und ihm dann ein Liebesgest?ndnis gemacht hatte. Nachdem sie das Stella gesagt hatte, lief diese rot an und vermied es eine ganze Woche in der Schule mit Mike zu sprechen oder ihn gar anzusehen. Romy und Jason am?sierten sich dar?ber.
Mit Bedauern stellte sie fest, dass die gl?cklichen Tage vorbei waren, nur die Erinnerung und die Tr?mmer des Jetzt blieben ?brig.
Auch ein Foto von Jason und ihr war unter den Fotos. Das war vor einigen Wochen geschossen worden von Stella. Romy l?chelte gl?cklich in die Kamera, w?hrend Jason ihr einen Kuss auf die Wange dr?ckt. Sie schaute sich das Foto an und weinte leise. Diese Erinnerungen schienen schon vor tausenden von Jahren zu sein.
Romy setzte sich an ihren Tisch und nahm ein Kuli und ein Blatt Papier. Sie ?berlegte kurz und schrieb dann.
Nach 10 Minuten war der Brief fertig. Sie lie? ihn sich noch mal durch und faltete diesen dann zusammen. Sie schob ihn in Ges??tasche ihrer Jeans und ging runter in die K?che. Sie fegte die Scherben der zerbrochenen Tassen zusammen und r?umte den Tisch leer.

Sie nahm das Telefon.

♥ ♥ ♥

Fortsetzung folgt ...







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