Crystal - Teil 4

Autor: Yana328
veröffentlicht am: 31.05.2013


Hey ihr Lieben!
Tut mir leid, dass so wenig in den ersten Teilen passiert, ich hoffe es langweilt euch nicht :/ Mein Ziel war es einfach, erst einmal nach und nach die Charaktere ein bisschen vorzustellen, sodass man als Leser lernt, auf was man sich hier einlässt. Aber ich verspreche, im nächsten Teil gibt es ein bisschen mehr Action und der wird auch länger!
Viel Spaß beim Lesen, und kommentiert und kritisiert bitte fleißig!

„Oh man, der sieht ja verdammt scharf aus“, flüsterte Miriam mir zu, als wir zu zweit hinten in dem schwarzen Kombi saßen, den Jason in Richtung Stadt lenkte.
„Ach ja? Was du nicht sagst. Das ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Wie gut, dass ich dich habe, die mich daraufhin weist“, entgegnete ich. Meine Stimme triefte wie schon so oft in den letzten paar Stunden nur so vor Sarkasmus.
Überrascht schaute sie mich an. „Was ist los mit dir, Cat? Normalerweis bist du doch auch nicht so zickig.“
„Sie ist mit dem falschen Fuß aufgestanden“, kam es von vorne. Jason musste natürlich mal wieder seinen Senf dazugeben. Blöder Schnösel. Und dass Miriam auf dessen Kommentar hin auch noch wie ein kleines Schulmädchen los kichern musste, machte es auch nicht viel besser.
Und so ging es auch noch den gesamten restlichen Tag weiter. Jason machte auf meine Kosten seine Witze, Miriam fand es irre komisch und meine Laune sank von Minute zu Minute immer tiefer. Die einzige die merkte, dass mir alles tierisch auf die Nerven ging war Melinda. Während Miriam und Jason sich wie alte Schulfreunde über einen Clown lustig machten, der in der Eingangshalle eines Einkaufszentrums stand, zog sie mich zur Seite und flüsterte. „Tut mir leid. Ich weiß, dass er einen ziemlich auf die Nerven gehen kann. Normalerweise ist er aber gar nicht so schlimm.“
„Super. Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen, weil ich anscheinend seine nervigste Seite extrem zum Vorschein zu bringen schein?“, zickte ich sie genervt an und starrte über ihre Schulter auf Jasons breiten Rücken. Verdammt war der Kerl muskulös, das sah man sogar durch das etwas locker sitzende Hemd.
Ihre Augenbrauen zogen sich kurz zusammen, sodass die eine fast vollständig unter ihrem schrägen Pony verschwand. Doch dann breitete sich plötzlich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus und sie hob ihre Hand. „Wie wäre es: Wir machen uns einfach für ein paar Stunden vom Acker und gönnen uns eine Pause?“ Als ich meinen Blick zu ihr wandte, baumelte an ihrem Zeigefinger der Autoschlüssel, den sie für ihren Freund in der Handtasche aufbewahrt hatte. „Uns hier alleine zurücklassen können sie schließlich nicht.“ Sie grinste schelmisch. Ich überlegte, doch nach einem kurzen Zögern stimmte ich zu und ließ mich von ihr aus dem Zentrum schleifen.

Wie ich es mir schon am Tag davor gedacht hatte, war Melinda eine wirklich sehr sympathische Persönlichkeit. Ähnlich wie Miriam hatte sie einen irre Humor, doch anders als sie wirkte sie nicht so überdreht. Hinter ihrer kecken, schelmischen Art strahlte sie gleichzeitig noch eine große Ruhe aus. Es schien, als würde sie vor jedem Satz, den sie von sich gab, erst einmal gründlich überlegen. Auch ihre Bewegungen waren nicht hektisch und zufällig, sondern eher sehr bedacht.
Wir gönnten uns ein großes Eis in einem kleinen Café, welches nicht weit von dem Einkaufszentrum entfernt war, in dem wir Miriam und Jason zurückgelassen hatten. Den großen Erdbeerbecher aß Melinda zwar mit großem Genuss auf, doch sie achtete stets darauf, jeden Essensrest, der an ihren Lippen hängen blieb, sofort wegzuwischen.
Während wir zwei uns also das kühle Eis schmecken ließen, erzählte mir Melinda von sich. Sie erklärte, dass ihre Eltern über den Sommer nach Europa geflogen waren – dabei wurde ich ein wenig blass vor Neid, denn das war seit langem mein Traum gewesen – und sie daher kurzer Hand entschlossen hatte, ihren Freund doch hierher zu begleiten.
„Wir sind nun schon seit sechs Monaten zusammen“, berichtete sie. „Aber eigentlich kommt es mir schon viel länger vor. Es kommt mir vor, als hätte ich den perfekten Mann für mich gefunden.“
Ich verkniff mir den Kommentar, dass sie doch erst siebzehn Jahre alt war und dies sicherlich nicht ihr letzter Freund sein würde. Allerdings war ich mir sicher, dass sie das nur mit einem Kopfschütteln abgelehnt hätte und am Ende noch in eine kindliche Schwärmerei verfallen wäre. Und darauf konnte ich verzichten.
„Das ist unser erster gemeinsamer Urlaub – also die Reise hierher. Ich war mir anfangs gar nicht so sicher, ob das eine gute Idee sein würde, denn schließlich geht es hier nicht nur um ein bis zwei Wochen, sondern um den ganzen Sommer.“
„Und was hat dich umgestimmt?“, fragte ich mehr aus Höflichkeit als aus Interesse.
Sie lächelte verträumt und sagte schlicht: „Er.“
Aha. Wenn das mal nicht eine präzise Antwort war. Doch ich nickte nur vorspielend verständnisvoll und widmete mich wieder meinem Eis, statt weiter nachzubohren.
„Ihr habt wirklich ein schönes Haus“, wechselte sie das Thema, legte ihren Löffel nieder und lehnte sich gesättigt in ihrem Stuhl zurück. „Es ist sicherlich sehr alt, oder? Ich habe deine Mutter sagen hören, dass es schon über mehrere Generationen hinweg vererbt wurde und es stets in Familienbesitz war.“
Ich nickte, froh, dass sie ein Thema angeschnitten hatte, über das ich gerne redete. „Das stimmt. Soweit uns bekannt ist war es nur einmal am Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Besitz einer anderen Familie. Warum und wie die Familie meines Vaters das Haus wieder erwerben konnten ist allerdings unklar. Auf dem Dachboden sind sogar noch einige Besitztümer dieser einen Familie. Meine Mutter hätte die natürlich am liebsten schon längst verscherbelt, doch mein Vater und ich konnten uns von solch alten Sachen einfach nicht trennen.“
Melinda legte die Stirn in Falten und zuckte mit den Schultern. „Das Zeug ist doch bestimmt eine Menge wert. An eurer Stelle hätte ich den Dachboden schon längst leer geräumt und irgendetwas daraus gemacht. So staubt dort doch nur alles ein, wodurch er zu einem perfekten Ort für Ungeziefer und Ratten wird.“
Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich habe einfach kein Verständnis für Leute, die so alte, wertvolle Gegenstände einfach ohne zu bedenken verkaufen würden“, sagte ich ehrlich. „Es ist unglaublich, Dinge aus einem anderen Jahrhundert zu besitzen – vor allem, weil die Welt immer schneller und weiter voranschreitet und diese Besitztümer daher auch eine gewaltige Erinnerung daran sind, wie man früher gelebt hat und dass dieser Luxus, den wir heutzutage haben, nicht schon immer die Norm war. Nichts erzählt die Geschichte besser, als genau solche Sachen.“
Melinda sah etwas überrascht aus – wahrscheinlich, weil sie mich weder gestern noch heute eine so lange Rede hat schwingen hören. „In diesem Punkt sind wir wirklich grundsätzlich verschieden“, sagte sie. Doch es klang nicht beleidigend oder in irgendeiner anderen Weise negativ, sondern lediglich wie eine Feststellung. „Jason wäre begeistert davon“, fuhr sie fort. „Er liebt es, sich durch solch alten Kram zu wühlen. Vielleicht kannst du ihm bald den Dachboden zeigen, ich bin sicher, dass ihn das einen gesamten Tag beschäftigen würde“, sie grinste spitzbübisch. „So wie ich ihn kenne, vergisst er dann auch vor lauter Euphorie mit fiesen Kommentare um sich zu werfen.“
„Kann ich mir kaum vorstellen“, murmelte ich und zermalmte den Rest meines Schokoladeneises, sodass es nur noch eine dickflüssige Brühe in meinem Becher war.
„Glaub mir, wenn du ihn erst einmal kennengelernt hast, dann wirst du ihn mögen“, versprach sie und winkte den Kellner heran, um zu bezahlen. „Ich mach das schon“, meinte sie, als ich meinen Geldbeutel zücken wollte.

Nachdem wir, beziehungsweise Melinda, bezahlt hatte, bummelten wir noch eine Weile durch die Stadt und durch kleinere Geschäfte. Erst gegen Nachmittag machten wir uns auf den Weg zurück zum Einkaufszentrum, aus dem Miriam und Jason gerade lachend und amüsiert hinaustraten.
„Da seid ihr ja!“, rief uns meine beste Freundin entgegen und umarmte mich stürmisch. „Wo wart ihr denn auf einmal?“, fragte sie. „Als wir uns umgedreht haben, wart ihr von jetzt auf nachher plötzlich verschwunden“, sie zuckte ratlos die Schultern. „Und an euer Handy seid ihr auch nicht gegangen“, fügte sie tadelnd und mit einem vorwurfsvollen Blick hinzu. Doch sofort erhellte sich ihre Miene wieder. „Schau mal, was ich gekauft habe“, sagte sie und hob eine große Tüte in die Luft, die sie in der rechten Hand hielt. „Ich habe doch Ewigkeiten nach einem schlichten roten Kleid gesucht, weißt du noch?“ Sie kramte in der Tüte. „Und... tataaaaa!“ Sie hob einen roten Stofffetzen in die Luft und soweit ich es beurteilen konnte, war es ein wirklich hübsches, schlichtes Sommerkleid, ärmellos und in etwas knielang. Es würde perfekt zu ihren dunkelblonden Haaren und ihren wallnussbraunen Augen passen. „Gefällt es dir?“, fragte sie begeistert und hob es mir so nahe vor das Gesicht, dass ich einen Schritt zurückweichen musste. „Es steht dir bestimmt richtig gut“, antwortete ich.
Sie nickte, als hätte sie gar keine Antwort erwartet und packte es zurück in die Tüte. „Schade, dass ihr euch aus dem Staub gemacht habt. Es war wirklich lustig mit ihm“, sie deutete auf Jason, der gerade zu seiner Freundin lief, ihr Gesicht zwischen beide Hände nahm und ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund gab. Ich verzog das Gesicht. „Und zusätzlich ist er nicht nur eine super Begleitung beim einkaufen, sondern auch noch ein klasse Berater. Ich habe selten einen Jungen getroffen, der sich weder beschwert, noch der so ehrlich seine Meinung sagt.“ An dem schwärmerischen Unterton in ihrer Stimme konnte ich erkennen, dass sie extremst Beeindruckt war. „Und dazu sieht er noch so unverschämt guuut aus...“ Sie verdrehte die Augen und seufzte.
„Er hat eine Freundin“, brachte ich sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Die gerade, in diesem Moment nur ein paar Meter entfernt von uns steht und herzlichst von ihm abgeknutscht wird. Also schlag ihn dir ganz schnell wieder aus deinem Köpfchen, Miri“, dabei tippte ich ihr an die Schläfe und grinste, als ihre Mundwinkel nach unten sackten. Doch es dauerte nicht lange bis sich ihre Miene wieder aufhellte. „Sie werden nicht ewig zusammen bleiben“, stellte sie fest.
„Nein, wahrscheinlich nicht“, stimmte ich ihr zu. „Doch zumindest den gesamten Sommer, so lange sie hier sind. Und falls sie sich einmal trennen sollten, wirst du davon leider nichts mitbekommen, weil sie dann schon längst über alle Bergen sein werden.“
Sie seufzte ein weiteres mal – dieses Mal wehleidig. „Warum musst du immer so furchtbar realistisch sein, Cat. Du machst mir meinen gesamten Optimismus zunichte.“
„Eine von uns beiden muss es sein“, entgegnete ich und kniff sie freundschaftlich in den Arm. „Ohne mich würdest du dich ansonsten ständig in irgendetwas verrennen.“

Zwei Stunden vor dem Abendessen kamen wir zurück. Melinda und Jason verzogen sich in ihr Zimmer, das sie gemeinsam bezogen hatten und Miriam und ich schnappten uns eine Flasche Limonade und zwei Gläser.
Wir verließen das Haus durch den Wintergarten und gingen den Weg entlang, der hinter das Haus führte, wo mein Vater ein weiteres Grundstück angekauft hatte. Dort befanden sich weiter hinten, nahe am angrenzenden Wald, nicht nur die Ställe, die momentan allerdings leer standen, sondern auch weiter oben in Mitten einer riesigen, saftig grünen Grasfläche ein kleiner Pool. Um ihn herum standen einige Liegen mit Beistelltischen, zwei Sonnenschirme und etwas abgelegener ein alter Kohlegrill.
Dort machten wir es uns auf zwei Liegen bequem und ließen uns von der Sonne brutzeln.





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