Crystal

Autor: Yana328
veröffentlicht am: 27.05.2013


Hallo ihr Lieben!
ich war schon vor langer Zeit auf dieser Seite aktiv, hatte dann allerdings nicht mehr so viel Freizeit, um regelmäßig zu schreiben. Da ich gerade aber nichts zu tun habe, dachte ich mir, ich schreibe eine neue Geschichte (damals habe ich eine ähnliche geschrieben, bin mir allerdings nicht sicher ob ich die überhaupt eingeschickt habe).
Im ersten Teil passiert noch nicht viel, ist auch nur der Prolog, deswegen wird es wahrscheinlich auch nicht viel zu kommentieren geben (wobei ich mich natürlich trotzdem darüber freuen würde!)

Prolog
„Wie lange? Drei Monate?“, entsetzt stand ich vor dem Schreibtisch hinter dem mein Vater in einem tiefen Sessel saß, die Ellenbogen auf der dicken Tischplatte abgestützt und die Hände gefaltet, als wolle er beten. „Dad, das kannst du mir nicht antun. Was ist mit dem Urlaub, den wir endlich unternehmen wollten? Du hast es mir versprochen!“ Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Es war kaum zu glauben. Schon vor Wochen, Monaten hatte mein Vater versprochen seine Arbeit endlich einmal für ein paar Tage niederzulegen, sich Urlaub zu nehmen, abzuschalten und mit seiner Familie – meiner Mum und mir – nach Europa zu fliegen. Einen Familienurlaub, die Sonne genießen, vom Alltag abschalten. Und nun verkündete er mir tatsächlich, zwei Wochen vor meinen heißersehnten Sommerferien, dass für die nächsten drei Monate ein Geschäftspartner aus sonst-woher anreisen würde. Und das samt Frau und Sohn, da er angeblich „nicht so lange von ihnen getrennt sein kann“, wie mein Vater gerade versucht hat mir zu erklären.
„Hab ein wenig Verständnis, Catherine. Ich weiß, dass es nicht gerade der passende Zeitpunkt ist, aber es ist ein wirklich wichtiger Geschäftspartner und ein wirklich wichtiges Geschäft, das ich nicht einfach verschieben kann. Sobald sie wieder abgereist sind, packen wir unsere Koffer und machen den Urlaub, versprochen.“ Zornig blitzte ich ihn an. „In drei Monaten habe ich wieder Schule. Da wird es so schnell nichts mit Urlaub und außerdem ist es in Europa um diese Jahreszeit schon viel zu kalt.“ „Dann eben nächstes Jahr“, er schenkte mir ein schiefes Lächeln, das wohl aufmunternd auf mich wirken sollte. Doch es verfehlte seine Wirkung deutlich. Es erinnert mich nur an die vergangenen Jahre, in denen das selbe Szenario nach und nach immer wieder stattgefunden hatte. Mein Vater versprach mir etwas, ich freute mich darauf, es kam etwas Geschäftliches dazwischen, er vertröstete mich mit demselben Lächeln auf das darauffolgende Jahr.
Als ich nichts mehr erwiderte seufzte er wehleidig, stand auf und ging auf die andere Seite seines Schreibtisches zu mir herüber. Er nahm mich in den Arm und drückte mich an seine breite Brust. „Es tut mir wirklich leid, mein Schatz. Ich weiß, dass dich das traurig macht. Wenn ich könnte, würde ich etwas ändern.“ „Aber das kannst du nicht“, stellte ich resigniert fest. Gut, dann wurde es eben wieder nichts mit einem gemeinsamen Urlaub. Wenn ich es mir recht überlegte, war es vielleicht auch besser so. Meine Mutter und ich standen uns zur Zeit nicht sonderlich nahe. Es gab kaum einen Tag, an dem wir nicht aneinander gerieten, und sei es nur wegen etwas Banalem wie die aktuelle Kleidung, die ich trug. In einem Urlaub würde mein Vater mit uns, seinen zwei Frauen, wahrscheinlich nur wahnsinnig werden. Und ich wahrscheinlich auch.
„Es tut mir leid“, wiederholte er und schob mich ein Stück von sich. „Und ich weiß, dass ich dazu jetzt wahrlich kein Recht habe so etwas von dir zu verlangen, aber kannst du mir einen Gefallen tun?“ Bei diesen Worten wurde ich vorsichtig. Es kam zwar nicht oft vor, dass mein Vater mich um etwas bat, doch wenn es einmal dazu kam, war es meist etwas, das mir ganz und gar nicht gefiel. Und ich ahnte auch schon, was jetzt kommen würde.
„Kümmere dich bitte ein wenig um seinen Sohn...“ Ich stöhnte auf. „Oh, Dad, nein! Alles nur das nicht!“ Er runzelte die Stirn und musterte mich kritisch. „Dabei ist doch nichts Schlimmes, Catherine. Er ist in etwa in deinem Alter, ihr werdet sicher ein paar gemeinsame Interessen haben. Führ ihn etwas herum, zeig ihm die Stadt, unternimm etwas mit ihm! Ich bin sicher, ihr werdet euch blendend verstehen. Und wer weiß, vielleicht ist er der Mann deiner Träume?“, schelmisch zwinkerte er mir zu und ich sprang entsetzt zurück. „Dad! Das ist doch jetzt nicht dein ernst, oder? Nur weil du mit meinen bisherigen Freunde nicht zurecht gekommen bist, musst du nicht jedes mal einen Verkupplungsversuch starten, wenn der Sohn eines Geschäftspartners von dir hier antanzt. Die letzten zwei Male haben mir gereicht - vor allem nach Pickelfratze-Joe!“ Rügend hob er einen Zeigefinger, doch ein Lächeln konnte er sich nicht vollständig aus dem Gesicht wischen. „Na, na, na, jetzt sei mal nicht so. Er war doch wahrlich ein intelligenter, gut aussehender Junge, der nur äußerlich ein paar pubertäre Merkmale an sich hatte...“ „Gib einfach zu, dass du ihn nur so super toll fandest, weil du dir bei ihm sicher sein konntest, dass er nicht solche Dinge im Kopf hatte, wie andere Kerle in meinem Alter“, bei dieser Vorstellung musste ich nun auch grinsen, wurde allerdings sofort wieder ernst als ich auf seine Bitte zurückkam. „Dad, das versaut mir meine ganzen Ferien. Wie soll ich etwas mit Miriam unternehmen, wenn ich wahrscheinlich einen Fettleib-Stinke-Hans-Peter-oder-wie-auch-immer-der-heißt, an der Backe habe? Sicherlich ist er noch abschreckender als die anderen in den letzten Jahren. Wie soll ich ihn da irgendwohin mitnehmen, ohne mich in Grund und Boden zu schämen?“ An der Falte, die sich zwischen den zwei buschigen Augenbrauen meines Vaters bildeten, merkte ich, dass er auf einmal verärgert war. „Nun mach aber mal halblang, Catherine!“ In seiner Stimme lag ein harter Unterton. Er wandte mir den Rücken zu und setzte sich mit verschränkten Armen zurück auf seinen Stuhl. „Du solltest dir abgewöhnen so oberflächlich zu sein. So haben wir dich nicht erzogen.“ „Toll, danke Dad“, fauchte ich nun auch zornig. „Du musst dir ja nicht die Ferien mal wieder vermiesen lassen und überhaupt...“ Er unterbrach mich wirsch. „Ganz genau. Und warum? Weil ich keine Ferien, geschweige denn Urlaub habe! Ich verdiene das Geld, wovon du täglich lebst, wovon du dir jährlich Tonnen an Klamotten kaufst. Meinst du das alles fällt einfach so vom Himmel?“ „Ich habe dich nie darum gebeten, so viel zu arbeiten, dass dein Konto nur so von Geld stinkt, Dad! Alles was ich jemals wollte, war ein klein wenig Familienleben. Doch das machst du mir ja jedes Mal kaputt! Immer und immer wieder kommt irgendetwas dazwischen und ich muss es hinnehmen ohne zu meckern, weil ich ja sonst doch nur die verwöhnte, verzogene Tochter bin. Das ist nicht fair. Das ist einfach nicht fair!“ Während ich mir das von der Seele redete, schrie ich schon fast.
„Jetzt fahr dich ein wenig runter, Catherine“, befahl mein Vater, doch ich ignorierte ihn.
„Und weißt du was?“, fuhr ich genau so laut fort „Es ist mir egal! Ja, egal! Ich habe beschlossen es einfach zu akzeptieren, dass meinem Vater nichts wichtiger ist als sein Geschäft. Und von meiner Mutter wollen wir erst gar nicht reden. Solange sie mit einer goldenen Kreditkarte die Geschäfte plündern kann ist sie sowieso glücklich. Ich bin ihr doch schnurz-piep-egal!“, wütend und wie ein trotziges Kind stampfte ich mit dem Fuß auf den Boden. „Stell doch für die paar Monate einen Babysitter ein, der sich um den Fettleib-Stinke-Hans-Peter-Schnösel kümmert. Ich mache das auf jeden Fall nicht! Komme was wolle!“ Mit diesen Worten drehte ich mich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer. Mein Vater schrie mir noch etwas hinterher, doch ich ignorierte ihn.
Doch keine zehn Minuten, nachdem ich mich mit knallender Tür in mein eigenes Zimmer verzogen hatte, überkam mich das schlechte Gewissen. Eigentlich hatte ich wirklich kein Recht, meinen Vater dermaßen anzugehen. Er wollte wirklich nur das Beste für seine Familie. Dass ihm sein Geschäft hin und wieder einen Strich durch die Rechnung machte, wenn mal wieder ein Familienausflug oder -urlaub bevorstand, konnte er im Prinzip nichts. Er konnte schließlich nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil sich seine pubertierende Tochter in den Kopf gesetzt hatte, endlich mal das Land, beziehungsweiße den Kontinent zu verlassen.
Er tat so vieles für mich. Ich konnte zwar nicht von ihm behaupten, dass er immer voll und ganz für mich da gewesen war. Doch wenn es darauf angekommen ist, sei es ein gebrochenes Bein oder der erste schlimme Liebeskummer, war er bisher stets zur Stelle gewesen. Im Gegensatz zu meiner Mutter. Ich fragte mich, ob sie bisher überhaupt etwas von meinem bisherigen Leben mitbekommen hatte.
Seufzend erhob ich mich von meinem Bett und suchte zum zweiten Mal heute das Büro meines Vater auf, um mich zu entschuldigen. Dort angekommen, saß er noch so da, wie ich ihn zurückgelassen hatte und schien mich zu erwarten. Wahrscheinlich war er meine Ausbrüche schon zu sehr gewohnt, als über meine stets darauffolgende Entschuldigung überrascht zu sein.







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