Anima

Autor: Bubbles
veröffentlicht am: 20.03.2010




Der restliche Tag verlief ruhig. Ich ging Force aus dem Weg und bemühte mich in meinem Zimmer zu bleiben, nachdem er klar gemacht hatte dass eine Flucht zu nichts führen würde.
Doch ich war derzeit sowieso mit etwas vollkommendem anderem beschäftigt. Die ganze Zeit über versuchte ich Wege zu finden, mich aus dem kommenden Gespräch heraus zu winden. Ich wusste jedoch nicht wie ich es verhindern könnte. Auf keinen Fall wollte ich Force etwas über mein Leben erzählen. Ich war ein verschlossener Typ, der auch sehr lange braucht um jemanden zu vertrauen. Es gab Dinge, an die wollte ich mich nicht erinnern, geschweige den jemanden erzählen.
Force hatte mir eines von seinen Shirts gegeben um damit zu schlafen. Ich zog es an und verkroch mich in mein Bett. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen.

Mittlerweile war es schon Mittag. Gegessen hatte ich schon (Steak…was sonst?) und von Force war noch immer keine Spur. Was mir ja eigentlich gefallen müsste, doch nachdem er heute in der Früh gegangen war hatte er sorgfältig alle Fenster und Türen verriegelt. Mit dem Satz: 'Es ist nur zu deinem besten und versuch gar nicht erst ab zuhauen!' war er gegangen.Ich kam mir vor wie eine Gefangene. Warum musste er auch noch die Fenster schließen? Er wusste wahrscheinlich das ich die erste Gelegenheit genutzt hätte, um von hier fort zu kommen. Bedrückt ließ ich mich auf die Couch fallen.

Es war bestimmt schon eine Stunde vergangen, als mich plötzlich ein Gefühl der Unruhe überkam. Je länger ich wartete desto stärker wurde das Gefühl. Schließlich schrie irgendwas in mir Gefahr! Ich sprang von der Couch auf, und eilte in die Küche. Indem Moment hörte ich draußen Schritte. Mir schien als würde mein Fluchtinstinkt von mir Besitz ergreifen. Das war noch nie geschehen. Es war, als würde mich jede Zelle in meinen Körper warnen.
Die Tür ging auf und ich schnappte mir aus einer Lade ein Messer.
Ich drängte mich wie ein geängstigtes Reh in eine Ecke des Raumes. Das Messer hatte ich locker in meiner Hand, die schlaff herunter hing.
Die Schritte kamen näher. Meine ganze Haut krippelte unangenehm. Dann kam ein Mann herein, er wirkte gelassen. Es war Force. Er blieb mitten im Raum stehen und betrachtete mich eingehend. Ich hätte erleichtert sein müssen, aber das Gefühl verschwand nicht, es wurde stärker. Er sah nicht bedrohlich aus, doch die Stimme wurde immer lauter. Gefahr! Gefahr! Meine Herz klopfte rasend schnell in meiner Brust und es fühlte sich so an, als müsste es jeden Moment heraus springen. Force machte einen Schritt auf mich zu, doch ich schreckte so zusammen, dass er stehen blieb. Sein Gesichtsausdruck war verwirrt, doch dann schien etwas bei ihm Klick zu machen, und nun betrachtete er mich eher ungläubig und forschend. 'Das ist interessant.' Seine Stimme war ruhig. Er trat noch einen Schritt auf mich zu und instinktiv hob ich das Messer. 'Anima, ich bin es nur.' Ja, ich wusste wer vor mir stand, aber dieses Gefühl hatte ich noch nie. Es schien als würde Force von etwas bedrohlichen umgeben sein, doch er war gelassen und seine Haltung zeigte nicht den Deut einer Gefahr. So plötzlich dieses Gefühl auftauchte, so schnell war es auch wieder verschwunden. Ich verhielt mich wie eine vollkommene Idiotin. Mulmig stieß ich mich von der Wand im Rücken ab und legte das Messer zurück. ''tschuldigung' murmelte ich leise. Force schien meine Reaktionen für selbstverständlich zu halten und lächelte mich an: 'Macht doch nichts.'


Ich ging an ihm vorbei, als wäre nichts gewesen. Wurde ich jetzt schon komplett irre? Ich versuchte meinen Panikzustand von vorhin zu vergessen und trat zur Couch. 'Anima?' Force war mir nach gekommen. 'Ich heiße nicht Anima, schon vergessen?' sagte ich mit belustigter Stimme, so als würde mich die ganze verdammte Situation kalt lassen.
'Was war das vorhin?' Gekonnt überging Force meine Antwort.
'Was meinst du?'
'Du hast den Eindruck gemacht als hättest du Todesangst vor mir gehabt.'
'…Nein. Du hast mich nur erschreckt, ich hatte geschlafen bis du gekommen bist und…' er sah mich belustigt an. '…und da hast du mich eben aus dem Schlaf gerissen.' Gleichgültig zuckte ich die Schultern.
'Ich glaub dir kein Wort.'
'Tja, so war das aber.' Log ich. Misstrauisch beäugte er mich.
'An dem müssen wir noch arbeiten' er hatte so leise gesprochen, dass ich mir nicht sicher war, ob er mit mir redete.
'An was müssen wir noch arbeiten?'
'An deinen Reaktionen.' Jetzt war ich diejenige die ihn misstrauisch ansah.
'Was stimmt an meinen Reaktionen denn nicht?'
'Deine Reaktionen machen es mir unmöglich dir zu helfen, wenn du dich am liebsten vor mir verkriechen würdest.' Entrüstet sah ich ihn an.
'Das stimmt doch gar nicht, ich hab mich doch nicht vor dir verkrochen!' Er grinste noch immer.
'Wie dem auch sei, wir werden das trainieren müssen.'
'Aha, und wie gedenkst du das zu tun?' Sarkasmus schwang in meiner Stimme mit. 'Glaubst du, du kannst solche Reaktionen einfach hervor zaubern?' Einen Moment dachte er nach dann war seine Stimme ernst.
'Ja, ich glaub ich weiß wie ich das machen kann.' Ich schwieg bis er fort fuhr. 'Wenn ich weiß wovor du solche Panik hast, dann könnten wir die Angst bezwingen. Denn später werden uns solche Situationen öfters begegnen.' Wir schwiegen beide. Solche Situationen?, wiederholte ich mir.
'Ich verstehe das nicht' sagte ich wahrheitsgemäß. 'Was meinst du mit 'solche Situationen werden uns öfters begegnen'?' Er schien seine Antwort sich genau zu überlegen.'Es wird öfters vorkommen, dass du Angst vor mir haben wirst. Jetzt ist das noch nicht schlimm, aber wenn wir nichts dagegen tun dann könnte es später problematisch werden…''Warum sollte ich Angst vor dir haben?' folgerte ich.
'Sag du's mir.' Sein Lächeln war wieder zurück gekehrt.
Da gab es viele Gründe: Vielleicht hatte er doch was mit dem Tod meiner Mutter zu tun, obwohl er das schon oft abgestritten hatte, geisterte mir dieser Gedanke öfters im Kopf herum.
Dann war da auch noch die Tatsache das er stärker und schneller war als ich, folge dessen hätte ich keine Chance bei einem Kampf gegen ihn.
Doch das schlimmste war: Er wusste so viel über mich. Das machte mir Angst. Er wusste wie er mich provozieren konnte, wie er mich in Rage bringen konnte. Er kannte einen Namen, den nur meine Mum gekannt hatte. Und das hatte er alles in so kurzer Zeit heraus gefunden.Doch das würde ich ihn nicht wissen lassen, niemals hätte ich ihm das alles erzählt!
Seine Augen funkelten belustigt, als er meine stille Zerrissenheit folgte. Er wusste zwar nicht was ich dachte, doch Force wusste bestimmt das es einige Gründe für meine Angst gab. Was mir aber nicht erklärte, warum ich vorhin so eine Panik vor ihm gehabt hatte. Ich hatte den Zwang verspürt einfach vor ihm zu flüchten…das war doch nicht normal! Force unterbrach meine Gedanken.
'Es kann zwar sein das es einige Gründe für deine Angst gibt, doch einen kenne ich selbst.'Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Was wusste er? Wusste er das ich deshalb vor ihm Angst hatte, weil er der einzige Mensch war, der mich durchschauen konnte? Er lächelte mich sanft an.
'Keine Panik, ich kenne dein Geheimnis nicht.' Ich ließ mir zwar nichts anmerken, aber innerlich atmete ich erleichtert aus.
'Darf ich etwas versuchen, den ich glaube ich weiß wie ich deine Panik auslösen kann.' Misstrauisch folgte ich jede seiner Bewegungen. Er trat ein paar Schritte auf mich zu und blieb neben mir stehen.
'Wenn du weißt wie man das auslöst, warum machst du es dann überhaupt? Dann könnten wir uns das alles ersparen.'
'Ganz einfach: Es lässt sich nicht vermeiden. Du musst lernen damit klar zukommen. Fangen wir an?'
Noch bevor ich jede Chance gehabt hätte, eine Antwort zu geben, überrollte mich ein Fluchtinstinkt. Ich sprang zur Seite. Force hatte sich nicht bewegt, er hatte mich noch nicht einmal berührt. Er blieb stehen wo er war, während ich immer weiter vor ihm zurück wich. Wieder war es mir, als würde ihn etwas unmenschliches, unglaubwürdiges umhüllen, worauf mit fetten Buchstaben die Wörter Gefahr und Bedrohung standen. Und plötzlich war es wieder weg. Der Panik artige Zustand fiel von mir ab, als wäre er nie da gewesen. Erst jetzt registrierte ich wie weit ich vor ihm zurück gewichen war. Mein Atem ging noch immer viel zu schnell, doch alles andere hatte sich wieder normalisiert.
'Das war nur ein Test um sicher zu gehen, ob es wirklich an dem lag, woran ich gedacht hatte.'
'Wie hast du das gemacht?? Was hast du mit mir getan??'meine Stimme war höher als gewöhnlich.
'Für mich war das leicht. Außerdem kann das nicht nur ich, sondern auch andere Personen, deshalb musst du unbedingt lernen, deine Angst zu kontrollieren.'
'Was hast du getan?' Das konnte doch nicht wahr sein.
'Das ist nicht so einfach zu erklären.' Mehr fällt ihm nicht dazu ein? Er konnte quasi per Knopfdruck einen wandelnden Panikzustand aus mir machen, und als Erklärung fällt ihm nichts besseres ein? Oh Gott! Wie soll das weiter gehen? Ich rannte an ihm vorbei in mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Ich kam mir jetzt zwar vor wie ein kleines Kind, aber es war einfach zu viel! Ich schmiss mich ins Bett und vergrub mein Gesicht im Polster. Da klopfte es auch schon an der Tür und ohne auf Rückmeldung zu warten ging sie auch schon auf.
'Anima?' Ich war noch beim überlegen ob ich ihm Antworten sollte oder nicht, da spürte ich schon wie die Matratze unter mir nach gab, als Force sich zu mir setzte. 'Ich weiß es muss schwer für dich sein, aber du kannst nicht immer davon laufen.' Seine Stimme war ruhig und beschützend.
'Lass mich doch einfach.' Nuschelte ich ins Kissen. Plötzlich fühlte ich eine warme Hand am Rücken, die behutsam auf und ab strich. Sofort versteifte ich mich.
'Entspann dich mal, Anima. Ruh dich ein wenig aus und lass dich gehen. Dann wird alles wieder viel einfacher sein.'
Tatsächlich entspannte ich mich auch. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass jemand da war, der einem half. Seine Berührung war tröstend und angenehm. Indem Moment fiel jeglicher Anspannung von mir und ich genoss es einfach nur.
'Force?'
'Hm?'
'Ich versteh das nicht. Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Ich mein, warum ist meine Mutter gestorben…' ich machte eine Pause. 'und warum bin ich entführt worden?' Es machte mich traurig über das nach zudenken, aber es tat gut mit jemanden zu reden.

'Ich weiß es nicht, aber ich glaube es war Schicksal. Du bist was Besonderes, Anima, du weißt es nur noch nicht. Aber egal was passieren wird, ich hab dir versprochen ich werd dir helfen, und das werd ich auch.' Ich dachte über das Gehörte nach.
'Aber warum haben sie nur meine Mum getötet und mich nicht. Warum hat der Mann nicht versucht sie mit zu nehmen?'
'Er wusste das deine Mum ihm nicht helfen hätte können, du aber schon. Deswegen haben sie deine Mum getötet.'
'Bei was hätte ich den helfen können?'
'Das weiß ich nicht genau, ich weiß nur das sie dazu den Stein brauchten und du hättest ihnen den besorgen sollen.'
'Force, ich hab das damals nicht verstanden. Ich wusste nichts von dem Stein und weiß auch heute nichts darüber. Ich hab's dir nur nie gesagt, weil…naja…ich hatte Angst du wärest nicht besser als der Malus.' Seine Hand streichelte noch immer beruhigend über meinen Rücken.
'Ist schon gut. Wir werden das schon schaffen.'
'Nein, gar nichts ist gut…' hauchte ich schläfrig.
Er zog mir die Decke über, blieb aber trotzdem noch bei mir und streichelte mir tröstend über den Rücken.
Eine lange Zeit sagten wir nichts, doch dann kam mir ein anderer Gedanke, den ich noch unbedingt los werden wollte, bevor ich einschlief.
'Wie soll ich meine…Panik in den Griff bekommen, Force?' flüsterte ich schlaftrunken. Er wusste sofort von was ich rede.
'Wir werden das trainieren. Dann wirst du es schaffen. Wovor hast du denn plötzlich so viel Angst bekommen, Anima?' Ich war schon ziemlich eingeschlafen, als ich im Halbschlaf nuschelte:
'..Weiß nicht so genau,…es war als wäre da was…hm… Unwirkliches gewesen, vor dem mich jemand warnt und sagt ich müsse weg laufen, oder so..'
Und dann hieß mich der Schlaf willkommen.







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz