Moonlight Shadow - Bei Vollmond bist du tot Teil 12

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 24.03.2008




„Weine nicht, kleine Gwen. Noch ist es nicht zu spät etwas zu ändern.“ Vernahm sie plötzlich eine Stimme neben sich. Als sie verwirrt aufblickte sah sie ein kleines zartes Wesen vor sich sitzen. Etwas so überirdisch schönes hatte sie noch niemals zuvor in ihrem Leben gesehen.Das kleine Wesen, welches da vor ihr stand war vielleicht 50 cm groß, wenn überhaupt und war sehr zart und feingliedrig. Dafür hatte es große Schwanenflügel, was eigentlich kaum zu dieser zierlichen Person passte, sie aber umso schöner wirken ließ. Große violette Augen blickten Gwen aus einem schmalen Gesicht mit feinen Zügen an, welches von einer langen schwarzen Haarmähne umrahmt wurde.
Erstaunt sah Gwen auf dieses Wesen und fragte mit kaum hörbarer Stimme: „W-Wer bist du?“
„Ich bin ein Geist!“ erwiderte das Persönchen stolz. „Ich bin der Geist dieses Hauses!“„Ein Geist?!“ ungläubig starrte Gwen dieses schöne Wesen nun an. Sie glaubt so ganz und gar nicht an Geister oder Gespenster, aber dieses kleine Etwas stand wirklich und leibhaftig vor ihr und es sprach sogar mit ihr. Das konnte doch schon keine Halluzination mehr sein.„Ja, ich bin die Seele dieses Hauses und ich heiße Valeria.“ Antwortete das kleine Flügelwesen mit stolzgeschwellter Brust.
„Valeria?“ fragte Gwen noch einmal nach. Sie konnte sich vage daran erinnern diesen Namen schon einmal gehört zu haben. ‚Ach ja genau, Ians Tante, der die Augäpfel rausgesprungen waren hieß doch so, oder nicht?’ glaubte Gwen sich erinnern zu können.
„Ja, genau. Ian hat mich nach seiner Tante benannt, als er das erste Mal mit mir sprach. Vorher hatte ich keinen Namen und hieß einfach nur Hausgeist.“ Teilte Valeria ihr nun mit.„Aber woher weißt du was ich gerade gedacht habe?“ irritiert blickte Gwen die zierliche Gestalt an.
„Ich kann Gedanken lesen, Gwen, genau wie du. Und ich muss das sogar können, ansonsten wäre ich kein Hausgeist. Dieses Haus lebt durch mich und durch die Menschen, die in ihm leben.“ erklärte sie nun der staunenden Gwen.
„Aber wieso hat denn ein Haus eine Seele?“
„Jedes Haus hat eine Seele. Die Menschen bemerken das alles nur nicht, weil sie nicht dafür bestimmt sind, die Seele des Hauses, in dem sie leben, zu sehen.“
„Und warum kann ich dich dann sehen und sogar mit dir reden?“ fragte Gwen verblüfft weiter.
„Weil ich dazu da bin, um dir zu helfen. Dieses Haus ist ein magisches Haus. Es zeigt den Menschen ihre wahre Bestimmung und ich soll sie zu dieser führen, zu ihrer
Selbsterkenntnis.“
„Aha. Und wie willst du mir helfen?“
„Das kann ich nicht, du musst dir selbst helfen.“
„Aber hast du nicht gerade gesagt, dass du dazu da bist, um mir zu helfen?“ irgendwie kam Gwen die ganze Angelegenheit sehr verworren vor.v„Es ist gar nicht so kompliziert, wie du denkst. Ich soll dir helfen auf den richtigen Weg deiner Selbsterkenntnis zu kommen und dann kannst du dir selber weiter helfen. Du musst erkennen, wer bzw. was du bist und dann kommt alles schon von ganz alleine.“

„Und was bin ich? Ein Mensch, oder etwa nicht?“ zweifelnd sah Gwen zu Valeria hinab.„Natürlich bist du ein Mensch, aber eben ein ganz besonderer Mensch, weil du im Gegensatz zu anderen deiner Art ganz spezielle Fähigkeiten hast.“
„Also wie das Gedankenlese, zum Beispiel, oder?“
„Ja, genau, wie das Gedankenlesen.“
„Aha.“
„Aber du hast noch ganz andere Fähigkeiten, aber die musst du erst noch entdecken und um das zu können, musst du dir eingestehen, dass du eine Zauberin bist, eine ziemlich gute noch dazu.“
„Ja, aber wieso gerade ich?“
„Was wieso gerade du?“
„Naja, wieso bin denn gerade ich eine Zauberin?“ fragte Gwen neugierig.
„Nun, das weiß ich auch nicht so genau, aber es ist wohl so das alle paar hundert Jahre ein ganz besonderer Mensch geboren wird, der von den Göttern der alten Welt diese Fähigkeiten bekommt um anderen Menschen zu helfen, um sie von schlimmen Flüchen zu befreien, zum Beispiel.“
„Bin ich deswegen hier? Um jemanden von einem Fluch zu befreien?“
„Ja und nein.“
„Wieso sprichst du nur immer in Rätseln?“ seufzte Gwen.
„Weil ich keine hundertprozentig klaren Antworten geben darf. Du musst die Antworten auf deine Fragen selbst finden.“
„Und wie soll ich das machen?“
„Ganz tief in deinem Herzen weißt du sie bereits. Suche weiter in deinem Gedächtnis und du wirst die Vergangenheit und damit deine Zukunft finden.“
„Hä?“ Man konnte förmlich das riesige Fragezeichen über Gwens Kopf schweben sehen.„Naja, wie gesagt, ich darf dir in manchen Dingen keine eindeutigen Antworten geben.“„Aha, na dann. Aber eine Frage habe ich noch.“
„Ja?“
„Von welchen alten Göttern hast du vorhin gesprochen?“
„Doch nicht von alten Göttern!“ stöhnte Valeria auf. „Ich sprach von den Göttern der alten Welt!“
„Naja, dann eben die. Was hat es denn nun mit denen auf sich?“
„Na du als Irin müsstest das doch eigentlich viel besser wissen, als ich.“
„Ja aber ich weiß doch erst seit wenigen Tagen, dass ich überhaupt irischer Abstammung bin!“
„Also, ich weiß das auch nicht so genau, aber das hat wohl was mit der ‚heidnischen’ Götterwelt der Kelten und Germanen zu tun. Die wurden wohl sehr verehrt und weil du eben Irin bist, zumindest zum Teil, haben sie dich ausgewählt. Frag mich jetzt aber bloß nicht, nach welchen Auswahlkriterien die da vorgehen!“
„Okay. So ganz leuchtet mir das immer noch nicht ein, aber naja...“
„Das wird schon noch alles...“ meinte Valeria mitfühlend. Sie wusste genau, wie Gwen sich jetzt fühlen musste. Sie hatte so eine Zeit auch durchgemacht, aber davon durfte sie nicht sprechen.
„Du hast gut reden!“ fauchte Gwen aufgebracht. Erschrocken sah sie Valeria an. „Oh, das tut mir leid, ich wollte dich nicht so anschreien, ich bin nur so schrecklich durcheinander.“„Aber das macht doch nichts.“ Beruhigte sie die kleine Flügelgestalt. „Hast du jetzt noch irgendwelche dringenden Fragen?“
„Nein, nicht wirklich, wieso? Musst du jetzt weiter, oder wie?“
„Naja, Ian ruft mich gerade und ihm gehört nun mal das Haus. Außerdem stehe ich tief in seiner Schuld, aber das tut nichts zur Sache.“
„Aha. Na dann, tschüss, oder?“ fragend blickte Gwen das Geschöpf an.
„Ja, wenn du in Schwierigkeiten stecken solltest, dann werde ich dich finden, bzw. Ian.“Und damit verschwand Valeria so plötzlich, wie sie erschienen war und mit ihr ging auch die Stimme in Gwens Kopf wieder. Verwirrt blickte sie sich um.
‚Wie konnte dieses kleine Geschöpf denn nur so schnell wieder verschwinden?’
Gwen tat allerdings genau das, was Valeria gewollt hatte. Sie nahm sich die Worte des kleinen Hausgeistes sehr zu Herzen und würde nun versuchen in ihrem Inneren nach ihrer wahren Identität zu suchen, auch wenn sie noch keine Ahnung hatte, wie sie das anstellen sollte.
Valeria war inzwischen bei Ian angekommen. „Ja, Ian, du hast mich gerufen?“
Ian, noch ganz in Gedanken versunken, schreckte so plötzlich aus diesen auf, dass er fast über den Teppichrand gestolpert wäre.
„Himmel, Valeria, erschreck mich doch nicht immer so zu Tode!“ murrte er.
Der kleine Hausgeist kugelte sich vor lachen durch die Luft und wirbelte verspielt um Ina herum. „Aber du hast mich doch schließlich gerufen.“ zwitscherte sie.
„Ja, habe ich. Ich suche Gwen.“
„Ja, ich weiß. Und, ja, ich habe sie gesehen. Ich habe gerade eben noch mit ihr gesprochen.“„Und warum hast du sie dann nicht gleich mitgebracht? Wenn du doch sowieso schon bei ihr warst?“ fragte Ian.
„Sie darf doch nichts von meiner Zauberkraft wissen, du Dummerchen. Und vergiss bitte nicht, du darfst das eigentlich auch nicht. Dass du es weißt, hat mich damals in verdammt große Schwierigkeiten gebracht.“
„Aus denen ich dich wieder rausgeholt habe. Sag mal, darfst du jetzt seit neustem fluchen?“„Äh, nein. Wieso?“
„Na weil du es gerade getan hast.“
„Huch!“ erschrocken schlug sich Valeria die Hand vor den Mund. Hausgeistern war es verboten zu fluchen, genauso, wie es ihnen verboten war über ihre Zauberkräfte zu reden. Ian hatte sie es damals erzählt, als sie ihn hatte trösten wollen. Und dann hatte sie ziemlich großen Ärger mit ihrem Meister bekommen. Dieser wollte sie schon rausschmeißen, doch Ian hatte ein gutes Wort für sie eingelegt und die ganze Schuld auf sich genommen. Aus diesem Grunde stand sie nun tief in seiner Schuld.
„Hallo? Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?!“ vernahm sie plötzlich eine wütende Stimme neben sich. Verwirrt blickte sie auf. „Wie bitte?“ und schaute direkt in Ians ungeduldig blickendes Gesicht.
„Ich glaub’s ja wohl nicht! Ich red mir hier einen Wolf und du bist mit deinen Gedanken meilenweit entfernt!“ empörte sich Ian nun lautstark.
„Entschuldige bitte...“ murmelte Valeria leise mit gesenktem Kopf.
„Hey, was hast du denn?“ fragte Ian sie auf einmal wieder mit ganz sanfter Stimme leise.„Ich- naja, ich hab nur Angst, dass ich wieder großen Ärger bekomme... Du weißt doch noch, wie es das letzte Mal ausgegangen ist?“
„Ja, ich weiß.“ Nur zu gut konnte Ian sich noch an diesen Vorfall erinnern. Die kleine Elfe hatte eine ganz schön gewaltige Standpauke bekommen, dabei war es doch zu einem großen Teil seine schuld gewesen. Immerhin hatte er sie solange genervt, bis sie ihm endlich davon erzählt hatte. Das hatte er schließlich auch ihrem Meister berichtet. Dieser war von der Tatsache dass Ian nun bescheid wusste, ganz und gar nicht angetan, konnt im Nachhinein aber auch nichts mehr daran ändern. Schlussendlich sah er sogar ein, dass es besser war, wenn Valeria bei Ian blieb, wer weiß, was sonst noch alles schlimmes passiert war. Seit dieser Zeit war er so etwas wie ihr Schutzengel geworden und sie war seiner. Man konnte quasi sagen, dass sie sich gegenseitig schützten.
„Also, was wolltest du mir nun eigentlich sagen?“
Nun war es Ian, der aus seinen Gedanken hinaufschreckte.
„Oh, entschuldige, nun hab ich dir wohl nicht zugehört. Was hast du mich gleich noch mal gefragt?“ um Verzeihung bittend sah er sie mit seinem schlimmsten Hundeblick an.Valeria lachte laut los. „Wenn du einen so ansiehst, kann man dir gar nicht böse sein!“„Das ist ja auch Sinn und Zweck der Sache.“ schmunzelte Ian ihr entgegen.
„Mensch Ian, du bist wirklich schlimm!“ laut kichernd schwirrte Valeria um ihn herum und klimperte dabei auffällig mit ihren Wimpern.
„Oh Gott, hör bloß auf damit!“ keuchte Ian auf, der sich vor Lachen schon kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Vergnügt alberten die Beiden noch eine Weile herum, bis Ian plötzlich wieder einfiel, weshalb er Valeria eigentlich gerufen hatte.
„Du Valeria, was ich dich eigentlich fragen wollte: Weißt du, wo Gwen ist?“
„Ja, ich komme ja schließlich von ihr.“ Antworte der kleine quirlige Hausgeist ihm.
„Ach stimmt ja, hattest du ja erwähnt.“ erinnerte Ian sich wieder.
„Jaja, Gedächtnisschwund, nicht?“ neckte sie ihn, denn sie wusste, dass er das nicht leiden konnte.
„Hey, immerhin bin ich schon über zwei Jahrhunderte alt, da darf man schon mal so einiges vergessen, nicht?“ protestierte er laut gegen ihren Vorwurf an.
„Na gut, du hast mich überzeugt!“ lachte die Elfe auf. „Gwen ist ein paar Stockwerke über dir und auf dem Weg zu ihrer Selbsterkenntnis.“
„Wie aufschlussreich!“ stöhnte Ian gequält auf. „Dass du einem aber auch nie eine präzise Antwort geben kannst!“
„Du weißt doch, dass ich das nicht darf.“
„Jaja, also ein paar Stockwerke über mir, ja? Das sind verdammt viele. Weißt du eigentlich wie lange das dauern würde, diese alle abzusuchen?!“
„Ziemlich lange, oder?“
„Du hast es erfasst! Kannst du mir nicht wenigstens noch einen winzig kleinen Hinweis geben?“ bettelte Ian sie an.
„Naja, ich denke mal einen kleinen schon. Also sie befindet sich in der Nähe des Ortes, an dem du mir das erste Mal begegnet bist.“
„Du meinst, bei der.. ach, da!“ plötzliches Verstehen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und schon wollte er losstürmen, als er sich noch einmal umdrehte. „Danke Valeria!“ und schon stürmte er davon.
Kopfschüttelnd sah Valeria ihm nach. ‚Na schau mal einer an, unseren Ian hat es wohl mächtig erwischt! Wenn das mal gut ausgeht!’ dachte sie noch und schon war sie wieder verschwunden.

Ian indes raste wie von Furien gehetzt durch die Gänge und suchte Gwen. Die gute Valeria hatte ihm zwar gesagt, wo in etwa sie sich befinden sollte, aber es war immerhin ein ziemlich großes Haus, in dem er da lebte und da war es schon mal leicht sich zu verlaufen. Schlimmer noch, man konnte auch einfach durch eine der alten Falltüren mehrere Stockwerke nach unten fallen und schließlich im Keller laden, umgeben von Spinnenweben und dem Staub längst vergangener Zeiten.
‚Also wirklich Valeria, sehr hilfreich war dein Hinweis ja nun auch wieder nicht!’ schnaufte Ian wütend. Seit fast 10 Minuten suchte er diesen verfluchten Gang nach der verschwundenen Gwen ab, doch diese blieb nach wie vor – verschwunden!
„Verflucht noch eins! Ich wird hier noch bekloppt, wenn ich sie nicht bald finde!“ schrie er wutentbrannt und trat aus lauter Frust gegen die nächstbeste Wand, nur wollte diese nicht nachgeben und erwies sich als schmerzhaftes Hindernis für seinen Zeh.
„Scheiße, verdammte!“ fluchte er laut.
„Also wirklich, das ist aber nicht die feine englische Art!“ hörte er plötzlich eine belustigte Stimmer hinter sich spotten.
„Na sind wir denn hier in England?!“ fragte er aufgebracht.
„Nein, aber ich meine ja nur. Übrigens, mein Zeh hat vorhin auch schmerzhafte Bekanntschaft mit dieser Wand gemacht, nur falls dich das in irgendeiner Weise beruhigen sollte.“ Kam die spöttische Bemerkung zurück.
„Nein, tut es absolut nicht, die Tatsache, dass es dir gut geht aber schon viel mehr!“ schrie Ian freudig, als er erkannte, dass er da tatsächlich auf Gwen gestoßen war.
Freudig riss er sie in seine Arme und wirbelte sie durch die Luft, dass ihr schon ganz schwindelig wurde.
„Na da freut sich aber einer mächtig mich zu sehen!“ lächelte sie ihn an.
„Was denkst du denn, natürlich!“ erwiderte Ian strahlend. ‚Okay, Ian, knips dein Gehirn mal wieder an. Merkst du eigentlich noch, dass du hier gerade ganz großen Mist von dir gibst?!’‚Na huch!’ dachte sich Gwen. ‚Der freut sich ja wirklich mich zu sehen, und das nachdem ich ihn schon wieder so angeschrien habe.’ Irgendwie war ihr Ians Verhalten noch immer ein Rätsel, ihm selber allerdings auch...
„So und nun sag mir doch mal, wer genau eigentlich Valeria ist!“ forderte sie ihn neugierig auf, schließlich erinnerte sie sich genau daran, dass die kleine Elfe gesagt hatte, sie müsse gehen, weil Ian sie gerufen habe. Dieser schaute sie nun nachdenklich an.
„Hm...“ machte er dann. „Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf. Es gibt so viele Dinge, die ich dir nicht sagen darf, oder nicht sagen kann. Das liegt jetzt nicht daran, dass du noch so jung bist, nein, ich glaube du würdest es trotzdem verstehen, aber es gibt Sachen, über die man mir verboten hat zu sprechen und es gibt Dinge, über die ich nicht sprechen möchte, noch nicht...“
„Irgendwie redest du ständig in Rätseln!“ warf Gwen ihm vor.
„Naja, ich glaube das hat abgefärbt von Valeria!“ meinte er schmunzelnd.
„So?“ erstaunt blickte sie ihn an.
„Ja, wir leben hier schon ziemlich lange zusammen, da übernimmt man zwangsläufig einige Eigenschaften des anderen.“
„Aja, wie lange lebst du denn schon hier?“ fragte Gwen. ‚So alt sieht er doch noch gar nicht aus!’ dachte sie sich.
„Ich bin älter als du dir vorstellen kannst, sehr viel älter...“ antwortete Ian abwesend.‚Fast klingt es so, als wolle er sagen, zu alt für mich.’ Überlegte sie. Aber war das Alter bei der Liebe nicht eigentlich egal? ‚Moment mal, Gwen, denkst du etwa gerade tatsächlich über Liebe nach?’ über sich selbst erstaunt schüttelte sie den Kopf. Noch nie war sie verliebt gewesen, aber seit sie bei Ian lebte dachte sie ständig über die merkwürdigsten Sachen nach.Ob das nur an ihm, oder auch an seinem komischen Haus und den noch seltsameren Mitbewohnern lag, das vermochte sie beim besten Willen nicht zu sagen.
„Ian, hallo? Wo bist du gerade gedanklich?“ fragte sie ihn, als ihr sein Schweigen zu unheimlich wurde. ‚Warum lese ich eigentlich nicht einfach seine Gedanken?’ fragte sie sich, doch diese Frage konnte sie sich auch gleich darauf beantworten, sie wollte nicht in seiner Privatsphäre schnüffeln. ‚Wenn er bereit ist mit mir darüber zu reden, über das, was auch immer ihm so zu schaffen macht, dann wird er es schon tun. Diese Zeit sollte ich ihm einfach geben.’
„Hm?“ verwirrt blickte er Gwen an. Eben war er so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass sie ihn schon seit fünf Minuten fragte was mit ihm los sei. ‚Ian, du solltest schleunigst aufhören immer nur in der Vergangenheit zu leben!’ ermahnte er sich gedanklich, während Gwen tief seufzte.
„Ich habe dich gefragt, wo du nun schon wieder hin bist.“ Wiederholte sie geduldig ihre Frage.
„Aber ich bin doch hier?“ irritiert sah er sie an. ‚Was meinte sie denn bitte mit „..wo du schon wieder bist“?’
„Ich meine gedanklich. Du sahst so abweisend aus, als wärst du meilenweit von hier entfernt.“‚Wie recht sie damit doch hat!’ seufzte er innerlich auf.
„Wie kann man nur in so jungen Jahren schon eine derartige Menschenkenntnis haben?“
fragte er sie verblüfft. „Weißt, dass macht mich wirklich sprachlos!“
„Hm... kann schon sein, aber eigentlich ist es erstaunlich, dass ich überhaupt über Menschenkenntnis verfüge, ich meine, so wie Wilbur mich immer in meinem Zimmer eingesperrt hat...“ erwiderte sie bitter.







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