Moonlight Shadow - Bei Vollmond bist du tot Teil 21

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 22.02.2009




Tut mir leid, dass die Fortsetzung so lange gedauert hat, aber ich gelobe Besserung und werde mir künftig mehr Zeit nehmen! Eure Belladonna.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ihn seine Füße endlich vor Loreens Tür brachten. Dabei war er den gesamten Weg bestimmt fünfmal gelaufen, weil er immer wieder umgekehrt war, sich dann selbst angeherrscht hatte und doch weiter gegangen war.
Nun stand er, Robin Falkner geborener zu Hohenzollern, auf dem Korridor und überlegte fieberhaft, wie er es seiner Angebeteten beibringen sollte, dass er sich, trotz des immensen Altersunterschiedes Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Und dass er ohne sie nicht mehr leben wollte beziehungsweise konnte.
Zögernd hob er die Hand - und ließ sie auf halbem Wege wieder sinken. Vielleicht war sie ja gar nicht da?
‚Na, wenn du nicht anklopfst, wirst du es wohl nie erfahren!' verspottete ihn die kleine Stimme in seinem Kopf. Hörte sich verdächtig nach Valeria an!
Schließlich seufzte Robin tief und klopfte dreimal rasch hintereinander an ihrer Tür an.'Bitte?' ertönte Loreens gedämpfte Stimme von drinnen.
'Ich-' begann er, brach dann aber ab, räusperte sich und versuchte es noch einmal. 'Ich bin es, Robin..' Zu erst sprach er laut und deutlich, wurde dann aber mit jedem weiteren Wort immer leiser. 'Ich würde gerne...' fing er von Neuem an, das ‚mit dir reden' vergaß er aber.Bevor er sich aber abwenden und gehen konnte, schwang die Tür auf und Loreen sah ihn mit großen Augen an.
'Was willst du?' fragte sie schließlich mit einigen Sekunden Verspätung und nicht annähernd so herrisch, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte.
'Mit dir reden...' brachte Robin heraus, immerhin fast ein ganzer Satz.
'Naja, dann... komm doch rein?' Beide waren sie sich nicht ganz sicher, ob es nun eine Frage oder eine Aufforderung war, doch Loreens kleine Handbewegung erlöste sie von dieser Peinlichkeit und lud ihn in ihr gut geheiztes Gemach ein.
Etwas befangen setzten sie sich in die großen Ohrensessel vor dem Kamin und betrachteten beide aufmerksam das knisternde Feuer. Als hätte es nie etwas spannenderes gegeben!‚Himmel seid ihr verklemmt! So wird das ja in hunderttausend Jahren nichts!' glaubte Robin wieder die Stimme der kleinen Elfe in seinem Kopf zu vernehmen. Aber sie hatte wirklich recht. Er musste endlich mal einen Anfang machen, ansonsten würden sie noch bis zum Sankt Nimmerleinstag hier sitzen und schweigen.
'Loreen, ich..- nun ja, ich würde dir gern einige Dinge erklären.' fing er leicht stockend an.'Zum Beispiel warum du mich erst flachgelegt und dann aus deinem Haus geworfen hast?' schleuderte sie ihm giftig entgegen.
'Das habe ich wohl verdient...' seufzte er. 'Ja, auch das möchte ich dir sagen und... noch sehr viel mehr.'
'Na dann fang mal an!' ‚Na aber, aber, etwas netter könntest du schon zu ihm sein, immerhin hat er angefangen. Du hättest dich doch niemals getraut, ihn anzusprechen!' wies eine leise Stimme in ihrem Inneren sie zurecht.
'Loreen, es tut mir leid, dass ich so .. so garstig zu dir war. Das war nicht richtig von mir. Ich hätte mich und meine Gefühle nicht verleugnen sollen, denn die Wahrheit ist, dass ich mich schon damals, am ersten Tag Hals über Kopf in dich verliebt habe. Aber es geht eben nicht an, dass ein Lehrer ein Verhältnis mit einer seiner Schülerinnen eingeht. Ich habe versucht meine Empfindungen dir gegenüber zu unterdrücken und von Tag zu Tag fiel es mir schwerer. Aber es durfte auch aus einem ganz anderen Grund nicht sein. Loreen, ich bin verflucht.'
'Was soll das heißen, verflucht?' fragte sie verwirrt nach.
'Das ist ... eine sehr lange Geschichte...'
'Nun, so wie die Dinge stehen, werde ich sehr viel Zeit haben um deiner Erzählung zu lauschen. Fang an...' forderte sie ihn nun schon viel sanfter und versöhnlicher auf.Tief seufzend lehnte Robin sich in den bequemen Sessel zurück und begann zu erzählen, aber nicht, bevor er noch einmal kurz seine Gedanken geordnet hatte.
'Loreen. Möchtest du wissen, wann ich geboren wurde?' fragte er und sah sie gespannt an.Perplex erwiderte sie seinen Blick. 'Ist das denn so wichtig?'
'Ja. Denn darin nimmt die ganze Sache ihren Ursprung.'
'Okay. Dann sag es mir...'
'Ich wurde am 15. Oktober des Jahres 1779 geboren.'
'Wie bitte?!' erschrocken sprang Loreen auf. 'Soll das ein Scherz sein?!'
'Nein. Es ist die Wahrheit. Bitte setz dich. Ich möchte es dir alles in Ruhe erklären.'Völlig von der Rolle schnaufte Loreen ein paar Mal laut auf, dann ließ sie sich langsam wieder auf das Möbelstück zurück sinken.
'Es gibt einige Dinge über meine Familie, die ich heute erst erfahren habe. Ich bin Ians Cousin. Ich nehme mal an, Gwenaell wird dir schon von ihm berichtet haben?' fragend musterte er sie. Immer noch ihrer Worte beraubt nickte Loreen nur stoisch.
'Okay. Meine Mutter, seine Tante, wurde von der Familie verstoßen, weil sie nicht standesgemäß geheiratet hatte. Sie hatte sich für eine Hochzeit aus Liebe entschieden und wurde dafür des Königreiches verwiesen. Ian war damals noch nicht geboren. Meine Mutter und ihr Mann, ein einfacher Hofschmied, flohen. Ich wuchs auf in dem Glauben niemand besonderes zu sein. Als ich acht Jahre war bekam meine Mutter einen Brief von ihrem Bruder. Er weilte zu der Zeit, als man sie davon jagte, nicht im Schloss und erfuhr erst später davon. Er bat sie um Verzeihung und äußerte in seinem Schreiben den innigen Wunsch, sie und ihr Gemahl würden zurückkehren. Also zogen wir nach Rosian Castle. Dort begegnete ich Ian zum ersten Mal. Wir wussten beide nicht, dass wir verwandt waren und wurden die besten Freunde. Was haben wir manchmal angestellt! Sein Vater war ein wenig liberaler eingestellt als sein Großvater. Als Ian sich in die mittellose Donna verliebte verwies man ihn nicht des Hofes. Donna war die schönste Frau im ganzen Land und ich gönnte Ian sein Glück von Herzen. Eines Tages aber geschah ein schreckliches Unglück...'
'Was für eins?' unterbrach ihn Loreen, die in der Zwischenzeit ihre Sprache zurück gefunden hatte.
'Es steht mir nicht zu darüber zu reden, denn das ist Ians Geschichte. Darf ich fortfahren?' Nach einem Nicken ihrerseits setzte er seine Erzählung fort.
'Nun. Ian wurde verflucht und mit ihm seine gesamte Familie, also auch ich. Damals dachte ich noch, es hätte mich nur getroffen, weil wir so gut befreundet waren. Heute weiß ich es besser. Ian, sein Bruder William, den du schon kennen gelernt hast, und ich fristen seit dem ein ewiges Leben. Bei jedem Vollmond verwandelt sich Ian in einen Wolf und muss unschuldige Menschen töten. Zumeist Jungfrauen.'
Ein ersticktes Keuchen aus dem Sessel ihm gegenüber sorgte erneut für eine Pause in seiner Geschichte.
'Wurde Gwen deswegen entführt? Weil er sie töten wollte?'
'Zu lügen hat keinen Sinn, deswegen werde ich es dir frei heraus sagen: Ja. Gwen sollte sein nächstes Opfer sein, aber er hat sich gegen seinen Fluch gewährt.'
'Warum?'
'Das fragst du ihn besser selber. Wie gesagt, das ist Ians Geschichte und mir steht es nicht zu, darüber zu reden. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Seine Frau versuchte ihn aufzuhalten, als er zum ersten Mal den Befehl der Hexe vernahm. Sie hatte einen unglücklichen Zeitpunkt erwischt. Er befand sich gerade in der Verwandlung. Er riss sich von ihr los und stürmte in den Wald. In dieser Nacht brachte Kamelia seine ganze Familie um. Nur William und ich konnten überleben. William ging daraufhin fort. Er wollte Arzt und Heiler werden und ich machte mich aus dem Staub weil, und das gebe ich frei zu, ich hatte Angst vor Ian. Es dauert eine ganze Weile, bis ich merkte, dass der Fluch auch mich getroffen hatte. Nach dieser Erkenntnis ging ich zurück. Ich suchte meinen besten Freund... Ich konnte ihn nicht finden, dafür aber William. Er brachte mich her. Ian ging es zu der Zeit schlecht. Als ich nachforschte erfuhr ich, dass er im Wahn seiner Verwandlung seinen Bruder gebissen hatte und der sich nach und nach, aber nur sehr langsam, am Anfang zumindest, in einen Werwolf verwandelte. Heute geht es immer schneller. Und ich, nun ja, mein Teil des Fluches besteht darin, dass bisher jede Frau, die ich liebte und die mich liebte, starb.'
'Heißt das, dass ich auch sterben muss, weil ich dich liebe?' fragte Loreen, der nun die Tränen in den Augen standen. Nicht weil sie um ihr eigenes Leben bangte, nein, weil es ihr unvorstellbare Schmerzen zufügte, diese tiefe Trauer in Robins Blick zu lesen.
'Ich weiß es nicht. Es gibt eine Möglichkeit, den Bann zu brechen. Das ist auch der Grund, weshalb Ian Gwen nicht töten konnte. Sie ist seine Chance auf ein normales Leben. Und er liebt sie. Wenn ihre Liebe zu ihm stark genug ist, dann kann sie ihn befreien.'
'Und was ist mit dir?'
'Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich dich liebe und dass ich dich um nichts in der Welt verlieren möchte. Aber ich kann dir dieses Risiko nicht zumuten...'
'Halt den Mund!' fuhr sie ihn an. 'Rede nicht so einen Unsinn. Daran, dass ich dich liebe, kann ich nichts ändern und du genauso wenig. Ich werde dich nicht aufgeben, nur weil dieser bescheuerte Fluch auf dir lastet!' fauchte sie.
'Aber Loreen, ich...'
'Nichts ‚aber'! Ich liebe dich, Robin Falkner, oder wie auch immer du heißen magst und wenn ich deswegen sterben muss, dann ist es mir egal! Alles was ich will, ist, dass DU glücklich bist. Wenn ich dafür mein Leben opfern muss, dann tue ich es mit Freuden!' erklärte sie leidenschaftlich und schritt bei diesen Worten erregt vor dem Kamin auf und ab. Schließlich blieb sie stehen und sah ihn mit einem ängstlichen Blick an.
'Liebst du mich denn überhaupt?' fragte sie leise.
Ungläubig blickte er ihr ins Gesicht. In ihren Augen sah er, dass sie die Frage tatsächlich ernst meinte. 'Oh Loreen, wie kannst du so etwas nur fragen. Wenn es nicht so wäre, dann hätte ich dir das alles jetzt, niemals erzählt. Ich liebe dich mehr, als ich je eine Frau zuvor geliebt habe!' versicherte er ihr nicht minder leidenschaftlich. Noch ehe er es sich versah lag sie in einen Armen und küsste ihn wild. Kurz weiteten sich seine Augen vor Erstaunen, dann schloss er sie und gab sich ganz ihrer zügellosen Wildheit hin.
Loreen liefen derweil die Tränen über die Wangen. Tränen des Glücks waren es. ‚Jetzt, genau jetzt, könnte meinetwegen die Welt untergehen. Es wäre mir egal.' dachte sie.

Mit einem Lächeln verfolgte Valeria die Szene, aber es war ein nur zum Teil fröhliches Lächeln. Tief in ihrem Inneren litt sie sehr. Alle fanden ihr Glück, nur ihr blieb es verwehrt. Das Leben konnte so ungerecht sein!

'Ian?' fragte Gwen, die es sich in seinen Armen gemütlich gemacht hatte und in den Sternenhimmel hinauf sah.
'Ja, meine Liebste?' hauchte er ihr ins Ohr und knabberte verspielt an ihrem Hals.'Oh... ich hab es vergessen..' schnurrte sie und ließ mit einem wohligen Seufzen die Augen zufallen und gab sich ganz seiner Liebkosung hin.
'Mhm, du riechst gut, weißt du das?' säuselte er ihr zu, was ihr ein kleines Lachen entlockte. 'Und du hast ein wunderschönes Lachen.' führte er seine Lobpreisung fort.
'Ach Ian!' seufzte Gwen. 'Wenn es doch nur für immer so bleiben könnte! Du und ich und die Sterne über uns.' Voll von Sehnsucht äußerste sie ihren Wunsch.
'Hm, zumindest an was zu Essen solltest du noch denken. Wir können doch nicht nur von Luft und Liebe leben.'
'Man Ian! Musst du immer nur ans Essen denken? Du hast grad die ganze schöne romantische Stimmung zunichte gemacht!' knurrte Gwen gespielt zornig.
'Ach, Gwenaell meine Schöne. Das Leben ist nicht immer nur romantisch. Du hast recht, lass uns den Augenblick genießen. Die Sonne wird bald aufgehen. Den Sonnenaufgang von hier oben zu sehen ist immer wieder aufs Neue ein ganz besonderes Erlebnis.'
Sie liebte es, ihren Namen aus seinem Mund zu hören. Völlig entspannt lehnte sie sich in seine Arme zurück, legte ihren Kopf auf seine Schulter und sah zusammen mit Ian in die beginnende Dämmerung.
Langsam färbte sich der nachtschwarze Himmel im Osten in ein leichtes hellblau um dann in ein zartes rosa überzugehen und schließlich die strahlende Sonne in all ihrer Pracht über den Baumwipfeln erscheinen zu lassen.
Auch lange Zeit, nach dem die Sonne schon in all ihrer Schönheit hoch am Himmelszelt stand, wagte Gwen es nicht, ihren Blick abzuwenden. Noch nie in ihrem Leben, hatte sie eine solche Faszination für einen Sonnenaufgang empfunden. Ob das wohl an ihrer Liebe zu Ian lag, dass sie ihre Umgebung plötzlich mit anderen Augen wahrnahm?
'Woran denkst du gerade?' riss seine Stimme sie wieder aus ihren Gedanken.
'Daran, wie wunderschön das Leben jetzt auf einmal ist.' antwortete sie ihm ganz ehrlich. Und Ian wurde einmal mehr schmerzlich daran erinnert, dass er ihr bald wie Wahrheit würde sagen müssen. Bestimmt hatte Robin in der Zwischenzeit mit Loreen gesprochen und ihr dabei viel zu viel über seine Person gesagt. Loreen würde mit Sicherheit mit Gwen über alles reden wollen und er musste unter allen Umständen verhindern, dass sie seine wahre Identität über Dritte erfuhr. Dann wäre ihr Vertrauen für immer weg und er würde zum zweiten Mal in seinem Leben die Frau, die er liebt verlieren und für alle Zeiten ein Monster bleiben, denn Erlösung konnte er nur bei diesem zierlichen, störrischen Mädchen in seinen Armen finden. Sie würde seine Wunden heilen können, so wie sie auch schon sein Herz geheilt hatte. ‚Ob sie wohl ahnt, wie viel ich für sie empfinde?' fragte er sich.
'Und woran denkst du jetzt gerade?' stellte sie ihm seine Frage zurück.
'Ich habe mich gerade gefragt, ob du auch nur annähernd ahnst, wie sehr ich dich liebe.' probierte er es mit der Wahrheit und lächelte leicht, als er sah, dass sie große Augen machte.'Wie sehr?' fragte sie mit rauer Stimme.
'Oh, über die Maßen!' Tief sah er ihr in die Augen und sah dort nichts weiter, als ihre unendlich große Zuneigung zu ihm.
'Wollen wir jetzt vielleicht wieder runter gehen und etwas frühstücken?' fragte sie mit zitternder Stimme, 'weil, wenn ich noch weiter hier so sitzen bleibe, dann fange ich ganz bestimmt noch an zu weinen, vor Glück und ...' stockend brach sie ab, weil sie schon die erste Träne über ihre Wange perlen spürte.
Mit einem liebevollen Blick und sanfter Geste wischte Ian ihr diese ab und half ihr dann aufzustehen. Zuerst hatte er vor gehabt ihr mit einer galanten Handbewegung die Tür zu öffnen, doch dann überlegte er es sich plötzlich anders, hob sie hoch und trug sie den ganzen Weg vom Turm hinunter bis zum Salon, als wäre sie so leicht wie eine Feder. Und Gwen fühlte sich in seiner Umarmung so geborgen wie noch nie und ihr wurde bewusst, dass sie endlich nach Hause gekommen war.
‚Ich, hier bin ich zuhause, hier, bei Ian und nur bei ihm!'dachte sie, während ihr Blick in Tränen voller Freude und Liebe verschwamm.







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