Schatten des Mondes - Teil 19

Autor: Ai
veröffentlicht am: 20.11.2012


Mein Schädel brummte. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Kopfschmerzen. Meine Augenlieder waren schwer, aber ich wollte sie auch gar nicht öffnen. Ich war so müde. Was war nur geschehen? Es fühlte sich fast so an, als wäre ich verzaubert worden, denn nicht nur meine Lieder, sondern mein gesamter Körper fühlten sich schwer und träge an.
„Violetta?“ Jemand sagte meinen Namen, aber ich konnte die Stimme nicht zuordnen, stattdessen gab ich nur einen grummelnden Laut von mir. „Violetta!“ Jemand legte seine Hand auf meine Stirn. „Schatz, mach die Augen auf!“ Es war meine Mutter. Langsam öffnete ich die Augen so gut es ging. Verschwommen sah ich das Bild meiner Mutter vor mir. Wo war ich?
Blinzelnd sah ich sie an. „Ach Schätzchen, es ist schon Mittag, ich hab mir Sorgen gemacht“, sie seufzte erleichtert. „Du schläfst doch sonst nicht so lang.“
Moment mal? Was war denn hier los? Was war mit dem Feuer? Ich bin mit meinem Besen abgestürzt, das weiß ich noch und dann? Wieso bin ich plötzlich wieder zu Hause? War es doch nur ein Traum?
„Ja Mama, ich komme gleich“, sagte ich verschlafen und gähnte demonstrativ, worauf sie sich von meinem Bett erhob, kurz nickte und aus meine Zimmer verschwandt.
Als ich die Decke aufschlug, wurde mir klar, dass es kein Traum gewesen sein konnte. Mein halb verkohlter Besen lag neben mir. Irgendwer muss mich gerettet haben, aber wer? Meine Mutter sicher nicht, das hätte sie mir bestimmt nicht verheimlicht und selbst wenn, hätte sie mir dann niemals den Besen ins Bett gelegt. Irgendjemand hat mich gerettet, der wollte, dass ich weiß, dass das Feuer im Wald kein Traum sondern die Realität war. Aber wer? Es waren doch nur ich und diese vier Gestalten da. War es einer von ihnen? Aber wer waren sie, was haben sie in dieser Hütte gemacht und warum hat Paku ihnen eine Nachricht überbracht.
Das Klopfen an meinem Fenster lies mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Paku. Ich öffnete ihm und er hüpfte herein.
„Morgen Violetta“, sagte er mit einem komischen Unterton. Oh Oh.
„Morgen Paku.“ Lass dir bloß nichts anmerken.
„Violetta?“ Er hüpfte zu mir und setzte sich auf meinen Nachttisch.
„Ja?“ Verunsicherung schwang in meiner Stimme mit.
„Ich habe dich im Wald gesehen.“ Mist. „Was hast du dort gemacht?“
„Nichts. Was hast du dort gemacht?“
Er war von meiner Gegenfrage sichtlich überrascht, trotzdem ließ er sich nicht beirren. „Ich habe etwas für deine Mutter erledigt, aber du hast dort nichts zu suchen!“
„Was war das dort? Warum ist die Hütte explodiert? Was war das für ein Zettel an deinem Fuß?“ Die Fragen sprudelten nur so aus mir heraus. „Wer waren diese Leute?“
Verunsichert scharte er mit der Kralle auf dem Holz. „Violetta, das geht dich wirklich nichts an.“
Das ging mich nichts an? „Aber was ist mit dem Feuer? Und dem Feuer bei den Marleys? Irgendwas stimmt hier doch nicht!“ Ich wurde immer wütender. Langsam hatte ich die Nase voll davon, dass mir nie jemand etwas sagen wollte!
„Es reicht jetzt! Ich werde deiner Mutter nichts davon erzählen, aber ich will dich auch nie wieder im Wald sehen! Hast du verstanden?“ Meine Güte, Paku konnte ja richtig böse werden.
„Ja“, sagte ich kleinlaut. Doch das würde mich nicht mehr davon abhalten, endlich herauszufinden, was hier eigentlich los war. Langsam nahm die Sache größere und vor allem weitreichendere Formen an, die ich nicht mehr ignorieren konnte. Zwei Brände innerhalb kürzester Zeit und von einem hatte ich auch noch geträumt. Irgendetwas war da und ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich herausfinden musste, was. Und genau das würde ich jetzt auch tun.
Nur wo sollte ich am besten anfangen? Vielleicht bei den Marleys? Dort war der erste Brand. Dann einen Tag darauf der Brand im Wald. Gab es Spuren von diesem Brand? Ich war mir absolut sicher, dass Magie im Spiel sein musste, also war es durchaus möglich, dass von diesem Brand absolut nichts mehr zu sehen war.
„Mama, ich geh spazieren!“ rief ich meiner Mutter zu, die gerade in der Küche stand, als ich zur Tür raus huschte.
„Hast du denn keinen Hunger?“
„Nein!“
Also das Haus der Marleys. Sogar die Brandspuren an den Fenstern waren mittlerweile verschwunden, nur der Pferdestall war nicht mehr da. Die Pferde wurden derweil in einer benachbarten Scheune untergestellt. Wo sollte ich nur anfangen? Wonach sollte ich suchen?
Ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Brand kein Versehen war, aber wie sollte ich das beweisen, wenn nicht einmal mehr Beweise für den Brand selbst existierten.
Moment mal, meine Mutter hatte mir einmal etwas von einem Spruch erzählt, mit dem man vergangene Zauber zum Vorschein bringen konnte. Ich fand das damals ziemlich nutzlos, doch hier schien es perfekt zu sein. Aber wie ging dieser Spruch noch schnell?
Ich hätte ihr doch besser zuhören sollen! Es war irgendetwas mit Magia … Magia apparens? Nein. Magia egressus. Auch nicht. Irgendwo in meinem Hirn musste dieser Spruch doch sein.
„Magicae ostende te.“
Das war‘s! Ich sah mich suchend um. Laut meiner Mutter sollte es an dem Ort, an dem der Zauber ausgesprochen wurde, in einer bestimmten Farbe leuchten. Jede Art von Zauber hatte ihre eigene Farbe. Dort, wo meine Mutter den Lösch-Zauber ausgesprochen hatte, leuchtete es blau. Dort, wo der Stall einmal war, war auch ein blauer Schimmer und im Haus selbst war ein Regenbogenschimmer. Er war so stark, dass ich ihn sogar durch die Wände sehen konnte. Feuerzauber waren rot, was hatte das zu bedeuten?





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